Auf der Parkbank mit Bernhard von Ehren

"Uns konservativen, bodenständigen Gärtnern das Leben leichter machen . . ."

Baumschulen
Bernhard von Ehren leitet als geschäftsführender Gesellschafter die traditionsreiche Baumschule Lorenz von Ehren, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert. Er will von den Neuerungen anderer Branchen und der grünen Branche im Ausland lernen, denn dies könne die das Leben der häufig konservativen und bodenständigen Gärtner doch erheblich erweitern. Zudem befasst er sich intensiv mit den Folgen des Klimawandels. Foto: Anja Schellhase

Ihr Unternehmen feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Jubiläum. Was ist Ihre wichtigste unternehmerische Regel als Baumschuler?

Als Baumschulgärtner einer Baumschule deren Pflanzen im Durchschnitt um die 20 Jahre alt sind, ist es wichtig, vorausschauend zu operieren. Die Aufschulplanung ist somit ein entscheidendes Instrument, bei der Erfahrung, Weitsicht und Trends zusammenkommen und im Ergebnis miteinander verbunden werden. Darüber hinaus gilt es für mich, die Balance zu halten zwischen einem ruhigen Führungsstil und der Herausforderung, das Unternehmen immer wieder neu zu positionieren, um den immer schneller werdenden Marktschwankungen gerecht zu werden.

Welche Vision haben Sie für Ihr Unternehmen für die nächsten zehn Jahre?

Wir werden grundsätzlich bei unserem Geschäftsmodell bleiben, um jedoch den Anforderungen des Marktes zu entsprechen und auch Trends zu setzen, haben wir ein ausgeprägtes Monitoring installiert und entwickeln unter anderem auf Basis dieser Ergebnisse, unsere Bereiche und Abteilungen ständig weiter. Dabei prüfen wir, welche Alleinstellungsmerkmale und Verbesserungen wir noch implementieren können. Hierbei beziehe ich mich nicht nur auf die Produktion sondern auch auf unsere Dienstleistungen und die Beratung. Die Baumschule Lorenz von Ehren soll auch zukünftig als Marktführer wahrgenommen wird.

Sie haben sich intensiv mit dem Thema Klimawandel und Stadtbäume auseinandergesetzt. Was sind für Sie hierzu die wichtigsten Themen und Ziele?

Wir stehen erst am Anfang eines immer schneller werdenden Klimawandels und darauf müssen wir uns mit aller Kraft einstellen. Als starker Partner, in einem Netzwerk starker Partner ist es möglich, Lösungen zu finden. Doch hierfür brauchen wir Zeit; wir für die Produktion unserer Bäume und die Wissenschaft für ihre Forschungsprojekte. Es ist also immens wichtig, sofort zu handeln und auch die Politik unmittelbar und langfristig für dieses Thema zu sensibilisieren. Wir wünschen uns, dass die Baumschulwirtschaft von der Politik ernst genommen und unterstützt wird.

Ein weiteres Thema liegt für mich direkt bei der Pflanze. Viele heimische Pflanzen kommen mit den neu eingewanderten Schaderregern nicht zurecht. Verstärkt wird dieses Problem durch die Extremstandorte gerade im urbanen Raum. Wir bei Lorenz von Ehren haben uns dem Thema sehr früh zugewandt und Erfolge und Niederlagen einstecken müssen. Inzwischen verfügen wir über ein umfangreiches Wissen, das jetzt in unsere Produktion und zu unseren Kunden fließt. Wir wollen unseren Kunden Lösungen anbieten und keine "Probleme" sehenden Auges verkaufen. Doch wie bereits gesagt, auch dies muss die Politik erreichen und die Reise hat erst angefangen. Wir schauen weltweit nach Lösungen.

Sie arbeiten intensiv mit Forschungsinstituten zusammen. Was waren die wichtigsten Ergebnisse der letzten Jahre?

Die Forschungsprojekte haben uns gezeigt, dass die Herausforderungen zunehmen, je mehr Detailarbeit und Basiswissen erlangt wird. Dies bezieht sich besonders auf die Untersuchungen zum Klimawandel und die daraus resultierenden Ergebnisse. Aber auch das Thema gebietseigene Pflanzen, das mit dem Thema Klimawandel ganzheitlich geführt werden sollte, hat uns sehr interessante Forschungsergebnisse gebracht. So konnten kaum Unterschiede zwischen einer norddeutschen, westdeutschen und süddeutschen Eiche oder Linde ausgemacht werden und nur marginale Unterschiede zum Beispiel zwischen einer deutscher und einer ungarischer Herkunft. Die Anpassungsfähigkeit der Pflanzenwelt ist sehr, sehr hoch. Wir liefern seit vielen Jahrzehnten Pflanzen nach Nordskandinavien, Russland oder den südeuropäischen Raum und die Gehölze kommen gut zurecht. Auch das Argument von einer daraus resultierenden nicht ordnungsgemäßen heimischen Genetik kann man so nicht stehen lassen; die Natur hat immer dafür gesorgt, dass es auch über große Entfernungen einen genetischen Austausch gab und hat so die Vitalität, Gesundheit und `Frische` der Pflanzenwelt sichergestellt. So wurde Hawaii relativ schnell von Pflanzen besiedelt, obwohl die Inseln viele tausend Kilometer vom Festland entfernt liegen. Es gibt in der Natur fast keine räumlichen Grenzen . . .

Bei Stauden gibt es den "New German Garden Style". Bei der diesjährigen Chelsea Flower Show gab es mit dem Gewinner Dan Pearson jemanden, der die Wildnis zurück in den Garten holt. Gibt es solche Trends auch bei Bäumen?

In der grünen Branche gibt es zurzeit eine interessante Gemengelage - auf der einen Seite will der Naturschutz deutlich gehört werden und es gibt per Gesetz die Aufforderung entsprechend zu handeln. Auf der anderen Seite stehen die Planer und Bauherren, die eine riesige Bandbreite abdecken. Ja, es gibt auch einen leichten Trend zum ungeordneten, wilden Garten, allerdings sind die meisten Gärten, die ich in Deutschland, Frankreich, UK und Russland kenne, eher geordneter Natur beziehungsweise geordnete Gärten.

Ihr Unternehmen liefert Bäume in alle Welt. Was kann die grüne Branche von anderen Ländern lernen?

Der Großteil der Neuerungen die wir bei Lorenz von Ehren einführen, entnehmen wir anderen Branchen oder aus anderen Ländern! Das hilft uns, mit den heutigen Anforderungen des Marktes besser zu Recht zu kommen und vor allem die Denke von Dienstleistung und Service besser zu verstehen. Und gerade das kann uns, den doch eher konservativen, bodenständigen Gärtnern das Leben leichter machen...

Fragen: Mechthild Klett

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