Ausdruck eines kulturell geprägten Siedlungsortes

Gestaltung von Kreisverkehrsplätzen

von:
Grünflächenkonzepte
Gestaltungsbeispiel für einen Kreisverkehrsplatz in einer geschlossenen Ortschaft mit Felsenbirne, Eibenkugeln, Chinaschilf und Sonnenhut (A), außerhalb einer geschlossenen Ortschaft mit Sandbirken, Hundsrose, Schmalblättrigem Weidenröschen undGrünland, (B), im Eingangsbereich einer Ortschaft mit Säuleneichen und Lampenputzergras, (C) und mit Schwarzem Holunder undKatzenminze, (D).
Grünflächenkonzepte
Tab. 1: Gestaltungsmittel für die Anlage von Kreisverkehrsplätzen

Wer sich mit Kraftfahrzeugen über bundesdeutsche Straßen bewegt, begegnet ihnen immer wieder: Kreisverkehrsplätzen. In Deutschland waren Kreisverkehre in der jüngsten Nachkriegszeit weit verbreitet. Aufgrund von Missverständnissen bei den straßenbautechnischen Berechnungsgrundlagen wurden in den folgenden Jahren jedoch viele dieser Verkehrsknotenpunkte in ampelgeregelte Kreuzungen umgebaut. Eine Umkehr dieser Entwicklung ist mit Beginn der 1990er Jahre zu verzeichnen, mit dem Ergebnis, dass Kreisverkehre in Deutschland eine bis in die Gegenwart andauernde Renaissance erleben.

Ihrem Zweck entsprechend, dienen Kreisverkehrsplätze dazu, einen sicheren und flüssigen Verkehrsfluss herzustellen. Abhängig von Verkehrsaufkommen und Lage sind Kreisverkehre unterschiedlicher Dimension und Gestaltung zu unterscheiden. Gegenstand der hier angestellten Betrachtungen sind Kreisverkehre, bei denen sich eine unversiegelte Mittelinsel ergibt (keine "Minikreisverkehre").

Um sich mit gestalterischen Fragen dieser ortsgemäß einer besonderen Aufmerksamkeit unterliegenden, exponierten Plätze auseinandersetzen zu können, erscheint es notwendig, zwischen typischen Lokalitäten zu unterscheiden. Hier werden unterschieden:

  • Kreisverkehrsplätze in geschlossenen Ortschaften
  • Kreisverkehrsplätze außerhalb von geschlossenen Ortschaften
  • Kreisverkehrsplätze im Eingangsbereich von Ortschaften

Begründet ist diese Unterscheidung in ihrem jeweils stark variierenden städtebaulichen Umfeld. So erfordert jeder Ort eine angepasste Gestaltungslösung, um zu überzeugenden städtebaulichen und landschaftlichen Situationen zu gelangen, anders ausgedrückt: Die Kleidung, die der Bewohner einer Siedlung wählt, um zur Oper und damit zu einem Ort der Hochkultur zu gehen, dürfte von verfeinernden, repräsentativen, gar erhöhenden Erwägungen geleitet sein. Die Kleidung, die derselbe Bewohner wählt, um in der freien Landschaft zu wandern, zeigt sich aller Voraussicht nach wesentlich bodenständiger und weniger fein. Geht nun dieser Bewohner mit Opernkleidung in der Landschaft spazieren, so erscheint er unweigerlich deplatziert.

Die Grundregeln, die sich aus dieser Versinnbildlichung auf die Grüngestaltung von Kreisverkehrsplätzen ergeben, lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Kreisverkehrsplätze in geschlossenen Ortschaften sollten Ausdruck eines kulturell geprägten Siedlungsortes sein und insofern mit hohem gestalterischem Anspruch geplant werden. Einschränkend ist jedoch zu beachten, dass Kreisverkehrsplätze Durchgangsorte darstellen: einzelne/feine Strukturen und zu differenzierte Struktur- und Farbabfolgen können im Allgemeinen nicht erfasst werden und führen mitunter zu einem unruhigen Gesamteindruck der Gestaltung. Der Einsatz von pflanzlichen Kultivaren darf/sollte die Regel sein. Auch ist die dialogische Wirkung mit benachbarten Objekten und dem Charakter des umgebenden Raumes zu beachten¹. Im Zweifelsfall ist zu erwägen, einen Landschaftsarchitekten hinzuzuziehen.
  • Kreisverkehrsplätze außerhalb von geschlossenen Ortschaften sollten eine zurückhaltende, "ruhige", das heißt landschaftliche Gestaltung aufweisen, die sich benachbarter Landschaftselemente und ausschließlich landschaftstypischer, heimischer Pflanzenarten bedient.
  • Kreisverkehrsplätze im Eingangsbereich von Ortschaften vermitteln als grünes Entrée zwischen den vorgenannten Lokalitäten und sollten entsprechend Merkmale beider Gestaltungsstile besitzen.
  • ernwirksame, also hohe Gehölze sollten als Zitat der umgebenden Landschaft der potenziellen natürlichen Vegetation entsprechen. Diese können dann in (bodendeckende) Zierpflanzen eingebettet sein, die den Übergang in einen anthropogenen Siedlungsort anzeigen.

Es folgt eine Auflistung besonders geeigneter Gestaltungsmittel, die auch Bäume enthält. Zu beachten ist, dass auf den Einsatz von Bäumen und anderen starren Hindernissen gegenüber Knotenpunktzufahrten aus Sicherheitserwägungen zu verzichten ist (vgl. Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Arbeitsgruppe Straßenentwurf: Merkblatt für die Anlage von Kreisverkehren, 2006).

Anmerkungen

1) So erfordert die Gestaltung eines Kreisverkehrsplatzes in Innenstadtlage andere gestalterische Lösungen als die eines in einem Gewerbegebiet: Während der Kreisverkehrsplatz in Innenstadtlage durchaus zum Beispiel mit einer bunten Vielfalt an Sommerblumen aufwarten kann, wird eine solche feine Expressivität in einem Gewerbegebiet dem Geist der angrenzenden Nutzungen in aller Regel wiedersprechen.

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Dipl.- Ing. Christof D. Sandt
Autor

Landschaftsarchitekt AKNDS, Mediator BMEV

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