"Welkom Oranje"
Das 24. Fürstliche Gartenfest Schloss Fasanerie im Zeichen der Niederlande
von: Dipl.-Ing.(FH) Thomas Herrgen
Niederländisches zu Pfingsten
Das Fürstliche Gartenfest Schloss Fasanerie empfing in diesem Jahr, aufgrund der kalendarischen Besonderheiten, zu Pfingsten (17.–20.05.) seine Gäste (sonst über Himmelfahrt), die wieder in die Welt der Gartenträume eintauchen konnten. Der Fokus lag auf dem charmanten Land der Tulpen, Windmühlen und Grachten und so lautete das Sonderthema "Welkom Oranje". Die Niederlande, die sich als Gastland auch touristisch präsentierten, zeigten im Wesentlichen eine Gartenkultur, die jahrhundertealte Tradition mit Vielfalt und Innovation vereint. Historische Gärten und endlos wirkende bunte Tulpenfelder begeistern ebenso wie die kreativen und nachhaltigen Gartenbaukonzepte, die hinter modernen und zeitgenössischen Anlagen stehen. Die Besucher*innen konnten sich auf eine faszinierende Reise durch die Gartenkunst dieses facettenreichen Landes begeben.
Von Agapanthus bis Poffertjes
Auf einer Fläche von mehr als 26.000 Quadratmetern im weitläufigen Schlossgelände präsentierten etwa 150 Aussteller*innen aus dem In- und Ausland, darunter erfreulich viele aus den Niederlanden, eine bunte Palette an pflanzlichen Schätzen, Kulinarischem und Kulturbeiträgen. Akteure aus dem Nachbarland sorgten für authentisch niederländische Unterhaltung, so die Bläserband "De Wodkapel", die riesengroße historische Straßenorgel "het Zonnetje" mit einem Repertoire von mehr als 500 Liedern und die hölzerne Orgelpuppe "PopkePing" mit ihrem Orgelmann, was bei den Besucherinnen und Besuchern beste Stimmung erzeugte.
Auch der Freundschaftsverein Fulda-Dokkum präsentierte seine Arbeit und im Gepäck hatten sie auch friesische Spezialitäten zum Verkosten und eine Menge Wissen über die schönsten Destinationen und besten Geheimtipps für den nächsten Urlaub in der Partnerstadt. Und natürlich wurde die Pflanzenvielfalt der Niederlande hinreichend präsentiert. Neben einer großen Auswahl an bunt blühenden Tulpen konnten sich Interessierte an hochgewachsenen Agapanthus, besonderen Hostas, Clematis, Rosen oder betörenden Lilien erfreuen. Ein ganz besonderer Gast war Jaap Sneeboer, der mit seinen durchdachten und hochwertigen Gartengeräten seit mehr als zehn Jahren zu den Hoflieferanten des niederländischen Königshauses zählt.
SUG-Stellenmarkt


Tulpen, Windmühlen und Urlaubsfeeling
Die Siegerin des diesjährigen studentischen Schaugartenwettbewerbs Janina Haupt (29690 Lindwedel, www.greendroid.de) präsentierte ihren umgesetzten Entwurf "TulpenWind" – ein Garten, der Schönheit, Nachhaltigkeit und Gesundheit vereint. Die Verfasserin meinte zu ihrem Konzept: "Sie sehen einen Garten, der von fünf Streifen mit im Mai blühenden Tulpen (Tulipa) dominiert wird. Anlehnend an den Charakter der holländischen Tulpenfelder sind die Tulpen farblich sortiert und mit Duftsteinrich (Lobularia) unterpflanzt. Der Garten zeigt Ihnen die Schönheit, Üppigkeit und Idylle dieser einmaligen Landschaft." Und zur Erfahrbarkeit fuhr sie fort: "Ein quer durchlaufender Weg gibt Ihnen die Möglichkeit die Tulpenfelder aus nächster Nähe und aus unterschiedlichsten Perspektiven zu erleben.
Durchstreifen Sie den Garten und lassen Sie sich von der Weite und von den filigranen Details verzaubern. Ihr Weg durch die Tulpenfelder führt auf drei typisch niederländische Windmühlen zu." Und weiter: "Ebenfalls kommen Sie an Fahrrädern vorbei, die sinnbildlich für ausgedehnte Radtouren durch die Tulpenfelder stehen. Radeln Sie gerne eine Runde und lassen Sie sich überraschen. Ihr Einsatz wird belohnt!"
Mit dem Hinterrad eines Fiets (niederl. für Fahrrad) wurde über einen Dynamo Strom erzeugt, der wiederum die Windmühlen sich drehen ließ. So konnte man die Erholung einer Radwanderung mit dem Nützlichen verbinden und sich anschließend eine Auszeit genehmigen, denn eine geschwungene Sonnenliege lud zum Abschluss die Radler*innen zum Verweilen ein. Der Blick von dort ging über den Garten und die Gedanken konnten in das ferne blühende Land am Meer schweifen. Das temporäre Projekt mit 3300 Tulpen, die alle einzeln von Hand gesteckt wurden, entstand in wenigen Tagen vor dem Gartenfest. Der durchaus plakative Schaugarten reflektierte die niederländische Kulturlandschaft mit ihren Tulpenfeldern und Mühlen, aber auch die Mentalität unserer Nachbarn hinsichtlich Mobilität und Nachhaltigkeit.

Die klassischen Schaugärten
Am Eingang in die dauerhaft angelegte "Vesica" innerhalb des Obstgartens, brillierte ein floraler Bogen unter anderem aus Rosen, Tulpen, Lilien und Gerbera in der Kernfarbe Orange, den Floristinnen und Floristen (Auszubildende) des Fachverbandes Deutscher Floristen, Landesverband Hessen-Thüringen e. V. kreiert hatten. Das Objekt war der Eyecatcher schlechthin und dieser verzierte Eingangsbereich ein viel begehrter Selfipoint. Der eigentliche Garten in Grundrissform einer Blüte besteht aus kleinen Hochbeeten aus Klinkersteinen mit Wegen dazwischen. Die Besucher*innen nutzen die "Vesica" mit ihren Sitzmäuerchen gerne für Pausen, Picknick oder zum Sitzen im Schatten.
Der Stand von Peter Kümmel Garten- und Landschaftsbau (www.kuemmel-galabau.de) setzte das Sonderthema mit einem symbolischen Wasserlauf und einer Steinbrücke, wie über eine Gracht um. Wege führten über die Brücke und durch den kleinen Garten, der mit Blütenpflanzen in den niederländischen Nationalfarben Rot, Weiß und (wenig) Blau gestaltet war.
Auch die Baumschule Mott (www.baumpflege-mott.de) hatte wieder einen üppigen Schaugarten aus Rhododendren und Azaleen aufgebaut, die alle in voller Blüte standen. Kleine verschlungene Wege führten hindurch und ließen die Besucher*innen das Meer an Blüten mit allen Sinnen erleben.
Entgegen der Absicht im vorigen Jahr war der Schaugarten mit dem kubischen Design von Peter Janke auch 2024 doch noch erhalten und konnte ein weiteres Mal bestaunt werden. Angelegt 2016 zeigt er formale Heckenstrukturen aus Eibe, Staudenbeete, Gräser und kubische Kunstobjekte aus Corten-Stahl, die den Garten thematisch ergänzen. Üblicherweise wird dieser Schaugarten alle fünf bis sieben Jahre neugestaltet, blieb nun aber aufgrund der Corona-Pandemie, mit nicht stattgefundenen Gartenfesten, länger bestehen. Führungen durch den Garten, auch mit den Excellent Young Gardeners (EYG) erläuterten ein Staudenkonzept, das auch erwarteten Änderungen unterworfen war, die gewünscht oder auch zufällig sein konnten.
Wissensvermittlung in Wort und Bild
Auch das Vortragsprogramm in einem Schlossnebengebäude hatte wieder einiges zu bieten. Peter Janke führte nicht nur durch seine Anlage im Küchengarten (s. zuvor), der international bekannte Pflanzenexperte und Gartengestalter widmete sich am Samstagmittag in seinem Bildvortrag "Blattschmuck im Schatten" den vermeintlich schwierig zu konzipierenden Schattengärten. Dabei nutzt er gezielt die Wirkung von Pflanzenblättern, hell-dunkel, groß-klein, einfarbig-panaschiert und baut sie gezielt in seine Gestaltungen ein.
Die erfolgreiche Landschaftsarchitektin und Autorin Ina Timm referierte später über das Thema "Naturnahe Gartengestaltung mithilfe von Blumenzwiebeln". Über die historischen Schlösser und ihre Garten- und Parkanlagen des Gastlandes Niederlande berichtete Christa Hasselhorst am Pfingstsonntag, während Sabrina Rothe ihren "fotografischen Gartenblick" teilte und wertvolle Tipps und Tricks parat hatte, wie gute Gartenfotografie gelingen kann.
Ein Highlight war auch die multimediale künstlerische Rauminstallation GAIA NOSTRA des deutsch-niederländischen Künstlerduos Patricia Schellenberger und Rik Wagter. Aus Fotografien, Zeichnungen, Textilarbeiten und digitalen Collagen bildeten sie das interaktive Kunstwerk, den Prozess von berührender Schönheit und faszinierender Blüte über die verborgenen Prozesse bis zur Vergänglichkeit ab. (Leider waren hier Aufnahmen nicht erlaubt).

Bilanz und Ausblick
Trotz regnerischem Wetter zu Beginn kamen an allen vier Tagen zusammen dennoch 21 400 Besucherinnen und Besucher zum Gartenfest, eine Zahl im Bereich des üblichen Schnitts, womit die Veranstalter dann doch sehr zufrieden waren. Die ersten drei Veranstaltungstage waren eher durchwachsen und teilweise kühl, aber viele Gäste haben sich davon nicht abschrecken lassen und kamen trotzdem zahlreich auf das Schlossgelände Fasanerie.
Der warme und sonnige Pfingstmontag war mit Abstand der besucherstärkste Tag, perfektes Wetter für einen gelungenen Gartenfest-Tag. Auch die Aussteller zeigten sich zufrieden und die Akteure kamen bei den Besucher*innen sehr gut an. Das niederländische Dweilorkest "De Wodkapel" sorgte für ausgelassene Stimmung, die zahlreichen Vorträge waren gut besucht und das Sonderthema "Welkom Oranje" wurde von Ausstellern wie Besuchern liebevoll umgesetzt. Die malerische Kulisse des Schlosses und seines weitläufigen Parks bildete wieder den perfekten Rahmen für das Gartenfest.
Die nächste Veranstaltung auf Schloss Fasanerie findet vom 30. August bis 1. September 2024 als "Feinwerk" – dem Markt für echte Dinge statt. Beim Fürstlichen Gartenfest rund um Schloss Wolfsgarten in Langen bei Frankfurt geht es vom 20. bis 22. September um "Urban Gardening".
Weitere Informationen: www.gartenfest.de/fasanerie.
Thomas Herrgen