Wo alte Bäume neue Wege säumen und Biodiversität gefördert wird

Grünflächen in Zoo und Tierpark Berlin

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Geht es um das Draußen sein, schlagen in Berlin zwei Herzen in einer Brust. Das eine sehnt sich nach flanieren, "gesehen werden" und aufregenden Neuentdeckungen und das andere nach "Flucht aus der Großstadt" hin zu Ruhe, Natur und Wald. Keine anderen Parkanlagen verdeutlichen dieses Phänomen wie die Einrichtungen der Zoologischen Gärten Berlin: der Zoo und der Tierpark Berlin.
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Abb. 1: Giraffe in der Savannenlandschaft mit Wildblumen im Tierpark Berlin. Foto: Tierpark Berlin

Beide entspringen einer Feder, der des preußischen Gartenkünstlers Peter Josef Lenné. Dennoch haben sie sich unterschiedlich entwickelt. Zoo und Tierpark Berlin sind beide, zwar versetzt um 111 Jahre, aus Parkanlagen entstanden, die Lenné Mitte des 19. Jahrhunderts im Stil englischer Landschaftsparks umgestaltete.

Der "General-Garten-Direktor" beeinflusste maßgeblich die Parkgestaltung seiner Zeit und schuf in Berlin und Umland weiträumige Grünanlagen, die ihres gleichen suchen. Wirkungsvolle Sichtachsen, verschlungene Wege, besondere Gehölze und beeindruckende Gartenflächen stehen den tierischen Bewohnern der Hauptstadtzoos in nichts nach, im Gegenteil: Es werden einmalige Natur- und Tiererlebnisse, basierend auf alter Gartenbaukunst und vereint mit moderner Tierhaltung, geschaffen.

Schon immer ziehen Zoos die Menschen in ihren Bann. Die exotische Wildnis und ihre Tiere auch zuhause bestaunen zu können, war der Grund dafür, erste Vorläufer von Zoos zu erbauen. Kleine Menagerien und königliche Hetzgärten waren die Vorgänger der ersten zoologischen Gärten. Am Anfang standen die Schaulust und das Bestaunen der Tiere im Vordergrund. Doch bald wandelte sich das Interesse am Tier hin zu mehr Aufmerksamkeit auch für dessen Herkunftsort und seinen natürlichen Lebensraum. Dies beeinflussten auch die Tierhaltung und die Gestaltung von Zoos im Generellen. Man widmete sich mehr und mehr der Zucht der Tiere. Mit der zunehmenden Zerstörung der Lebensräume und der Bedrohung der Arten institutionalisierten sich Artenschutz- und Zuchtprogramme. Zoologische Gärten sind heute Erlebniswelten auf wissenschaftlich fundierter Basis mit klarem Auftrag für den Artenschutz, artgerechter Haltung und einem unmissverständlichen Bildungsauftrag.

Die Freilandgestaltung in Zoologischen Gärten ging mit dieser Entwicklung Hand in Hand. Dabei muss sie ästhetische, zoologische und funktionale Aspekte eines Zoobetriebes erfüllen. Die Rahmenbedingungen, in denen diesem Anspruch landschaftsarchitektonisch nachgegangen werden kann, hängen nicht zuletzt von der Entstehungszeit der Einrichtung ab. Nirgends wird dies deutlicher als im Zoo und Tierpark Berlin.

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Abb. 2: Zoo Berlin: Dreisternpromenade mit Elefantentor in sommerlicher Flor. Foto: Zoo Berlin
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Abb. 3: Tierpark Berlin: "Ab in die Wildnis" beginnt mit den Wisenten. Foto: Tierpark Berlin
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Abb. 4: Historischer Plan des zoologischen Gartens von 1845. Foto: Zoo Berlin

Zoo Berlin: Flanieren und Staunen entlang der blumengesäumten Promenaden

"Ein zoologischer Garten, kurz Zoo, auch Tiergarten oder Tierpark, ist eine große, meist parkartige Anlage zur Haltung und öffentlichen Zurschaustellung verschiedener Tierarten", so heißt es in gängigen Definitionen. Bevor es aber zoologische Ausstellungen an einem festen Ort und für alle zugänglich gab, war das Bestaunen exotischer Tiere oder das Jagen einheimischen Wildes Adligen vorbehalten. Das gemeine Volk bekam erst durch die fahrenden Tierschauen Einblicke in fremde Welten und ihre Tiere. Mit dem ältesten Zoo der Welt, dem Tiergarten in Schönbrunn, wurden die Tierschauen seit 1752 institutionalisiert und für alle, die es sich leisten konnten, zugänglich.

Von Anfang an dabei: Der General-Gartendirektor Peter Josef Lenné

Mit dem Zoologischen Garten Berlin eröffnete 1844 der erste Zoo in Deutschland. Vorläufer des Zoos Berlin war die von 1794 bis 1797 erweiterte "Pfaueninsel" in der Havel südwestlich von Berlin. Der Sommersitz König Friedrich Wilhelms II. wurde durch seinen Sohn Friedrich Wilhelm III. ab 1816 in einen Landschaftspark mit Gebäuden und Menagerien umgebaut. Dafür engagierte er den General-Gartendirektor Peter Josef Lenné. Die ersten einheimischen und exotischen Tiere zogen dort seit den 1820er Jahren ein. Der Mediziner und Zoologe Martin Hinrich Carl Lichtenstein betreute die Tiersammlung wissenschaftlich. Er war es auch, der sich für einen Berliner Zoologischen Garten stark machte.

"Der Zoo Berlin steht auch nach 180 Jahren noch immer im Erbe seines Gründervaters Martin Hinrich Carl Lichtenstein. Sein Ansinnen war es 1844, einen zoologischen Garten für Berlin zu schaffen, in dem Forschung und Bildung zum Nutzen von Staat und Gesellschaft im Vordergrund stehen sollen", erläutert Veterinärmediziner und Direktor Dr. Andreas Knieriem des Berliner Zoos und Tierparks.

Für die Umsetzung seines Planes fand Lichtenstein namhafte Verbündete: den Naturforscher Alexander von Humboldt und Lenné. 1841 erhielten sie von Friedrich Wilhelm IV. den Auftrag zur Errichtung eines Zoos. Als bald begannen die gärtnerischen Arbeiten und Lenné konnte seine Pläne von einem Park mit sanft geschwungenen Wegen und Baumgruppen, in dessen Ensemble sich Gehege und Anlagen für die Tiere einfügten, verwirklichen. Für die Gebäudearchitektur konnte Heinrich Strack, ein Schüler Schinkels, gewonnen werden. Als Teil des ebenfalls von Lenné als Landschaftspark im englischen Stil angelegten Tiergartens, erbte der Zoo Berlin ebenfalls einen großen, historischen Bestand an Stieleichen. Am 1. August 1844 eröffnete der Zoo Berlin mit wenig Tieren zwar, aber auch als historisch bedeutsame Parkanlage.

Die Freianlage des Zoo Berlin im Stil englischer Landschaftsparks wurde seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch eine neue, geänderte Wegeführung aufgebrochen: Eine neue Flaniermeile, die Dreisternpromenade, entstand. Diese neue Promenade führte vom neuen Eingang, dem Elefantentor, geradewegs zum chinesischen Musikpavillon. Damals wie heute schmückten prachtvolle Blumenbepflanzungen den Weg, der mit seinem typischen Belag ebenfalls ein Zeitzeugnis damaliger Landschaftsarchitektur ist. Als Mittelpunkt des Stadtlebens liebte es die Berliner Gesellschaft hier in den besten Sonntagskleidern zu flanieren, ganz nach dem Motto "sehen und gesehen werden".

In die Natur einfühlen

Mit der Modernisierung der Tierhaltung änderte sich auch das Bild des Berliner Zoo. Es ging nicht mehr nur darum, so viele Tiere wie möglich zu zeigen, sondern um ein Tiererlebnis ohne Gitter und vor möglichst natürlichem Panorama. Der Gast sollte sich in die Natur einfühlen können, so machte es Carl Hagenbeck in Hamburg vor. In Berlin gab es spätestens mit dem Adlerfelsen die erste Anlage dieser Art. Ein Sandsteinfelsen und naturnahe Gestaltung durch Alpengewächse. Weitere Anlagen dieser Art sollten folgen, wie Gebirgstierfelsen oder der Löwenfelsen.

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Abb. 5 a: Flanieren entlang der Dreisternprommenade mit Musikpavillon damals ... Foto: Zoo Berlin
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Abb. 5b: ... und heute. Foto: Zoo Berlin

Geschichte nicht nur in Pflanzen, auch in Stein gemeißelt: Zooarchitektur

Mit seiner 180-jährigen Geschichte findet man natürlich auch die Spuren der Zeit in der jeweiligen Architektur des Zoo Berlin. Zoo- und Landschaftsarchitektur unterliegen besonderen Erfordernissen ihrer sehr speziellen Nutzungsart. So müssen sie den Bedürfnissen von Menschen, Tieren und Logistikanforderungen gerecht werden. Den Wandel der Zeit kann man sehr gut an den verschiedenen Architekturepochen und den jeweiligen Tierhäusern und -anlagen nachvollziehen. Im Zoo Berlin spielen vor allem Historismus (z. B. Antilopenhaus, Elefantentor), Heimatschutzarchitektur (z. B. Hühner- und Taubenhaus, Tierkinderzoo), Naturfelsanlagen (z. B. Adlerfelsen, Gebirgstieranlage, Affenfelsen), Moderne (z. B. Affenhaus, Raubtierhaus) und zeitgenössische Architektur (z. B. Flusspferdhaus, Nashornpagode) eine Rolle.

Der Park im Wandel der Zeit: Die ewige Eiche

Seit Anbeginn hat sich die Parkgestaltung im Zoo Berlin an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst und versucht, mit der Gartenbaukunst zwischen Gästeerwartung und Tierhaltung zu vermitteln. In dieser Tradition wird die Einmaligkeit des Parks beibehalten und neue Wege beschritten. So wird beispielsweise an den Lenné`schen Lesehügeln festgehalten. Sie sind typisch für seine Parkanlagen und noch erfreuen sich an diesem Kleinod Ruhesuchende und entfliehen dem Hauptstadttrubel. In einem neueren Projekt, der Nashorn-Pagode, wurden die typischen aber in der Pflege und Belastbarkeit herausfordernden Sommer- und Winterwege des Zoos durch einen beschichteten Asphaltbelag ersetzt. Die Art der Beschichtung mutet in Farbe und Oberflächenstruktur einem Sommerweg an und vermittelt so zwischen bestehenden Wegen und neuen Erfordernissen an Logistik und Pflegeerfordernissen. Die Wege im Zoo müssen nicht nur schön aussehen, sondern auch über drei Millionen Besucher*innen jährlich und zusätzlichen Logistikverkehr aushalten.

Der historische Eichenbestand im Zoo soll erhalten bleiben und so wird versucht, klimaangepasste Gehölze für Neupflanzungen zu nutzen. Hierbei unterstützen auch regionale Partner wie die Neue Branitzer Baumuniversität als Kompetenzzentrum für historische Gärten. Nicht nur bei den generellen Nachpflanzungen, auch in der Gestaltung der Tieranlagen wird versucht, standortangepasste Gewächse zu verwenden, die aber dennoch den Eindruck des jeweiligen natürlichen Lebensraumes vermitteln.

Weiterhin wird dem Raum im "Grünen Rahmen" zwischen den Gehegen wieder mehr Aufmerksamkeit zu teil, um dort optimale Bedingungen für Trittsteinbiotope und Biodiversität zu schaffen und zu erhalten. Altbaumbestand, Strauchschicht mit immergrünen Gehölzen und eine Krautschicht aus Farnen, Stauden und Gräsern werden gezielt aufgebaut. Dies wird auch im Konzept der Immersion, dem Fortführen des Ausstellungsbereiches auch im Besucherbereich mit Hilfe der passenden Bepflanzung, fortgesetzt. Der weitest gehende Verzicht auf mineralischen Dünger und das Erhalten von Habitatstrukturen, wo immer möglich, sind weitere Beispiele nachhaltigen Gartenbaues.

David Keuck Leiter Gartenabteilung Zoo Berlin: "Der Zoo Berlin ist durch seine Lage einerseits ein urbaner Ort und Bühne städtischen Lebens. Andererseits ist er einer der bestgepflegten Parks der Stadt, der seinen Besuchern Ruhe und Erholung bietet."

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Abb. 6: Schatten seit 500 Jahren: Die ewige Eiche (Columbus-Eiche/Pedunculate Oak. (Quercus robur). Foto: Zoo Berlin
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Abb. 7a: Schloss Friedrichsfelde inmitten des Tierparks Berlin ... Foto: Tierpark Berlin/gemeinfrei
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Abb. 7b: ... begeistert Generationen mit seinen barocken Gärten. Foto: Tierpark Berlin/gemeinfrei
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Abb. 8: So weit das Auge reicht: Kamelwiese mit Flamingos im Vordergrund. Foto: Tierpark Berlin

Enge Zusammenarbeit und Beratung beim Erhalt der historischen Parkanlagen

Die 1846 von Fürst Pückler gegründete Branitzer Baumuniversität diente seinerzeit der Aufzucht großer, charaktervoller Bäume. Seit 2011 von der Stiftung wiederbegründet, arbeitet sie heute originalen Standort und forscht zu Zukunftsbäumen in Zeiten von Dürre, Hitze und extremen Wetterereignissen. Aktuell arbeitet die Neue Branitzer Baumuniversität als Zukunftsbaumschule und ist Deutschlands größtes Modellprojekt zum Erhalt historischer Gärten im Klimawandel. Siehe auch https://tinyurl.com/29zcgbrb Berlin: Ab in die Wildnis

Im Juni 1816 kaufte Carl von Treskow von den Erben von Katharina von Holstein-Beck Schloss und Gut Friedrichsfelde. Carl von Treskow war ein Schüler des Landwirtschaftsreformers Albrecht und baute Friedrichsfelde mit dem 1821 gegründeten Vorwerk Carlshorst zu einem hochproduktiven Mustergut aus. Er richtet ebenfalls eine Landschule ein, in der junge Männer zu Gärtnern, Meiern und Gutsverwaltern ausgebildet wurden. Treskow war auch Mitglied in Peter Joseph Lennés Verein für Gartenbau und im Landesökonomie Kollegium. Entsprechend verwundert es nicht, dass im Jahr 1821 der bedeutende Landschaftsarchitekt und Gartenkünstler Lenné in seinem Auftrag den Schlosspark zu einem englischen Landschaftsgarten umgestaltete.

Im Mai 1945 wurde das Schloss durch sowjetische Truppen besetzt und in den Folgejahren Wohnort für Flüchtlinge und Vertriebene bevor es mehr und mehr verfiel. Der großzügige Park verwilderte immer mehr und es entstanden Fußball- und Sportplätze. Die Bewohner der angrenzenden Siedlungen betrachteten den Schlosspark als erweitertes Gartenland. Hühner, Katzen und Hunde streunten durch den Park. Zunehmend dienten die alten Bäume als Brennholz. Dies war der Zustand, als 1954 die Entscheidung fiel, auf diesem Gelände einen Tierpark zu errichten.

Zum historischen Parkbereich zählen noch heute das barocke Schloss mit seinen Gartenterrassen, Wassergräben und Pavillon, in dem man auf einem sanften Hügel Ruhe finden kann. Gesäumt wird der Park von einem vermutlich Jahrhunderte alten Baumbestand. Offene Flächen und strukturierende Sichtachsen in Lennés Stil komplettieren das Bild von Ruhe und Harmonie. Es bietet sich das Bild einer weitläufigen Parkanlage mit scheinbar freilaufenden Tieren. Ein besonderer Ort ist der 1974 bis 1976 angelegte Karl-Foerster-Garten, der mit seinen vielen Gräsern und Stauden zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert ist. Der Gründungsdirektor des Tierparks, Prof. Dr. Heinrich Dathe, stand in engem Austausch mit dem gleichnamigen Gärtner, Staudenzüchter und Garten-Schriftsteller. Dathe wollte im Tierpark mit der Anlage dieses Gartens "bunte Vögel mit der Farbigkeit der Foerster`schen Blumenkinder zusammenkomponieren".

Zitat Frau Engelhardt Leiterin Gartenabteilung Tierpark Berlin: "Die Weite der Parkanlage und die gut angelegten Sichtachsen begeistern mich jeden Tag aufs Neue. Sei es der Doktorweg im Frühling mit seinen unzähligen Frühblühern oder die Schlossallee mit ihren Rhododendren und Magnolienbäumen."

Dieser Vielfalt des Gartenbaus und der damit verbundenen Tradition verpflichtet, wird der einmalige Parkcharakter im Tierpark gepflegt und erhalten. Der historische Teil blieb weitgehend erhalten und wurde den Bedingungen eines zoologischen Parks angepasst, denn der Tierpark ist vor allem eine Parkanlage. Breite Alleen, möglichst naturbelassene Waldbestände und großzügige Tieranlagen, die oft nur durch Wassergräben vom Besucher getrennt sind, prägen vor allem den alten Teil des Tierparks. Teich- und Wiesenanlagen erweitern den Park.

Unter dem Motto "Ab in die Wildnis" wird mit den aktuelleren Umgestaltungen eine Strukturierung in Geozonen verfolgt. Die Gäste können so die Wildnis verschiedener Geozonen durch große Gemeinschaftsanlagen und landestypisch anmutende Bepflanzung hautnah erkunden. Mit dieser an Kontinente angelehnten Tierhaltungskonzeption geht auch die Verwendung von Pflanzen entsprechender Herkunft und Optik einher. An den weitläufigen Anlagen soll man möglichst nicht das Gefühl von Zäunen oder anderen Hindernissen haben, weshalb insbesondere Pflanzen helfen sollen, den Blick der Gäste zu lenken oder "abzulenken".

Wild, aber nicht verwildert

Die Pflege und Erhaltung des umfangreichen Waldbestandes ist im Tierpark ein großes Thema. Ersatz- und Nachpflanzungen sowie Aufforstungen der Baumbestände beschäftigen, neben vielen anderen Aufgaben, die 35 Gärtner*innen im Tierpark. Pro Kopf gibt es hier 270 Quadratmeter Flächen pro Tag zu pflegen. Jährlich muss das Team über 100.000 bestellte Pflanzen verarbeiten und das ohne Großprojekte wie neue Tieranlagen.

Neben den Bäumen wird auch viel Wert auf die Erhaltung der Biodiversität gelegt, indem wilde Blumenwiesen angelegt oder Flächen der Natur überlassen werden entsprechend dem Motto "let it grow". Wo es möglich ist, wird versucht, Wege und Flächen zu entsiegeln. Entsprechende Bepflanzungen bieten Vogel- und Insekten Schutz. Auf den Wiesen des Tierparks gibt es neben Insekten und Bodenbrüter auch eine große Wechselkrötenpopulation, deshalb stehen die Mähmaschinen auch mal länger still, um sie bei der Wanderung nicht zu gefährden. Automatisierte Bewässerung mit Regensensoren und Feuchtemessern helfen, Wasser zu sparen. Darüber hinaus wird versucht, Grünschnitt als Tierfutter zu nutzen oder sogar Futterpflanzen selbst zu ziehen.

Im Tierpark ist Umweltbildung nicht nur Theorie, sondern kann dank des Naturlehrpfades der Tierparkschule hautnah erlebt werden. Etliche interaktive Stationen laden kleine und große Gäste dazu ein, zu erfahren, was Stadtnatur bedeutet und warum es so wichtig ist, sie zu erhalten. Zoo und Tierpark Berlin verleihen jährlich unter dem Motto "Zurück in die Natur" den mit 15.000 Euro dotierten Artenschutzpreis. Schulklassen und Jugendfreizeiteinrichtungen können sich mit ihren Projekten rund um Biodiversität und Naturschutz darum bewerben.

Elf Naturdenkmäler erzählen die lange Geschichte des Parks und auch einige Raritäten lohnen einen Ausflug wie der Geweihbaum, eine immergrüne Eiche oder ein Guttaperchbaum. Aber auch Zypressen, Araukaria, Gingko, Farne und Schachtelhalme als Zeugen aus der Urzeit sind im Park zu finden.

"Ich meine, der Tierpark ist ein Ort der Vielfalt. Er ist nicht nur eine Kultureinrichtung, in der Tiere, Kunst und Architektur aufeinandertreffen. Als größter Tierpark Europas bietet er den Menschen mit seinen zahlreichen Bäumen, vielen Gewässern, Wiesen und Sträuchern auch ein ganz besonderes Naturerlebnis. Die Weitläufigkeit des Geländes ist eines seiner wichtigsten Alleinstellungsmerkmale in der internationalen Zoolandschaft," sagt Knieriem.

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Abb. 9: Dr. Andreas Knieriem, Direktor Zoo und Tierpark Berlin, möchte die grünen Oasen der Berliner Großstadt erhalten. Foto: Zoo Berlin
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Abb. 10 a: Immersive Tieranlagen in Zoo und Tierpark: Nashorn-Pagode ... Foto: Zoo Berlin/Tierpark Berlin
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Abb. 10 b: ... und Alfred-Brehm-Haus Foto: Zoo Berlin/Tierpark Berlin

Inspirierende Kombination: Spannungsfeld Freilandgestaltung und Zoologische Erfordernisse

Schon seit jeher ist die Freilandgestaltung ein wesentlicher Aspekt in zoologischen Gärten, noch dazu, wenn sie wie in Zoo und Tierpark Berlin denkmalgeschützt sind. Das Besondere ist die Herausforderung von ansprechender, umsetzbarer Bepflanzung einerseits und das Einhalten von zoologischen Erfordernissen andererseits. Dabei ist die Arbeit der Garten- und Landschaftsbauabteilungen in beiden Einrichtungen abwechslungsreich. Es wird Unterhaltspflege betrieben, diese umfasst immerhin 35 Hektar im Zoo und 160 Hektar Fläche im Tierpark.

Allein Bäume gibt es reichlich zu versorgen: im Zoo sind 2800 und im Tierpark 12.000 Bäume registriert. Um beide Freianlagen in ein blühendes Meer zu verwandeln, werden jährlich mindestens 55.000 Blumenzwiebeln für den Frühjahrs- und Sommerflor gesteckt. Darüber hinaus gibt es insbesondere im Zoo und Tierpark Berlin auch saisonale Dekorationen, etwa für Weihnachten oder Ostern. Neben der Unterhaltspflege sind die Bauprojekte und Umgestaltungen ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Neben der Beteiligung an den Landschaftsplanerischen Ausschreibungen fällt auch die Fertigstellungspflege darunter.

Kategorisiert lässt sich der Umfang der heutigen Freilandgestaltung in Schmuckpflanzungen, den grünen Rahmen in und zwischen den Gehegen, die Wegesysteme, die Innenraumbegrünung (Tierhäuser) und Sondernutzungsflächen wie Spielplätze oder Terrassen der Gastronomie zusammenfassen. Dabei hat jede Einrichtung ihre Besonderheiten: Im Tierpark Berlin ist zum Beispiel der Anteil an Waldfläche immens groß und im Zoo Berlin sind die Wegesysteme mit unterschiedlichen und teilweise denkmalgeschützten Belägen einzigartig.

Beide Parkanlagen sind, obwohl aus der Feder eines Gartenbaumeisters entstanden und beide ihrer Tradition verpflichtet, heute so unterschiedlich. Gerade diese Vielseitigkeit ist so passend für eine Großstadt wie Berlin. Auch wenn die Berliner*innen schmunzelnd noch immer fragen: Bist du Team Zoo oder Team Tierpark? Egal in welchem Team man spielt, zum Glück muss man sich nicht entscheiden, denn Zoo und Tierpark Berlin sind für alle da.

 Milena Engelhardt
Autorin

Leiterin Gartenabteilung Tierpark Berlin

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