Der Bremer Bürgerpark - Fortschrittlicher Stadtpark oder früher Volkspark?
von: Dr.-Ing. Sylvia ButenschönDer Bremer Bürgerparkverein und der langjährige Parkleiter, Werner Damke, bekamen im September 2011 den Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur, das goldene Lindenblatt, verliehen. Damit wurden eine herausragende gartenkünstlerische Leistung und fast anderthalb Jahrhunderte bürgerschaftliches Engagement für das städtische Grün gewürdigt. Aus diesem Anlass sind eine Rückschau und eine Bewertung der Besonderheiten dieser bedeutenden Stadtparkanlage angebracht.
Ein Erholungsort für Jedermann
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Bremen der Bedarf an einer größeren öffentlichen Parkanlage deutlich. Seit Anfang der 1860er Jahre warb der in der Kommunalpolitik aktive Kaufmann Hermann Holler dafür, auf 80 Hektar der städtischen Bürgerwiese einen öffentlichen Gehölzbestand anzulegen. 1865 erfolgte dann von engagierten Bremer Bürgern die Gründung des "Vereins für die Bewaldung der Bürgerweide". Man betonte, dass die geplante städtische Gehölzanlage zu einem "für den Gesundheitszustand Bremens, für die Wohlfahrt unserer gesammten Bevölkerung, für die Annehmlichkeit des städtischen Lebens bedeutsamen Zwecke" gedacht sei und kein "Luxus-Park für Reiche, sondern ein Erholungsort für Jedermann"1 geschaffen werden solle. Die Gestaltung wurde nach einem beschränkten Wettbewerb dem Landschaftsgärtner Wilhelm Benque (1814-1895) übertragen.
Im Sommer 1866 begannen unter seiner Leitung als Parkdirektor die Arbeiten zum Park, bis Mitte Dezember waren bereits ca. 46.000 Gehölze gepflanzt. Gleichzeitig ging von Gustav Meyer (1816-1877) aus Berlin unaufgefordert ein Alternativ-Entwurf ein. Meyers regelmäßig gestaltete Eingangspartie war wesentlich kleiner konzipiert als Benques, zusätzlich gab es einen umfriedeten Rasenspielplatz und eine hippodromförmige Baumschule. Gerade die kleinere und damit preiswertere Eingangspartie gefiel dem Vorstand, der Benque dazu bewog, eine Änderung für die Zentralanlage zu planen, die die begonnenen Pflanzungen des Waldsaumes unberührt lassen sollten.
SUG-Stellenmarkt
Bis zum angestrebten Fertigstellungstermin 1870 wurden insgesamt rund 280.000 Bäume und Sträucher gepflanzt und so die Umsetzung des Planes und damit auf großen Flächenanteilen auch die angestrebte "Bewaldung" der Bürgerweide im Wesentlichen erreicht. Da die Ausführungen aller Maßnahmen von privaten Geldern finanziert werden musste, bemühte sich der Verein fortlaufend um die Beschaffung von Geldmitteln. Regelmäßige Spendenaufrufe, Sammelaktionen und Bittschriften an finanzkräftige Bremer Bürger, das "patriotische Werk"2 zu unterstützen, gehörten dazu.
Nach einem Streit wurde Wilhelm Benque 1870 entlassen und der Bürgerparkverein beschäftigte in der Folgezeit Gustav Meyer als fachlichen Berater. In diesem Zeitraum erfolgte nach Meyers Konzept eine umfangreiche Erweiterung des Parks um gut 60 Hektar. Dieser Erweiterungsteil sollte nach der Vorstellung des Vereinsvorstandes ein "eigentlicher Wald" werden, da manche Besucher im bisherigen Parkteil die "stille, vielleicht die wilde Waldeinsamkeit"3 vermissen würden. Bis Ende 1876 waren etwa zwei Drittel des Erweitungsteils, der als Bürgerwald bezeichnet wurde, bepflanzt. In dieser Zeit führte eine intensive öffentliche Diskussion über den Park dazu, dass Wilhelm Benque wieder als Parkdirektor eingesetzt wurde und einen neuen Plan für die Gesamtanlage vorlegte.
Auch in der zweiten Bauphase des Bürgerparks musste immer wieder Geld aufgebracht werden, um die Maßnahmen voran zu treiben. 1878/79 wurde dafür ein "Comité zur Beschaffung von Geldmitteln für den Bürgerwald" gegründet, das sich besonders an die "reicheren Mitbürger" wandte, "denen es vergönnt ist, ihre Sommerfrische auf ihren Landsitzen oder auf den schönen Bergen des Südens zu genießen. Mögen Sie dem, welcher weniger glücklich wie sie, hier an der Scholle klebt, die Wohlthat gewähren, sich im grünen Walde von des Tages Mühen ausruhen zu können."4 Die Aktion war erfolgreich, so dass gute Fortschritte bei der Anlage der Parkerweiterung erzielt wurden und der Park letztlich bis 1886 fertig gestellt werden konnte.
Mögliche Vorbilder des Bürgerparks
Vor der Anlage des Bremer Bürgerparks sind in Deutschland nur wenige überregional bekannte Stadtparks entstanden, darunter der Englische Garten in München, der Klosterbergegarten in Magdeburg und der Friedrichshain in Berlin. Ein weiterer Park, der in jener Zeit europaweit Beachtung fand, war der ab 1858 angelegte Central Park in New York. Benque hat diese Anlage sehr gut gekannt, denn er hatte wegen seines politischen Engagements in den Revolutionsjahren 1848/49 seine Heimat verlassen müssen und war nach New York emigriert. Dort war er erwerbsgärtnerisch sowie publizistisch tätig und beteiligte sich 1858 mit einem Entwurf außer Konkurrenz am Wettbewerb zum großen New Yorker Stadtpark. Auch aufgrund persönlicher und geschäftlicher Beziehungen zu den Gestaltern des Central Parks war er mit dieser Anlage vertraut und es ist nach der Kenntnis seines Lebenslaufs die einzige Stadtparkanlage, die ihm persönlich als konkretes Vorbild vor Augen gestanden haben könnte.5
Ein vergleichender Blick auf den Central Park zeigt, dass Benque hinsichtlich Ausstattung und Form einige Ideen von dieser großen Parkanlage übernehmen konnte. In der Wettbewerbsausschreibung für den Central Park waren für das Nutzungsprogramm ein großer Paradeplatz mit Zuschauerplätzen, drei große Sportplätze und außerdem Ausstellungs- und Konzerthalle, Blumengarten sowie eine Eislaufbahn gefordert. Das muss er bei seinem eigenen Wettbewerbsbeitrag berücksichtigt haben. Auch der Gewinnerentwurf von Vaux und Olmstedt zeichnete sich durch ein breites Nutzungsangebot aus. Ein besonderes, formales Element in der ansonsten landschaftlich gestalteten Parkanlage war die 400 Meter lange Mall mit der abschließenden aufwändig gestalteten Terrace. Diese Promenade wurde an erhöhter Position geplant, denn der Besucher sollte sich "in the best sence" als "the owner of the park"6 fühlen und die Anlage von hier aus überblicken können.
Gestaltung und Nutzung
Benque hat ausdrücklich betont, dass er mit seinem Entwurf für den Bürgerpark etwas ganz Eigenes schaffen wollte, was Vorbild für andere Parkanlagen sein könne. Ein formaler Vergleich mit im gleichen Zeitraum entstandenen städtischen Parks in Deutschland zeigt, dass sich Benques erster Entwurf mit seiner betont architektonischen Gestaltung der großen Zentralanlage tatsächlich von anderen Parks abhob. Die Idee der Einbettung einer markanten formalen Struktur in landschaftliche Umgebung hatte Benque allerdings beim New Yorker Central Park kennen gelernt, wo Mall und Terrace ein solches Element darstellten.
Auch in seinem eigenen Entwurf für den Central Park hatte Benque eine Promenade vorgesehen, die nach seinen Worten "the most visited place in the park"7 werden sollte. Diese Funktion stellte er sich auch für die Zentralanlage im Bremer Bürgerpark vor.
Bei der Erweiterung des Bürgerparks war Benque besonders die gestalterische und funktionale Verknüpfung der beiden Parkteile wichtig. Daher öffnete er den Waldsaum, der den alten Parkteil nach Norden begrenzte und erweiterte die zentrale Wiesenfläche nach Norden. Die Straße zwischen altem und neuem Parkteil erhielt von Benque eine leicht s-förmige Wegeführung und die flankierenden Baumreihen wurden entfernt. Die geschwungene Straßenführung ähnelte dem im Central Park verwirklichten Prinzip, wo die querenden Straßen in geschwungenem Verlauf und zusätzlich durch eine vertiefte Lage aus dem Parkzusammenhang entfernt wurden. Auch hinsichtlich der Grundform und der Abgrenzung nach außen zeigen sich Ähnlichkeiten zwischen Bremer Bürgerpark und der New Yorker Anlage. Beide wiesen eine relativ gleichmäßige, längsrechteckige Grundform und eine dichte Abgrenzung zur Umgebung auf. Im Central Park wurde dies durch eine Mauer mit Vorpflanzung, im Bürgerpark durch eine breite, dichte Gürtelpflanzung verwirklicht, sodass es in beiden Fällen in weiten Bereichen keine optische Einbeziehung der Umgebung gab.
Die vorgesehenen Nutzungen im Bürgerpark entsprachen den bis dato formulierten theoretischen Forderungen sowohl hinsichtlich des erholsamen Aufenthalts in freier Natur als auch hinsichtlich des Bildungsaspekts. Eine hainartig bepflanzte Eichensammlung und ein Pinetum sowie die Anlage von Tiergehegen boten ein interessantes Angebot für das bildungsbeflissene Bürgertum. Ein solches Nutzungsangebot ist charakteristisch für die meisten Stadtparks, nicht nur in Deutschland.
Auf das typische belehrende und erzieherisch gedachte Denkmälerprogramm verdienter Persönlichkeiten, das viele öffentliche Parkanlagen dieser Zeit prägte, verzichtete Benque gänzlich. Nachdem im Konzept von Gustav Meyer ein umfriedeter Rasenspielplatz vorgesehen war und in der Tagespresse nach Spielwiesen im Bürgerpark verlangt wurde, integrierte auch Wilhelm Benque in sein überarbeitetes Konzept einen Spielplatz für Kinder, der allerdings zunächst nicht verwirklicht wurde. Erst 1883 wurde hinter der Meierei ein Rasenspielplatz hergerichtet und ein sogenannter "Mädchenspielplatz"8 angelegt.
Bäume prägen das Parkbild
Der Bremer Bürgerpark war - wie erläutert - das Ergebnis der Idee zur "Bewaldung der Bürgerweide". Auch wenn es letztlich keine Aufforstung eines Waldes wurde, sondern die Gestaltung eines Parks, ist die Intention der Initiatoren doch an der Gehölzzusammensetzung in der Parkanlage erkennbar. Von den insgesamt 414 verschiedenen Gehölzarten und -sorten, die das historische Gehölzsortiment umfasste, waren 84 Prozent - und damit der deutlich überwiegende Anteil - Bäume und nur 16 Prozent Sträucher.9 Damit unterschied sich der Bremer Bürgerpark deutlich von anderen Stadtparks des 19. Jahrhunderts. In den älteren Anlagen, wie dem Klosterbergegarten und dem Friedrichshain, kamen auf zwei Baumarten etwa drei Straucharten. Bei Anlagen aus dem späten 19. Jahrhundert war der Anteil an Sträuchern häufig noch deutlich höher.
Die am häufigsten verwendeten Arten im Bremer Bürgerpark waren Eichen und Buchen, gefolgt von Erlen, Fichten, Eschen, Lärchen und Birken.
Im Pflanzensortiment fanden sich aber trotzdem Gehölze aus aller Welt. Vom Sortiment waren nur gut zehn Prozent heimisch, der größte Teil waren nicht-heimische Arten und Kultivare, die fast die Hälfte des Sortiments ausmachten. Wenn man den Anteil der Herkünfte allerdings auf die Gesamtzahl der gepflanzten Individuen bezieht, ergibt sich ein ganz anderes Bild: 79 Prozent aller gepflanzten Gehölze, also mehr als 220.000 Exemplare, waren heimische Arten, nur 19 Prozent nicht-heimische Arten und ein Prozent Kultivare. Insgesamt kann man daher sagen, dass für die Massenanpflanzungen im Park hauptsächlich einheimische Waldgehölze verwendet worden sind.
Im Hinblick auf gestalterische und herkunftsmäßige Besonderheiten fällt auf, dass die Immergrünen mit gut einem Drittel einen beachtlichen Anteil am Gehölzsortiment einnahmen. Der Anteil ist wesentlich höher als beispielsweise im Klosterbergegarten oder im Friedrichshain. Der weitaus größte Teil der Nadelgehölze im Sortiment, mehr als 80 verschiedene Arten und Sorten, wurden für die Gestaltung des Koniferenhains verwendet. Durch die räumliche Konzentration der Nadelholzpflanzungen dominierten aber die sommergrünen Gehölze das Erscheinungsbild des Parks eindeutig. Unter den nicht-heimischen Gehölzen war der Anteil der Nordamerikaner mit 55 Prozent vergleichsweise hoch. Ein Grund dafür waren die zwei Sondergärten des Bürgerparks, denn sowohl ein großer Anteil an Eichenarten als auch sehr viele Koniferen haben ihre Heimat auf dem amerikanischen Kontinent.
Ist der Bremer Bürgerpark ein früher Volkspark?
Das starke Engagement der Bremer Bürger für ihre Parkanlage und die Betonung der Gründer, einen Park für die gesamte Bevölkerung schaffen zu wollen, könnte zu der These leiten, der Bremer Bürgerpark sei ein frühes Beispiel eines Volksparks. Nun bezeichnet der Begriff Volkspark im engeren Sinne einen Parktypus, der sich im frühen 20. Jahrhundert in Deutschland herausgebildet hat.10 Dieser Begriff wurde dem des Stadtparks entgegen gesetzt, der für die Gartenreformer des frühen 20. Jahrhunderts in seiner formalen Ausprägung mit dem gemischten Stil der Lenné-Meyerschen Schule gleichgesetzt wurde. Neben der Form war es aber vor allem die Nutzung, die den Stadt- und den Volkspark unterscheiden sollte: "Im bewussten Gegensatz zum Stadtpark von gestern, der nur ein Zierpark und daher nur um seiner selbst willen war, ist der Volkspark dazu da, allen Menschen möglichst unbegrenzte Gelegenheit zu edlem Genuss für Körper und Geist [...] zu gewähren"11, so Lesser 1927 in seinem Werk "Volksparke heute und morgen". Dafür wurden große, frei nutzbare Wiesenflächen zum Lagern und für Spiel und Sport in die Parks integriert.
Für eine erwünschte Nähe öffentlicher Parkanlagen zu den Wohngebieten der eher benachteiligten Bevölkerungsschichten sprachen sich nicht erst die Gartenarchitekten der Volksparks aus. Schon Lenné betonte 1840 bei der Planung von Stadtparks für Berlin diesen Aspekt und schlug daraufhin die Lage beispielsweise von Friedrichshain und Humboldthain in der Nähe dicht besiedelter Arbeiterquartiere vor. Die Idee einer bewussten räumlichen Anordnung des Parks im Sozialgefüge der Stadt war also zur Anlagezeit des Bürgerparks durchaus schon formuliert. Trotzdem spielte sie in Bremen kaum eine Rolle bei den Parkplanungen - man ging nicht von den Wohnorten der künftigen Nutzer aus, sondern von der verfügbaren Fläche. Noch am Beginn des 20. Jahrhunderts lagen nur wenige Stadtteile in Fußwege-Entfernung vom Bürgerpark.
Martin Wagners freiflächenpolitische Forderungen von 1915, nach denen Stadtparks in einer maximalen Fußwege-Entfernung von 20 Minuten, also in etwa einem Kilometer erreichbar sein sollten, konnte der Bremer Bürgerpark für die meisten Stadtbewohner nicht erfüllen.
Mit seiner Größe von 140 Hektar - und der Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgten Erweiterung um den Stadtwald auf 200 Hektar - ist der Bremer Bürgerpark eine der sehr großen städtischen Parkanlagen in Deutschland. Er kann damit eher mit den großen klassischen Volksparks wie dem Hamburger Stadtpark (150 Hektar) oder der Berliner Jungfernheide (140 Hektar) verglichen werden als mit den typischen Stadtparks des 19. Jahrhunderts, die in der Regel nicht größer als 40 bis 50 Hektar waren. Eine allgemeine freie Zugänglichkeit war und ist dem Bremer Bürgerpark wie fast allen Stadt- und Volksparks eigen. Als zeitweise für Konzertveranstaltungen am Restaurant Eintritt für den Bereich der Zentralanlage erhoben wurde, zeigte sich die Stadtbevölkerung entrüstet und in den Tageszeitungen war davon die Rede, dass das Recht auf den gemeinsamen Besitz der Bürgerweide verkümmere und im republikanischen Bremen in Wirklichkeit von dem republikanischen Prinzip der Freiheit und Gleichheit keine Spur zu finden sei.12
Die theoretischen Anforderungen an das Nutzungsprogramm von Stadtparks und Volksparks unterschieden sich nicht grundsätzlich, nur die Bedeutung der für Spiel und Sport bereitzustellenden Flächen variierte deutlich. Mit seinen vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten entsprach der Bürgerpark daher überwiegend beiden Programmen. Er wies relativ früh, zu Beginn der 1880er Jahre, Spielplätze auf, aber ein zentraler Aspekt des Volksparks, die uneingeschränkte Betretbarkeit und Nutzbarkeit der Wiesen war noch nicht gegeben. Die ausgedehnten Wiesenflächen des Bürgerparks stellten ein ausschließlich gestalterisches Element dar, das zur Naturbetrachtung und Kontemplation und nicht zur aktiven Freizeitnutzung diente.
In der Grundtendenz wies der Stadtpark des 19. Jahrhunderts ein vielfältiges, eher repräsentatives Gehölzsortiment auf, während der Volkspark des 20. Jahrhunderts hinsichtlich der Gehölzausstattung schlichter war, ein weniger reichhaltiges Sortiment umfasste und eher aus heimischen Gehölzarten gestaltet war. Der Bremer Bürgerpark hatte zwar ein relativ vielfältiges Sortiment, was vor allem daraus resultierte, dass es mit dem Eichenhain und dem Pinetum zwei arten- und sortenreiche Sondersammlungen im Park gab; weitere Gehölzvielfalt zeigte sich im Bereich des Parkhauses. In den übrigen und weitaus größten Bereichen war der Park aber durch heimische Arten geprägt. Insofern ist der Park, was die Gehölzverwendung angeht, eine Mischung aus typischem Stadt- und typischem Volkspark, wobei der Gesamteindruck eine Tendenz zur schlichten Gehölzverwendung des Volksparks zeigte.
Dafür spricht nicht nur die Menge heimischer Gehölzarten, sondern auch die Verwendung der Gehölze zur Raumbildung. Benque pflanzte große Massen, die wie in typischen Volksparks, wie dem Hamburger Stadtpark oder der Berliner Jungfernheide, waldartige Partien erzeugten.
Im Sinne des bürgerschaftlichen Engagements ist der Bremer Bürgerpark ein herausragendes Beispiel für einen der gesamten Bevölkerung zugeeigneten Park, hinsichtlich der Nutzung eher ein typischer Stadtpark und hinsichtlich der Pflanzenverwendung und einigen Aspekten der Raumbildung vergleichbar mit dem klassischen Volkspark. Insgesamt lässt sich diese Anlage also als Park von Bürgern für das Volk (im Sinne der gesamten Bevölkerung) einstufen und hinsichtlich mehrerer Aspekte einreihen in eine Entwicklung vom typischen Stadtpark zum typischen Volkspark.
Literatur
Kirchner, Franziska: Der Central Park in New York und der Einfluss der deutschen Gartentheorie und -praxis auf seine Gestaltung. Worm 2002 (Grüne Reihe - Quellen und Forschungen zur Gartenkunst, 23).
Lesser, Ludwig: Volksparke heute und morgen. Berlin 1927.
Reinsch, Günter: Der Bürgerpark - ein Beispiel deutscher Stadtparkanlagen in Bremen. In: Die Gartenkunst 1.1990, S. 87-98.
Reinsch, Günter: Von der Bürgerweide zum Bürgerpark - Die Entstehungsgeschichte des Bremer Bürgerparks. In: Der Bremer Bürgerpark. 125 Jahre. Hrsg. Bürgerparkverein Bremen; Die Wittheit zu Bremen. Bremen 1991, S. 20-79.
Röpke, Andreas: Wilhelm Benques Lebensweg. In: Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen 62.1998, S. 126-149.
Rosenzweig, Roy; Blackmar, Elizabeth: The Park and the People. A History of Central Park. Ithaca/London 1992.
Schenker, Heath Massey: Melodramatic Landscapes. Urban Parks in the Nineteenth Century, Charlottesville und London 2009.
Sedmihradsky, Anett: Der Bremer Bürgerpark. Gestalterische und ökologische Aspekte historischer Pflanzenverwendung. Dipl.-Arbeit am Inst. f. Stadt- und Regionalplanung, TU Berlin 2010, unveröffentlicht.
Widmaier, Daniel: Der klassische Volkspark in Berlin. In: Die Gartenkunst 9.1997, S. 135-179.
Anmerkungen
1) Eingabe des Vereins für die Bewaldung der Bürgerweide an den Senat, 16.11.1865, zit. in Reinsch 1991, S. 29f.
2) Bremer Courier vom 13.05.1866, zit. in Reinsch 1991, S. 34.
3) VII. Jahresbericht 1871/72, zit. in Reinsch 1991, S. 50.
4) Bremer Nachrichten vom 23.2.1879, zit. in Reinsch 1991, S. 67.
5) Vgl. Röpke 1998.
6) Olmstedt 1858 zit. in Kirchner 2002, S. 84.
7) Benque & Rawolle 1858, zit. in Rosenzweig & Blackmar 1992, S. 115.
8) Reinsch 1991, S. 70.
9) Zur Auswertung der historischen Gehölzlisten vgl. Sedmihradsky 2010.
10) Zusammenfassende Darstellung der Charakteristika in Widmaier 1997.
11) Lesser 1927, S. 19f.
12) Reinsch 1991, S. 51.