DGGL-Workshop in Magdeburg
Hochwasser, Wassermanagement und Gehölzschäden im Focus
Elf Referenten informierten Teilnehmer aus insgesamt sechs Bundesländern zu drei inhaltlichen Schwerpunkten: 1. Hochwasser und die Folgen für die Umwelt, 2. Regenwasserkonzepte und Stadtentwicklung, 3. Elbhochwasser und die Auswirkungen im Herrenkrugpark.
Das Land Sachsen-Anhalt war gewählt als Bezugsrahmen für die Vorträge zu Rahmenbedingungen von Land und Kommune für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft. Die Wahl des Ortes Magdeburg war nicht zuletzt begründet durch die Wahl von Thema und Anschauungsort der Exkursion: der Herrenkrugpark in Magdeburg an der Elbe, einer historisch bedeutsamen und kulturell hochwertigen Parkanlage, mit Fragen zur Entwicklung der Elbauen unter Einfluss von Klimawandel im Konflikt mit den Zielen des Denkmalschutzes von Höherer und unterer Denkmalschutzbehörde.
SUG-Stellenmarkt
Der erste inhaltliche Schwerpunkt "Hochwasser und die Folgen für die Umwelt" wurde eingeleitet und später vertieft durch die Vorträge von Prof. Dr. Hartmut Balder. Er machte aufmerksam auf den Stand des Wissens zur Atmungsaktivität von Pflanzen (Gehölze sterben ab, wenn sie 14 Tage im Wasser stehen), öffnete den Blick auf Forschungsfragen in der Systematik von Einflussfaktoren auf das Gedeihen von Gehölzen und regte die Diskussion an zum Konflikt zwischen Denkmalschutz (z. B. Erhaltung der Berliner Allee "Unter den Linden") und Nachpflanzungen von Bäumen, die resilienter sind im Klimawandel.
Burkhard Henning, Direktor des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt, Stefan Matz, Leiter des Eigenbetriebes Stadtgarten und Friedhöfe Magdeburg und auch Jacqueline Wegener, Mitarbeiterin der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau des Landes Sachsen-Anhalt informierten ausführlich über die systemischen Rahmenbedingungen und Herausforderungen der Wasserwirtschaft und des Hochwasserschutzes sowie der Schädlingsbekämpfung im Sinne der Praxis von Kartierungen, Regularien und Präventiv- sowie Schadensregulierungsmaßnahmen. Die Landschaftsarchitektin Katja Trippler ergänzte diese generellen Informationen konkret durch die Beschreibung der Geschichte von Anlage und Sanierung des Herrenkrugparks nach der Überflutung 2013.
Der zweite inhaltliche Schwerpunkt "Regenwasserkonzepte und Stadtentwicklung" wurde mit generellen Informationen eingeleitet durch Birgitta Hörnschemeyer (FH Münster) zum Leitbild der Wasserbewussten Stadtentwicklung und ihrer auch ökonomischen Dimension. Leitbildaspekte wurden anhand von Beispielen (Blue-Green-Streets, Schwammstadt Quedlinburg) konkretisiert und vertieft durch die Vorträge von Prof. Erich Buhmann (Atelier Bernburg), Dr. Carlo Becker (bgmr Landschaftsarchitekten) und Christoph Dirksen (BdB). Dirksen referierte äußerst einprägsam über gute Lösungen bei der Pflanzung von Gehölzen in wassersensiblen Projekten. Den Abschluss bildeten weitere Vorträge von Prof. Balder zur realen Wurzelentwicklung von Gehölzen in Regenwasseranlagen sowie zur Biodiversität und Unterhaltung von Mulden, wichtige Erkenntnisse aus langjährigen Berliner Studien zur Optimierung von Regenwasserkonzepten. Der Vortrag von Prof. Dr. Andrea Haase zur Neugestaltung der Isar wurde zur Vorbereitung der Exkursion und zur Einführung des Verständnisses einer alternativen Ausrichtung der Gestaltung von Überschwemmungsflächen (anders als im Herrenkrugpark) in den Grundzügen der Gestaltung "Dem Wasser mehr Raum geben, die Überschwemmungsflächen differenzieren und aufweiten" zusammenfassend vorgestellt.
Die Exkursion im Herrenkrugpark mit Schwerpunkt der Baumschäden durch die Fluten von 2013 sowie der Parksanierung war der dritte Teil des Workshops. Bei einer Deichführung in der Nähe des Flusslaufes wurden die Folgen des Hochwassers in Form von Baum-Schäden an Stämmen, Ästen und Kronen sichtbar. Die Flut hatte den Deich übersprungen, war dann auf den dahinterliegenden Flächen wie in einer Badewanne gefangen, konnte nicht mehr abfließen und hatte so erheblichen Schaden an etlichen wertvollen Alt- und Jungbäumen verursacht.
Dort zeigte sich der Konflikt "Denkmalschutz versus Klimawandel" deutlich, nicht zuletzt an der Sanierung des früheren Deiches nach 2013 durch eine weitere Erhöhung des Deichgrundes und des Deichbauwerkes. Der sichtbar gewordene Konflikt der "Badewannensituation" ist zurückzuführen darauf, dass die Reichweite der Überflutung vor der Anlage des Parks historisch nicht gesehen worden war. Das Ergebnis der Sanierung des Deichs nach 2013 zeigte aber auch, dass die Kultur des Parks vor der Naturgewalt des Elbwassers immer noch geschützt werden soll. Die Teilnehmer waren vor Ort konfrontiert mit Maßnahmen der Schädlingserkennung und Bekämpfung. Der eingeschleppte Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) ist in Europa als Quarantäneerreger meldepflichtig und hat im Herrenkrug umfangreiche Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen ausgelöst. Dies wurde anschaulich erläutert durch den Einsatz eines Spürhundes und die Demonstration von Kletteraktionen.
Prof. Dr. Andrea Haase, Prof. Dr. Hartmut Balder