Ein grünes Refugium
Der Gartenhof der Universitäts-Frauenklinik München
Die Universitäts-Frauenklinik in der Maistraße verfügt mit ihrem zentralen großen Garten- und Schmuckhof über ein herausragendes Gartendenkmal, das sich auch 100 Jahre nach seiner Entstehung einer hohen Wertschätzung erfreut.
Im Laufe von Jahrzehnten waren viele Strukturen des Freiraumes verloren gegangen. Einzelne Bereiche waren überformt, ausgewachsene Pflanzungen hatten den Charakter der Anlage verändert. In den Jahren 1978/79 erfolgte deshalb eine grundlegende Wiederinstandsetzung des Gartenhofes auf der Grundlage der Pläne von Theodor Kollmann, Regierungs- und Baurat des Universitätsbauamtes.
Unter dessen Leitung wurde 1913-1916 der Neubau der Frauenklinik errichtet. Kollmann oblag auch die Freiflächenplanung, mit deren Umsetzung er die Münchner Gartenbaufirma Möhl und Schnitzlein beauftragte.
Die Wende vom 19. zum 20 Jahrhundert war für Architektur und Kunst eine Zeit des Stilpluralismus. Dieser zeigt sich im Fall des Baukomplexes Frauenklinik in der Wiederaufnahme barocker und klassizistischer Formen, die, mit Elementen des Jugendstils verbunden, eine eindrucksvolle Einheit bilden.
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Der Garten- und Schmuckhof, der etwa 4000 Quadratmeter umfasst, erinnert mit seiner klaren regelmäßig-architektonischen Gliederung an barocke Anlagen. Seine Begrenzung bilden die Wände des kompakten Vierflügelbaus der Klinik. Kontrastierend steht diesem festgefügten Baukörper der Gartenhof als "die Seele der Anlage" (Th. Kollmannk in: Der Baumeister, 1918) gegenüber.
Ein Hauptelement seiner Gestaltung ist das zentrale Wegesystem mit Längs- und Querachse. Im Schnittpunkt dieser Achsen befindet sich ein Rondell, dessen Zierde der originale Muschelkalkbrunnen ist, den der Bildhauer Georg Roemer 1916 schuf. Er wird heute begleitet von konzentrisch geführten Buchsbändern und einem Kranz Japanischer Kirschen (Prunus serrulata "Kanzan") sowie einer Reihe von Sitzbänken. Diesem Zentrum zugeordnet sind vier Rasenkompartimente, die geschnittener Buchs begrenzt. Die Gesamtkomposition wird umschlossen von Rasenstreifen, betont durch Eibenhecken und beschattet von einer Reihe Winterlinden (Tilia cordata).
Historische Gärten und Anlagen bedürfen der stetigen Pflege und Unterhaltung. Das Planungsinstrument des Gartendenkmalpflegers ist das Parkpflegewerk.
Für den Garten- und Schmuckhof der Frauenklinik wurde im Jahr 2005 im Rahmen einer Diplom-Arbeit an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Fakultät für Landschaftsarchitektur, eine entsprechende Parkpflegekonzeption entwickelt (Verfasserin: Dorothee Adam, Betreuer: Prof. Dr. Michael Goecke). Sie enthält die Leitlinien für eine denkmalgerechte Pflege, Erhaltung und Restaurierung der Anlage. Durch geschichtliche Analyse, Bestandsaufnahme und -bewertung, Gegenüberstellung von historischer und aktueller Substanz und Entwicklung von gartendenkmalpflegerischen Maßnahmen soll der große Gartenhof der Frauenklinik als Gartenkunstwerk erhalten und für die Nachwelt gesichert werden.
Das jetzige Erscheinungsbild des Gartenhofes entspricht im Wesentlichen den Plänen von Theodor Kollmann. Allerdings sind die Strukturen des im Nordwesten der Anlage gelegenen ehemaligen Direktorengartens, der zum privaten Wohnbereich des Klinikdirektors gehörte, weitgehend verschwunden. Erhalten haben sich jedoch Teile des Brunnens, die heute als Pflanzschale genutzt werden. Eine Wiederinstandsetzung dieses Areals wäre wünschenswert.
Als grünes Refugium erfüllt der Garten- und Schmuckhof noch immer die vielfältigen Bedürfnisse seiner Nutzer, zu denen neben Patienten, Klinikmitarbeitern und Studierenden auch Münchner Bürger gehören. Sie alle werden uneingeschränkt dem zustimmen können, was einst über diesen besonderen Ort geschrieben wurde: "Wenn man die mächtige, von Säulen getragene Eingangshalle durchschritten hat, erreicht man durch eine kleine Tür einen Garten. Man glaubt nach Italien versetzt zu sein. Rosenbeete, gepflegte und geharkte Wege, Springbrunnen, Ruhebänke, zwitschernde Vögel, ein großzügiges Areal der Besinnung, an allen vier Wänden eingerahmt von der Klinik." (in: W. Englisch, in Memoriam Albert Döderlein, Berlin/Heidelberg 1993). Prof. Dr. Michael Goecke