Forschungsvorhaben von LWG Veitshöchheim und Uni Würzburg

Hiesige Insekten haben mit fremden Klimabäumen kein Problem

Arboristik
Dr. Susanne Böll, Leiterin des Klimabaum-Projekts "Stadtgrün 2021", arbeitete bei diesem Forschungsvorhaben mit Dr. Dieter Mahsberg von der Universität Würzburg zusammen. Foto: Susanne Böll

Auch Baumarten südosteuropäischer Herkunft sind ein wichtiger Lebensraum für die urbane Insektenwelt. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Susanne Böll, Leiterin des bayerischen Klimabaum-Projekts "Stadtgrün 2021", nach Abschluss eines gesonderten Forschungsvorhabens in Zusammenarbeit mit Dr. Dieter Mahsberg von der Universität Würzburg im Sommer 2017. Das vom bayerischen Umweltministerium finanzierte Projekt sollte ergründen, ob die Stadtklimabäume ein geeignetes Habitat für die urbane Insektenfauna ist.

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Am Friedrich-Bergius-Ring in Würzburg wurde die Artenvielfalt in den Baumkronen untersucht. Foto: Susanne Böll
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Masterstudentin Rosa Albrecht im Hubsteiger beim Aufhängen der Fallen in sechs Metern Höhe. Foto: Susanne Böll
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Käfer und Hautflügler zeigen auf allen Baumarten ähnliche Verteilungsmuster. Foto: Susanne Böll

Heimische Baumarten und Klimabäume verglichen

Dafür wurde in einem Würzburger Gewerbegebiet die Vielfalt von Insekten und Spinnen im Kronenraum dreier heimischer Baumarten mit der nahe verwandter Stadtklimabäume erfasst und verglichen: Fraxinus excelsior 'Westhofs Glorie', Fraxinus ornus (Gemeine Esche/Blumen-Esche), Carpiunus betulus 'Frans Fontaine', Ostrya carpinifolia (Hainbuche/Hopfenbuche), Tilia cordata 'Greenspire' sowie Tilia tomentosa 'Brabant' (Winterlinde/ Silberlinde). Je Baumart wurden fünf Exemplare ausgesucht. Alle Bäume hatten eine vergleichbare Größe und standen in unmittelbarer Nachbarschaft. Für das Monitoring der Arthropoden (Insekten und Spinnen) wurden Fensterfallen und Gelbklebetafeln eingesetzt sowie Klopfproben mit dem Klopfschirm genommen. Fallenentleerung und Probenahmen fanden im zweiwöchigen Abstand von April bis Mitte Oktober 2017 statt.

Am Ende war ein riesiger Datenberg zu den Insekten in Baumkronen zusammen gekommen: Knapp 24000 Individuen wurden in Fensterfallen und bei Klopfproben gefangen - mit den Fängen der Gelbtafeln waren es insgesamt 90000. Der größte Teil davon waren Mücken und Fliegen, die auf den heimischen Baumarten stärker vertreten waren als auf den südosteuropäischen Verwandten, besonders auf der Gemeinen Esche. Insgesamt wurden neben den Spinnen 17 Insektengruppen wie die Käfer und Hautflügler (Wild- und Honigbienen, Hummeln, Wespen und Ameisen) gefangen, die in ihrem jahreszeitlichen Auftreten auf allen Baumarten sehr ähnliche Verteilungsmuster zeigten. In der Anzahl der Arten gab es in keiner der bis zur Art untersuchten Insektengruppen signifikante Unterschiede zwischen den heimischen und südosteuropäischen Schwesternarten.

Gebietsfremde Bäume keine ökologischen Wüsten

200 Arten von Hautflüglern, Blattkäfern, Wanzen und Zikaden fingen die Forscher. 151 waren es auf heimischen Baumarten, 134 auf südosteuropäischen, wobei 85 Arten auf beiden vorkamen. Ausschließlich auf heimischen Bäumen fanden sich 66 Arten, aber auch 49 Arten, die nur auf gebietsfremden Bäumen vorkamen. Die oft formulierte These, dass gebietsfremde Bäume ökologische Wüsten seien, trifft also nicht zu. Böll nimmt die Erkenntnis mit: "Es ist gut, wenn wir heimische und gebietsfremde Bäume nebeneinander pflanzen. So erreichen wir die höchste Biodiversität." Je mehr Baumarten gepflanzt würden, desto höher sei die Artenvielfalt.

Erstaunt war Böll über die große Anzahl von Bienen in den Bäumen am Straßenrand. 57 Wildbienenarten registrierten die Wissenschaftler auf allen Baumarten. Weil die meisten Bienen Bodennister sind und ihre Eier in sandigen Flächen und Ritzen ablegen, empfiehlt sie die Pflanzung von Straßenbäumen auf Pflanzstreifen. Auch eine seltene Grabwespenart ging in die Falle. Der Fang war ein erster Beleg dieses Zikadenjägers in Bayern. Was das Vorkommen an selteneren Arten angeht, nehmen sich heimische und gebietsfremde Bäume nichts.

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