Ideen und Entwürfe von Schumacher, Encke und Nussbaum

Planungsphasen des Äußeren

von:
Grünflächen
Gesamtplan des linksrheinischen Äußeren Grüngürtels. Vorentwurf: Theodor Nussbaum

Der Äußere Grüngürtel ist wesentlicher Bestandteil des gesamtstädtischen Grünsystems der Stadt Köln und Ausgangspunkt einer regionalen Freiraumvernetzung in der Region Köln/Bonn. Mit einer Gesamtfläche von 2800 Hektar und einem Umfang von 40 Kilometer umspannt der Wald- und Wiesengürtel das Stadtgebiet. Über viele Jahrzehnte und immer wieder wechselnder städtebaulicher Leitbilder entwickelt, besteht der Grüngürtel heute aus verschiedenen Freiflächenbestandteilen. In seiner Gesamtheit ist er ein bedeutender Teil der grünen Infrastruktur und erfüllt eine Vielzahl von Leistungen und Funktionen für die wachsende Großstadt Köln. Mit dem Projekt "Impuls: Grüngürtel" konnte 2012 ein Masterplan erarbeitet werden, der die Grundlage für die Sicherung und weitere Entwicklung des grünen Gürtels bildet.¹

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Gesamtplan des linksrheinischen Äußeren Grüngürtels. Ausführungsplan: Theodor Nussbaum

Die Idee zur Ausweisung eines Grüngürtels geht auf den damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer zurück. Sein Ideal einer einheitlichen und organischen Stadtgestalt, in der umfangreiche Grünflächen für die Bewohner geschaffen werden, sollte in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg in weiten Teilen in die Realität umgesetzt werden. Das Verdienst Adenauers ist hierbei nicht nur in der Tatsache zu sehen, dass er auf politischer Ebene die Voraussetzungen zur Durchführung eines solchen Projektes schaffen konnte, sondern vielmehr darin, dass es ihm gelang, den Baudirektor der Stadt Hamburg, Fritz Schumacher, für drei Jahre (1920-1923) nach Köln zu holen.

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Entwurf von Fritz Encke für den Abschnitt Bonner Straße – Güterbahnhof Eifeltor. In: Wiegand, H., S. 128.
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Vorentwurf von Theodor Nussbaum für den Abschnitt Bonner Straße – Güterbahnhof Eifeltor.
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Ausführungsplan von Theodor Nussbaum für den Abschnitt Bonner Straße – Güterbahnhof Eifeltor.
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Entwurf von Fritz Encke für den Abschnitt Güterbahnhof Eifeltor (Luxemburger Straße) – Dürener Straße. In: Wiegand, H., S. 127.
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Vorentwurf von Theodor Nussbaum für den Abschnitt Güterbahnhof Eifeltor – Stadion.
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Ausführungsplan von Theodor Nussbaum für den Abschnitt Luxemburger Straße – Aachener Straße (Stadion).

In diesem kurzen Zeitraum gelang es Schumacher die Leitlinien der künftigen Stadtentwicklung festzulegen. Dabei fand Schumacher eine Stadtstruktur vor, die ganz besonders durch die Befestigungseigenschaft der ehemals preußischen Stadt geprägt war und seinen Idealvorstellungen eines radial ausstrahlenden und gegliederten organischen Stadtkörpers entgegenstand. Von großer städtebaulicher Bedeutung waren für Schumacher die Grünflächen, die nicht nur als Erholungsflächen dienen sollten, sondern den gesamten Stadtkörper gliedern und strukturieren sollten.² Folgte Schumacher zunächst der Vorgabe sowohl den Inneren als auch den Äußeren Festungsrayon zur Anlage zweier Grünringe vorzusehen, so war es für ihn von überaus großer Bedeutung, durch Ausweisung radial gerichteter Grünzüge den konzentrischen Stadtkörper in einen rad-artig strukturierten zu überführen.

Dem linksrheinischen Äußeren Grüngürtel kamen hierbei neben sozialen vor allem stadthygienische Funktionen gegen die im Westen liegenden Braunkohlegebieten zu. In der Ausgestaltung des Äußeren Grüngürtels entwickelt Schumacher weitreichende konzeptionelle Vorstellungen, die einen gestalterischen und in der Nutzungsintensität gestaffelten Übergang von der Bebauung über den Grüngürtel in die freie Landschaft vorsahen. Konkrete Ausgestaltungspläne hatte er nicht ausgearbeitet.

Den ersten Gesamtplan für den Äußeren Grüngürtel legte der städtische Gartendirektor Fritz Encke 1925, ein Jahr vor seiner Pensionierung vor. In einer Denkschrift fasst Encke seine Vorstellungen zur Ausgestaltung des Grüngürtels zusammen.³ Demnach sollte der größte Teil des Gürtels aus zusammenhängenden Waldflächen bestehen. Diesen "Extensivzonen" werden mit unterschiedlichem Abstand untereinander "Intensivzonen" zugeordnet, die als architektonisch gestaltete Volksparke mit einem differenzierten Nutzungsangebot ausgestaltet werden. Durch diese Anordnung unterliegt die Gliederung des Entwurfes einem strengen Ordnungsgedanken. Für Heinz Wiegand zeigt dieser Gesamtentwurf, dass es Encke verstand sowohl die architektonische als auch die landschaftliche Formgebung im Rahmen dieser "komplex gefassten Arbeit" differenziert anzuwenden.4 Der Entwurf von Encke wurde nicht weiterverfolgt.

Theodor Nussbaum, der ab 1919 die neu gegründete Planungsabteilung im Gartenamt leitete, legte ab 1927 einen weiteren Gesamtentwurf für den linksrheinischen Teil des Grüngürtels vor, der sich vollkommen vom Entwurf Enckes unterschied. Nussbaum wählt für seinen Entwurf eine Gestaltungsform, in dem es keine Abgrenzung in Intensivzonen und Extensivzonen gibt, beide Zonen fließen vielmehr ineinander. Sein Entwurf für den Grüngürtel ist charakterisiert durch einen weiten, den gesamten Gürtel durchlaufenden Wiesenzug, der beidseitig von Wald mit locker ausgebildeten Rändern begrenzt wird. In diesen Wiesenzug werden langgestreckte asymmetrische Wasserbecken gelegt. Ein Band mit Sportanlagen wird zu den Siedlungsflächen hin ausgewiesen. Ein Großteil dieses Entwurfs konnte zumindest im linksrheinischen Stadtgebiet in den Folgejahren bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges auch tatsächlich so wie geplant realisiert werden. Heute ist dieser Bereich als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und in der Denkmalliste des Stadtkonservators aufgeführt.

Lange Zeit ging man davon aus, dass dieser Ausführungsplan von Nussbaum direkt aus dem Entwurf von Encke abgeleitet wurde. Ein Zufallsfund hat jedoch einen Zwischenentwurf zu Tage gebracht, der Aufschluss über den Planungsprozess zur Ausgestaltung des Äußeren Grüngürtels gibt. Dieser Zwischenentwurf war bisher nicht bekannt und es gab auch keinerlei Hinweise in der Literatur hierüber. Insofern gibt es keinerlei Schriftquellen, in denen dieser Entwurf und die Entwurfsabsichten von Theodor Nussbaum eingehender beschrieben wurden. Aus diesem Grund können nur die Pläne selbst interpretiert werden.

Interessant ist jedoch, dass bei diesem Fund auch eine Reihe von Dias mit Aufnahmen aus dem Stadtpark in Hamburg gefunden wurde. Alle Aufnahmen stammen von dem Mitarbeiter des städtischen Gartenamtes, Richard Stoll, dessen Name sich auch auf vielen Plänen zum Äußeren Grüngürtel wiederfindet.5 Vergleicht man die Grundkonzeption des von Fritz Schumacher 1914 angelegten Hamburger Stadtparks mit dem nun vorliegenden Zwischenentwurf des Äußeren Grüngürtels, so fällt eine gewisse gestalterische Übereinstimmung der Teilbereiche auf. Eine eingehende gartendenkmalpflegerische Wertung der drei nun vorliegenden Entwürfe zur Ausgestaltung des Äußeren Grüngürtels in Köln steht noch aus. Der Fund des hier erstmals vorgestellten Zwischenentwurfs belegt jedoch, dass es sich beim Äußeren Grüngürtel um einen Bereich handelt, der nicht nur aufgrund der städtebaulichen Situation, sondern auch wegen der beteiligten Städtebauer und Gartenarchitekten als ein bedeutendes Beispiel der Geschichte des Städtebaus und der Gartenkunst in Deutschland anzusehen ist.6

Anmerkungen

1 Aufmkolk, G.; Bauer, J.: Entwicklungsplan Äußerer Grüngürtel Köln. Stadt + Grün, Heft 5, 2013, S. 37-41.

2 Schumacher, F.: Köln. Entwicklungsfragen einer Groszstadt. Köln 1923.

3 Denkschrift zu dem Entwurf für einen Grüngürtel auf dem linksrheinischen ehem. Rayongelände von Gartendirektor Fritz Encke, 1925.

4 Wiegand, H. : Entwicklung des Stadtgrüns in Deutschland zwischen 1890 und 1925 am Beispiel der Arbeiten von Fritz Encke. Geschichte des Stadtgrüns. Hennebo, D. (Hrsg.), Band II, o. D., S. 135.

5 Richard Stoll, geb. 30.01.1888, war von 1920 bis 1945 Gartenarchitekt in der städtischen Gartenverwaltung Köln.

6 Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur Universität Hannover (Bearb.): Pflege- und Entwicklungskonzept Äußerer Grüngürtel Süd. Hannover 1991.

Dr. Joachim Bauer
Autor

Stellvertretender Amtsleiter, Amt für Landschaftspflege und Grünflächen, Stadt Köln

Stadt Köln

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