Internationale Gartenschau Hamburg 2013 endete

Nichts war umsonst

Hamburg Internationale Gartenausstellungen
Die igs hatte 1,2 Millionen Besucher, für die Refinanzierung leider zu wenig. Foto: Mechthild Klett
Hamburg Internationale Gartenausstellungen
Nun entsteht ein neuer Inselpark, deren Pflege angesichts des hohen Defizits langfristig noch ungeklärt ist. Foto: Mechthild Klett

Am 13. Oktober 2013 endete die internationale gartenschau hamburg nach 171 Tagen. Am Ende gab es jede Menge Kritik an zu geringen Besucherzahlen von immerhin 1,2 Millionen und über die damit verbundenen Defizite von 37 Millionen Euro.

Der Anfang war gleich schwierig - Schnee und Frost im April, Regen zur Eröffnung, und gleich zu Beginn war auch die Presse eher skeptisch, später fast durchweg negativ.

Schon zu diesem Zeitpunkt hätte Olaf Scholz als erster Bürgermeister das Projekt zur Chefsache machen müssen, die Stimmung mutig mit gezielten Informationskampagnen drehen und Kritik ausräumen können. Angesichts seiner guten Vernetzung innerhalb und außerhalb Hamburgs wäre das ein Leichtes gewesen. Die Skepsis der Hamburger gegenüber Wilhelmsburg mit hohem Migrantenanteil und hoher Arbeitslosigkeit hätte in Neugier über das Neue umschlagen sollen. Die Angst des Politikers mit Negativschlagzeilen in Verbindung zu geraten, war offenbar größer.

Auch nicht hilfreich waren Anfangs die vielen Zwischenrufe zur Konzeption, die senatsseitig noch viel gigantischer angelegt waren. Ein Prestigeprojekt stößt auf die Skepsis der Anwohner, wenn sie sich für politische Ziele instrumentalisiert sehen, oder Sorge vor Gentrifizierung des Bezirkes haben. Das hätte man wissen können.

Kritik an hohen Preisen wurden durch Rabattaktionen relativiert. Sie waren aber auch nicht allein der Grund, warum die Hamburger nicht kamen. In anderen Orten - wie 2011 in Koblenz bei der Bundesgartenschau lagen die Preise auch nicht niedriger - und dennoch kamen 3,5 Millionen Besucher.

Ein unterschätzter Aspekt war sicher die große Fläche der Anlage. 100 Hektar Ausstellungsfläche - eine sportliche Herausforderung. Und nicht jeder ältere Besucher mit Problemen beim Laufen möchte sich in einen Rollstuhl setzen und fahren lassen.

Großen Erfolg hatte und hat die inzwischen europaweit bekannte Skate-Arena, die von Jugendlichen aus Wilhelmsburg konzipiert und gebaut wurde. Auch die vielen, überbordenden und modern gestalteten Themenbereiche und Beete, aus denen Besucher private Inspiration schöpfen konnten, wurden vielfach positiv aufgenommen - wie das Gästebuch der igs zeigt. Vom Fachpublikum gab es einige leise kritische Stimmen, weil die Themengärten teils einen bizarren, naturfernen Eindruck vermittelten, wie Gärtnern auf dem Mars oder Der rettende Strohhalm oder einfach ein wenig langweilig wirkten - wie das Bambusgerüst, Bamboon und als zu wenig innovativ empfunden wurden.

Was bleibt, ist am Ende die Erkenntnis, dass Wilhelmsburg für die Hamburger doch noch sehr viel weiter weg ist, als nur drei S-Bahn-Stationen vom Hauptbahnhof. IGS und IBA können nur ein Anfang eines Prozesses sein, der nun erst richtig losgehen muss. Anwohner, Landschaftsarchitekten und Gärtner dürfen nicht nur Zaungäste der Politik sein, sondern müssen real mitentscheiden können, was passieren soll.

Die Defizite von 37 Millionen Euro muss Hamburg schultern und sie sind nicht gerade ein Werbemittel für alle weiteren Kommunen, die sich um eine Gartenschau bewerben wollen und mit Gegenwind aus der eigenen Bevölkerung zu kämpfen haben. Daraus aber ein Argument zu drehen, wie es der Deutsche Bund der Steuerzahler immer wieder versucht, die Gartenschauen ganz abzuschaffen, ist unseriös.

Mechthild Klett

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