Konzepte für den ländlichen Raum
Wildnis wagen

Vor allem in den letzten Jahrzehnten wurden viele Räume unter Bewirtschaftungsaspekten optimiert. Das trifft auf den größten Teil der Wälder zu, ebenso auf landwirtschaftliche Flächen. Dazu kommt, dass weite Bereiche unserer nicht bebauten Landschaftsräume heute weitgehend durch Infrastruktur (Straßen und unterirdische sowie überirdische Leitungstrassen) überprägt sind.
Die bebauten Ortslagen der Dörfer sind heute stark versiegelte Flächen mit vergleichsweise wenig Grün. Die Veränderungen der Landschaftsräume und Ortsbilder sind im Hinblick auf die Biodiversität mittlerweile gravierend, und dies ganz besonders in den ländlichen Räumen. Jahrzehnte industrieller Landwirtschaft und Waldbewirtschaftung sowie ein zunehmend verstädterndes Leben in den Dörfern haben in den öffentlichen Räumen und in der Landschaft letztlich zu einer massiven Artenarmut bei Pflanzen und Tieren geführt.
Naturschutzgebiete, FFH-Gebietsausweisungen, Biotopvernetzungen oder das (teilweise) Umdenken bei der Bewirtschaftung von Ackerflächen und innerörtlichen Grünflächen konnten diese Entwicklung bisher nicht wirksam aufhalten. Der Beitrag setzt sich damit auseinander, ob die gängigen Wildniskonzepte für diesen Landschafts- und Siedlungsraum übertragen werden können oder ob Anpassungen erforderlich sind. Die Beispiele und Bilder stammen aus der näheren Nachbarschaft der Autorin, die am Oberrhein im ländlichen Raum lebt.
Wildnisgebiete und Stadtwildnis – aktueller Stand
Die bisherigen Ansätze für die Entwicklung von Wildnis beziehen sich auf Landschaftsräume, in die der Mensch nicht mehr regelnd eingreift, und in denen die natürlichen Prozesse unter Schutz und nicht bezogen auf bestimmte Arten oder historische Nutzungsformen, wie in klassischen Naturschutzgebieten, ablaufen. Menschen sollen in diesen Gebieten nur Besuchende sein.
In Wildnisgebieten finden bedrohte Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen Lebens- und Rückzugsräume, weshalb die Gebiete einen besonderen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt leisten können. In der Nationalen Biodiversitätsstrategie 2007 wurde für das Jahr 2020 das Ziel festgeschrieben, zwei Prozent der Landfläche Deutschlands einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Die Ausweisung kommt dem bisher jedoch nicht nach, Anfang 2021 waren erst 0,6 Prozent der Flächen in Deutschland als Wildnisgebiete ausgewiesen.
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Seit einigen Jahren wird unter dem Schlagwort Stadtwildnis probiert, in den urbanen Räumen selbst wieder mehr Wildnis zu schaffen. Flächen im Innenbereich sollen einer natürlichen Sukzession überlassen und Urbane Wildnis so zum Bestandteil der Grünausstattung der Stadt werden. Da die Akzeptanz von extensiv bewirtschafteten Grün- und Sukzessionsflächen tendenziell gering ist, soll durch speziell ausgewiesene Wildnisgebiete auch ein neues ästhetisches Leitbild für die Stadt geschaffen werden. Hierzu gab es bereits Modellprojekte. Ein wichtiger Baustein war Öffentlichkeitsarbeit, mit dem Ziel der Förderung von gesellschaftlichem Engagement und Freiwilligenarbeit für den Naturschutz sowie der Vermittlung und Erlebbarkeit.i
Die beschriebenen Ansätze, sei es in der Landschaft oder in den Siedlungsräumen, beziehen sich in der Regel auf größere zusammenhängende Flächen. Doch auch jenseits solcher Gebietsausweisungen gibt es Optionen für mehr Wildnis. Denn "mehr Wildnis" heißt ja zunächst einmal, wieder mehr Natur zuzulassen. Das ist auch kleinräumig möglich. Auf dem Land könnten kleinräumige oder sogar punktuelle Ansätze als erster Schritt möglicherweise sogar zielführender sein, ermöglichen sie doch eine behutsame Anpassung gewachsener ästhetischer Leitbilder und sind bei der großen Flächenkonkurrenz und den ausgeprägten Eigentumsverhältnissen auch einfacher umsetzbar. Dafür braucht es auch zwingend eine aktive Auseinandersetzung mit den Begriffen Landschaftsraum, Ordnung und Sauberkeit.
Landschaftsraum und Landschaftsbild
Die meisten der uns umgebenden Landschaftsräume wurden in den letzten 200 Jahren zu den Landschaftsräumen entwickelt, die wir heute kennen. Beispielhaft dafür stehen die Flusslandschaften in Baden-Württemberg. So wurden der Oberrhein und viele der Nebenflüsse wie Kinzig und Breisach in den letzten 200 Jahren mehrfach grundlegend überprägt. Betroffen waren davon die Flussauen und das weiträumige Hinterland. Mit der Rheinkorrektion ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine gezielte Verengung des Flussbettes herbeigeführt. Ziele waren Hochwasserschutz im Sinne eines schnellen Abflusses, aber auch die Melioration, d. h. die Trockenlegung von Auenwäldern und Wiesen für eine bessere Nutzbarkeit der Flächen.
Die Rheinkorrektion erreichte die gesteckten Ziele, hatte jedoch erhebliche Einflüsse auf die Grundwasserstände und die Landschaftsstruktur. Der Rheinwasserstand sank teilweise um bis zu sieben Meter, unterhalb Mannheim/Ludwigshafen war der Fluss aufgrund der starken Strömung nicht mehr schiffbar. Ab 1907 begann die Regulierung des Rheins, der Niedrigwasserabfluss wurde mit Staustufen, die auch der Energiegewinnung dienen, reguliert. Die Entwicklungen veränderten den Landschaftsraum grundlegend. Das weit verzweigte Bett des Rheins mit seinen Weichholzauen wurde zu Wirtschaftswäldern und Ackerflächen entwickelt, das Hinterland durch künstlich angelegte Gräben und veränderte Bachläufe kanalisiert und trockengelegt. Entlang des Rheins entstand ein Band von Baggerseen und Kiesabbaufolgelandschaften. Direkt hinter den neuen Dämmen erweiterten sich die Orte mit Gewerbe- und Wohngebieten teilweise ungeregelt in den "Naturrestraum" hinein.
Heute ist die Oberrheinregion dicht besiedelt, und trotz einer teilweise reizvollen Landschaft eine industriell und infrastrukturell geprägte Region mit einer sehr spezifischen Anmutung. Das über diesen Zeitraum entstandene Landschaftsbild prägt die Bewohnenden, die manches heute als gewachsene Natur bezeichnen, was nicht gewachsen ist und manchem das Schützenswerte absprechen, weil es nicht den gängigen Bildern entspricht. Das Verständnis des Landschaftsraums ist häufig pragmatisch und nutzraumorientiert. Eigentlich sollten in so einem Raum Wildniskonzepte gut möglich sein, tatsächlich ist das Bedürfnis nach "aufgeräumter" Landschaft offenbar groß. Die Wildnis der wenigen verbliebenen Auewälder erscheint beängstigend.
Wildnis und Zivilisation
Wildnis ist fast überall möglich. Wenn sich der Mensch zurückzieht, beginnt Sukzession und die natürliche Rückkehr von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Solche Effekte gibt es kleinräumig immer wieder, zum Beispiel wenn Gärten offen gelassen werden oder Gewerbeflächen brachfallen. In der Regel sind die Entwicklungen temporäre Zwischenzustände. Da sich nicht vorhersehen lässt, wie sich die Natur inmitten einer menschengemachten Umgebung entwickelt, entstehen gewöhnungsbedürftige Bilder, die als Unordnung oder Verwahrlosung wahrgenommen und als Gegenstück zum Aufgeräumten negativ assoziiert werden. Wildnis bedeutet in diesem Kontext Chaos und Gefahr, die nicht beherrsch- und steuerbar ist. Verwilderte Flächen haben deshalb oft ein Akzeptanzproblem. Deutlich wird das bereits bei Wiesen als abgeschwächte Form von Wildnis, die von nicht wenigen Menschen bereits als vernachlässigte Flächen empfunden werden. Wenn wir uns mit Wildnis in Siedlungsräumen auseinandersetzen, brauchen wir also immer eine begleitende Debatte und Aufklärung darüber, welche Vorteile solche Flächen haben.
Ordnung und Sauberkeit auf dem Land
Saubere Gehwege, Höfe und Straßenränder, "unkrautfreie" Restflächen und eine möglichst einfache Pflege mit Kehrmaschine oder Hochdruckreiniger bestimmen vielerorts das Leitbild für die Gestaltung und Pflege von Flächen. Höfe werden komplett gepflastert, weil das die Reinigung einfacher macht. Samstags wird zum Besen, zur Kehrmaschine oder Hochdruckreiniger gegriffen, der Gehweg geputzt und der versteinerte Vorgarten von Unkräutern befreit, Fugen mit Heißluft oder Hochdruckreiniger bearbeitet, um jedes noch so kleine Zipfelchen Moos zu beseitigen. Dabei werden auch die sich gern spontan verbreitenden Duftveilchen und Spornblumen, der Goldlack und Ackerrittersporn oder Nachtkerzen rigoros bekämpft.
Rasenflächen, öffentlich oder privat, werden möglichst kurz geschnitten. In der tierliebenden Variante für den Privathaushalt gibt es zwar Rasenroboter, die mit Sensoren ausgestattet sind und Igel schützen, aber nicht vor Insekten haltmachen. Diese Beschreibung ist keine Realsatire, sondern Realität in vielen deutschen Dörfern. Das Ordnungsverständnis unkrautfreier Sauberkeit bildet das soziale Skript für das Verständnis von Grün und lässt außer Acht, dass unser Ökosystem so nicht funktionieren kann.



Das Richtige tun?
Es gibt Besorgnis bei nicht wenigen Menschen wegen des Insektensterbens und den Wunsch, etwas dagegen zu tun. Jedoch fehlt mitunter das Wissen, dass weniger Ordnungssinn viel hilfreicher wäre als noch ein weiteres Insektenhotel. Letztere sprießen geradezu aus dem Boden. Jeder Baumarkt verkauft sie, bauwillige Aktive aus den dörflichen Gemeinschaften errichten sie mit Inbrunst und sind überzeugt, damit die Welt retten zu können. Es ist gut gemeint, hilft nur nicht. Viele Insektenhotels sind grundlegend falsch gebaut und würden Bienen töten, sollten sie einziehen wollen. Das betrifft Baustoffe, wie Loch-Ziegelsteine und Farbanstriche.
Ohnehin sind die meisten Wildbienenarten bodenbesiedelnd. Sie brauchen offene Flächen und die wiederum sind rares Gut in den Freiräumen. Und schließlich: Wovon sollen die Wildbienen eigentlich leben, wenn es im Umfeld zu wenig Blühpflanzen, Sträucher und Bäume mit Pollen und Nektar gibt? Auch viele Blühwiesen, die Wildbienen unterstützen sollen, sind bei näherer Betrachtung wenig geeignet. Ein hoher Grasanteil bringt den Insekten nichts und mit den meisten exotischen Blüten können Bienen wenig anfangen. Sie brauchen ungefüllte Blüten, bei denen die Staubgefäße frei erreichbar sind. Gut gemeint ist oft leider nicht gut gemacht. Hier ist grundlegende Aufklärungsarbeit nötig.
Die Akteure
Die Flächen in ländlichen Kommunen werden durch verschiedene Akteure "bespielt". Neben den privaten Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern innerorts sind die Kommunen mit den öffentlichen Flächen (Feldwege, Straßenbegleitgrün innerorts, öffentliche Plätze, Spielplätze, Außengelände von Schulen, Flächen zum Verpachten, zum Beispiel Kleingärten, Ackerflächen, Streuobstwiesen) wichtige Akteure. Dazu kommen Landwirte als Eigentümer und Pächter von Flächen. Maßgebliche Akteure sind auch Straßenbauverwaltungen, die das Straßenbegleitgrün außerorts verantworten, und Wasserwirtschaftsverwaltungen beim Land, die einen Teil der Gewässer in ihrer Obhut haben. Das Wasser- und Schifffahrtsamt, eine Bundesbehörde, verantwortet die Hochwasserdämme entlang des Rheins. Mitunter spielen Verbände wie der Naturschutzbund eine Rolle, die Flächen pflegen. Das Zusammenspiel dieser sehr verschiedenen Akteure kann kleinräumig für mehr Wildnis sorgen, Über die linearen Strukturen der Gewässer und des Straßenbegleitgrüns lassen sich sogar großräumigere Vernetzungen herstellen.
Hochwasserdämme
Den Hochwasserdämmen kommt mittlerweile eine wichtige Rolle als Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen zu. Große Bedeutung haben die Dämme vor allem für Arten der Trockenwiesen und auch für viele wärmebedürftige Insekten, etwa Heuschrecken und Schmetterlinge, sowie verschiedene Fledermausarten. Auf den eigentlichen Seitendämmen des Rheins kommen unter anderem Wiesensalbei, Gemeine Schafgarbe, Gemeiner Odermennig, Günsel, Wiesen-Glockenblume, Skabiosen-Flockenblume, Heidenelke, Gewöhnlicher Natternkopf, Gelbes Sonnenröschen, Wilder Majoran, Kleiner Wiesenknopf oder Nickendes Leimkraut vor.
Das Mahd-Regime ist entsprechend der Funktionen der Dammteile angepasst. Daneben gibt es Dämme, die im Hinterland liegen und den Hochwasserschutz zu angrenzenden Ortschaften und landwirtschaftlichen Flächen sichern. Sie werden nur zu besonderen Zeiten, etwa bei Polderflutungen, eingestaut. Hier gibt es in der Regel eigene Mähkonzepte für die einzelnen Dammstrecken, um eine möglichst große Artenvielfalt zu fördern. Zum Teil wird zweimal im Jahr, teilweise auch nur einmal im Jahr gemäht, bei großen Böschungen erfolgt die Mahd nach Dammhöhe gestaffelt. Dadurch kommen viele Pflanzen zum Ausblühen. Die Hinterlanddämme haben eine ideale Vernetzungsfunktion in der ansonsten durch Barrieren blockierten Landschaft. In den Böschungen finden sich teils auch etliche Orchideenarten, wie Knabenkraut, Hundswurz und Waldhyazinthe.


Straßenbegleitgrün
In Baden-Württemberg erstrecken sich entlang von Autobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen rund 27.000 Hektar Gras- und Gehölzflächen, der Großteil besteht aus extensiven Flächen, die keiner produktionsorientierten Nutzung unterliegen. In den letzten Jahren haben die Straßenbauverwaltungen auf eine ökologisch orientierte Anlage und Pflege umgestellt, wodurch wertvolle Lebensräume entstanden sind. Aufgrund der netzartigen Straßenstrukturen sind so wertvolle Biotopverbundflächen entstanden.
Besonders hoch ist die Artenvielfalt in der extensiv gepflegten Böschungszone, in der blütenbesuchende Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten ein breites Nahrungsangebot und Rückzugsorte vorfinden. Außerdem können Vögel wie die Heckenbraunelle oder die Dorngrasmücke in den Bäumen, Sträuchern und Gebüschen entlang von Straßen brüten und ihre Jungen aufziehen. Auch Kleinsäuger wie die Haselmaus kommen vor, sie finden im Straßenbegleitgrün günstigere Bedingungen vor als in der Normallandschaft.II Die ökologische Pflege des Straßenbegleitgrüns ist mittlerweile fester Bestandteil der Lehrpläne der Straßenwärter- und Straßenmeisterausbildung.
Landwirte
Es soll und kann an dieser Stelle nicht um eine Kritik an der Landwirtschaft gehen. Jedoch muss in einer von Intensivlandwirtschaft geprägten Region und in direkter Nachbarschaft des aktuell größten Umweltskandals mit einer umfassenden Verseuchung von Ackerflächen und Grundwasser mit PFASIII die Frage nach der Verantwortung der Landwirtschaft beim fortschreitenden Biodiversitätsverlust gestellt werden. Auch in den Maisanbauflächen, oft für Biogas, ist Biodiversität nicht sonderlich ausgeprägt. Bei diesen Flächen geht es um die Randbereiche und den Erhalt oder die Neupflanzung von Obst- und Walnussbäumen in ausreichend großen Pflanzscheiben oder um ackerbegleitende Blüh- und Strauchstreifen, die lineare Strukturen bilden könnten. Diese Strukturen sind zwar noch keine Wildnis, hätten aber immerhin bessere Biodiversitätseigenschaften.
Kommune
Die Kommunen, auch wenn sie oft nur wenige Flächen besitzen, sind ein relevanter Akteur, vor allem wegen ihrer Vorbildwirkung. Sie können zudem Regelungen in ihren Pachtverträgen treffen, selbst Blühwiesen oder Wildnisbereiche anlegen, Rasen zu Wiesen entwickeln, innerörtliche Gewässerläufe naturnah gestalten und die Pflege ihrer Flächen entsprechend ausrichten. Die Kommunen könnten sich auch davon verabschieden, alle Flächen mit Pflaster zu befestigen, was ja auch aus stadtklimatischen Gründen positiv wäre. Sie können Störstellen am Wegesrand und so Offenboden fördern, so dass trittbeständige Pflanzenarten wachsen können. Sie brauchen ein Flächenmanagement mit genauer Kenntnis ihrer Flächen, Eigenschaften und der Ziele, die für die Flächen erreicht werden sollen. Vor allem müssen sie Maßnahmen aktiv kommunizieren und noch besser mit Beteiligung der Bürgerschaft entwickeln.



Bürgerinnen und Bürger
Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Bürgerinnen und Bürger auf ihren eigenen Grundstücken etwas mehr Wildnis schaffen könnten. Ein erster Ansatz wäre zuzulassen, dass aus manchen Pflasterfugen der Löwenzahn oder Veilchen und Thymian sprießen können. Eine Möglichkeit wäre, Pflaster nicht bis an die Hauswand zu legen, gezielt Flächen zu entsiegeln und an einer oder mehreren Stellen im Garten das "Unkraut" oder die Wiese wachsen zu lassen. Blühflächen an der Grundstücksgrenze sind denkbar, sie sind sichtbar und öffentlichkeitswirksam und regen zur Diskussion an. Das könnte durch die Kommune gefördert werden. Und natürlich braucht es den Austausch, über das, was dann wächst, über Sehgewohnheiten, Pflegeaufwand und Sauberkeitsideale. Zwar reden wir dann immer noch nicht über Wildnis im eigentlichen Sinn, aber gehen vielleicht den ersten Schritt Richtung etwas mehr Wildnis.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es jenseits der großräumigen Ausweisung von Wildnisgebieten vielfältige Maßnahmen für mehr Wildnis im ländlichen Raum gibt. Die aufgezeigten Möglichkeiten sind vielleicht nur erste Schritte, aber sie können in ihrer Gesamtheit und im Zusammenspiel der Akteure einen Beitrag für mehr Wildnis und mehr Biodiversität leisten.
ANMERKUNGEN
I Verwiesen wird an dieser Stelle auf den Leitfaden für Kommunen "Städte wagen Wildnis – Vielfalt erleben" (BfN-Schriften 662)
II Hinweispapier "Straßenbegleitgrün – Hinweise zur ökologisch orientierten Pflege von Gras- und Gehölzflächen an Straßen" des Landes Baden-Württemberg
III In Mittelbaden und vor allem im Landkreis Rastatt belasten umweltschädliche per- und polyflorierte Chemikalien seit Jahren Grundwasser und Ackerland. In der Region sind rund 1100 Hektar Ackerland und circa 170 Millionen Kubikmeter Grundwasser verseucht. Der Landkreis Rastatt macht für die großflächige Belastung einen Komposthersteller verantwortlich, der Papierschlämme in Kompost gemischt hat.
Siehe hierzu u. a. https://www.landkreis-rastatt.de/landkreis+rastatt+informiert+ausfuehrlich+ueber+das+umweltgift+pfas