Quercus petraea wurde Baum des Jahres 2014

Ihre Majestät, die Trauben-Eiche

von:
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Bonifatius-Denkmal in Fritzlar. Fotos, soweit nichts anderes angegeben, Renate Scheer
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Momarter Eiche bei Bad König. Die 20 Meter hohe Eiche mit einem Stammumfang von 4,90 Meter soll alten Angaben zufolge bereits den Soldaten des 30-jährigen Krieges Schatten gespendet haben. Ihr Alter wird mit rund 400 Jahren angegeben.
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Unter einer Eiche

Eiche, deine dunkeln Zweige ragen
Stolz empor aus längst vergangnen Tagen,
Geister wandeln durch dein ästig Haus;
Sieben Menschenalter sahst du schreiten,
Und wie Harfen aus den alten Zeiten
Rauscht es durch dein Laub im Sturmgebraus.

Hermann von Lingg (1820-1905)


Betrachtet man Eichen im Freistand, den kräftigen Stamm, die mächtige Krone, deren Äste und Zweige sich kraftvoll in die Umgebung ausbreiten, aber dennoch einen klar begrenzten Raum bilden - anders als etwa die Linde, die mit ihren sich zur Peripherie fein verästelnden Zweigen die Grenzen verwischt, als ginge sie im Umkreis auf - zeigt sich ihre Schönheit und Würde - man versteht, warum diese Bäume stets den höchsten Gottheiten geweiht wurden: bei den Griechen Zeus, bei den Römern Jupiter, beide verantwortlich für Donner und Blitze, die besonders gern Eichen heimsuchen - für die damaligen Menschen ein Zeichen für die Anwesenheit des Gottes.

Der Rat "Vor Eichen sollst du weichen ..." ist durchaus berechtigt, die Bäume stehen gern auf Kreuzungspunkten von Wasseradern, über denen Blitze häufig einschlagen. Hinzu kommt, dass sich die Wurzeln bis zum Grundwasser strecken und so einen Blitzableiter bilden.

Die Eiche galt bei den Griechen als der vornehmste aller Bäume: Kränze aus goldenen Blättern wurden verdienten Bürgern überreicht. Dieser Brauch galt auch bei den Römern: Die corona civica, ein aus Eichenlaub gebundener Kranz, erhielt, wer einem Mitbürger das Leben gerettet hatte.

Verehrt wurden die Götter vielfach in heiligen Hainen, so auch bei den Kelten: "Urmächt'ge Eichen ... Ast in Ast verwebt ... Ein heilig Dunkel, das dem Gott gehört ..." (C. F. Meyer). Doch Caesar lässt sich von dem grauenvollen Dunkel nicht beirren: Als seine Soldaten zögern, greift er selbst zum Beil und demonstriert den Männern die Machtlosigkeit der keltischen Götter. Geschehen 49 v. Chr., als Caesar für die Belagerung von Massalia (Marseille) Holz benötigte und einen keltischen Götterhain fällen ließ. C. F. Meyers Gedicht "Das Heiligtum" schildert die Dramatik dieses Ereignisses.

Die Gepflogenheit, heilige Bäume oder Haine zu zerstören, setzten die christlichen Missionare fort: Am bekanntesten dürfte die Fällung der Donar-Eiche bei Geismar (heute Stadtteil von Fritzlar) sein: 723 ließ Bonifatius sie schlagen und aus dem Holz eine St. Peter geweihte Kapelle errichten, vermutlich an der Stelle, an der sich heute der Dom St. Peter erhebt.

Doch die Baumverehrung hielt an: Rund 600 Jahre später beschwerte sich der Bischof von Ermland über die fortdauernde Verehrung einer Eiche. Um 1370 wurde die Eiche von Romove, die berühmteste heilige Eiche im Preußenland, gefällt (Demandt, 2005).

Noch fester als die Bäume war der Aberglaube über bestimmte Wirkungen verwurzelt: Kranke wurden durch gespaltene Bäume gezogen, dabei sollte die Krankheit abgestreift werden, Fieber und Gicht wurden mit geziemenden Sprüchen auf den Baum übertragen. Die Zukunft enträtselte man anhand der auf Eichenblättern häufig vertretenen Gallen. Für die Wettervorhersage hielt man sich an die Früchte: Viele Eicheln bedeuten viel Schnee und einen strengen Winter. Eine der vielen Bauernregeln lässt sich gut beobachten und auf ihre Richtigkeit überprüfen: "Treibt die Esche vor der Eiche, hält der Sommer große Bleiche, treibt die Eiche vor der Esche, hält der Sommer große Wäsche" (Marzell, 1932, S. 173).

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"Mini-Eierbecher" im Zweier- und Dreierpack.
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Blätter mit Fruchtansatz.
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Männliche Blüten, 22.4.14

Die Nutzung von Eicheln

Sommer-, Winter-, Stein- und Kork-Eiche zählten zu den glückbringenden Bäumen. Vergil begründet dies damit, dass die Menschen, bevor ihnen Ceres, die Göttin des Ackerbaus, das Getreide brachte, von Eicheln (Mehl) lebten. Ovid beschreibt mit begeisternden Worten dieses Goldene Zeitalter und seine in Ruhe und Genügsamkeit lebenden Völker:

"... und mit der Nahrung begnügt, die keinem Zwang erwachsen,
las man Hagäpfel da und Bergerdbeeren, ...
las die von Jupiters lichtem Baum gefallenen Eicheln."

(Metamorph. 1, 100-106.)

Für die Kriegsgenerationen des 20. Jahrhunderts war es die Not, die dazu zwang, Jupiters Früchte als Ersatzkaffee zu trinken - er dürfte bei manchen noch in lebendiger Erinnerung sein -, Kindern wurde er zur Kräftigung gegeben. Im Zuge der Rückbesinnung auf Naturprodukte kommt das Eichelmehl wieder zu Ehren. Das einzige Hindernis, diese reichliche und kostenlose Gabe intensiver zu nutzen, dürfte die recht langwierige Vorbereitung sein: Die Eicheln müssen mehrfach gewässert werden, damit die Bitterstoffe heraus geschwemmt werden.

Leider fehlt uns die Fähigkeit, die "süßen" Eicheln von den anderen zu unterscheiden. Schweine hingegen haben anscheinend ein Gespür für den unterschiedlichen Gerbstoffgehalt, der zwischen 1,3 und 3,7 Prozent schwanken kann. Für sie waren bis zur Einführung der Kartoffel Eicheln das wichtigste Futter. Die mit den stärkereichen, aber fettarmen Eicheln gemästeten Schweine lieferten kerniges Fleisch und einen besseren Speck als die mit ölhaltigen Bucheckern gefütterten Tiere, wie der mittelalterliche Spruch besagt: "Auf den Eichen wachsen die besten Schinken" (Aas, 2000, S. 11). Die Hauptspeicherstoffe sind Kohlenhydrate, vor allem Stärke, die mehr als die Hälfte der Trockensubstanz ausmacht, der Fettgehalt beträgt etwa drei Prozent.

Honigtau

"Bald von Milch und bald von Nectar gingen die Flüsse, gelber Honig tropfte aus grünender Eiche hernieder"

(Ovid, Metamorph. 1, 111/2).

Dieser honigsüße Saft, der aus der Luft stamme und an Eichen hafte, so Theophrast, wird von Blatt- und Schildläusen ausgeschieden. Der zuckerhaltige Saft ist bei Ameisen beliebt. Die Honigtaumengen können recht erheblich sein, so gibt Goebel (1988) 1620 Liter/Hektar und für gute Jahre bis 3030 Liter/Hektar für den von ihm untersuchten Eichenniederwald an (Forstämter Daun, Mayen in der Eifel).

Auch Bienen sammeln den Honigtau, er stellt die Grundlage für Blatt- oder Waldhonige dar.


Eichenrinde

Die Borkenbildung beginnt zwischen dem 25. und 40. Jahr.¹) An Stelle der bis dahin glatten glänzenden Außenrinde (Spiegelrinde) wird eine harte graubraune mit zunehmendem Alter tieflangrissige Schuppenborke gebildet. Der Gerbstoffgehalt schwankt je nach Standort und Rindenalter zwischen sechs und 17 Prozent, mit zunehmendem Alter nimmt er ab.

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Tiefrissige Borke mit Frostriss.

Um die gerbstoffhaltige Rinde zu gewinnen, wurden Schälwälder angelegt, die etwa alle zehn bis 15 Jahre auf den Stock gesetzt wurden. Im Frühjahr wurde die Rinde mit dem Lohlöffel abgelöst, in Lohmühlen gemahlen und mit Wasser ausgelaugt, in dieser Gerbbrühe verweilten die Häute unterschiedlich lang. Besonders begehrt waren die Rinden aus den gut gepflegten Rindenschälwäldern des Saarlandes und Luxemburgs, der Gerbstoffgehalt lag hier bei zehn bis 15 Prozent.

(Krahl-Urban, 1959;www.lederpedia.de/_media/downloads/altgrubengerbung_-_die_traditionelle_gerbung_mit_eichenrinde.pdf).


Auch die Rinden der Odenwald-Eichen waren wegen ihres hohen Tanningehaltes gefragt und so hatte auch hier die Kultur der Schälwälder eine lange Tradition, allerdings in der besonderen Art und Weise der Hackwaldwirtschaft. In der Eberbacher Waldgemarkung umfasste diese Wirtschaftsform immerhin 70 Prozent der Gesamtgemarkungsfläche. Etwa alle 15 Jahre wurde der Niederwald auf den Stock gesetzt.

Die geernteten Eichenstangen wurden an Ort und Stelle geschält, die Rinde an die Gerber und die Stecken (neben Hasel und Birke) an die Reifschneider verkauft. Danach brannte man das Land ab und säte Heidekorn (Buchweizen) ein. Nach der Ernte im Herbst folgte Roggen, und nach dessen Schnitt wurden die Schläge wieder sich selbst überlassen. Die Gewinnung der Eichenrinde bedeutete für die Menschen einen wichtigen Verdienst, Alt und Jung beteiligte sich an dieser Arbeit, und so gab es im Odenwald Rindenschälferien wie es in anderen Gegenden Heuferien gab. Bis 1958 wurden bei Rothenberg (nahe Eberbach) noch Eichen geschält.http://www.schule-bw.de/unterricht/ In der biologisch-dynamischen Landwirtschaft fügt man dem Kompost Eichenrindenpräparate zu.


Merkmale des Eichenholzes

Die Eichen gehören zu den ringporigen Baumarten, da die größeren Gefäße des Frühholzes im Holzquerschnitt ringförmig angeordnet sind. Aufgrund der unterschiedlichen Größe der Gefäße sind innerhalb eines Jahrringes Früh- und Spätholz deutlich zu unterscheiden, wie auch die Jahrringe klar voneinander abgegrenzt sind.

" ... ein unbedingt durchgreifendes Unterscheidungsmerkmal" gibt es "für das Holz der Stiel- und Traubeneiche nicht." (Huber, 1941, S. 377). Aber es gibt Merkmale, zu denen die Bäume tendieren, so "neigt die Traubeneiche zur Ausbildung eines wenig-reihigen (meist nur ein- bis zweireihigen) schmalen Frühholzporenkreises mit kleineren, runderen Gefäßen ...", die Stieleiche hingegen zu einem "mehrreihigen (oft 4- bis 5-reihigen) und daher verhältnismäßig breiteren Frühholzporenkreises mit stärker elliptischen Gefäßen ..." (Huber, 1941, S. 378). Aufgrund der geringeren Frühholzporen ist das Holz der Trauben-Eiche bei gleicher Ringbreite härter. Seine Tönung ist eher gelblich und rosafarben, meist heller und gleichmäßiger gefärbt als das Holz der Stiel-Eiche, bei der dunklere, graue, grünliche, zudem unregelmäßig streifige Farbvariationen überwiegen (Krahl-Urban, 1959).


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Forstbetrieb Rothenbuch Spessart: Die Abteilung „Weißer Stein“ ist die älteste dokumentierte Eichensaat Deutschlands. Die durchschnittlich 35 Meter hohen Bäume weisen inzwischen ein Alter bis zu 220 Jahre auf. Im Unterwuchs Buchen.
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Bedrängte Eiche, die linke Kronenhälfte ist bereits abgestorben.
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Die Steinknuck-Eiche, 400–450 Jahre alt, Höhe rd. 43 Meter, BHD 1,60 Meter. Einer Überlieferung zufolge sollte die Eiche nach dem 1. WK im Zuge von Reparationsleistungen gefällt werden. Doch die Sägen der Arbeiter waren für den Riesen zu klein, sodass sie größeres Werkzeug holen mussten. Damit ausgestattet fanden die Holzhauer in dem riesigen Waldgebiet nicht mehr zu der ausgewählten Eiche zurück – so steht sie heute noch.

In der Praxis wird das Holz von Stiel- und Trauben-Eiche im Allgemeinen nicht unterschieden. Bis in die Neuzeit diente das Holz vor allem für den Haus- und Schiffsbau. In manchen Gegenden, etwa an der Loire oder bei Lübeck, wurden sogar Eichenbestände neu begründet, um ausreichend Schiffbauholz zur Verfügung zu haben. Als begehrtes Möbelholz war es über Jahrhunderte geschätzt; als man sich massive Eichenmöbel nicht mehr leisten konnte, wählte man zumindest noch Eiche-Furnier. Trauben-Eiche lässt sich in sehr dünne Furniere schälen und messern, ohne dass der Leim durchschlägt.

Große Bedeutung hatte Eichenholz zur Abstützung der Gruben im Bergbau, und so manches Gebäude, das in sumpfigem Gebiet errichtet wurde, verdankt seine Standfestigkeit Eichenpfählen: Die Zitadelle in Berlin-Spandau ruht auf Tausenden solcher Pfählen, unter Wasser verbaut, ist das Holz nahezu unzerstörbar.

Ferner wurde es eingesetzt für Eisenbahnschwellen, vor allem für Weichenschwellen, im Waggon- und Fahrzeugbau, für Treppen, Türen, Parkett, Holzpflaster, Pergolen sowie als Fassholz. Französische Cognac-Produzenten schwören auf Eichenholzfässer, das Holz hierfür erwerben die Hersteller nur aus bestimmten Eichengebieten, zum Beispiel dem Limousin-Wald. Mindestens 30 Monate, bei guten Marken bis zu fünf Jahren reift das Destillat in den Fässern und erzielt so charakteristische Färbung und Geschmack. Neben Cognac erhält auch Wein durch Holzfässer eine typische Note. Die Hersteller der berühmten Barriques schätzen besonders die Spessart-Eichen, aus deren engringigem, astfreien Holz sich äußerst stabile Fässer fertigen lassen.

Aus Jungwuchs und Stangenholz wurden die zeitweilig beliebten Jägerzäune erstellt, Weinreben stützten sich auf eichene Rebpfähle und ältere Herren auf entsprechende Spazierstöcke, weiter dient es als Werkholz sowie für landwirtschaftliche und häusliche Gebrauchsgegenstände (Krahl-Urban, 1959).


Galläpfel

Von den einheimischen Bäumen tragen die Eichen die meisten Gallbildungen, die in erster Linie durch Gallwespen hervorgerufen werden. Die Gallen werden in der Gerberei verwendet, aber auch zur Herstellung schwarzer Tinte, die schon im 3. Jahrhundert v. Chr. gebräuchlich war und sich leicht zubereiten lässt: Die Gallen, die 55 bis 65 Prozent Gallusgerbsäure (Tannin) und Gallussäure enthalten, werden zerkleinert und zerkocht sowie Eisensulfat und Gummi arabicum (verhindert Ausflockung, Bindemittel) hinzugefügt. Die fertige Tinte entsteht erst auf dem Papier, wenn das zweiwertige Eisen mit Luftsauerstoff zu dreiwertigem Eisen oxidiert, welches mit der Gallussäure eine tiefschwarze Komplexverbindung eingeht. Sie ist dokumentenecht, und auch heute noch werden Staatsverträge damit unterschrieben (Wikipedia: Eisengallustinte).


Verbreitung und Standortansprüche

Trauben-Eichen wachsen auf Böden unterschiedlicher Nährstoff- und Basenversorgung, überwiegend auf trockenen bis frischen, mittel- bis flachgründigen, lockeren, gut durchlüfteten und drainierten Standorten. Hochanstehendes Grundwasser und stagnierende Nässe vertragen sie nicht. Gemieden werden daher zum Beispiel Auenstandorte, auf denen die Stiel-Eiche bestens gedeiht. In Gebieten, in denen beide Arten vorkommen, ist der Wasserhaushalt der Böden eine wichtige Differenzierungshilfe. (Aas, 2000; Krahl-Urban, 1959; Hegi, 1981).

Die Trauben-Eiche ist in fast ganz West- und Mitteleuropa, im südlichen Skandinavien sowie in großen Teilen Süd- und Südosteuropas verbreitet.

In Deutschland findet man sie vom norddeutschen Tiefland über die deutschen Mittelgebirge bis zum süddeutschen Becken- und Stufenland. Sie ist in der Rhön, im Solling, Pfälzer Wald, Harz (bis 650 Meter) und Hunsrück die dominierende Eichenart. Ausgedehnte, fast urwaldartige Bestände wachsen im nördlichen Bayern, wo 400- bis 500-jährige Eichen mit 200- bis 500-jährigen Buchen ein imposantes Bild bieten (Hegi, 1981), und auch im inneren Spessart darf man außergewöhnliche Bäume bewundern unter anderem im Forstbetrieb Rothenbuch: Die bewirtschaftete Eichenfläche umfasst 3860 Hektar, hierzu gehört auch der berühmte Heisterblock: "Die größte Sehenswürdigkeit des Spessarts", so wurde er 1926 beschrieben, ein ursprünglich rund 500 Hektar großer, fast reiner Eichenbestand. Mit seinen bis zu 420-jährigen Eichen von beeindruckender Größe und den etwa 180-jährigen Buchen gehört der Heisterblock mit zu den ältesten Wäldern Mitteleuropas außerhalb der Alpen. Zur Entstehung dieses besonderen Waldgebietes gibt es zwei Theorien:

  • Im 30-jährigen Krieg suchten Menschen und Tiere Zuflucht in den Wäldern. Die daraus entstehende Übernutzung führte zu aufgelichteten Beständen. Dabei wurde die Eiche als Mastbaum geschont und konnten sich infolge der guten Lichtbedingungen reich verjüngen.
  • Für den Bau des Aschaffenburger Schlosses (1605-1614) wurden große Mengen Bauholz benötigt, die Fällungen führten zu "eichenfreundlichen" Waldstrukturen.

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die reinen Eichenbestände mit Buchenheistern unterpflanzt - daher der Name.

Der Waldbestand des Forstbetriebs setzt sich aus 25 Prozent Eiche, 50 Prozent Buche sowie 25 Prozent Nadelgehölzen (Fichte, Lärche, Kiefer, Douglasie) zusammen, diese Mischung soll erhalten bleiben. In den forstlich genutzten Eichenbeständen dienen die Buchen als Schaftschutz, so werden hohe astfreie Stämme erzielt, in den Kronenbereich dürfen die Buchen jedoch nicht hineinwachsen, ein Absterben der Eichen durch Lichtmangel wäre die Konsequenz. Die langen Schäfte der Baumveteranen sind mit bedingt durch eine weit zurückreichende Tradition, die so genannten "Spessartrechte", die jedem Spessartbewohner das Recht auf kostenlose Holzentnahme einräumten. Damit stets genügend abgestorbenes Holz vorhanden war, wurden die Flächen in den ersten 80 Jahren nicht durchforstet, das heißt, die Bäume standen äußerst dicht, "hungerten sich hoch" und bildeten so die begehrten langen Stämme bei gleichzeitig kleinen Kronen. Daneben sind die engen Jahrringe ein weiteres Qualitätsmerkmal der Spessart-Eichen. Auf den nährstoffarmen Buntsandsteinböden betragen die Jahrringe im Schnitt weniger als einen Millimeter. Die hochwertigsten Bäume werden für Furniere verwendet. Mit 1000 bis 2000 Euro pro Festmeter erzielen Spessart-Eichen nach wie vor sehr gute Preise.

Im Forstbetrieb Rothenbuch befinden sich insgesamt acht Naturschutzgebiete, von denen zwei besonders berühmt sind: 1928 wurde der Rohrberg ausgewiesen, 2006 Eichhall - auch Naturwaldreservat -, des Weiteren gibt es 300 Hektar stillgelegten Eichenwald, der älter als 300 Jahre ist.

Diese Flächen bleiben sich selbst überlassen. Dass auch ein Nichteingreifen Probleme mit sich bringen kann, ist im Gebiet Rohrberg, ansatzweise auch im Bereich Eichhall inzwischen deutlich sichtbar. Die Buchen gewinnen die Oberhand, die Eichen brechen allmählich zusammen. Ein natürlicher Buchenstandort, auf dem nur durch Eingreifen des Menschen die Eiche Überlegenheit gewinnen konnte, wird, sobald die "Unterstützung" aufhört, sich wieder zu einer Buchenfläche entwickeln - das heißt, die Baumart, deretwegen die Fläche unter Schutz gestellt wurde, kommt "abhanden".

Mit Blick auf die Biodiversität sind Eichenbestände außerordentlich wertvoll: Die tiefrissige Borke bietet zahlreichen Insekten Wohnraum. Die Festigkeit des Holzes bewirkt, dass die Bäume, auch wenn sie große Stammhöhlen aufweisen, nicht zusammenbrechen - wie dies zum Beispiel bei der Buche nach nur wenigen Jahren der Fall wäre. Hier finden Spechte, Fledermäuse sowie die extrem seltenen baumbrütenden Mauersegler Unterschlupf. In den Abteilungen Eichhall und Puck hat sich jeweils eine Kolonie angesiedelt. Sie sind auf die Eiche ebenso angewiesen wie der Großteil der im Spessart vorkommenden Urwaldreliktarten der holzbewohnenden Insekten, zum Beispiel "Ampedus brunicornis" (Fam. Schnellkäfer), "Rosenhauer Schnellkäfer", "Gebänderter Schwarzkäfer" oder extrem seltene Pilzarten, wie der Eichenmosaikschichtpilz (Jann Oetting, Forstbetriebsleiter, Forstbetrieb Rothenbuch, mdl. 2. 5. 2014; Sebastian Duschner, Revierleiter des Reviers Rohrbrunn, mdl. 5. 5. 2014).

Ökologische Bedeutung

Der ökologische Wert der Eiche beruht nicht nur darauf, dass sie zahlreichen Lebewesen "Herberge" bietet, immerhin 179 Großschmetterlingsarten und 900 Arten holzbesiedelnder Käfer, Kleinsäuger und Vögel ernährt, sondern auch auf den besonderen Fähigkeiten ihrer Wurzeln. Die Eichen - Stiel-Eiche wohl noch intensiver als Trauben-Eiche - vermögen dicht gelagerte, verfestigte Böden zu durchdringen und durch ihren Reichtum an Feinwurzeln aufzuschließen. "Der physikalische Bodenzustand kann dadurch verbessert werden, dass ein 'natürlicher Mangel an Grobwurzeln durch ein Netz von Hohlräumen ersetzt wird, das durch verrottende Wurzeln entsteht'". Dadurch können Eichen flachwurzelnden Baumarten wie Fichten "Wurzelhilfe leisten", indem sie ihnen "die Möglichkeit verschaffen in größere Tiefen zu folgen" (Krahl-Urban, 1959, S.40).

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Forstbetrieb Rohrbrunn: Eichenfläche, 2009 eingesät.
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Eichenkeimlinge, 21. 4. 14.
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Eichengeld: 2, 5 und 10 Pfennigstücke.

Früchte und Keimung

Eicheln entwickeln sich gemächlich, erst in der zweiten Julihälfte werden sie sichtbar, bis Ende August ist die halbe Größe erreicht, Ende September sind sie ausgewachsen, im Oktober bis Anfang November fallen sie herab. Die Eicheln variieren in Größe und Gewicht sowohl zwischen verschiedenen Bäumen als auch innerhalb eines Baumes. Darüber hinaus schwankt die Größe von Jahr zu Jahr, dies wird wohl vor allem durch die Witterung während der Zeit der Samenreife beeinflusst. Zu große Trockenheit während der Entwicklungszeit kann zu einem vorzeitigen Abfallen führen, auch nasse, kühle Sommer sind für die Fruchtentwicklung ungünstig (Krahl-Urban, 1959).

Der Same besteht aus einem Embryo mit zwei großen Speicherkotyledonen (Keimblätter, die in der Fruchtschale bleiben), einer Keimwurzelanlage und einer Plumula (Keimknospe, aus der der Spross hervor wächst), er ist umgeben von einer dünnen häutigen Samenschale. Die Hauptspeicherstoffe sind Kohlenhydrate, insbesondere Stärke. Eichensamen sind durch einen hohen Wassergehalt bei der Reife gekennzeichnet, der schnell abnimmt. Wassergehalte unter 30 Prozent schränken die Keimfähigkeit ein, bei etwa 20 Prozent liegt der letale Schwellenwert.

Entscheidender Faktor für die Keimung ist neben ausreichender Feuchtigkeit die Temperatur. Die Radicula wird noch im Herbst gebildet, so dass der Keimling im Boden verankert ist und Wasser aufnehmen kann. Die folgenden niedrigen Temperaturen bedingen eine Stagnation der Keimung, im Frühjahr setzt sie sich rasch fort und innerhalb kurzer Zeit kommt es zur Streckung des Epikotyls (erstes Stengelglied).

Im Vergleich zu anderen Baumarten ist die Wurzel der Eiche bereits im Keimlingsalter tiefreichend. Sie versorgt die Pflanze nicht nur mit Feuchtigkeit, sondern speichert auch Reservestoffe. Schon während der Keimung werden Speicherstoffe aus den Kotyledonen in die Wurzeln verlagert. Auch nach Beginn der "eigenständigen" Ernährung bleiben die Wurzeln bevorzugtes Organ für die längerfristige Speicherung von Stärke.

Untersuchungen zeigten, dass die Früchte nach der Keimung durchschnittlich noch zwei Drittel ihrer ursprünglichen Biomasse enthielten, das heißt, durch frühzeitige Umstellung auf autotrophe Ernährung wird ein erheblicher Teil der Nährstoffe, vor allem Stärke, nicht genutzt; Stickstoff und Phosphor hingegen werden im Verlauf der ersten Vegetationsperiode vollständig aufgebraucht.

Eine Hypothese für diese "Nährstoffverschwendung" besagt, dass die noch in gutem Zustand befindlichen Keimblätter den Eichelhähern bis in den Sommer Nahrung bieten, ohne dass die jungen Pflanzen Schaden nehmen - quasi eine Belohnung für die gewissenhafte Verbreitung der Samen. Eine andere Annahme ist, dass die Kotyledonen als Nährstoffreservoir dienen, auf das die Keimlinge bei ungünstigen Verhältnissen zurückgreifen können (Aas, 1998).

Die Verbreitung der Früchte erfolgt durch Eichhörnchen, Mäuse, aber vor allen Dingen durch den Eichelhäher (Garrulus glandarius). Im Oktober verbringt der Vogel oft zehn bis elf Stunden täglich mit dem Sammeln. Dafür werden Strecken von fünf bis acht Kilometern zurückgelegt, um fruchtende Eichenbestände oder Einzelbäume aufzusuchen. Bei längeren Sammelflügen werden etwa fünf bis sieben, manchmal bis zu zehn Eicheln im Schlund gesammelt und in das eigene Revier transportiert. Eine weitere Eichel wird im Schnabel verstaut. Der Vogel versteckt die Eicheln bevorzugt an Waldrändern und Lichtungen. Die Früchte werden überwiegend einzeln in der Bodenstreu, in Löchern und Spalten, in der Vegetation oder an Baumwurzeln versteckt, mit einigen Schnabelhieben hineingetrieben und hernach zugedeckt. Die Versteckausbreitung hat den Vorteil, dass viele Samen von vornherein günstige Bodenbedingungen zum Keimen und Wachsen vorfinden und vor der Witterung geschützt sind (Wikipedia, Eichelhäher).

Der Zustand der Eichen

Nein - gut geht es den Eichen nicht, auch wenn in manchen Regionen über leichte Verbesserungen des Gesundheitszustandes berichtet wird. Die Zahlen des Waldzustandsberichtes 2013 - früher ehrlicher Waldschadensbericht genannt - geben keinen Anlass zur Entwarnung. Im Bundesdurchschnitt sind 42 Prozent der Eichen deutlich geschädigt, innerhalb der Bundesländer differieren die Zahlen, auch in Abhängigkeit von den Standorten. So liegen zum Beispiel im Rhein-Main-Gebiet die Werte deutlich höher als im restlichen Hessen. Um einige Zahlen zu nennen: in Rheinland-Pfalz sind 37 Prozent der Bäume deutlich geschädigt (nur 13 Prozent sind gesund), in Thüringen sind es 45 Prozent, in Nordrhein-Westfalen 50 Prozent, in Brandenburg 37 Prozent (http://www.forstpraxis.de/forst/nachrichten/Waldzustandsberichtwww.forstpraxis.de/forst/nachrichten/Waldzustandsbericht).

Bei den Ursachen für die Erkrankungen handelt es sich um "komplexe Wirkungsgefüge", wobei der Wasserhaushalt eine zentrale Rolle zu spielen scheint. Die Symptome der erkrankten Bäume gleichen sich: Die Blätter werden gelb, welken, sterben ab, im weiteren Verlauf kommt es zum Absterben von Ästen mit einhergehender Kronenverlichtung, auch Schleimflussflecken am Stamm werden beobachtet.

Obwohl die Symptome im Kronenbereich auf Störungen im Nährstoff- und Wasserhaushalt hinweisen, wurden nur wenige Untersuchungen zum Zustand der Wurzelsysteme durchgeführt. Diese zeigten, dass bei erkrankten Eichen die Anzahl intakter Feinwurzeln und die Feinwurzelbiomasse stark reduziert sind. Gewebeuntersuchungen erbrachten Hinweise, dass die Wurzelschäden auf Phytophthora-Infektionen zurückgehen. Isolierungsversuche Anfang der 90er Jahre erbrachten den Nachweis für das Vorkommen von Phytophthora-Arten in Bodenproben erkrankter Eichenbestände, darunter wurde eine bislang nicht bekannte Art gefunden, die inzwischen als Phytophthora quercina spec. nov. 1999 von Jung beschrieben wurde. Nach den bisherigen Beobachtungen und Untersuchungen spielen phytophthora-bedingte Wurzelschäden in weiten Teilen Mitteleuropas eine wesentliche Rolle im Krankheitsgeschehen "Eichensterben".

Die Veränderung von Umweltbedingungen hat möglicherweise das Gleichgewicht zwischen Eichen und Pilzen zugunsten letzterer verändert. Eine Ursache kann die Zunahme milder, feuchter Perioden in den Wintermonaten sein, mit einer Verschiebung der Niederschläge in den Winter; sie dürfte die Infektion im Winter begünstigt und über Jahre hinweg zum Anwachsen der Phytophthora-Population und zur fortschreitenden Zerstörung des Wurzelsystems geführt haben.

Des Weiteren hat der übermäßige Stickstoffeintrag in die Waldböden weitreichende Konsequenzen: nicht nur, dass er eine Verschiebung des Spross-/Wurzelverhältnisses zugunsten des Sprosses zur Folge hat, sondern er dürfte auch für den zu beobachtenden Rückgang der Mykorrhiza sowie für Veränderungen des Mykorrhiza-Artenspektrums verantwortlich sein. Damit entfällt ein wirkungsvoller mechanischer und biochemischer Schutz der Feinwurzeln gegenüber der Phytophthora-Infektion (Jung, et al., 1996).

Die oberen 15 bis 20 Zentimeter des Bodens sind der Bereich, der hauptsächlich von Mykorrhizen durchsetzt ist; denn sie benötigen lockere, gut durchlüftete Böden. Die Verdichtung der Böden durch schwere Maschinen wirkt sich äußerst ungünstig auf die Pilze aus (Prof. Dr. M. Kluge, TU Darmstadt, mdl. 14.10.2010).

Neben Witterungsextremen hat die Eiche immer wieder mit intensiven Fraßschäden durch verschiedene Schadinsekten und mit nachfolgendem Befall pilzlicher Schaderreger wie Eichenmehltau zu kämpfen. Schwammspinner, Eichenwickler, Frostspanner sowie seit einigen Jahren der Eichenprozessionsspinner, der auch für den Menschen gefährlich ist, können je nach Intensität des Befalls oder bei kombiniertem Fraß erhebliche Schäden bis hin zum Absterben der Bäume verursachen. http://www.lwf.bayern.de/waldbewirtschaftung/waldschutz/downloads/eiche/eichenschaedlingskomplex.pdf


Fazit

Wurde im letzten Jahr mit Malus sylvestris eine Baumart zum Baum des Jahres ausgesucht, die aufgrund ihres seltenen Vorkommens diese Aufmerksamkeit verdiente und zu Recht erhielt, ist die Wahl der Trauben-Eiche weniger nachvollziehbar. 1989, als die Aktion "Baum des Jahres" ins Leben gerufen wurde, kürte das Gremium die Stiel-Eiche (Quercus robur) als ersten Kandidaten. Weder im Brauchtum noch in der Nutzung wurden die beiden Arten je auseinander gehalten. Unterschiede bei den Bestimmungsmerkmalen wie auch bei den Standorten lassen sich sinnvoll nur im Vergleich erläutern. Zweckmäßiger wäre es daher gewesen, die beiden Bäume gemeinsam zu wählen, zumal die Diskussion, ob Stiel- und Trauben-Eichen eigene Arten oder nur Unterarten sind, bis heute geführt wird.²)


Literatur

Aas, G. (1998): Morphologische und ökologische Variation mitteleuropäischer Quercus-Arten: ein Beitrag zum Verständnis der Biodiversität, IHW-Verlag, Eching.

Aas, G. (2000): Quercus petraea (Mattuschka) Lieblein, 1784. Enzyklopädie der Holzgewächse, Handbuch u. Atlas der Dendrologie. 20. Erg. Lfg. 6/00, ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg am Lech.

Demandt, A. (2005): Über allen Wipfeln. Der Baum in der Kulturgeschichte, Albatros Verlag, Düsseldorf.

Godet, J.-D. (1987): Knospen und Zweige, Verlag Neumann-Neudamm, Melsungen.

Goebel, S. (1988): Freilanduntersuchungen an Waldameisenkolonien in Eichen- und Fichtenbeständen im Hinblick auf die Populationsdynamik von Rindenläusen und deren Honigtauproduktion sowie die Auswirkungen auf die Insektenfauna, Diss. Albert-Ludwig-Univ., Freiburg i. Br.

Hegi, G. (1981): Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Bd. III, Teil 1, hrsg. von Gerhard Wagenitz, Parey Verlag, Berlin, Hamburg.

Huber, B. et al. (1941): Zur Frage der Unterscheidbarkeit des Holzes von Stiel- und Traubeneiche. Sonderdruck aus: Holz als Roh- und Werkstoff, 4. Jg., H. 11, S. 373-379, Springer-Verlag, Berlin.

Jung, T. et al. (1996): Phytophthora-Wurzelfäule der Stiel- und Traubeneiche. AFZ Der Wald, 51. Jg., H. 26, S. 1470-74.

Krahl-Urban, J. (1959): Die Eichen. Forstliche Monographie der Traubeneiche und der Stieleiche, Parey Verlag, Hamburg, Berlin.

Marzell, H. (1932): Die deutschen Bäume in der Volkskunde. Die Eiche, Quercus robur und Q. sessiliflora. Mitt. Dt. Dendrol. Ges., Nr. 44, S. 164 ff.

Ovid (43 v. Chr. in Sulmo bis verm. 17 n. Chr. in Tomis): Metamorphosen. Hrsg. v. Erich Rösch, Ernst Heimeran Verlag München, 1968.

Anmerkungen

1) Nach Aas (2000) beginnt die Borkenbildung nach 10-20 Jahren.

2) Zum Beispiel Kleinschmit, J. et al. (1995): Sind Stiel-eiche und Traubeneiche zwei getrennte Arten? AFZ Der Wald, 50. Jg., H. 26, S. 1453-56.

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