Rasenflächen im Praxis-Test auf der demopark+demogolf
Sonderschau Rasen in Eisenach bietet zertifizierte Weiterbildung
von: Dr. Klaus G. Müller-BeckMit dem Angebot zu speziellen Themen für die Anlage und Pflege von Rasenflächen besitzt die Ausstellung demopark + demogolf mit der Sonderschau Rasen einen echten Weiterbildungscharakter. Die Deutsche Rasengesellschaft e. V. hat auch für 2015 die Schirmherrschaft für die "Sonderschau Rasen" übernommen. Dieses besondere Highlight der demopark/demogolf vom 21. bis 23. Juni in Eisenach dient der Information und Fortbildung durch praktische Anschauung und fachliche Erläuterungen zu den unterschiedlichsten Rasen-Themen direkt am Objekt.
Insbesondere für die Besucher aus dem Kommunalbereich, aber auch für die Greenkeeper der Golf- und Sportanlagen, werden die Deutsche Rasengesellschaft e.V. (DRG) und der Greenkeeper Verband Deutschland e. V. (GVD) Teilnahmezertifikate aushändigen, die beispielsweise für das GVD-Zertifizierungsprogramm gewertet werden.
Auf der rund 4000 Quadratmeter großen Strapazierrasenfläche, die speziell mit einer Rasentragschicht angelegt wurde, werden in einem Sonderprogramm Innovationen zur Rasenpflege sowie zur Bewertung von Rasenqualitäten vorgestellt. Als Grundlage einer dauerhaften Rasenfläche stehen naturgemäß die Gräserarten und die Leistungen der Gräsersorten im Mittelpunkt der Bewertung von Rasenmischungen.
Sorteneigenschaften in Reinkultur
Hierzu bietet die Sonderschau Rasen die einzigartige Möglichkeit, in den Rasen-Versuchsparzellen im Gelände der demopark die wichtigsten Zuchtsorten von Lolium perenne, Poa pratensis, Festuca rubra spec., Festuca ovina spec. bis zu Festuca arundinacea in Reinsaat hinsichtlich Blatttextur, Blattfarbe oder Narbendichte zu vergleichen. Aus dem Sortiment des Bundessortenamtes wurden neben Wiesenrispen-Sorten, zahlreiche Sorten des Schafschwingels, des Rotschwingels, des Rohrschwingels und über 50 Sorten der aktuellen Weidelgräser angesät.
Bei dem neuen Block der Weidelgräser wurden neben den Sorten des Ausdauernden beziehungsweise des Deutschen Weidelgrases (Lolium perenne) auch die neuen Gräsertypen des Einjährigen Weidelgrases (Lolium multiflorum var. Westerwoldicum) berücksichtigt. Beim Deutschen Weidelgras sind darüber hinaus Sorten des tetraploiden Gräsertyps enthalten, die sich von Futtertypen ableiten und ähnliche Eigenschaften aufweisen, wie sie bei den Einjährigen Weidelgräsern zu beobachten sind, nämlich eine rasche Keimung auch bei niedrigen Temperaturen.
Eine züchterische Neuentwicklung lässt sich in der Parzelle des "Ausläuferbildenden" Deutschen Weidelgrases im Vergleich zu Standard-Sorten beobachten. Diese neuen Gräsertypen des Deutschen Weidelgrases (Lolium perenne) bilden oberirdische Ausläufer (Pseudostolone) aus, die dazu dienen, bei einer hohen Weidelgras-Dominanz im Bestand die Lücken in der Rasennarbe besser zu schließen. Im Sportrasen liefern sie eine optimale Ergänzung zu den Rhizomen der Wiesenrispe (Poa pratensis).
SUG-Stellenmarkt
Rasenvielfalt bei Varianten des Fertigrasens
Bei der demopark/demogolf werden im Rahmen der Sonderschau Rasen die wichtigsten Rasenvarianten demonstriert. So beispielsweise der "Sport- und Spielrasen" mit dem hohen Anteil von bürstenförmiger Wiesenrispe (Poa pratensis), der "Schattenrasen" mit der hellen, dichten und weichen Lägerrispe (Poa supina) oder der vom Rohrschwingel (Festuca arundinacea) dominierte "Mediterranrasen". Diese Varianten bilden nicht nur für die Augen ein differenziertes Erscheinungsbild, sondern lassen sich auch mit den Händen oder noch besser barfüßig als sinnliches Erlebnis bei der demopark/demogolf ertasten.
Rasentypen mit unterschiedlicher Ausprägung der Gräserzusammensetzung werden vom Produzenten als Fertigrasen geliefert. Ausgewählte Beispiele können bei der Sonderschau Rasen begutachtet werden.
Der Fertigrasen, meist als Rollrasen bezeichnet, ist heute in vielfältigen Rollengrößen erhältlich. Von den handlichen Quadratmeterrollen in 2,5 Meter x 0,4 Meter oder 1,70 Meter x 0,60 Meter über 12 Meter x 0,9 Meter bis hin zu 15 Meter x 2 Meter bieten die Fertigrasenerzeuger ihren Rasen an. Es gibt zudem eine geklappte Variante, Rasenplatten und selbst Rasenstopfen zum Ausbessern von Rasenschäden werden von den Spezialisten angeboten. Für den Garten- und Landschaftsbau ist eine "Just in time"-Bestellung und -Lieferung der Ware heute eine Selbstverständlichkeit. Nur so lässt sich mit dem biologisch aktiven Produkt Fertigrasen die gewünschte Qualität durch eine rasche Verwurzelung nach dem Verlegen erzielen. Ein wichtiges Qualitätskriterium, sowohl für Produzenten als auch für Verlegebetriebe, ist die Zugfestigkeit (Reißfestigkeit) der Soden. Sie hat Auswirkungen auf das Schälverhalten, auf die Transporteignung sowie auf die Verlegbarkeit des Rasens. Zu den wichtigsten zugfestigkeitsbestimmenden Einflussgrößen bei Rasensoden gehören vor allem die Arten- und Sortenzusammensetzung, die Kulturführung, das Alter und der Entwicklungszustand des Bestandes sowie die Eigenschaften des Anzuchtbodens und die Schälfeuchte. Das Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim hat sich wissenschaftlich mit dem Thema Reißfestigkeit beschäftigt und ein Gerät entwickelt, mit dem durch Zugfestigkeitsuntersuchungen vor Ort an den Schälstellen die Einflussgrößen näher bestimmt werden sollen. "Bei der Messung der Zugfestigkeit wird mit Hilfe eines elektrischen Linearantriebs auf die Rasensode im Spannschlitten des Gerätes eine Zugkraft ausgeübt und diese bis zum Reißen der Sode als Kraft-Weg Diagramm aufgezeichnet. Der Messbereich beträgt 0-1600 N" (MORHARD, 2013).
Mischungspartner durch Cross-Ansaat erkennen
Zur Demonstration und Beurteilung der Eignung von Mischungspartnern bezüglich der Ausprägung einer Rasennarbe dient die Anlage einer "Cross-Ansaat". Hierbei werden jeweils zwei Arten mit unterschiedlichen Sorten getestet. Die einzelnen Sorten der Art Poa pratensis sind in Bahnen angelegt, die sich mit den Bahnen der jeweiligen Sorten von Lolium perenne und Festuca arundinacea kreuzen. So entstehen zahlreiche Einzelparzellen mit unterschiedlichem Charakter. Jede Parzelle enthält zwei Arten mit einer variablen Sorten-Kombination. Für den Fachbesucher werden auf diese Weise Qualitätskriterien wie Konkurrenzkraft, Farbausprägung oder Narbendichte sichtbar gemacht.
Gräser und Kräuter in der Mischung
Neben den reinen Gräservarianten für die Rasennutzung können sich die Besucher auch einen Eindruck zur Entwicklung von Kräutermischungen verschaffen. Dabei werden Neuansaaten sowie Demonstrationsparzellen zur mehrjährigen Sukzession von Gräser-Kräutermischungen gezeigt.
Im Jahre 2014 erschien die neue FLL-Broschüre "Empfehlungen für Begrünungen mit gebietseigenem Saatgut, Ausgabe 2014". Dieses Regelwerk soll einen wichtigen Beitrag liefern, bei Begrünungen in der freien Natur die Vorgaben des Bundesnaturschutz-gesetzes zur Vermeidung von gebietsfremden Herkünften zu erfüllen. Bereits im Jahre 2013 wurden die ersten Flächen mit "Regiosaatgut" im Rahmen der Sonderschau angelegt, sodass sich die Fachbesucher bezüglich der Ansaaten in der freien Landschaft ebenfalls bei der Sonderschau Rasen in Eisenach informieren können.
Themenplanung zu "Demovorträgen"
Zur gezielten Vorplanung werden an den Messetagen unter dem Leitthema "Vielfältige Rasennutzung erfordert nachhaltige Pflegekonzepte" aktuelle Schwerpunktthemen angeboten (s. Tabelle). Die Besucher können sich somit an den jeweiligen Messetagen bei ausgewählten "Demovorträgen" zu ihren Bereichen einen Überblick zu den gegenwärtigen Entwicklungen verschaffen.
Unter der Federführung der Deutschen Rasengesellschaft werden die aktuellen Themen sowohl als Poster-Präsentation im Rasenkompetenzzelt als auch direkt auf der Rasenfläche als Demovortrag vorbereitet. Während der gesamten Messelaufzeit bieten Fachleute der Deutschen Rasengesellschaft e. V. (DRG) umfassende Informationen rund um den Rasen!
Messverfahren zur Rasenqualität
Fußball ist ein Rasensport, der für ein technisch anspruchsvolles und optisch ansprechendes Spiel einen hoch belastbaren Rasen erfordert. Diesen Anspruch kann ein Rasen nur erfüllen, wenn er folgende Eigenschaften aufweist:
- hohe Narbendichte;
- ebene Oberfläche;
- scherfeste Grasnarbe;
- ausreichende Wasserdurchlässigkeit.
Diese Qualitätskriterien gelten nicht nur für Bundesligarasen, sondern dienen auch als Zielgröße für die zahlreichen Rasensportplätze in den Kommunen bis hin zu den unteren Ligen. Die Anforderungen an die jeweiligen Grenzwerte können jedoch bei Bedarf geringer ausfallen als in der Bundesliga. Auf den Flächen der Sonderschau Rasen in Eisenach werden Standards und Messmethoden zur Beurteilung der Rasenqualität von Fachleuten der Deutschen Rasengesellschaft (DRG) an praktischen Beispielen vorgestellt. Die Besucher der demopark/demogolf können sich somit auch einen Eindruck von technischen Hilfsmitteln zur Erfassung von Rasenparametern verschaffen.
Stabilisierung und Armierung von Rasentragschichten
Die Thematik "Armierung für Fußballrasen zur Erhöhung der Nutzungsintensität", hat in jüngster Zeit an Bedeutung gewonnen. Nicht nur in den Stadien der Bundesliga nutzt man inzwischen diese Möglichkeit, sondern auch bei der Konzeption von intensiv genutzten Sportanlagen mit mehreren Trainingsplätzen werden neuere Verfahren geprüft und eingebaut.
Bereits beim DRG-Frühjahrsseminar 2014 in Neuss wurde zur Abgrenzung der im Markt angebotenen Systeme und Varianten folgende Definition gewählt (Müller-Beck, 2014):
- "Hybridtragschicht" = armiertes Rasentragschicht-Gemisch;
- "Hybridrasen" = armierte Rasentragschicht mit zusätzlicher Armierung der Rasennarbe.
Die erwarteten Leistungseigenschaften und Anforderungen an die Systeme lassen sich mit den folgenden Punkten zusammenfassen:
- Hohe Wasserdurchlässigkeit;
- hohe mechanische Belastung;
- hohe Ebenflächigkeit;
- hohe Scherfestigkeit;
- mehr Nutzungsstunden;
- Alternative zu Tennensportplätzen und Kunststoffrasen.
Bei der Bewertung der Systeme spielen die zusätzlichen Kosten, aber auch die Möglichkeiten zur Pflege der armierten Rasenplätze eine wichtige Rolle. Im Rahmen der Sonderschau Rasen werden ausgewählte Exponate zu den armierten Rasensportplatz-Systemen in Schaukästen und praktischen Mustern ausgestellt.
Zur Einschätzung der notwendigen, angepassten Pflegemaßnahmen bei Hybridrasenflächen sei auf die "ZTV-Hybridrasen" hingewiesen, die zum Download auf der Intergreen-Homepage kostenlos zugänglich ist: Erhöhte Anforderungen an die Nutzungsintensität bei Trainingsflächen sowie an eine verbesserte Qualität von Stadionrasen erfordern eine Intensivierung der Pflege in Verbindung mit der Optimierung von Bausystemen.
Die Akzeptanz von natürlichen Rasenflächen für den Sportrasen ist bei den Sportlern weiterhin stark ausgeprägt, sofern die Ebenflächigkeit, das Gleitverhalten und die Scherfestigkeit der Rasennarbe gewährleistet sind.
Maschinen zur Rasenpflege
Parallel zu den Sortenversuchen und Qualitätsbestimmungen bietet die "demopark" die gesamte Palette der Maschinen- und Gerätetechnik an, die zur Erhaltung der Rasenqualität erforderlich ist. Maschinen zur Bodenlockerung und zum Aerifizieren gehören dabei genauso dazu wie Nachsaatgeräte unterschiedlichster Technik.
Ausgewählte Geräte, mit besonders innovativem Charakter, werden auf den Flächen der Sonderschau Rasen im praktischen Einsatz vorgestellt. So wird beispielsweise mit dem Core-Recycler die Wiederverwendung des Tragschichtmaterials nach dem Aerifizieren veranschaulicht. Unter dem Stichwort "Green Technology" werden energieeffiziente, umweltbewusste Maschinen der jüngsten Generation den Besuchern der Messe präsentiert.
Die entsprechenden Vorführungen werden auch 2015 wieder zweimal täglich an den festgelegten Zeiten um 11.15 Uhr und 14.15 Uhr den Messebesuchern angeboten.
Quellen
Anonymus, 2012: ZTV-Hybridrasen, Zusätzliche Technische, Vertragsbedingungen für Bau, Pflege und Instandhaltung von Hybridrasenflächen für Sportanlagen im Freien; www.intergreen.de/images/stories/ztv/INTERGREEN_ZTV_Hybridrasen.pdf
Morhard, J., 2013: Die Rolle hält: Reißfestigkeit. Poster-Präsentation demopark 2013.
Müller-Beck, K.G., 2014: Stadionrasen: Belichtung - Armierung - Pflegetechnik. Ein Bericht zum 119. DRG-Rasenseminar. European Journal of TurfgrassScience, Jahrgang 42, S.29-32.