Solestadt Bad Dürrenberg präsentiert Landesgartenschau

Zwischen Kurpark, Gradierwerk und Urgeschichte

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Salzkristall & Blütenzauber lautet 2024 das Motto der Landesgartenschau in Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt. Es bezieht sich auf das 636 Meter lange und zwölf Meter hohe Gradierwerk, das am historischen Kurpark zu finden ist. Im 18. Jahrhundert sollte mit ihm ursprünglich Salz gewonnen werden, bereits im 19. Jahrhundert wurde es dann für die Kurgäste zur Freiluftinhalation verwendet.
Landesgartenschau Bad Dürrenberg Gartenschauen
Abb. 1: Das 636 Meter lange Gradierwerk von Bad Dürrenberg sollte zunächst die weniger wertvollen Stoffe des Salzes aus der Sole herausfiltern und so die Qualität erhöhen. Heute wird mit ihm für die Kurgäste die Luft mit Salz angereichert. Foto: Landesgartenschau Bad Dürrenberg 2024

Noch heute wird für die Kurgäste Sole über Schwarzdornzweige geleitet, um die Luft mit Salz anzureichern. Die ikonografische Ausstrahlung des Gradierwerkes ist somit ein starkes gestalterisches Motiv, welches wie ein Rückgrat den diversen Perspektiven eine Orientierung verleiht.

Neben zahlreichen Gärten und Staudenbeeten greift das Gartenschaukonzept auch die Urgeschichte des Gebietes auf. Im Jahr 1934 wurde die so genannte "Grabstätte der Schamanin" entdeckt, ein mehr als 9000 Jahre altes Grab einer 30- bis 40-jährigen Frau, das mit zahlreichen Grabbeigaben versehen war. Ferner waren und sind die Gradierwerke von zentraler Bedeutung und prägen bis heute das Ortsbild.

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Abb. 2: Der Kurpark gehört zum Zentrum der Gartenschau. Seine historischen Strukturen wurden belassen und denkmalgerecht weiterentwickelt. Im Hintergrund das Gradierwerk. Foto: Landesgartenschau Bad Dürrenberg 2024

Der Kurpark spielt also eine zentrale Rolle in Bad Dürrenberg. Er wurde in der Konzeption als eine vielfältige Anlage entwickelt, deren Teile sich jeweils als spezifische räumliche und atmosphärische Charaktere präsentieren. Ziel war es, die historischen Anlagen in ihren Qualitäten wiederzugewinnen, gleichzeitig jedoch auch zeitgenössische Gartenräume hinzuzufügen.

Das nördliche Entrée wurde als ein großzügiger Auftakt gestaltet. Die Grundfläche der ehemaligen Gradieranlage wird hier zu einem Platzmotiv, über das der Rathausvorplatz mit der Kuranlage verknüpft wurden. Am nördlichen Kopf der Anlage wurde im Bereich der bestehenden Fundamente eine Sonderbank beziehungsweise ein Sitzpodest angelagert, das zusätzliche Aufenthaltsqualität bietet. Während der Landesgartenschau befindet sich hier der Haupteingang. Die anschließende Rasenfläche mit der großzügigen Dahlienpflanzung öffnet einen weiten Blick zum Borlachplatz.

Palmenhof und Kurparterre

Am Palmen- und Vogelhaus entstand ein multifunktionaler Raum, welcher als Veranstaltungsort und auch Präsentationsfläche für besondere Pflanzen (z. B. Kübelpflanzen, Sommerblumen, Gärtnermarkt) geeignet ist. Auch bietet sich hier die Möglichkeit für zusätzliche Freisitzangebote der Parkgastronomie. Zwei neue Pergolen an den beiden Platzflanken geben den nötigen Rahmen.

Die historischen Gartenstrukturen wurden in ihrer Struktur belassen und denkmalgerecht weiterentwickelt. Wegeflächen und Pflanzungen wurden zurückhaltend saniert. Als eine zeitgenössische Addition wurde im Bereich des ehemaligen Spielplatzes ein Platz (Kurparterre) konzipiert, der sich räumlich in die Gesamtanlage integriert.

Im Kurparterre entstand eine "Salz-Landschaft" mit vielfältigen Angeboten zum Spiel und Aufenthalt. Das Kurparterre ist von Bäumen überstanden, die das Vegetationsmotiv der Bestandsanlagen weiterführen. Sprudelelemente und vielfältige Spielobjekte sind Attraktionen für Jung und Alt, vor allem in der Kombination mit dem Kurparkrestaurant und mit dessen neuem Freisitz.

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Abb. 3: Von den ehemals fünf Gradierwerken sind heute noch die Gradierwerke I bis III mit ihren Verbindungsbauten im Bereich des Kurparks ganz oder teilweise erhalten. Foto: Joeb07, CC BY-SA 3.0

Beamtengärten, südlicher Kurpark, Gradengrüst und Saalehang

Die Zone der Beamtengärten wurde zu einer vielfältig strukturierten Anlage ausgeformt, die eine hohe Attraktivität entfalten kann. Hier befinden sich umfangreiche Zwiebelpflanzungen und Staudenpflanzungen ergänzt durch Wechselflor.

Auch der südliche Kurpark wurde denkmalgerecht weiterentwickelt, wobei der Schwerpunkt auf den Vegetationsmotiven lag. Die ehemaligen Flächen des Gradierwerkes wurden zugänglich gemacht und bieten eine besondere Aufenthaltsqualität. Abschnittsweise sind hier, wie auch im Nordbereich, Sitzflächen integriert, welche die Höhe der Fundamente gliedern und die Anlage zum Sitzen entwickeln. Am südlichen Endpunkt des historischen Gradierwerkes entstand mit dem "Gradengrüst" ein besonderes Objekt als räumlicher Abschluss und Höhepunkt.

Das "Gradengrüst" ist eine zeitgenössische Interpretation des historischen Bauwerkes und erinnert an die frühere Ausdehnung der Anlage. Die Konstruktion besteht aus mehreren Stahlrahmen als eine Figur, die die Form des Gradierwerkes zitiert. Im Inneren besteht (ähnlich einem Kletterturm) die Möglichkeit des Aufstiegs; von oben bietet sich eine weite Aussicht. Eine Rutschenanlage bietet einen aufregenden Rückweg. Damit wurde ein thematisches Spielobjekt entwickelt, welches Aktivitäten für alle Altersgruppen ermöglicht.

Die Anlagen am Saalehang wurden als eine historische Kulturlandschaft interpretiert, wobei insbesondere die Themen des Obst- und Weinbaus eine neue Bedeutung erlangen. In diesem Sinne wurde an der Südspitze des Parkes ein Weinberg etabliert.

Im Norden wurden die "Amtsberggärten" neu konzipiert, die sich in ihrer Bepflanzung an historischen Nutzgärten orientieren. Hier entstand die Obstlandschaft als weiterer Spielbereich. Nach Sanierung der Amtsbergmauern ist die Nutzung der ehemaligen Terrassen als Freisitz wieder möglich.

Die Erschließung vom höhergelegenen Parkplateau zu den tiefer gelegenen Parkteilen wurde über die neu gestaltete Amtsbergtreppe und über einen neu eingeordneten Hangsteg auch barrierefrei möglich.

Weitere Attraktionen (z. B. Anlage einer Wassertreppe) bieten sich entlang des Saaleradweges.

Aus der Grundrissfigur des Gradierwerkes wurden Ausstattungen, wie ein dreidimensionales Sitzelement entwickelt, welches charaktergebend für den Kurpark ist und vielfältige Funktionen (z. B. Sitzen, Liegen) ermöglicht. Auch die weiteren nötigen Ausstattungselemente wie zum Beispiel Hockerbänke, Papierkörbe oder Fahrradparker wurden als ein einheitliches Programm konzipiert.

Um eine wirtschaftliche Umgestaltung zu gewährleisten, wurden robuste und dauerhafte Baustoffe und Konstruktionen, langlebige Gehölze sowie pflegearme Pflanzungen verwendet. Der Bestand wurde überwiegend punktuell erneuert, Eingriffe in die Bestandssituation wurden behutsam ausgeführt. Das Gelände wurde weitgehend barrierefrei gestaltet.

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Abb. 4: Blick über den Kurpark der Sole-Stadt Bad Dürrenberg, der gut 10 Hektar groß ist und auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Foto: Tnemtsoni, CC BY-SA 3.0

Einbeziehung des Eisenbahntunnels am Kohlebahnplatz

Der historische Eisenbahntunnel am Kohlebahnplatz ist der älteste Eisenbahntunnel Deutschlands. Auch wegen dieser herausragenden Bedeutung wurde er für touristische Zwecke erlebbar gemacht.

Rundteich und Zentralteich

Der Rundteich im Bereich der Beamtengärten im Kurpark wurde nach historischem Vorbild mit erneuerter technischer Anlage wiederhergestellt. Zudem ist eine umlaufende hochwertige Bepflanzung geplant. Der bestehende Zentralteich im mittleren Kurparkbereich wurde grundhaft mit einer Wasserfontäne erneuert.

Insgesamt wurden im Rahmen der Parksanierung beziehungsweise dessen Erweiterung circa 320 Bäume, 60.000 Stauden und 1,2 Millionen Blumenzwiebeln gepflanzt.

Dipl.-Ing. Jörg Bräunlein
Autor

Rehwaldt-Landschaftsarchitekten

 Steinland Michael
Autor

Geschäftsführer der Landesgartenschau Bad Dürrenberg 2024

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