Umweltschutz, Energie, Gesundheit, Innovation und kultureller Austausch sind Themen

Die Welt-Garten-Expo Floriade 2012

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Kultur Nachhaltigkeit und Innovation
Der 70 Meter hohe Innovaturm bildet das Eingangstor zum Ausstellungsgelände und ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Floriade. Foto: Joy van der Koelen
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Die Villa Flora beherbergt während der Floriade Europas größte Indoor-Blumenausstellung. Im wöchentlichen Wechsel werden hier auf die Saison angepasste Blumen und Pflanzen präsentiert. Foto: Joy van der Koelen
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Alle zehn Jahre findet in den Niederlanden eine umfangreiche grüne Publikumsveranstaltung statt: die Floriade. In diesem Jahr können Blumen- und Gartenfreunde die offizielle Welt-Garten-Expo vom 5. April bis zum 7. Oktober 2012 in Venlo besuchen. Mehr als 100 Teilnehmer aus 40 Ländern haben auf einem 66 Hektar großen Gelände Gärten angelegt und Pavillons errichtet.

Weltausstellungen möchten Menschen etwas lehren und Innovationen fördern. Das Kernthema dieser Floriade ist: "Be part of the theatre in nature, get closer to the quality of life". In dem Theater der Natur spielen die Besucher selbst die Hauptrolle und tauchen ein in ein Erlebnis, in dem ihre Lebensqualität im Mittelpunkt steht.

Masterplan Floriade 2012

Im Anschluss an die Floriade 2012 wird auf dem Ausstellungsgelände ein grüner und hochwertiger Businesspark entstehen: der "Venlo GreenPark". Das Architekturbüro des früheren niederländischen Reichsbaumeisters Jo Coenen erstellte hierfür den städtebaulichen Plan. Dieser Plan war ein wichtiger Ausgangspunkt für den Masterplan zur Floriade 2012, der von einem Team von Landschaftsarchitekten von Arcadis und Copijn, unter der Leitung von Hauptdesigner John Boon, entwickelt wurde. Ein Großteil des Parks bleibt nach der Floriade 2012 bestehen und bildet in Zukunft den Hintergrund einer besonderen Arbeitsumgebung. Ein weiterer wichtiger Ausgangspunkt für den Masterplan kam aus dem Gartenbausektor selbst. Der Niederländische Gartenbaurat ergriff nach der Floriade 2002 in Haarlemmermeer die Initiative zur "Operation reFresh". Etwa 150 Unternehmer und weitere Repräsentanten aus dem Gartenbausektor und der Region Venlo thematisierten die gesellschaftliche Bedeutung des Gartenbaus. Im Ergebnis sollte auf der Floriade 2012 der Beitrag des Gartenbaus für das Wohlergehen, Genuss, Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger sowie für eine "blühende" Wirtschaft aufgezeigt werden.

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Die Floriade 2012 bietet auch ein großes Kultur- und Veranstaltungsprogramm. Der Theaterhügel im Themenbereich "World Show Stage" ist im Stil eines Amphitheaters gebaut. Foto: Floriade 2012

Davon ausgehend wurden die fünf während der Floriade 2012 zentralen Themen formuliert:

  • Environment: der Beitrag der Natur zur Qualität der Wohn- und Arbeitsumgebung.
  • Green Engine: der Gartenbau als Motor unserer Wirtschaft.
  • Relax & Heal: der Einfluss von Gartenbauprodukten auf das seelische und körperliche Wohlbefinden.
  • Education & Innovation: die Wechselbeziehung zwischen Bildung und Innovation im Gartenbau.
  • World Show Stage: der Gartenbau als Inspiration für Kunst und Kultur.
  • Frühjahr 2007 skizzierten die Gartenarchitekten die ersten Ideen für den "Masterplan Floriade 2012". Als erstes entschieden sie, den fünf Themen dieser Floriade jeweils einen eigenen Standort zu geben, wofür die ehemaligen Äcker im Wald genutzt werden sollten. Der bestehende Wald selbst blieb - so weit wie möglich - unberührt. Der größte Acker wurde durch zusätzliche Bepflanzungen in zwei Teile geteilt. Zusammen mit den drei anderen Äckern entstanden dadurch fünf Gebiete im Wald entsprechend der Themenbereiche. Die Gestaltung und Bepflanzung eines jeden Bereiches wurde auf das jeweilige Thema abgestimmt, wodurch fünf einzigartige Parks entstanden sind. Es sind Beispiele zeitgenössischer, öffentlicher Räume, die für die Wohn- und Arbeitsumgebung Inspiration bieten sollen. Pro Themenbereich wurden integrale Bepflanzungspläne entwickelt. Nicht die individuelle Pflanze oder Pflanzengruppe steht im Mittelpunkt - die Pflanzen machen einen Teil des Ganzen aus.
  • Ein anderer wichtiger Teil des Masterplans ist die Erschließung des Floriade-Parks. Es wurde ein zentral gelegener Ein- und Ausgang gewählt, der beim siebzig Meter hohen Innovaturm, dem wichtigsten Orientierungspunkt des Floriade-Parks, liegt. In der Nähe des Ein- und Ausganges befindet sich die Floriade Plaza. Von hier aus führen fünf Hauptachsen zu den verschiedenen Themenbereichen, wodurch alle Bereiche schnell zu erreichen sind.
  • Der letzte wesentliche Teil des Masterplans ist die bestehende Landschaft mit ihren bedeutenden archäologischen und kulturhistorischen Elementen. Die wechselvolle Geschichte ist an allerlei Orten zu finden. So gibt es fünftausend Jahre alte Hügelgräber und mittelalterliche Wälle. Die Architekten haben hier durch die Bepflanzung eine neue "Schicht" hinzugefügt, ohne die alten Schichten zu überdecken.

Die fünf Themenbereiche

Environment

Im Zentrum des Floriade Parks liegt der Themenbereich "Environment". Dieser Bereich ruft die Bedeutung von Grün in der Wohn- und Arbeitsumgebung, innen wie auch außen, ins Bewusstsein. Die Botschaft ist: Bäume, Blumen und Sträucher liefern einen wesentlichen Beitrag, um die Qualität unserer Umwelt zu erhöhen. Die "Floriade Street" mit ihren Läden und Einrichtungen liegt in diesem Themenbereich. Die Gebäude entlang dieser Straße sind aus nachhaltigem Material errichtet worden und haben eine neomoderne Ausstrahlung. Rund um den Park in der Mitte des Feldes sind die Pavillons und Gärten der verschiedenen Aussteller angesiedelt. Wir wollen zeigen, dass eine Symbiose von städtischen und landschaftlichen Elementen eine harmonische Umgebung ergeben kann. Der zentrale Park besteht aus einer großen, streng gemähten Rasenfläche. Am Rand des Rasens liegt ein breiter Weg, der die Form eines Blitzes hat.

In diesem Weg wurden größere Felder ausgespart, in denen ausdauernde Pflanzen wie Bartfaden, Gräser und Geraniumarten als Basis sowie Tulpen und Narzissen im Frühling, Lilien und Gladiolen im Sommer. Weitere Beete wurden mit ausdauernden Pflanzen wie Nepeta (Katzenminze), Salvia (Salbei), Coreopsis (Mädchenaugen) und Papaver bepflanzt. Der Weg mit den Feldern bildet eine farbenfrohe Umrahmung der schlichten Grasfläche und erschließt gleichzeitig die umliegenden Pavillons und Gärten. Entlang einer Allee unter anderm mit Gingko-Bäumen liegen fünfzehn Gärten, die das Thema "Bürogarten 2012" variieren. Die Gärten sind von führenden Gartenarchitekten aus dem In- und Ausland entworfen worden und zeigen, wie mithilfe moderner Techniken wie drahtlosem Internet ganz angenehm in einer grünen Umgebung gearbeitet werden kann.

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Das Floriade-Gelände in Venlo hat eine Größe von 66 Hektar. Fünf verschiedene Themenbereiche laden die Besucher zu einer Erlebnisreise durch die Welt des Gartenbaus ein. Foto: Jacobs Luftfotografie
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Im Themenbereich "Relax & Heal" erfahren die Besucher, welchen Einfluss der Gartenbau auf das Wohlbefinden der Menschen ausübt. Über den Barfußpfad kommen die Besucher in Kontakt mit den Elementen. Foto: Floriade 2012

In diesem Themenbereich liegt auch die Floriade Plaza, der zentrale Platz der Floriade. Ein Blickfang ist das speziell für diesen Ort angefertigte und vom Atelier Dreiseitl aus Deutschland entworfene Wasserelement. An Sommertagen ist dies nicht nur ein Objekt zum Ansehen, sondern auch eines, in dem Kinder spielen können. Auf dem Platz stehen die "Naguisa", kreisförmige, vom japanischen Architekten Toyo Ito entworfene Bänke. Die Form verweist auf die Muster, die an Sandstränden als Folge der Brandung entstehen. Am Ende des blitzförmigen Weges steht der Sint-Jans-Bauernhof. In der Nähe des Bauernhofes liegt der Sint-Jans-Sleutelwald mit den Überresten der Sint-Jans-Kapelle und einer kleinen Kapelle jüngeren Datums. Dieser Wald, bestehend aus Eichen, Birken, Korinthen und Vogelkirschen und langjährigen Pflanzen wie Fingerhut, Storchenschnabel, Weidenröschen und Einjähriges Silberblatt sowie den Zwiebelgewächsen Blaustern, Nickendern Milchstern, Bärlauch und Spanisches Hasenglöckchen wurde so authentisch wie möglich belassen. Im Frühling sorgen hier tausende Frühjahrsblumen für ein frisches Bild.

Green Engine

Im Themenbereich "Green Engine" wird deutlich, dass der Gartenbau ein wichtiger Wirtschaftsmotor ist. Die imposante "Villa Flora" dominiert das Feld. Dieses Gebäude wird während der Floriade 2012 größtenteils für die Hallenschauen genutzt. Die "Villa Flora" ist eine Initiative der Stiftung Innovation Gewächshausbau (Stichting Innovatie Glastuinbouw, SIGN) und dient der Entwicklung der Region Venlo. Die Kreation des Architekten Jón Kristinsson gehört zu den nachhaltigsten Bürogebäuden der Niederlande. Schon seit den 1970er Jahren ist Kristinsson hier einer der wichtigsten Pioniere auf dem Gebiet des nachhaltigen Bauens. Einige seiner Ideen, die nun in der "Villa Flora" verwirklicht wurden, entwickelte er bereits vor dreißig bis vierzig Jahren. Damals waren sie technisch noch nicht realisierbar oder entsprachen nicht dem Zeitgeist. In den vergangenen Jahren wurden in Zusammenarbeit mit dem Gartenbausektor viele Techniken weiterentwickelt.

Unternehmer in der Gewächshauskultur suchen stets nach Innovationen, um nachhaltig produzieren zu können. Kristinsson führt Techniken aus der Gewächshaustechnologie nun im Nutzbau ein. So sorgt die "Villa Flora" praktisch gänzlich für ihren eigenen Energiebedarf. In den Ventilationsschächten befindet sich ein System, das an warmen Tagen kühlt und an kalten Tagen wärmt, ohne dabei Energie zu verbrauchen. Daneben wird im Sommer Wärme im Boden gespeichert, die im Winter genutzt wird, um das Gebäude zu beheizen. Auch architektonisch betrachtet ist die "Villa Flora" ein markantes Gebäude. Das dreißig Meter hohe Bauwerk ist größtenteils aus Glas errichtet. Am Dach fallen die großen parabolischen Schalen auf. Auf der Seite zum Park bildet eine prächtige Pergola aus Holz den Übergang von draußen nach drinnen. Das Gebäude spiegelt sich in einem rechteckigen, seichten Wasserelement, das sich über die ganze Länge des Gebäudes erstreckt. Im Wasser stehen große Behälter, die mit verschiedenen Wasserpflanzen versehen sind.

Bei der Einrichtung des Außenraumes haben sich die Architekten von verlassenen Industriegeländen inspirieren lassen. Auf solchen Geländen sieht man oft die enorme Spannkraft der Natur. Ein Spalt im Asphalt oder eine vergessene Ecke genügt manchen Pflanzen vollkommen, um zur Blüte zu kommen. Der Kontrast zwischen harten Materialien und natürlicher Bepflanzung ist in diesem Themenbereich dann auch am stärksten ausgeprägt. Für die Wege und Plätze wurden darum beispielsweise große Betonplatten verwendet, die normalerweise an Orten benutzt werden, wo regelmäßig Schwerverkehr fährt. Sie liegen in einem Gitter: ein Raster wie auf einem Schachbrett, in dem regelmäßig Platten fehlen. Dazwischen wachsen, scheinbar spontan, allerlei Pionierpflanzen. Große Koniferen und Nadelbäume sorgen für ein entfremdetes Bild und bieten der "Villa Flora" auch einiges an Gegengewicht. An den Außenrändern nutzten die Planer die natürliche Pioniervegetation (Heide, Gräser, Birken und Ginster). So wurde für die Ausstellungsbereiche und Gärten ein zeitgenössischer Rahmen geschaffen.

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Die längste Seilbahn der Niederlande ermöglicht den Besuchern das Entdecken des 66 Hektar großen Floriade-Geländes aus luftiger Höhe. Foto: Floriade 2012
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Indonesien ist eines von 40 Teilnehmerländern, die mit ihren Beiträgen Gartenkultur aus allen Teilen der Welt präsentieren. Foto: Floriade 2012
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Der 70 Meter hohe Innovaturm bildet das Eingangstor zum Ausstellungsgelände und ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Floriade. Foto: Joy van der Koelen
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Die Villa Flora beherbergt während der Floriade Europas größte Indoor-Blumenausstellung. Im wöchentlichen Wechsel werden hier auf die Saison angepasste Blumen und Pflanzen präsentiert. Foto: Joy van der Koelen

Relax & Heal

Wie die Natur Ihre Gesundheit, Ihr Wohlsein beeinflusst, ist im Themenbereich "Relax & Heal" zu sehen, zu schmecken, zu fühlen und zu hören. Die Architekten haben sich hier vom menschlichen Körper inspirieren lassen und organische Formen gewählt. Dies ist nicht zufällig die Formensprache vieler fernöstlicher Lebensweisen, die darauf ausgerichtet sind, die Gesundheit von Körper und Geist als Einheit zu verstehen und zu stärken. Entlang des Waldrandes wurden Gruppen von Robinien gepflanzt. Diese Bäume haben eine transparente Krone, wodurch ein Übergang zwischen dem geschlossenen, dunklen Wald und dem offenen, hellen Feld geschaffen wird. An der sonnigen Nordseite des Feldes stehen Solitärbäume, die mit ihren großen Blättern für Schatten sorgen.

Der zentrale Raum von "Relax & Heal" wird von sanft ansteigenden Grashügeln von etwa zwei Metern Höhe gebildet. Auf diesen Hügeln stehen mehrstämmige Blüten-Kirschen und Koelreuteria. Die Hügel umschließen die beiden kleinen Plätze, die zum Entspannen einladen. Der sich über die Hügel schlängelnde schmale Weg ist ein "Barfußpfad". Die Gestaltung ist von Zen-Gärten inspiriert. Der Pfad stimuliert nicht nur die Reflexzonen der Fußsohlen, sondern versucht auch, die Besucher in Kontakt mit den Elementen zu bringen. Steine repräsentieren die Erde. Nebelfelder, die an dieser Stelle häufiger stehen, symbolisieren die Vereinigung von Wasser und Feuer. Die Treppen an der Böschung bringen die Besucher symbolisch der Luft näher.

Die Innen- und Außenseite des Feldes ist durch einen schlängelnden Weg miteinander verbunden. Ab und zu erweitert sich der Weg und so entsteht Raum für eine Terrasse oder ein Podium für Aufführungen. Die Ausstellungsbereiche befinden sich am Außenrand des Feldes. Sie sind von einer Bepflanzung niedriger Sträucher, ausdauernder Pflanzen, Ziergräser und Zwiebelgewächsen umringt. Die Nord- und Ostseite dieses Themenbereichs wird in Zukunft bebaut werden. Auf den vorgesehenen Bauflächen stehen während der Floriade 2012 temporäre Gebäude, die unter anderem ein Restaurant und den Sanitärbereich beherbergen. Ein Lattengerüst aus europäischen Nadelhölzern, das um das Gebäude herum gesetzt wurde, steht für die Natur ohne Chemikalien und soll das Gebäude veredeln. So erhalten die temporären Gebäuden eine natürliche Ausstrahlung.

Education & Innovation

Der niederländische Gartenbausektor gehört zu den Marktführern auf dem Weltmarkt. Um diese bedeutende Position zu halten, ist die Branche auf stete Innovationen angewiesen. Daher bilden Innovationen und Bildung die Ausgangspunkte der Branche und dieses Themenbereichs. Innovationen entstehen in den Momenten, in denen bewährte Produkte aus einer neuen Perspektive betrachtet werden. Das gab den Architekten den Anlass dazu, in diesem Feld buchstäblich mit Perspektiven zu spielen. Eine ursprüngliche Baumreihe trennt den Themenbereich "Education & Innovation" in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Im nördlichen Teil stechen drei streng gestaltete Hügel am meisten ins Auge. Diese sorgen dafür, dass das Feld stets aus einer neuen Perspektive wahrgenommen werden kann. Zwischen den Hügeln liegen die Gärten und Pavillons verschiedener Aussteller. An den östlichen Hängen der Hügel wurde Gras eingesät.

Die westlichen Hänge bestehen aus großen Blumenwiesen mit Doldenblütlern, Tulpen und Hyazinthen. Auf dem Hinweg erkennt man daher ein völlig anderes Bild als auf dem Rückweg. Quer durch die Hügel verläuft ein Weg. Dort, wo der Weg die Hänge schneidet, sind die Wände mit farbigem Glas "bekleidet". In diesen gläsernen Wänden spiegelt sich die Umgebung. Zwischen den Hügeln wird der Weg von doppelten Reihen und zehn Stockwerke hohen Spalierlinden begleitet, die die Wirkung der Perspektive verstärken. Durch eine Biegung im Weg hat man auch hier nicht einen Überblick in der Totalen, sondern vor den Augen entfaltet sich stets ein neues Teilstück des Themenbereiches. Am Ende des Weges steht das "Wahrzeichen" des Bereichs "Education & Innovation": der Pavillon der Niederlande.

Die Südseite wird von drei Gebäuden aus Glas dominiert, die zwei Ausstellungsräume und ein Restaurant beherbergen. Die Gebäude sind aus Standardelementen aus dem Gewächshausbau angefertigt. Auf Basis eines Entwurfes des Architekten Huib Koman entstanden einzigartige Kreationen. So ist die untere "Schicht" der Gebäude mit farbigem Glas versehen und es wurden besonders große Scheiben gewählt. Die Gliederung der Oberseite verweist auf das sogenannte Venlokas: ein nicht nur im niederländischen Gartenbausektor viel benutzter Gewächshaustyp. Das auf die Dächer fallende Regenwasser wird in einem Teich zwischen den beiden größten Gewächshäusern aufgefangen. Das Wasser wird wiederum für die Beregnung der Bepflanzung in den Gewächshäusern benutzt. Das überschüssige Wasser sickert in eine Senke, um die Austrocknung des Gebiets zu verhindern. In dieser Senke entwickelt sich krautreiches Grasland. Diese Zone bildet auch ein hervorragendes Biotop für Amphibien, Fledermäuse, Schmetterlinge und Insekten. Die Südseite von "Education & Innovation" ist der einzige Ort auf der Floriade, an dem der Themenbereich zum Rand hin offen ist. Hier entfaltet sich die Landschaft auf Heiden, Äcker und Wiesen.

World Show Stage

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Blumen, Bäume, Sträucher und andere Pflanzen spielen die Hauptrolle auf der Welt-Garten-Expo. Foto: Floriade 2012
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Rund 1,8 Millionen Zwiebelgewächse, 190.000 mehrjährige Pflanzen, 18.000 Sträucher, 15.000 Heckenpflanzen, 5.000 Rosen und 3.000 Bäume wurden auf dem Gelände angepflanzt. Foto: Floriade 2012

Der Themenbereich "World Show Stage" ist der internationalen kulturellen Begegnung gewidmet. Bäume, Blumen, Gemüse und Obst spielen unter anderem in der Kunst bereits seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle. Stillleben der großen holländischen Meister aus dem siebzehnten Jahrhundert beispielsweise bestanden häufig aus Früchten oder Blumen. Vincent van Gogh ließ sich von knallgelben Sonnenblumen und säulenförmigen Zypressen inspirieren. Auch die kulturell-symbolische Bedeutung von Blumen wird angesprochen. Die Rose als klassische Blume der Liebe, während in einigen Ländern die Chrysanthemen mit dem Tod assoziiert werden. In einigen Kulturen werden Bäume als heilig angesehen.

Der Themenbereich World Show Stage wirkt verspielt. Am östlichen Ufer der großen, neu angelegten Teiche liegt ein Boulevard. Das Ufer besteht aus einer breiten Treppenstufe, die eine informelle Tribüne am Wasser formt. Auf der anderen Seite des Boulevards stehen mehrere Kioske, die mit verschiedenen exotischen Kletterpflanzen bewachsen sind. Zwischen den Kiosken finden Sie miteinander verbundene Bänke aus Gussstein, die, jede für sich, die Form eines Zweiges haben. Hinter diesen Bänken wachsen einjährige Pflanzen- und Zwiebelgewächse. In weiteren Beeten findet man Narzissen-, Tulpen und Fritillariaformen in einer bunten Mischung von Gelb, Rot, Rosa und Orangebraun mit einem Hauch Dunkelblau. Im Sommer übernimmt hier Blumenrohr in allerlei Farben und Blatttönen das Ruder. Sie stehen in einer Basis von dazu passenden einjährigen Sommerblumen. In Kübeln stehen Orangeriepflanzen - so auch bis zum 14. Mai, den Eisheiligen, in Form geschnittene Buchsbäume. Seitenwege des Boulevards erschließen die Gärten und Pavillons der Aussteller. Am Ende des Boulevards liegt das große Freilufttheater. Bevor man es erreicht, wird der "Wasserpavillon" passiert. Architekt Joost Kanters (Novares) zeichnet für den Entwurf dieses aus transparenten blauen Platten, weißem Stahl und Beton errichteten Würfels verantwortlich.

Neben dem "Wasserpavillon" befindet sich die südliche Station der Floriade Seilbahn. Rund um die Station wurde ein Rosengarten angelegt, dessen Gestaltung von einem Gemälde der ukrainisch-französischen Künstlerin Sonja Delaunay abgeleitet ist. Von den Gondeln der Seilbahn aus ist das Muster der übereinandergelegten Kreise am besten zu sehen. Das Floriade Theater ist in einen großen Hügel eingebettet, der aus dem beim Anlegen der Teiche bewegten Boden aufgeschüttet wurde. Der Theaterhügel ist wie eine mit Gras bewachsene Sandskulptur gestaltet. Die Wege, die Zugang zu den verschiedenen Bereichen der Tribüne geben, verlaufen durch die Hänge des Hügels. Auf der westlichen Seite kann man entlang der Wege eine stets wechselnde, farbenfrohe Bepflanzung bewundern: Weiß mit Cremeweiß in den untersten Bahnen verläuft zu Weiß mit Rosa und Rot in den mittleren und schließlich zu Weiß mit Rot, Dunkelviolett und Orange in den obersten Bahnen. Alle Bahnen präsentieren den Sortenreichtum. Tulpen, Narzissen, Hyazinthen und Traubenhyazinthen im Frühling gefolgt von einer unteren Schicht von einjährigen Sommerblumen mit Sommerzwiebeln darin. Der Untergrund besteht aus einer Kombination von vorwiegend feinen Sommerblumen wie Bischofskraut (Ammi), Dill, Schmuckkörbchen, Ziertabak und Löwenmäulchen mit ausgeprägt aussehenden Dahlien, Schopflilie (Eucomis), Gartengloxinie, Kaffeebohnen (lxia) und Sonnenglanz.

Zukunft

Nach der Floriade 2012 wird das Ausstellungsgelände zum "Venlo GreenPark" umgebaut: einem grünen und hochwertigen Businesspark. Hier sollen sich Unternehmen ansiedeln, die sich im Gartenbausektor mit Wissen, Innovation, Bildung oder Forschung beschäftigen. Vieles vom Floriade Park bleibt erhalten: Schon im Entwurf wurde die letztendliche Bestimmung des Geländes bereits berücksichtigt. Der Innovaturm und die Villa Flora, die während der Floriade 2012 als Entrée beziehungsweise für die Hallenschau benutzt werden, bekommen ein zweites Leben als Bürogebäude. "Venlo GreenPark" ist Teil einer größeren Gebietsentwicklung im Nordwesten Venlos, die unter dem Namen "Klavertje Vier" bekannt ist. Diese Entwicklung soll dazu beitragen, Venlo zu einem der "Greenports" der Niederlande zu entwickeln. Dabei wird die gesamte Gartenbaukette, vom ersten Samen bis zur Verarbeitung und Verteilung der Produkte, so weit wie möglich an einem einzigen Ort konzentriert. "Venlo GreenPark" wird einen öffentlichen Charakter haben, sodass die Menschen aus der Region die Landschaft, die hier Dank der Floriade 2012 entsteht, auch künftig genießen können.

Autor

Senior Landschaftsarchitect bei ARCADIS, Hilversum

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Project Manager, CEO ?bei friends + friends AG

Autorin

Landschaftsarchitektin, Garten-Künstlerin

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