Zu klein für einen Freizeitpark, zu groß für einen Spielplatz

Der Grasbrookpark - Ein Spielpark für Jung & Alt

von:
HafenCity Generationenparks
Beliebt bei allen Kindern ist das hölzerne Piratenschiff, das sie auf den Namen „Wellenkrone“ tauften. Foto: Andrea Christmann

In Hamburgs HafenCity gibt es einen Spielplatz, der so groß ist, dass er nicht Spielplatz heißt sondern Park. Der Grasbrookpark ist neben dem Sandtorpark der zweite grüne Park in der HafenCity. Er wurde als öffentliche Erholungs-, Spiel- und Bewegungsfläche konzipiert. Im August 2013 eröffnete mit dem 7100 Quadratmeter großen Grasbrookpark ein weiterer beliebter und von Kindern aus dem Quartier mitgeplanter Anziehungspunkt der westlichen HafenCity. An manchen Sommertagen steht er kurz vor seiner Belastungsgrenze, denn der grüne Spielpark ist weit über die Grenzen der HafenCity hinaus bekannt und selbst im Winter ein gut frequentierter Treffpunkt von Kindern und Eltern aus der Nachbarschaft. Zudem ist er ein beliebtes Ziel von Wandertagesausflügen zahlreicher Grundschulklassen.

Bei dem Grasbrookpark handelt sich um einen Park inklusive Spielplatz oder um einen Spielplatz inklusive Park in der Hamburger HafenCity. Das Areal versammelt eine Vielzahl attraktiver Angebote für Spiel, Bewegung und Erholung und erweitert damit die Freiräume der HafenCity um einen lebendigen Treffpunkt aller Generationen. Hier stehen die Themen Spiel, Spaß und Erholung im Vordergrund dieser spannenden Freizeitfläche. Im Grasbrookpark fühlen sich nicht nur Kinder wohl, auf Erwachsene warten Picknicktische, Erholungsbänke und ein Spielfeld mit Trainingsgeräten.

Umgeben von Schulen und Kindertagesstätten ist der Spielpark für viele Kinder erreichbar. Spannende Spiel- und Trainingsgeräte machen den Park zu einem neuen Anziehungspunkt für Jung und Alt. Kinder genießen es vor allen Dingen, das hölzerne Spielschiff zu erobern und im umliegenden Nass zu planschen. Sie suchen den Weg durchs Weidenlabyrinth, sie klettern, schaukeln und wippen, sie rutschen und drehen sich auf der Drehscheibe. Immer wieder gibt es Neues zu entdecken. Für eine Pause zwischendurch sind Tische und Bänke vorhanden.

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Prominente Nachbarschaft des Grasbrookparks ist die Elbphilharmonie und der Hafen. Foto: Andrea Christmann
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Erholung und Spielen inmitten des dichtbebauten neuen Stadtteil Hamburgs, der HafenCity. Foto: Andrea Christmann

Ein Ort für Begegnungen

Heutzutage leben nicht mehr mehrere Generationen einer Familie wie selbstverständlich unter einem Dach zusammen. Mobilität und Flexibilität prägen das Berufs- und Alltagsleben vieler Menschen. Der Grasbrookpark ist auch ein Ort des nachbarschaftlichen Lebens. Hier treffen sich Jung und Alt, können miteinander ins Gespräch kommen und Kontakte knüpfen. Im Grasbrookpark begegnen sich nicht nur die Bewohner und Besucher des Viertels, auch Geschäftsleute nutzen ihn für ihre Mittagspause, Studenten der naheliegenden HafenCity Universität frequentieren mehrmals täglich den Park, der wie eine kleine grüne Oase inmitten der dichten Bebauung liegt.

Entwicklungsprozess

Für die Entwicklung zum modernen Hafen- und Industriestandort war das Gebiet auf dem Grasbrook außerordentlich wichtig. 1842 entstand hier ein Gaswerk, das mit Gasbehältern von 50.000 Kubikmetern (1878) und 20.000 Kubikmetern (1909) zu den größten Energiezentralen Europas zählte, 1881 wurde mit dem Grasbrookhafen das modernste Hafenbecken der Stadt angelegt. Hafenindustrie und Hafenumschlag hatten den Standort geprägt, aber auch menschliche Schicksale. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts schifften sich von den Passagierhallen am Elbufer westlich des Gaswerks aus zehntausende Auswanderer ein. 1906 waren es rund 25.000 Menschen.

Um Hamburgs prestigewürdiges Bauprojekt, die HafenCity, zu realisieren, wurden ab 1999 die letzten Industrieanlagen abgebrochen: ein Heizwerk aus den 1960er-Jahren, die Hallen einer Papierproduktefirma, die sich auf dem Gelände des in den 1970er-Jahren stillgelegten Gaswerks befanden. Kontaminierter Boden wurden abgetragen und ausgetauscht und das Gebiet für eine neue Ära der urbanen Nutzung vorbereitet.

Auf dem unmittelbar angrenzenden Baufeld an der nördlichen Parkgrenze wird in den nächsten sechs Monaten mit dem Bau von 150 Wohnungen - darunter Genossenschaftswohnungen und geförderter Wohnungsbau - begonnen, im Erdgeschoss ziehen ein Einzelhandel, ein Biorestaurant und eine Kindertagesstätte ein.

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Ein Ort für Jung und Alt, Nachbarn und Besucher: Im Grasbrookpark begegnen sich täglich viele Menschen. Foto: Andrea Christmann
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Palmenkletterwald. Foto: Andrea Christmann
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Drehscheibe. Foto: Andrea Christmann
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Neugierig sein und die eigenen Fähigkeiten austesten sind die Bedürfnisse von Kindern. Foto: Andrea Christmann

Entwurf und Gestaltung

Mit der Gestaltung des Parks war des katalanische Landschaftsarchitekturbüros Miralles Tagliabue EMBT aus Barcelona beauftragt, das den Freiraumwettbewerb im Jahr 2002 gewann. Im Herbst 2011 fand ein intensiver Beteiligungsprozess statt, der es den Schülern, den Kita-Kindern sowie allen anderen Bewohnern der HafenCity ermöglichte, ihre Anforderungen und Wünsche an die Konzeption des Parks in den Entwurf einzubringen. 2012 wurde das katalanische Architekturbüro EMBT Miralles Tagliabue aus Barcelona mit der Planung beauftragt. Über fünf Jahre wurde der Park entwickelt und als zentrale Freizeitfläche für die Hafencity ausgebaut. Unter Berücksichtigung der Beteiligung der zukünftigen Nutzer entstand ein großer Palmenkletterwald außerdem ein großes hölzernes Spielschiff inklusiven maritimem Zubehör. Es wurde unter kirchlicher Aufsicht auf den Namen "Wellenkrone" getauft. Der Name wurde von den Kindern der benachbarten Schule vorgeschlagen.

Ein tragfähiges Grüngerüst aus heimischen Laubgehölzen sowie viele Aufenthaltsbereiche machen den Grasbrookpark zu einem beliebten Ausflugsziel. Dem für die gesamten Freiräume der westlichen HafenCity verantwortlichen Büro EMBT gelang auch hier durch den Einsatz prägender Gestaltungselemente eine sichtbare und schlüssige Zusammenführung sowie eine konzeptionelle Bindung der verschiedenen Areale. Kunstvoll gestalteten die Landschaftsarchitekten das Wechselspiel von Land und Wasser, hafentypisch strenge Formen kontrastieren mit mediterranen, leichten Einflüssen, auch die Gezeiten wurden als gestalterisches Element eingesetzt. Der Grasbrookpark erhielt einen maritimen Spielplatz, zwischen den Spielbereichen schlängelt sich ein großes mäanderförmiges Wasserbecken, welches die Auffächerung der Elbe mit ihren Flussinseln in Miniaturform nachbildet.

Von Anwohnern mitgestaltet

Das ursprüngliche Konzept von EMBT war ein maritimer, urbaner Platz mit wenigen Bäumen. Es wurde stark überarbeitet, um es den veränderten Anforderungen der Bewohner anzupassen. Dabei galt es auch, den Ausgang der neuen U-Bahn-Haltestelle Überseequartier zu integrieren. Darüber hinaus konnte die Spielparkfläche vergrößert werden, indem an einer im Norden vorbeiführenden Straße ein Fuß- und Radweg integriert wurde.

Die Anwohner des Grasbrookparks haben an der Planung der Entwürfe intensiv mitgewirkt. Dafür initiierte die HafenCity Hamburg GmbH ein Beteiligungsverfahren mit den Kindern einer benachbarten Schule und einer Kita, deren Eltern sowie interessierten Menschen aus der Nachbarschaft. Vor allem der Erhalt des Palmenkletterwald mit dem Baumhaus, des Weidenlabyrinthes sowie des beliebten Piratenschiffes geht auf eine Idee der Kinder zurück. Die ältere Generation machte sich für ein familiäres Spielfeld mit Trainingsgeräten im östlichen Teil des Parks stark. Auch die Einfriedung des Parks durch Hecken, die einen stählernen Zaun verbergen, geht auf die Wünsche der Anwohner zurück.

Die Spielgeräte im Grasbrookpark bieten der Fantasie viel Raum. Hier geht es vor allem darum, den Kindern Bewegungsmöglichkeiten zu bieten. Beim Abenteuerspielplatz mit Südseeatmosphäre ist außerhalb des umzäunten Spielplatzes ein 175 Quadratmeter Bolzplatz mit Torwand eingerichtet. Herzstück bildet ein äußerst beliebtes hölzernes (Piraten-)Schiff, das von den Kindern genauestens erforscht und erobert wird. Unter dem Motto "Schatzinsel" wird aus Kindern Seeräuber. Geboten sind unter anderem eine Schatztruhe, gestrandete Fässer und Holzpalmen. Schaukel, Hangelseile und ein Matschspiel fordern die Abenteurer heraus.

Die Erwachsenen haben das einzig Richtige gemacht: Sie haben eine ganze Menge Kinder gefragt, was sie sich für ihren neuen Spielplatz wünschen. Aber nicht irgendwelche Kinder, sondern die, die besonders häufig im Grasbrookpark spielen. In der Katharinenschule, die gleich um die Ecke vom Park liegt, gab es einen Schülerbeirat, der zahlreiche Vorschläge gemacht hat, wie aus einem, für Kinder etwas gewöhnlichen Park, ein abwechslungsreicher und interessanter Spielplatz werden kann. Es macht Spaß, sich vom Ausguck des Piratenschiffs auf der Schatzinsel oder ganz oben im Baumhaus des Kletterwalds den Wind um die Nase pusten zu lassen. Von hier aus kann man nach den Containerschiffen und den Kreuzfahrtdampfern, die, die Elbe aufwärts nach Hamburg fahren, Ausschau zu halten.

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Zahlreiche Großbäume bieten an sonnigen Tagen schattige Plätze zum Verweilen. Foto: Andrea Christmann
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Kleine Rasenhügel mit Feldahorn und Hainbuchen. In Form einer sanften Geländemodellierung wurde das ansonsten ebene Areal abwechslungsreich gestaltet. Foto: Andrea Christmann

Maritimes Flair

Gestalterisch nimmt der Park Bezug auf seine maritime Umgebung. Im Zentrum der Anlage liegt ein Piratenspielschiff - umgeben von einem Wasserbecken, das mit seinen drei mäandernden Wasserläufen die Auffächerung der Elbe mit ihren Flussinseln im Miniaturformat nachbildet. Ob für Groß oder Klein, hier gibt es allerhand Gelegenheiten, sich an Fontänen und Wasserspendern oder auch am Matschtisch mit dem nassen Element in Kontakt zu kommen. Eine Attraktion ist das Baumhaus mit Aussicht auf den Hafen.

Trotz der zahlreichen Nutzungsoptionen bleibt der über 7000 Quadratmeter große Grasbrookpark ein grüner Freiraum. Insgesamt circa 2200 Quadratmeter nehmen die Rasenflächen in Anspruch. 63 einheimische Laubbäume zählt der Park, darunter sind Feldahorn, Blut-, Rot- und Hainbuche, außerdem Säuleneichen und Zitterpappeln sowie einige Obst- und Zierobstbäume. Zusätzlich gibt es eine Fülle von Sträuchern, Rosen und Gräsern. Eingefasst wird der Park von sogenannten "Heckenschiffen". Wellenförmig geschnittene Laubgehölze schirmen die Kinder an den Parkgrenzen im Süden und Westen vom Verkehr ab.

Der Abenteuerspielplatz ist besonders an heißen Tagen ein Hit: Abkühlung gibt es in einem großen Becken oder von einer der Wasserfontänen. Alle Kinder, die hoch hinaus möchten, findet man im Baumhaus des Kletterwaldes wieder. Eine lange Reihe von Bänken und Tischen quer durch den Park geben Gelegenheit zum Picknick im Grünen mit mitgebrachten Speisen und Getränken oder mit dem Grillangebot vor Ort.

Ausstattung des Grabrookparks: 850 Quadratmeter Spielfläche mit Wasserbahn, Holzschiff mit Mast und Ausguck, Rettungsboot auf Spiral-Federn, Krabbel-Fass, Nestschaukel, Hängematte., Sandkasten, Rutsche, Schaukeln, Wipptiere, Kletterwand, Wasserspiel, Spielhaus, Trampolin. Geeignet für Kinder im Alter von ein bis zwölf Jahren.

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Der Grasbrookpark ist trotzt der zahlreichen Baustellen ein Ort der Ruhe und Erholung. Foto: Andrea Christmann
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Vor allem Kinder genießen es, das Spielschiff zu erobern. Foto: Andrea Christmann
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Spielspaß im Palmenwald – auch an nicht so sonnigen und warmen Tagen im Jahr. Foto: Andrea Christmann

Spielfreiräume in der Stadt

Sich viel bewegen, draußen herumtoben, die eigenen Fähigkeiten austesten, sind Bedürfnisse von Kindern und die zentralen Faktoren ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Die Grundlage von Gesundheit und Wohlbefinden sowie von Bildungsprozessen sind tägliche Bewegungsaktivitäten. In einer entwicklungsgerechten Umwelt finden Kinder vielfältige Bewegungs- und Spielräume, in denen sie ihren naturgegebenen Forscher- und Entdeckerdrang begeistert und selbstbestimmt ausleben können. Kinder sind jedoch auf erwachsene Begleiter angewiesen, die ihnen Schutz und Unterstützung beim gesunden Heranwachsen geben (Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung e. V.).

Kinder benötigen ab dem Schulalter für ihre gesunde Entwicklung mehr als geprüfte Spielgeräte auf fallschutzgesicherten Untergrund. Attraktive Freiräume zum Spielen sind wichtig, insbesondere in einer Großstadt wie Hamburg. Sie sollten ein freies und nicht von Erwachsenen angeleitetes Spielen ermöglichen, am besten ohne die permanente elterliche Kontrolle. Spielen bedeutet für Kinder lernen, und sich im Spiel körperlich auszuprobieren. Das bedeutet auch, es muss die Möglichkeit geben, zu fallen und sich zu verletzen, wie es der Experte Dr. Dieter Breithecker, Leiter Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung, in seinen Büchern und Vorträgen immer wieder deutlich macht.

Besonders für Vorschulkinder und Schulkinder sind abgegrenzte öffentliche Räume, ob Parks oder Spielplätze, sehr wichtig. Hier geht die Sicherheit mit einer größeren Freiheit einher. Diese ist leider manchmal durch eine phantasielose Gestaltung eingeschränkt. Kinder brauchen erlebnisreiche Freiräume, die Möglichkeiten für Abenteuer, Erkundung und Herausforderung sind für ihre Entwicklung sehr förderlich.

Der Grasbrookpark ist ein gutes Beispiel dafür, wie auf die Bedürfnisse von Kindern eingegangen werden kann, mit dem Piratenschiff und dem Palmenkletterwald mit seinen vielen Hängebrücken, Netzen und Seilen zum Daran-lang-Hangeln. Im Grasbrookpark können die Kinder herumturnen auf den vielen Spielgeräten, der Drehscheibe, den Schaukeln, den Rutschen und Wackeltieren. Hier können Kinder nicht nur klettern, sondern auch im Wasser planschen, Dämme bauen, sich gegenseitig nass spritzen und Sandkuchen backen.

"Die Natur will, dass Kinder Kinder sind, bevor sie zum Erwachsenen werden." Jean Jaques Rousseau

Kinder sind von Natur aus neugierig und erkundungsfreudig. Mit Begeisterung erforschen sie ihre Umwelt schrittweise, indem sie ständig neue Erfahrungen sammeln und gleichzeitig vielfältige Erkenntnisse gewinnen. Bewegung gehört zu den elementaren Ausdrucksformen kindlicher Lebensfreude und eröffnet die Möglichkeit zur aktiven Auseinandersetzung mit der materialen und sozialen Umwelt. Auf spielerische Art und Weise lernen Kinder, komplexere Zusammenhänge zu verstehen und erfahren gleichzeitig ihre eigene Wirksamkeit (Kinderwelt ist Bewegungswelt, Vortrag Dieter Breithecker 2009).


Quellen

www.hafencity.com

www.hamburg.de/parkanlagen

www.mirallestagliabue.com

www.kinderwelt-bewegungswelt.de

www.haltungbewegung.de

Autorin

Landschaftsarchitektur & Fotografie

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