Bürgerbeteiligung und Bürgerengagement zahlen sich aus
Allein oder im Verein für eine schönere Stadt
von: M. A. Sibylle EßerAuf die Bürger kommt es an: in Zeiten knapper kommunaler Kassen können sie es sein, die den Park, die Allee oder grüne Verkehrsinseln bewahren. Sie schaffen eine neue Identität mit der Stadt, mit dem Grün, der Natur. Sie können helfen, Grünflächenämter durch Zuarbeit, finanzielle Unterstützung oder Pflanzen- und Baumspenden zu bereichern. Gewinnt ein Grünflächenamt die Bürger, hat es eher Sympathien in der kommunalen Verwaltung und Sponsoren aus der Industrie auf seiner Seite. BUGA/IGA/LaGa-Parks stehen für gelebte Beispiele im Fokus der Betrachtung. Hier muss erst einmal um Bürger geworben werden, bevor sie zu Spenden zu bewegen sind, denn eine zukünftige Gartenschau bringt Beeinträchtigungen während der Entstehung. Kommt es also zur Entscheidung pro BUGA, bedeutet das noch lange nicht, dass das "Projekt Gartenschau" und "Gartenschaupark" auch von Anfang an von der Bevölkerung mitgetragen werden.
Information schafft Interesse
Wie so oft im Leben ist auch hier Skepsis häufig in fehlender Information begründet. In aller Regel ändert sich das anfängliche Kontra recht schnell in ein überzeugtes Pro, wenn die Menschen in der Stadt die Vorteile der BUGA kennen. So war es zum Beispiel auch im Vorfeld der BUGA 2011 in Koblenz.
Aufklärungsarbeit durch öffentliche Anhörungen und Diskussionen mit Bürgern in der Rhein-Main Halle schon fünf Jahre vor der Gartenausstellung und später kontinuierlich an unterschiedlichen Orten der Stadt, bewegten einen Stimmungsumschwung und die Gründung des BUGA-Freundeskreises, der heute 760 Mitglieder zählt. Die von der Gartenschaugesellschaft angestoßene Vortragsreihe "Grüne Stadt am Wasser" hat sich seit 2010 als Bürger-Diskussionsforum zu Fragen der Stadtentwicklung in Koblenz etabliert: Wie möchten wir in Zukunft leben, was erwarten wir von der Stadt, wie können wir regionale Charakteristika in einem Landschaftsraum verbinden und welche Visionen haben wir für 2020? Koblenzer und Koblenzerinnen erhielten hier Antworten von der Fachwelt. Die Vortragsreihe wird fortgeführt.
SUG-Stellenmarkt
In der Praxis haben sich die Koblenzer Bürger auch mit der finanziell angespannten Lage der Stadt und mit den Privatisierungstendenzen der öffentlichen Hand auseinandergesetzt. Sie haben Bürgerprojekte unter Einbindung der lokalen Wirtschaft angestoßen. Um Anregungen zu erhalten, wurde zum Beispiel die Stadt Gießen eingeladen, die durch so genannte "Business Improvement Districts" (BID) dauerhaft erfolgreiche Projekte zur Stadtentwicklung initiiert hat.
Um nur ein paar Highlights der Umsetzung zu nennen: Die Freunde der BUGA Koblenz stifteten allein 66 Bäume im Wert von 85.000 Euro. Die ehrenamtliche Tätigkeit des Freundeskreises hat während der Veranstaltung 4000 Verleihvorgänge von 1900 Rollstühlen, 500 Rollatoren und 1600 Bollerwagen durchgeführt - die Barrierefreiheit dieser Gartenschau wurde dafür vom Sozialverband Deutschland e. V. ausgezeichnet. Nach der BUGA sorgten die Freunde für eine Neupflanzung des Sommerflors im Blumenhof in Höhe von 13.000 Euro und haben sich die Erhaltung und Pflege der floralen Infrastruktur auf den Staudenflächen in den Zirkularbauten und auf dem Festungsgelände zur Aufgabe gemacht. 60 Helferinnen und Helfer kamen im März 2011 allein vor dem Schloss zusammen, um sich von den Koblenzer Stadtgärtnern über die fachlichen und organisatorischen Details informieren zulassen. Die Mitarbeiter des Eigenbetriebs Grünflächen- und Bestattungswesen wiesen sie ein, gaben Tipps zur Staudenpflege und gingen gemeinsam ans Werk. In Zukunft wird es mehrfach im Jahr einen "Tag der Bürgerpflege" in Koblenz geben.
Der Zusammenschluss Vieler sichert die Kontinuität
Im Januar 2012 hatte sich der Freundeskreis mit dem Bürgerverein zur gemeinsamen weiteren Aufrechterhaltung der Kulturveranstaltungen verständigt. Den größten Erfolg konnten die Koblenzer Freunde so mit der "zweiten BUGA 2012" feiern: dem neuen Format "Koblenzer Gartenkultur". Sie waren maßgeblich an der Konzeption, Organisation und Durchführung der Veranstaltung beteiligt. Gegen eine Spende konnten Besucher typische BUGA-Pflanzen erwerben und so ein Stück "IHRES" Grüns mit nach Hause nehmen. Im Rahmen des Festivals wurde das Werk Bleidenberg als außerschulischer Lernort in der Trägerschaft des Jugendamtes in Kooperation mit dem Freundeskreis und den Rotariern offiziell vom Oberbürgermeister an die Kinder und Jugendlichen übergeben. Die Koblenzer Gartenkultur 2012 dauerte zehn Tage, bot 50 kulturelle Veranstaltungen im Grün und ist von 40.000 Gästen besucht worden.
Partizipation schon Jahre vor der Schau
Heilbronn geht mit gutem Beispiel in die Zukunft: Bis zur BUGA 2019 ist noch Zeit, aber jetzt schon gibt es einen intensiven Bürgerdialog. "Interessierte Bürgerinnen und Bürger sollen sich kontinuierlich über die verschiedenen Planungsphasen hinweg an beiden zentralen Stadtentwicklungsprojekten, der Gartenschau und dem Neckarbogen beteiligen können - das ist unser Anspruch", betont OB Helmut Himmelsbach. In fünf Bürgerwerkstätten können Heilbronnerinnen und Heilbronner sich zu verschiedenen Themen äußern. Betitelt sind sie herausfordernd mit "Mitreden beim Verkehr und Umweltverbund", "Mitreden bei Fluss und Wasser - Funktionen, Gestaltungen, Nutzen", "Mitreden bei Spiel, Sport und Freizeit" und "Mitreden beim Stadtquartier Neckarbogen".
In der letzten Bürgerwerkstatt werden die Planer dokumentieren, wie die Ideen und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger in der Vorentwurfsplanung zur BUGA berücksichtigt wurden und wie deren planerische Abwägung erfolgt ist. Eine im April 2012 veröffentlichte Heilbronner Bürgerumfrage hat ergeben, dass die Zustimmung zu einer Gartenschau und Grüngestaltung auch Dank der Öffentlichkeitsarbeit deutlich angestiegen ist. Hatten sich 2006 nur 81 Prozent der Befragten positiv geäußert, so ist der Wert aktuell auf 90 Prozent angestiegen. Mit 53 Prozent sind mehr als die Hälfte der Befragten der Ansicht, dass die Bundesgartenschau "ganz sicher" gut für Heilbronn sei.
Das BUGA-Labor gewinnt junge Bürger
Mit der Einrichtung des "BUGA-Labors", das vom Grünflächenamt der Stadt Heilbronn in Kooperation mit der Lern- und Erlebniswelt experimenta GmbH entwickelt wurde, hatte die Stadt Schülerinnen und Schüler eingeladen, sich aktiv Gedanken zum Thema Parkanlage und Grünpflege zu machen. Insgesamt sieben Schulklassen der Stufen 8 bis 12 folgten dem Angebot.
Die Schülerinnen und Schüler hatten sich mit großem Interesse das zukünftige Kerngelände der Bundesgartenschau im Fruchtschuppenareal erklären lassen, die bereitgestellten Planunterlagen zum neuen Stadtquartier "Neckarbogen" (ehemaliger Arbeitstitel: Neckarvorstadt) studiert und eigene Ideen zu sechs charakteristischen Ausschnittsbereichen aus dem zukünftigen BUGA-Kernbereich entwickelt. Konkret standen die Gestaltung von Wasserflächen, die Ausformung der künftigen Dauergrünanlagen und die Gestaltung von temporären Gärten auf den späteren Bau-flächen des Neckarbogens im Mittelpunkt. Fachliche Unterstützung bekamen die Schülerinnen und Schüler durch das wissenschaftliche Team der experimenta GmbH sowie Mitarbeiter des Grünflächenamts und Hochbauamts der Stadt Heilbronn. Mit viel Frische und Verspieltheit, gleichwohl die Realität im Blick, wurden die entscheidenden Arbeitsschritte in den wissenschaftlichen Laboren der experimenta vollzogen. Es entstanden vielfältige, farbenfrohe und völlig unbekümmerte Ansätze und Ideen, die zeigen, wie die Parkräume und Gärten zur BUGA 2019, aber auch die Stadträume im neuen Quartier "Neckarbogen" aussehen könnten. Dazu wurden Ideenskizzen, Fotomontagen und Modellbauten vorgestellt. Die Lösungen wurden mit Ideenskizzen, Fotomontagen und Modellbauten dargestellt.
Eine Jury aus Lehrern, Pädagogen, Planern und Vertretern des Jugendgemeinderats Heilbronn bewertete und prämierte die besten Beiträge nach Originalität, Umsetzbarkeit sowie Gestaltungs- und Verarbeitungsqualität. Und wie hält man das gewonnene Interesse am Grün, den Spannungsbogen bis zur Realisierung des Neckarbogens? Mit ersten Musterpflanzungen, mit Gartenwettbewerben und Schulprojekten. Da haben die Hamburger igs-Planer gute Erfahrungen zu vermitteln: auf dem igs-Gelände in Wilhelmsburg werden heute schon die Besucher und Förderer von Morgen geworben. Zehn Kitas aus der Umgebung entsenden Kinder, das igs Fachpersonal für Naturerlebnispädagogik führt sie in die Geheimnisse der Wilhelmsburger Biotope ein. Schulklassen arbeiten an Einzelprojekten wie den Gärten "Heimat" oder "Sit in". Ziel ist es, über frühe Teilhabe die Bindung an den Park zu entwickeln, Bewegungsfreude und Entdeckerlaune für den zukünftigen Wilhelmsburger Inselpark zu fördern.
Grenzenlose Begeisterung
Wenn die Park-Euphorie die Menschen erst einmal gepackt hat, gibt es für einige kein Halten mehr. Der Frankfurter Niddapark, als naturnaher Landschaftspark zur Bundesgartenschau 1989 angelegt, zieht seit 2011 nicht nur Spaziergänger an - hierhin gehen auch Mitglieder einer Heddernheimer Kochschule unter begeisternder Anleitung von zwei Köchen, Jürgen Schreuer und Bernd Trum: Zwischen Gras und Moos finden ihre Exkursionsmitglieder Knoblauch-Rauke, Spitzwegerich oder Gundermann für den Kochtopf. "Uns ist es wichtig, den Blick für das, was hier bei uns alles wächst, zu schärfen", meint Jürgen Schreuer. So kann ein Park auch am Wegesrand für Bürger attraktiv sein. Als begeisterte Besucher und Hobbyköche engagieren sich einige Kursteilnehmer für den Erhalt der Wildkräuter!
Rund 280 Kilometer entfernt, im Hofwiesenpark in Gera lenken besonders die Gärten der Städtepartnerschaften die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Es sind 23 engagierte Park-Paten, die die personal- und kostenintensiven Rabatten, die zur BUGA 2007 entstanden sind, heute finanzieren und pflegen.
Paten für 38 Gärten, die außerhalb eines Gartenschaugeländes um Bäume herum entstanden sind, fand Citymanagerin Sabine Steinbart 2011 in Schwerin. Als der Abriss der blühenden Rechtecke in der Altstadt drohte, fand sie Interessenten, die in den gepflegten Baumscheiben auch Stadtmarketing erkannten - seither blüht der Einzelhandel "Im Großen Moor".
Bürgerengagement für historische und andere Parkbauten
Manchmal ist auch erst das offizielle Ende einer Bundesgartenschau der Startschuss für intensives Bürgerengagement. Hatte man während der Gartenausstellung in Schwerin eine Erinnerungsstele an den Jugendtempel aufgestellt, wurden die Bürger für seinen Wiederaufbau so richtig nach der BUGA aktiv. Der kleine Rundtempel sollte nach Plänen des Hofbaumeisters, Johann Georg Barca, aus dem Jahr 1821 in Analogie zum Schlossgartenpavillon wieder aufgebaut werden. Dafür schlossen sich der Verein der Freunde des Schweriner Schlosses, mit Unterstützung des Betriebes für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern und die Kreishandwerkerschaft zusammen. Sie konnten Staatssekretär Sebastian Schröder aus dem Bauministerium und Schwerins Oberbürgermeisterin, Angelika Gramkow, für die Idee begeistern. "Jugend baut für die Jugend" lautet das Motto unter dem seither gegen eine Spende von fünf Euro eine Monopteros-Münze für den Wiederaufbau erworben werden kann. Die Arbeiter-Wohlfahrt-Organisation Schwerin erstellte ein Modell, nach dem ihn Lehrlinge der Kreishandwerkerschaft nun erbauen werden. Mit der Rekonstruktion des Monopteros wird dem südlichen Schlossgarten in exponierter topografischer Lage ein wichtiger Gestaltungshöhepunkt zurückgegeben.
Wie viel Bürgerengagement zum Erhalt historischer Gebäude aufkommt, zeigt auch das Beispiel der Multihalle im Mannheimer Louisenpark: Zur Bundesgartenschau im Jahr 1975 gebaut, ist der Bau als Meisterwerk der "organischen Architektur" in die Jahre gekommen: Die Konstruktion mit einem mehrfach gekrümmten Gitter aus bis zu 35 Meter langen Holzleisten und einem Gebälk über die größte Spannweite von 60 Metern trägt nicht mehr sicher. Geistige Väter der Halle sind die Architekten Carlfried Mutschler, Joachim Langner und Frei Otto. Die Arbeiten von Frei Otto im Leichtbau wie etwa beim Münchner Olympiastadion, machten ihn zu einem der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Die Multihalle ist ein Architekturdenkmal und wird nun vom Verein der Freunde und Förderer des Louisenparks mit dem Bund Deutscher Architekten erhalten.
Historisch, aber nicht unbedingt denkmalwürdig ist ein Piratenschiff, das zur Gartenschau in Potsdam 2001 eine Spielplatzattraktion war. Im vorigen Jahr wurde das Spielschiff abgebaut und durch weniger lustige Spielgeräte ersetzt. Mit der Protestflut der Bürger hatte das Rathaus nicht gerechnet: Das abgebaute Schiff schaffte es sogar in den Bürgermeisterwahlkampf. Zuletzt sprach sich der Gel-tower Ortsbeirat dafür aus, dass es wieder Segel setzen kann und beantragt nun Geld aus einem Fördertopf des Landes. Wenn das Seemanöver Erfolg hat, soll das neue Piratenschiff noch in diesem Jahr wieder stehen.
Ideen zur Einbindung
Wie kommt ein Park auch nach der Gartenschau weiterhin zu Spenden für seinen Erhalt? Mit pfiffigen Ideen à la "Walk of fame" wie in Hollywood! "Ein Stück Schwerin" lautet die Plaketten-Aktion, mit der man allen Schwerinern und allen, die sich mit der Landeshauptstadt verbunden fühlen, seit 2009 eine dauerhafte Präsentation in der Stadt auf Wegen und Plätzen ermöglicht. Mit einer individuellen Inschrift des jeweiligen Käufers und einer Plakettennummer wird die 16,4 x 13,9 Zentimeter große Bronzeplatte zu einer bleibenden Erinnerung. So können beispielsweise Firmengründungen, Geburtstage, Jubiläen oder ähnliches gewürdigt werden. Die Plaketten bleiben nach dem Einlass auf unbestimmte Zeit erhalten. Jeder kann sich seinen persönlichen Anlaufpunkt in der Stadt Schwerin schaffen. Der Standort bestimmt den Preis. So kostet "Ein Stück Schwerin" in der Schlosspromenade 300 Euro, auf den Sitzstufen am Ufer 1000 Euro. An ausgewählten Orten erinnern derzeit 376 Bronzetafeln an die privaten, gewerblichen oder institutionellen Spender. Der Verein Pro Schwerin e. V. führt die Aktion fort.
Bürger bewegen die Politik
Wie groß die Sehnsucht der Bürger nach Grün ist, ging aus einer repräsentativen Forsa-Umfrage hervor, die vor zwei Jahren bei 3000 Bürgern bundesweit durchgeführt wurde: Demnach machen 91 Prozent der Befragten in erster Linie ansprechende Grünflächen für die Attraktivität eines Wohnortes aus. Parks sind ihnen deutlich wichtiger als ein vielseitiges Kultur- und Freizeitangebot. Diese Antwort kam aus allen Altersschichten und Einkommensklassen. Arm oder Reich, Jung oder Alt - die Deutschen sind sich einig in der Forderung an die Politik nach einer besseren Pflege der bestehenden Grünanlagen. Beispiel Köln: Der Stadtwald, der sich im Halbkreis um das Stadtzentrum durch alle Wohnquartiere bis zum Rhein zieht, ist grüner Augapfel aller Kölner Bürger. Ihre grüne Oase, ihr Picknickplatz, ihr Kreativzentrum im Freien, für das gespendet und gekämpft wird. Auch auf zwei Bundesgartenschauen 1957 und 1971 sind sie stolz.
Schauplatz der beiden BUGAs in der Domstadt war der Kölner Rheinpark. Nach der zweiten Gartenschau verfiel er jedoch zusehends: Knappe Budgets veranlassten die Stadt, ehemalige Schmuckflächen in pflegeleichte Flächen umzuwandeln, Spielgeräte abzubauen und die während der beiden Gartenschauen entstandenen Gebäude, wie zum Beispiel das Park-Cafe, nicht mehr zu nutzen. Anfang 2000 machte der Rheinische Verein für Denkmalpflege e. V. öffentlich auf den schlechten Zustand des Rheinparks aufmerksam und überzeugte den Kölner Oberbürgermeisters Fritz Schramma, die Wiederherstellung des ehemaligen BUGA-Geländes in sein Wahlprogramm aufzunehmen. In den folgenden Jahren wurde der Rheinpark mit so großem Erfolg öffentlich beobachtet, saniert und restauriert, dass er dafür 2007 als schönster Park Deutschlands prämiert und mit dem "Ehrenpreis für hervorragende nachhaltige Parknutzung" durch die Deutsche Bundesgartenschau Gesellschaft, DBG, ausgezeichnet wurde. Nun mangelte es auch noch an Wasser und neuer Technik für die 14 Brunnen des 1957 im Rheinpark gebauten Brunnengartens.
So gründete die Nichte des Erbauers, Irmgard Schenk-Zittlau, im August 2011 einen Förderverein, der es sich zum Ziel setzte, die Stadt Köln nachhaltig bei der Unterhaltung und dem Betrieb des denkmalgeschützten "Brunnengarten" im Kölner Rheinpark zu unterstützen. Der "Ford Aus- und Weiterbildung e. V." half bei der Technik: 2011 waren alle 14 Brunnen wieder in Betrieb. Doch sprudelt nicht nur Wasser aufgrund von Pri-vatinitiativen in Köln. Auch Baumaterial oder Profihilfe - organisiert durch die Kölner Grün Stiftung, einer Bürgerstiftung der Enkel Konrad Adenauers, der - auch als Gartenliebhaber - den Stadtwald in den zwanziger Jahren anlegen ließ. Die Grün Stiftung agiert getreu Ihrem Motto: "Bürger bewegen - Verantwortung übernehmen". In den Jahren seit ihrer Gründung 2006 hat sie dafür zwei Millionen Euro von Unternehmen und privaten Wohltätern akquiriert und Plätze und öffentliche Grünflächen in Abstimmung mit dem Grünflächenamt in der Stadt restauriert, (siehe auch Stadt+Grün 06-2012, S. 19ff.). Die Park-Bänke der Grün Stiftung gehören zu den beliebtesten Sachspenden - sie erhalten eine kleine Messingplakette mit dem Stifternamen und einer persönlichen Widmung, die oft schön zu lesen ist: "Die 5-Generationen-Bank für alle kölschen Müllers", "In Erinnerung an den Heiratsantrag ...". Desto launiger, desto eher führen sie zu weiteren Bank-Ankäufen. Mit der Aktion "Kölle putzmunter" lockt die Stiftung auch Bürger und Prominente zur Abfallbeseitigung.
Ähnlich aktiv ist eine Gruppe der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur e. V. Sie zieht es regelmäßig in den Fritz-Encke-Volkspark, um ihn zu säubern. Im Verbund mit dem Rheinischen Verein e. V. arbeitet sie auch für den Erhalt der Orangerie und des Wohnhauses von Fritz Encke - einem wertvollen grünen Ensemble, das an den berühmten Gartenarchitekten des "sozialen Grüns" erinnert. Dem bürgerlichen Grüninteresse hat auch Stadtplaner Albert Speer in seinem Masterplan für Köln 2008 Respekt gezollt und für mehr Grün und eine neue Bundesgartenschau plädiert.
Digitale Begeisterung weckt Initiativen
Neben den Menschen, die ihren Enthusiasmus für die Natur und ein begrüntes Lebensumfeld in zahlreichen Vereinen zum Wohl der Allgemeinheit einbringen, gibt es auch noch Fans, die ihre Begeisterung für die erfolgreichen Gartenschauen digital ausleben. Es finden sich Blogs, Fotostrecken und Videos zu und von Gartenschau- und späteren Park-Besuchen im Internet. Die Webseiten der Videoportale You Tube, Clipfish oder auch My Video sind voller Beispiele des filmischen Schaffens der Park-Enthusiasten. Begeisterte Kommentare finden sich auch auf Facebook oder bei Twitter - sie locken Besucher und neue Stifter. So vielfältig wie jede Gartenschau und der nach ihr entstandene Park sind, so vielgestaltig sind auch die Begeisterung und das Engagement der Menschen im Nachhinein. Sie alle eint ein starkes Interesse nach positiver Veränderung ihres Lebensraums, nach dem Erhalt von Grün und Natur in ihrer Stadt. Man stellt fest, das jede Beteiligung zu einer neuen Identifizierung mit dem Wohnumfeld führt, das mehr Rücksichtnahme und Respekt auf und mit Grünflächen erfolgt. Gartenschauen und Parkveranstaltungen bieten die Initialzündung für leidenschaftliches bürgerliches Engagement im Grün - nehmen wir es an.