Der Landschaftsgarten Marino bei Kursk

Ein Park ist ein Park ist eine Chance

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Schlossparks Parks und Gärten
Ansicht Schlosseingang von Norden, 2018. Foto: Christine Fuhrmann

Das ehemalige Schloss- und Parkensemble Marino (Mari´no) in Ivanovskoye bei Kursk ist Kulturerbe von nationaler Bedeutung und ein wichtiges Zeugnis der Gartenkunst des 19. Jahrhunderts in Russland. Das Schloss wurde von 1816-1820 als italienischer Renaissancebau auf dem Areal des Dorfes Ivanovskoye errichtet. Bauherr war Fürst Iwan Iwanowitsch Bariatynski, Architekt Karl Iwanowitsch Gofman aus Kursk, der Landschaftsgärtner der Engländer Gulett.

Die zweiflügelige Schlossanlage, die sich bis 1917 im Besitz der Fürstenfamilie Bariatynski befand, direkt nach der Russischen Revolution als Erholungsheim für Parteimitglieder des Zentralkomitees diente¹ und bis heute als Sanatorium genutzt wird, steht inmitten historischer Freiflächen: ein Landschaftsgarten mit Pleasure ground, Gärtnerei, Gemüse- und Obstgärten und einem See.

Landschaftsgärten kommen in Russland bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Mode. Der Übergang von der formalen Gartenkunst barocker Provenienz steht dabei im zeitlichen Zusammenhang mit dem Machtwechsel am russischen Hof.

Katharina II. die Große lässt ab 1770 die Schloss- und Gartenanlagen in Zarskoje Selo bei St. Petersburg umbauen und erste landschaftliche Umgestaltungsmaßnahmen im englischen Stil vornehmen. Bis Ende des 18. Jahrhunderts wird das gesamte Ensemble in einen weitläufigen Landschaftspark integriert.²

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Ansicht Schloss und Park Marino, um 2000. Foto: ktovmedicine.ru

In ihrer Regierungszeit werden zudem die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, die es den Adligen ermöglichte, sich mit neuen Tendenzen in der Gestaltung der Landsitze und Gärten auseinanderzusetzen.³ Infolgedessen werden immer mehr barocke Gartenanlagen in St. Petersburg und Moskau verlandschaftlicht und zum Ausdruck von Reichtum, Bildung und feinem Lebensstil.

Die neue Welle der Landschaftsgärten erhielt zusätzliche Nahrung durch die theoretische Aufarbeitung in Form von Gartentraktaten. Die Kaiserin förderte gezielt die Verbreitung der neuen gartentheoretischen Schriften und kommunizierte öffentlichkeitswirksam ihre ästhetischen Vorlieben.4

Die Ideen und Ausführungen des englischen Architekten und Landschaftsgärtners William Chambers (1723-1796) findet sie beispielsweise so bedeutend, dass sie sein Werk "Design of Chinese Buildings" 1771 ins Russische übersetzen und in 1200 Exemplaren in St. Petersburg drucken lässt.

Ob sich Iwan Iwanowitsch Bariatynski und sein Landschaftsgärtner bei der Parkgestaltung an die Vorschläge von Chambers und die Empfehlungen der Kaiserin hielten, gehört zu den Fragen eines geplanten Forschungsvorhabens an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Landschaftsarchitektur in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Universität Kursk. Da bislang auch eine grundlegende gartendenkmalpflegerische Untersuchung des Parks in Marino fehlt, gehört zu den Zielen des interdisziplinären Projektes die erstmalige Erfassung des Bestandes (Gehölzkartierung, Materialität und Kleinarchitekturen) sowie seine Analyse und Bewertung. In einem zweiten Schritt soll auf der Grundlage der Bestandskartierung unter Hinzuziehung von Erkenntnissen aus der Auswertung der historischen Quellen ein Bild der Entwicklungsgeschichte von Schloss und Park Marino nachgezeichnet werden. Anhand der Einordnung von Schloss und Park Marino in die weitere russische Architektur- und Gartengeschichte soll die kunsthistorische Bedeutung des Ensembles deutlich gemacht werden. Im Rahmen eines gemeinsamen Kick-off-Workshops im September 2018 in Kursk und Marino sollen Studierende und Lehrende beider Universitäten sich erstmalig mit der Situation und den Potenzialen der Schloss- und Parkanlage Marino auseinandersetzen.

Als große Herausforderung für die Untersuchung stellen sich bisher die Eigentumsverhältnisse heraus, denn nicht nur die ehemalige Schlossanlage mit Nebengebäuden, sondern auch der noch erhaltene Teil des Parks befinden sich seit 1991 im Besitz der Administration des Präsidenten der Russischen Föderation.

Wie die Schloss- und Parkanlage Marino entstand

Fast vier Jahrzehnte Lebenserfahrung hatten Fürst Iwan Iwanowitsch Bariatynski geprägt, als er den väterlichen Stammsitz Ivanovskoye, 100 Kilometer westlich von Kursk gelegen, als seine neue Wirkungsstätte erwählte. Viele Länder hatte er bereist, besondere Orte gesehen, unterschiedliche Menschen und Kulturen kennengelernt. Ganz zu schweigen von seinem wirkungsmächtigen Spuren als Kunstsammler und Förderer und seiner guten Beziehungen zum russischen Hof.5

Die besonderen gesellschaftlichen Bedingungen, zu denen bis 1861 auch die Leibeigenschaft gehörte, ermöglichte dem Fürsten die Haltung einer usad`ba, eines großen Schlosses mit einer großartigen Garten- und Parkanlage, wie sie kennzeichnend für Russland und nicht nur für den Zarenhof bei Petersburg im 18. und frühen 19. Jahrhundert ist.

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Plan der Schlossanlage in Marino des Fürsten Vladimir Iwanowitch Bariatynski, um 1880. Abb.: Archiv GNIMA Gosudarstvenny naucno issledovatelski muzej architektury imeni A. V. Scuseva
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Georg Kuphaldt: Umzeichnung des Originalplans der Parkanlage Marino.Abb.: Die Gartenkunst 1905, H. 2
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Schloss Marino, Terrasse und Laubengang um 1905. Foto: Fotografie: Georg Kuphaldt, aus: Die Gartenkunst 1905, H. 2

Fürst Bariatynski ließ das neue Schloss im Süden des Dorfes Ivanovskoye am Ufer der Izbitsa erbauen und benannte es nach seiner deutschen Frau Maria Fedorovna.6 Architekt Gofmann errichtete das Bauwerk in einfachen architektonischen Formen, die an Villen der italienischen Frührenaissance erinnern. In den Jahren 1869-1873 wurde das Schloss im klassizistischen Stil nach Plänen des Petersburger Architekten Ippolito M.F. Antonowitsch Monighetti (1819-1878) umgebaut.

Der Plan zu einem Garten muss parallel zum Bau des Schlosses entstanden sein. Aus den 1880er-Jahren ist eine Zeichnung überliefert, die das Herrenhaus mit beiden halbrunden Seitenflügeln inmitten eines weiträumigen Landschaftsgartens zeigt und damit formal auf einen englischen Landsitz Bezug nimmt.

Auch der Plan des Gartens entspricht zeitgenössischen englischen Anlagen: Ein Nutzgarten mit Orangerie und eine Eremitage liegen abseits des Schlosses; eine große Allee führt auf das Schloss zu. Die Bäume sind malerisch zu Gruppen formiert, im Süden bilden sie einen kleinen Wald. Entsprechend den Ideen von Capability Brown finden sich kaum Gebäude im Park und durch häufig abwechselnde Wiesen und Baumgruppen entsteht eine großzügige Räumlichkeit. Die Hauptzufahrt des Herrenhauses liegt im Norden im Halbrund des Ehrenhofes.

Der deutsche Gartenarchitekt und Dendrologe Georg Friedrich Ferdinand Kuphaldt (1853-1938) veröffentlichte 1905 eine von ihm angefertigte Umzeichnung des Originalplans aus dem Jahr 1888 und beschrieb den Garten, von dem er selbst Fotografien machte: "Schon nach dem Hauptplane zu urteilen, besteht der Park unverkennbar aus zwei Teilen, die in voneinander unabhängigen Perioden hergestellt, nachträglich nur lose aneinander gefügt worden sind."7

Anhand des Plans und der Erläuterungen von Kuphaldt lässt sich die Struktur des etwa 300 Hektar großen Parks noch heute nachvollziehen: Im Norden des Schlosses befindet sich der Cour d´Honneur, im Süden schließt sich ein Park mit Gärtnerei und dem großen See an. Durch eine "breite langgestreckte Gehölzpflanzung vom Gemüsegarten bis zur Eremitage"8 abgegrenzt erstreckt sich im Westen eine weitere landschaftliche Parkanlage, die nachträglich angefügt wurde. Der vom Schloss begrenzte Landschaftsgarten ist charakterisiert durch von Kurvenwegen durchzogenen Rasenflächen mit geschlossenen Gehölzgruppen und wenig Einzelbäumen.

Ganz anders dagegen der Park im Osten der Achse Gärtnerei-Eremitage, der sich durch die regelmäßige Anordnung kreisförmiger, kreuzweise durchschnittener Gehölzgruppen vom inneren Parkteil nicht nur durch die fehlende Volutenbildung und Natürlichkeit unterscheidet.

Von der Terrasse des Schlosses führt ein Weg zu einem Anlegeplatz für Boote am See. Der Weg wird beidseitig "von Büsten römischer Kaiser flankiert, die der Großvater des jetzigen Besitzers von seinen Bauern mit eigenen Gespannen direkt aus Rom nach Schloss Marino transportieren ließ. Die Postamente stehen in Nischen, die aus Carpinus Betulus hergestellt und geschoren sind. Am Fuße sind die Postamente mit Blütenpflanzen aus den Gewächshäusern umgeben."9

In der Mitte des 23 Hektar großen Sees befinden sich zwei Inseln: die Schamyl-Insel, auf der eine Rotunde mit 16 Säulen unter einer Kugelkuppel errichtet wurde. Im Zentrum soll einstmals eine weiße Venusstatue des italienischen Bildhauers Carlo Finelli (1785-1853) gestanden haben. Auf der zweiten, ovalen Insel steht eine protestantische Backsteinkirche im pseudogotischen Stil, die Fürst Bariatynski für seine Frau Maria Fedorovna bauen ließ.

Landschaftsgärtner in Russland

Wir kennen bisher nur eine einzige Aufzeichnung, die den Engländer Gulett als den hauptverantwortlichen Landschaftsgärtner in Marino benennt.10

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Plan der Neugestaltung der Parkanlage Marino von 1900 von Georg Kuphaldt. Abb.: Die Gartenkunst 1905, H. 2
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Die Orangerie. Fotos: Christine Fuhrmann, Mai 2018
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Der „Schwarze Adler“ wurde 1903 an der Südseite des Sees aufgestellt, 2018. Foto: Christine Fuhrmann, Mai 2018

Aus dem 18. Jahrhundert sind keine maßgeblichen russischen Gartenkünstler bekannt. Die Gärtnerstellen am kaiserlichen Hof waren vor allem von Ausländern (Deutschen und Engländern) besetzt. In den 1770er-Jahren, als der Barockgarten vom neuen Landschaftsgarten abgelöst wurde, waren die russischen Adligen bereit, für einen englischen Landschaftsgärtner 100 Pfund im Jahr auszugeben. Ausschlaggebend für diese Investition war die Erfahrung und Herangehensweise zur Anlage eines Landschaftsgartens, über die heimische Gärtner nicht verfügten.¹¹

So schrieb der gartenbegeisterte John Claudius Loudon nach seiner Russlandreise 1813-15 in der Encyclopedia of Gardening: "The head operative gardeners of Russia are the English or German head gardeners attached to the establishment of the emperor or of some eminent noble."¹²

Rekonstruktion durch Georg Kuphaldt

In den Jahren 1900 bis 1903 wurde die Parkanlage von Georg Kuphaldt von Grund auf erneuert, wobei er sich die vorhandenen Landschaftsbilder zunutze machte und darauf aufbaute. Der erfahrene Landschaftsarchitekt kennt auch die Probleme, die bei der Rekonstruktion alter Parkanlagen auftreten können: "Ein Mangel der Gartenkunst ist die Unmöglichkeit, sich gleichbleibende, die Gegenwart überdauernde Landschaftsbilder zu schaffen. Ein Park bedarf jährlich der Nachhilfe und des Eingreifens in seine Entwicklung, soll er das werden und bleiben, was sich der Schöpfer desselben gedacht. Dieser Übelstand kann zum Grabe einer schönen Parkschöpfung werden und umgekehrt auch auf eine verfehlte Idee verbessernd wirken.

So auch im Park zu Schloss Marino: Von den kreisförmigen, kreuzweise durchschnittenen Gehölzgruppen ist heute nichts mehr zu sehen. Durch die im Laufe eines Jahrhunderts freiwillig aufgewachsenen Gehölze wurden die Rasenbahnen eingeengt und die Gruppenformen verändert. Die Besitzer des Parkes ließen nachträglich Wegekurven hineinziehen und beide Parkteile in harmonischen Zusammenhang bringen".¹³

Der von Kuphaldt gezeichnete Plan zur Rekonstruierung des Pleasure ground zwischen Schloss und See zeigt elegante Wege, die sich vom Gebäude aus in verschiedene Richtungen zerstreuen.

Der Gartenarchitekt lässt Sichtachsen frei stellen, legt Schmuckbeete am Schloss an und plant Springbrunnen, die bis heute erhalten sind.

Den Abschluss der umfassenden Erneuerung setze man 1903 mit der Errichtung des Adler-Denkmals auf der Südseite des Sees. Das Denkmal erinnert an die Beendigung des Kaukasuskrieges, zu dem Fürst Alexander I. Bariatynski durch die Gefangennahme des religiösen Führers Schamyl beitrug.

Der Park Marino heute

Als ein wichtiges Ergebnis einer Ortsbegehung im Mai 2018 konnte festgestellt werden, dass der historische Park in seiner Gesamtheit, Grundordnung und in seinen Einzelstrukturen weitgehend authentisch erhalten ist. Abweichungen gibt es punktuell in der Ausbildung und Materialauswahl und bei einzelnen Details. Bei den pflanzlichen Strukturen besteht das Grundgerüst ebenfalls weitgehend aus Gehölzstrukturen des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts. In Teilen sind in den Jahren seit etwa 1920 allerdings Artenveränderungen vorgenommen worden. Durch fehlende Kenntnis der früheren Parkgestalt und die Art der bisherigen Pflege wurden einzelne Bereiche zu stark verdichtet und ehemalige Sichtachsen versperrt.

Diese Anlage ist als letzte Parkschöpfung der Fürsten Bariatynski ein bedeutendes Dokument der Gartenkunst in Russland. Zudem zeigt sich noch vollständig die historische Schlossanlage im Zusammenhang mit dem dazugehörigen Dorf Ivanovskoye und dem seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Allee ausgebildeten Verbindungsweg.

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Schloss Marino, Venusfigur an der Südseite. Foto: Christine Fuhrmann, Mai 2018
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Schloss Marino, Blick von der Seeseite. Foto: Christine Fuhrmann, Mai 2018

Der heutige Landschaftspark Marino mit seinen geschwungenen Wegen und komponierten Parkbildern aus Pflanzungen, Rasenflächen, dem See, den Brücken und den Bauwerken in der unmittelbaren Umgebung, besonders dem Schloss und den Gewächshäusern, entspricht bis heute in seinem Erscheinungsbild dem spätklassizistischen Landschaftsgarten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Stilistisch ist der Garten der Spätform des Landschaftsgartens, dem zonierten Garten einzuordnen, ergänzt durch Aufschmückungen im "gardenesque" Stil des späten 19. Jahrhunderts.

Was ist zu tun, um den Park Marino langfristig zu erhalten?

Die Erhaltung des Parks in einem bis heute akzeptablen Pflegezustand war nur aufgrund der permanenten Pflege durch wenige Gärtner möglich. Eine ständige fachgerechte, gärtnerische Pflege ist auch zukünftig eine unabdingbare Voraussetzung zur Erhaltung der Parkanlage.

Ein zu entwickelndes Zielkonzept sollte zum einen Wege aufzeigen, wie die ursprüngliche Struktur und Schönheit der Schloss- und Parkanlage wieder deutlicher herausgestellt, die baukulturelle und gärtnerische Qualität im Sinne der herausragenden Bedeutung des Objekts erhöht werden können. Zum anderen soll die historische Aussage des wertvollen Kulturerbes langfristig gestärkt und erfahrbar werden und für künftige Generationen erhalten bleiben.

Zur Umsetzung eines Zielkonzeptes werden daher Maßnahmen notwendig sein, die entweder aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht oder aufgrund von baulichen oder pflanzlichen Mängeln notwendig werden oder die der Parkentwicklung im Hinblick auf die historische Identität dienen.

Dabei handelt es sich um Maßnahmen der

  • Instandsetzung zur Behebung von technischen Mängeln,
  • Bestandssicherung der historischen Originalsubstanz,
  • Restaurierung von Teilen der Originalsubstanz, um die eingeschränkte historische Bildwirkung wieder zu stärken
  • Pflegerische Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen der originalen Parksubstanz und -struktur.

Für den Park Marino bedeutet dies,

  • die typischen Räumlichkeiten und Sichtbeziehungen sowie die Beziehung einzelner Parkteile zueinander wiederherzustellen,
  • das Wegesystem entsprechend dem historischen Erscheinungsbild zu restaurieren,
  • den See zu reinigen und dabei die Uferzone zu sanieren sowie deren Sicherung und den Damm zu erneuern,
  • den verlorenen Bestand an Blühpflanzen nach historischem Vorbild zumindest beispielhaft neu anzulegen sowie
  • Störungen des historischen Parkbildes zu beseitigen.

Die Herausforderung wird sein, realisierbare Lösungswege für die Schloss- und Parkanlage in Marino zu finden, Grundlagenarbeit zu leisten, Bewusstsein bei den Verantwortlichen vor Ort zu schaffen, Ansprechpartner zu finden sowie Netzwerke mit Experten aus den Bereichen Landschaftsarchitektur, Denkmalpflege, Architektur, Kunstgeschichte, Naturschutz, Wassertechnik, Touristik und Soziologie aufzubauen.

Das Beispiel Marino zeigt, dass die Zeit nicht nur Verluste, sondern auch neue Chancen bringen kann: Dieses Kulturdenkmal stellt ein herausragendes Kunstwerk und einen bis in die fernere Zukunft unverzichtbaren Erfahrungsraum dar, in denen das Lebensgefühl und die Ideenwelt vergangener Epochen nachklingen. Das geplante Projekt soll dazu beitragen, den hohen kulturellen Wert des Landschaftsparks lokal, regional und international durch eine kulturpolitische Strategie in Wert zu setzen. Darüber hinaus will es einen Beitrag leisten, gegenseitig ein aktuelles und vielschichtiges Bild Deutschlands und Russlands am exemplarischen Beispiel mit dem historischen Park an Studierende und andere junge Menschen zu vermitteln.

Anmerkungen

1 Ab 1923 den Mitgliedern des Volkskommissariates für Gesundheit und des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion.

2 Vgl. Marcus Köhler: Die Entstehungsgeschichte des Landschaftsgartens in Deutschland und Russland, Der Gärtner Johann Busch als Mentor eines neuen Stils, Dissertation an der Freien Universität Berlin, 1997.

3 Durch das 1762 von Zar Peter III. erlassene und im Rahmen der Gesetzgebung durch Katharina II. verwirklichte „Manifest o vol´nostri dvorjanstva“ konnten die männlichen Adligen ab 1785 wieder ihre eigenen Landgüter nicht nur wirtschaftlich nutzen, sondern auch bewohnen. Vgl. Anna Ananieva: Russische Gärten in Text und Bild: Eine Einführung in die Gartengestaltung des 18. Jahrhunderts. In: Die Gartenkunst 2013, H. 1, S. 21.

4 Zur Rezeption und Übersetzung fremdsprachiger Gartenliteratur und zur Heranbildung einer eigenen gartenliterarischen Tradition in Russland: vgl. Aleksandra Veselova: Zur Herausbildung der Fachbegriffe der Gartenkunst in Russland von der Mitte des 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. In: Die Gartenkunst 2013, Heft 1, S. 97–104.

5 Fürst Iwan Iwanowitsch Bariatynski (1772–1825), 1780 Eintritt in die Armee, 1788 Malta, 1801 sendet ihn Alexander I. als Botschafter nach London, 1806 Heirat mit Frances Mary Dutton, als Botschafter nach München. 1811 Tod der Eltern, 1812 Rückkehr nach Russland, 1813 Heirat mit der deutschen Gräfin Marie Wilhelmine Louise von Keller.

6 Gräfin Marie Wilhelmine Louise von Keller (1792–1858) heiratete Fürst Iwan Iwanowitsch Bariatynski 1813. Vgl. merkelstiftung.de/Familie/Familiendaten/ge... (04.06.2018)

7 Georg Kuphaldt: Der Park von Schloss Marino bei Iwanowskoje, Gouvernement Kursk (Russland), in: Die Gartenkunst 1905, Heft 2, S. 19–22.

8 Ebda., S. 20.

9 Ebda.

10 Die Aussage von Georg Kuphaldt erlaubt die Annahme, Gulett als einen Hauptverantwortlichen für die Gestaltung des Landschaftsparks in Marino im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zu bezeichnen. Vgl. Marija Nascokina: Projekte von Georg Kuphaldt im Kontext der russischen Landsitzarchitektur um 1900. In: Die Gartenkunst 2015, H. 1, S. 151–164.

11 Zu den nachweislich ersten Gärtnern, die nach Russland kamen, gehörten die Brüder Sparrow, William Gould und der Deutsche Johann Busch. Vgl. Köhler 1997, S. 298.

12 John Claudius Loudon: Encyclopedia of Gardening, London 1822, S. 58.

13 Kuphaldt, S. 20.

Dr. Christine Fuhrmann
Autorin

Professur an der Internationalen Hochschule/Fernstudium in Erfurt Landschaftsarchitektur

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