Der Schlosspark Belvedere in Weimar

Die Sommerfrische von Herzogin Anna Amalia

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Gartendenkmalpflege
Die Kavaliershäuser rahmen das Schloss symmetrisch und formen den Ehrenhof. An ihnen wurde (im September 2017) noch restauratorisch gearbeitet (Bauzaun). Die Gebäude werden von der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ und dem Musikgymnasium Schloss Belvedere genutzt. Foto: Thomas Herrgen, Landschaftsarchitekt; Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Klassik-Stiftung Weimar (KSW) 2018

Im Spannungsfeld zwischen realer Historie und Nutzungsanforderungen der Gegenwart muss die Gartendenkmalpflege fortlaufend Entscheidungen treffen, oft Kompromisse finden und teilweise sogar Zukünftiges antizipieren. Nach rund 40 Jahren Sanierung, begonnen noch zu DDR-Zeiten und vorläufigem Abschluss 2014, glänzt der Schlosspark Belvedere in Weimar weitgehend wieder so, wie zu Herzogin Anna Amalias Zeiten.

Seit 1998 sind die Klassik-Stätten im thüringischen Weimar als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt. Die etwa 65.000 Einwohner zählende Kulturhauptstadt Europas von 1999 nimmt gerne Bezug auf „Ihre” Dichter wie Goethe und Schiller, oder Komponisten wie Franz Liszt, die unter anderem hier gelebt und gewirkt hatten. Weimar wirkt heute manchmal wie ein großes Freilichtmuseum mit dem geistigen und baulichen Erbe von Schriftstellern, Musikern, Künstlern und Architekten. In den historischen Bauten und Parkanlagen manifestieren sich daher Geschichte und Zeitgeschehen der „Weimarer Klassik” überreich. Doch selten bleibt ein Zustand eingefroren. Natur und Zeitgeschmack veränderten sich, so auch im 43 Hektar großen Schlosspark Belvedere im Süden Weimars. Seine 1974 noch zurzeit der DDR begonnene Wiederherstellung und Sanierung integriert heute auch zukunftsorientierte, moderne Nutzungen.

Mythos Weimar

Auf die Zeit als Residenzstadt des kleinen Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach im 18. und 19. Jahrhundert zurückgehend wird oft vom „Mythos Weimar“ gesprochen. Die damalige Vielzahl deutscher Kleinstaaten beförderte auch eine reiche Vielfalt an Interessen, Ideen und Bauwerken. Im Zentrum der Hauptstadt Weimar hatte der für seinen verschwenderischen Lebensstil bekannte Herzog Ernst August gegenüber dem Ilm Park ein Stadtschloss bauen lassen, in dem er sich jedoch selten aufhielt.

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Gartendenkmalpflege
Der Verputz und die Farbe der Orangerie wurden in den Originaltönen restauriert. Gebäude, Pflanzkübel aus Holz, der Brunnen und die Ausstattung sind (wieder) ein Gesamtkunstwerk. Foto: Thomas Herrgen, Landschaftsarchitekt; Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Klassik-Stiftung Weimar (KSW) 2018
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Der südlich des Schlosses gelegene Englische Landschaftspark erstreckt sich auch über das Tal des Possenbachs hinweg. Außer dem Weg erinnert nichts an die menschengemachte, landschaftsgärtnerische Anlage. Foto: Thomas Herrgen, Landschaftsarchitekt; Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Klassik-Stiftung Weimar (KSW) 2018

Ab 1724 ließ er am Südrand der Stadt zusätzlich ein Jagdschloss mit Stallungen und Kavaliershäusern errichten. Im Laufe der folgenden 24 Jahre wurde es zur Sommerresidenz des Hofstaates um- und ausgebaut. Dem barocken Schloss Belvedere folgten die Orangerie und der geometrische Lustgarten gleichen Stils. Nach dem Tod von Ernst August 1748 drohten die Parkanlagen auch aus Kostengründen zu verfallen; der Kleinstaat war fast bankrott. Erst mit den Sommeraufenthalten von Herzogin Anna Amalia und den Pflanzenkundestudien des späteren Herzogs Carl August, gemeinsam mit Johann Wolfgang von Goethe, kehrte wieder Leben nach Belvedere zurück. In einer neuen Bauphase ab 1760 entstanden als Erweiterung des Orangeriekomplexes noch das „Lange Haus“, das „Neue Haus“ und der „Rote Turm“, ein runder Saal für kleine Gesellschaften mit Blick in die Landschaft. Die Pflanzensammlung des botanischen Gartens zählte um 1820 etwa 7900 in- und ausländische Arten und war als „Hortus Belvedereanus“ berühmt.

Niedergang und Umnutzung

Im Gegensatz zum Orangeriegarten verwilderte der geometrische Lustgarten in wenigen Jahrzehnten mangels Pflege, wuchs bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts völlig zu. Gleichzeitig hatte sich der Zeitgeschmack im Zuge der Aufklärung geändert. Deshalb ließ der neue Erbgroßherzog Carl Friedrich den Park bis 1830 in einen romantischen Landschaftspark mit weitläufigem Wegesystem, Schmuckplätzen, Park- und Ruinenarchitekturen umgestalten und erweitern. Für seine Gemahlin, die Zarentochter Maria Pawlowna war 1811 zudem der Russische Garten neu entstanden, eine fast originalgetreue Kopie des St. Petersburger Gartens der Familie Pawlow. Schließlich vervollständigte ein Heckentheater und ein Heckenlabyrinth („Irrgarten“) das Parkensemble von Belvedere, dessen Entstehung und Entwicklung auch Fürst Pückler-Muskau seit 1842 kommentiert und begleitet hatte, ohne direkte Mitwirkung. Nach dem Untergang der Monarchie in Deutschland 1918 wurden Schloss und Park verstaatlicht. Im Hauptgebäude zog ein Museum für Kunsthandwerk ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit der Besetzung Weimars zuerst durch US-Truppen, dann durch die Rote Armee wurde Belvedere zum Hauptsitz der Sowjetischen Kommandantur in Thüringen. Die Sowjetarmee legte in der Wiesenfläche unterhalb des Schlosses, in der Hauptsichtachse der Belvederer Allee ein axial gestaltetes Grabfeld an. Bis 1975 wurden hier mehr als 2000 Soldaten, Militärs und zivile Angehörige aus ganz Thüringen bestattet. Ein großer Obelisk steht im Zentrum des heute denkmalgeschützten Friedhofs und erinnert an die Herkunft der Toten.

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Für die adeligen Bewohner der Sommerresidenz wurden zur Zerstreuung und Abwechslung Freiluftaufführungen veranstaltet. Auch heute gibt es im Heckentheater – hier der Blick zur Bühne mit grünen Kulissen - noch gelegentlich Vorstellungen, aber für jedermann. Foto: Thomas Herrgen, Landschaftsarchitekt; Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Klassik-Stiftung Weimar (KSW) 2018
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Die anfängliche Große Grotte, später Künstliche Ruine aus dem 18. Jahrhundert ist mit ihrer turmartigen Bauweise Endpunkt vieler Blickachsen und gleichzeitig ein Aussichtspunkt im Englischen Parkbereich. Foto: Thomas Herrgen, Landschaftsarchitekt; Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Klassik-Stiftung Weimar (KSW) 2018

Restaurierung seit 1974

Besitzwechsel und veränderte Nutzungen hatten ihre Spuren hinterlassen. Schon zu DDR-Zeiten zwischen 1974 und 1978 wurden die Gebäude grundhaft saniert und der Landschaftspark in seinen Grundstrukturen wiederhergestellt. Direkt im Anschluss bis 1982 und nochmals 1994 folgten die Arbeiten am Russischen Garten mit seinen Heckenstrukturen, den Vasen, Kübeln, Treillagen und Schmuckbeeten. 1998 begann die Klassik Stiftung Weimar als neuem Bauherrn aller Anlagen, mit der schrittweisen Sanierung und Restaurierung des Landschaftsparks, der Orangeriegebäude und ihrer Außenanlagen, zu einem Großteil in Eigenregie. Die barocken Grundstrukturen sollten im Kern unter gartendenkmalpflegerischen Gesichtspunkten und Vorgaben ebenso herausgearbeitet werden wie zuvor das Bild Mitte des 19. Jahrhunderts im umgebenden Landschaftspark. Die dafür extern beauftragten Planungsarbeiten wurden unter Federführung der Weimarer Landschaftsarchitektur-Büros Ihle (Park, Wegebau) und Büro Dane (Orangeriehof) bis 2010 weitgehend abgeschlossen. Die Arbeiten an der Orangerie selbst wurden mit Bundesmitteln für das UNESCO-Welterbe gefördert und dauerten noch bis 2014 fort. Neben der Sanierung der wassergebunden Wegedecken und
Kieswege mit ortstypischen Materialien aus nahen Steinbrüchen, der Schmuckbeeteinfassungen mit Bandeisen stand die Ausstattung, etwa Pflanzkübel, Bänke, schmiedeeiserne Tore und Zäune im Blickpunkt. Dabei wurde häufig die hauseigene Werkstatt der Klassik Stiftung tätig. Handwerker aus der Region, etwa Böttcher und Schlosser wurden mit Nachbauten der historischen Pflanzkübel oder Schmiedearbeiten beauftragt. Auch technische Fragen wie Entwässerung, Rettungswege, Feuerwehrzufahrten oder Beleuchtung waren heutigen Anforderungen anzupassen. Im Herbst 2010 ließ die Klassik Stiftung den Gasthofsteich im Schlosspark wegen massiver Wasserverluste sanieren. Eine neue Teichdichtung sorgt nun für die stabile Wasserhaltung. Die desolate Ufermauer wurde ersetzt und geringfügig angehoben. Der erhöhte Wasserstand bewirkt eine interessantere Spiegelung der Umgebung. Der Teich ist einer von drei Stillgewässern, die auf die Umgestaltungszeit zum Landschaftspark zurückgehen. Zusammen mit dem Schirmteich und dem Schwanenteich bildet er das Rückgrat der historischen Wasserkunstanlagen von Belvedere. Die äußere Erschließung wurde bereits in den 1960/70er-Jahren durch die verlegte Zufahrtsstraße mit großem Besucherparkplatz im Westen neu geordnet, um das Kerngebiet des Schlossbereichs von Verkehr zu entlasten. Direkte und bequeme Fußwege und ein modernes Beschilderungs- und Leitsystem führen nun zu den Sehenswürdigkeiten im Weltkulturerbe, dessen Instandhaltung und Pflege eine dauerhafte Zukunftsaufgabe bleibt.

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Blick aus der Mooshütte zum Moosbassin. Die feintropfige Fontäne unter Bäumen schafft hier günstigste Bedingungen für schatten- und feuchtigkeitsliebende Pflanzen. Und die Temperaturen sind niedriger, damit für die Besucherinnen und Besucher im Hochsommer deutlich angenehmer als im übrigen Park. Foto: Thomas Herrgen, Landschaftsarchitekt; Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Klassik-Stiftung Weimar (KSW) 2018
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Die Alte Eiche mit einer (nicht mehr nutzbaren) Rundbank markiert eine wichtige Wegkreuzung im landschaftlichen Parkteil. Seit einem Blitzeinschlag ist die Hälfte des Baumes abgestorben, die südlich exponierte Seite ist noch vital und wächst weiter. Foto: Thomas Herrgen, Landschaftsarchitekt; Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Klassik-Stiftung Weimar (KSW) 2018

Weitere Parkarchitekturen

Wie in einem typischen Landschaftsgarten zu erwarten, gibt es in Belvedere zahlreiche weitere Parkarchitekturen, Wasseranlagen und in das Relief gebaute Merkpunkte, wie etwa den Schneckenberg, ein aus Steinen aufgesetzter Hügel mit einem spiralförmigen Weg nach oben. Besonders markant ist die Künstliche Ruine mit einem Brückenzugang. Von hier erschließen sich viele Blickachsen weit in den Park hinein. Die Mooshütte mit dem in einer Achse davor liegenden Moosbassin (von 1817/18) im Schatten von Bäumen erzeugt eine frische, luftfeuchte Atmosphäre, die im Sommer zur Abkühlung einlädt. In direkter Nachbarschaft steht das so genannte Blumengestell mit Flora und Steinbank, das der Göttin der Blüte gewidmet ist.

Weitere Plätze mit Kleinarchitekturen dienen der Personenverehrung, so der Gelehrtenplatz (um 1818) mit den Büsten von Schiller, Goethe, Herder und Wieland. In einer Wegeaufweitung mit der Rosenlaube von 1815 stehen im Umfeld die Büsten von Großherzog Carl August und Großherzogin Luise. Der Pavillon mit gewölbtem Dach wird gerne als Ort zum Lesen und Ausruhen genutzt.

Dies ist – in voller Sonne – auch im runden Rosenberceau mit Springbrunnen (1821 bis 1823) möglich. Nicht zuletzt sorgt die Große Fontäne (um 1809) mit Grottenberg, Wasserbecken und Wasserfall nochmals für ein Highlight im landschaftlichen Teil des Belvedere Parks.

Bauminventar – Grüne Lunge und mehr

Der zum Teil sehr alte Baumbestand des Parks bedarf einer stetigen, nachhaltigen Verjüngung. Abgängige Bäume und Sträucher werden kontinuierlich nachgepflanzt, um die historische Idee, das Entwurfsprinzip zu erhalten, getragen von immer neuen Individuen. Hinzu kommt die jährliche Neubepflanzung und Ergänzung mit Stauden, Bodendeckern, Rosen, Geophyten und Sommerflor. Ein Großteil des Bedarfs wird in der hauseigenen Baumschule, der Gärtnerei und Orangerie von Belvedere durch Eigenvermehrung selbst herangezogen. Zukäufe bei externen Baumschulen, Staudengärtnereien und Spezialbetrieben ergänzen fehlende Arten und Mengen. Die Hauptbaumarten des Parks sind Winter-Linden (Tilia cordata), Stiel-Eichen (Quercus robur), Hainbuchen (Carpinus betulus), Spitz- und Bergahorn (Acer platanoides, A. pseudoplatanus), Buchen (Fagus sylvatica), Ross-Kastanien (Aesculus hippocastanum) und Fichten (Picea abies). Zum grünen Parkinventar gehören auch Besonderheiten wie die Colorado-Tanne (Abies concolor) und die Nikko-Tanne (Abies homolepsis) als Solitäre, Strauch-Rosskastanie (Aesculus parviflora ), Zürgelbaum (Celtis occidentalis) und der Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) mit seinen auffallenden Blüten und Früchten. Auch Ess-Kastanien (Castanea sativa) wachsen in den milden, sonnigeren Parkbereichen. Die Geschlitztblättrige Buche (Fagus sylvatica laciniata) und der von Goethe so geliebte Ginkgo Baum (Ginkgo biloba), nicht zuletzt der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) setzen durch Habitus und Blattwerk nochmals eigene Akzente. Die Heckenstrukturen des Parks, etwa im Russischen Garten werden durchgängig von Hainbuche (Carpinus betulus) gebildet.

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Der formale Russische Garten wurde für Großherzogin Maria Pawlowna angelegt. In der Nähe von St. Petersburg geboren litt die Russin an Heimweh und wünschte sich für Belvedere einen Ort der Erinnerung, den sie 1811 erhielt. U. a. Blumengarten, Amorgarten, Floralaube und poetische Skulpturen - hier der „Nachtigallenfütterer“ – prägen ihn. Foto: Thomas Herrgen, Landschaftsarchitekt; Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Klassik-Stiftung Weimar (KSW) 2018
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Der Blumengarten südlich der Orangerie war vormals ein Botanischer Garten. Systematische Beete mit Beschilderungen gibt es noch heute. Die meisten Quartiere sind heute von Rasen und umlaufender Sommerbepflanzung geprägt, darunter etwa Verbenen, Mädchenauge und Ziertabak. Foto: Thomas Herrgen, Landschaftsarchitekt; Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Klassik-Stiftung Weimar (KSW) 2018

Im Orangeriehof stehen im Sommer unter anderem Palmen, Bananen, Yukka, Agaven, darunter eine „Hundertjährige“ Agave (Agave americana), Feigen und Zitrusfruchtbäumchen. Daneben setzen Buchs-Kegel, Lavendel und Pelargonien in den Schmuckbeeten, sowie Geissblatt an Kletterhilfen Akzente. In den verschiedenen Wasserbecken und Teichen finden sich die Kleine Teichrose, Seerosen und halmige Ufervegetation, zum Teil Hosta und Farne in den schattigen Randbereichen. Der Park wird fortlaufend von eigenen Pflegekräften und Gärtnern der zuständigen KSW-Abteilung betreut und gepflegt.

Auch moderne Nutzungen

Während im Hauptflügel des Schlosses noch immer das Kunstgewerbemuseum untergebracht ist, dienen die Kavaliershäuser und ein riegelartiger Neubau von 1996 als Musikgymnasium des Landes Thüringen. Die Orangerie mit einer historischen Kanalheizung für die Wintermonate kann – seit der abschließenden Sanierung – nun wieder rund 650 exotische Pflanzen beherbergen. Sie stehen von Ende Mai bis Ende September im Freien und sorgen für mediterranes Flair. Der 43 Hektar große Landschaftspark ist ein Naherholungsgebiet, eine offen zugängliche Grünanlage mit wunderbaren Details, wie den Ruinen, Grotten, Obelisken, Wasserspielen und Pavillons. Der Ruinenturm ist dabei noch eine „echte“ Ruine; auch seine Sanierung ist abgeschlossen. Der „Eiskeller“, vor 200 Jahren quasi der Kühlschrank des Schlosses wurde im Park als Kapelle kaschiert. Diese und die anderen Parkarchitekturen, sowie klassizistische Sitzbänke und Blumenkörbchen aus Sandstein komplettieren die Ausstattung des weitläufigen Landschaftsparks mit Alleen, Neben- und kleinen Schlängelwegen, die immer Überraschungen bereithalten. Im Heckentheater gibt es im Sommer gelegentlich kleine Theateraufführungen und sowohl Irrgarten als auch Russischer Garten laden zu Unterhaltung, Abwechslung und Freude am Schönen ein. Auch im Winter wird das Jahresprogramm mit Pflanzenausstellungen (etwa Christrosen, Kamelien, Aurikeln/Veilchen) im Langen Haus der Orangerie fortgesetzt, wo auch eine Sammlung von mediterranen, südafrikanischen und Neuholländer Pflanzen von Dezember bis Mai besichtigt werden kann.

Im Blumengarten oberhalb der Orangerie werden die Sommerblumenbeete mit botanischen Namensschildern versehen, damit sich Botaniker, Interessierte und Schulklassen informieren können. Zum Angebot gehören auch Fachführungen, Gespräche und ein besonderes Programm für Kinder. Bei der traditionellen Pflanzenbörse im Juni können spezielle Arten erworben oder getauscht werden. Die Schüler des Musikgymnasiums nehmen das Gesamtangebot von Belvedere gerne wahr, genau wie die Kurzzeit- und Tagesbesucher von Schloss und Park.

Typisches Beispiel der Epoche

Zusammen mit dem Tieffurter und dem Ilm Park bildet der Landschaftspark Belvedere das „grüne Herz“ der Weimarer Klassik und des UNESCO Weltkulturerbes in Thüringen. Als herzoglicher Minister, Naturforscher und Dichter war Goethe zu seiner Zeit in allen Anlagen präsent und hat bis zu seinem Tod 1832 für den „Mythos Weimar“ gesorgt. Der etwa Mitte des 19. Jahrhunderts abgeschlossene Belvederer Park gilt heute als nachklassisch-romantischer Landschaftsgarten und damit als eines der typischsten Beispiele dieser Epoche. Mit der Anknüpfung an die alte, gärtnerische Tradition, Parkspaziergängen in historischer Kleidung und Aufführungen im Heckentheater hat sich heute ein Stück Gegenwelt auf Belvedere entwickelt, die auch den Charme dieses Ortes ausmacht. Seit nunmehr vier Jahren ist die Sanierung abgeschlossen, wenngleich die denkmalgerechte Erhaltung eines Parks dieser Dimension und Bedeutung eine dauerhafte Aufgabe für die Zukunft bleibt.

Dipl.-Ing.(FH) Thomas Herrgen
Autor

Landschaftsarchitekt

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