Die Anlage einer Obstwiese: Pflanzen und Pflegen mit Verstand
von: Michael GrolmStreuobstwiesen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Der Naturschutz hat erkannt, dass dieser Lebensraum mit seinen rund 5000 Tier- und Pflanzenarten einer der artenreichsten Biotope in Europa ist. Doch erhält er sich nicht von alleine - er ist von Menschenhand entstanden und muss von Menschenhand gepflegt werden.
Obstanlagen können nur überleben, wenn sie auf Dauer angelegt und genutzt werden. Das gelingt mit einem guten Management rund um die Planung, Pflege und wirtschaftliche Nutzung. Im Folgenden soll aufgezeigt werden, was dabei bedacht werden muss. Wer sich nach diesen Vorgaben richtet, wird ein altes Kulturgut mit zukunftsfähigen Obstsorten auch für kommende Generationen erhalten können.
Nutzungsarten
Wer eine Obstplantage plant, muss wissen, wie er sie nutzen will. Da die Lebensspanne von Obstwiesen auf über 100 Jahre ausgelegt ist, handelt es sich bei ihrer Anlage wirklich um ein Mehrgenerationsprojekt. Je sorgfältiger die Planung, desto größer die Chance, dass die Bäume ein hohes Alter erreichen, und desto wahrscheinlicher, dass auch die nächste Generation sich um die Wiese kümmert. Mit wenig Aufwand kann dann viel Ertrag erzielt werden. Ohne eine wirtschaftliche Obernutzung der Bäume, ohne Unternutzung der Wiese, auf der sie stehen, sind die Überlebenschancen einer Streuobstanlage eher gering.
Obernutzung Obst
Die Obernutzung Obst bezieht sich einerseits auf Wirtschaftsobst und andererseits auf das Tafelobst. Dabei ist sinnvoll, deutlich mehr Wirtschaftsobst als Tafelobst zu pflanzen. Das ist vor allem bei großen Erntemengen von Vorteil, da man die verarbeiteten und konservierten Produkte das ganze Jahr über vermarkten kann. Außerdem sind Wirtschaftsobstsorten insgesamt anspruchsloser und widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Schädlinge.
Welche Obstsorten man anbaut, das richtet sich nach dem, was man produzieren will. Wer zum Beispiel Backäpfel anbieten will, entscheidet sich für die Anpflanzung des Boikenapfels, weil dieser nicht braun wird. Wirtschaftsobst besitzt zudem meistens einen höheren Säureanteil, der die verarbeiteten Produkte besonders geschmackvoll macht.
Das Wirtschaftsobst
Wirtschaftsobst dient zur Herstellung von Saft, Wein, Brand, Sekt, Likör, Essig, Mus, von Apfelkraut und Trockenfrüchten. Nur wer große Obstmengen ernten kann, erhält einen eigenen Presstermin. Deshalb ist es unverzichtbar, darauf zu achten, dass alle Obstsorten zur selben Zeit reifen.
Die Ertragsmenge hängt von der Wasserverfügbarkeit, der Unterlage des Baumes und der jeweiligen Sorte ab. Bei den folgenden Durchschnittszahlen ist zu bedenken, dass man auf trockenen Standorten weit weniger Ertrag erhält:
Bei Apfel und Birne kann ab dem Alter von 25 bis 35 Jahren mit einem durchschnittlichen Jahresertrag von 100 bis 150 Kilogramm pro Baum gerechnet werden. Dies ergibt etwa zehn Tonnen Obst pro Hektar. Bei Kirschen rechnet man mit 50 bis 60 Kilogramm pro Baum, und so können ab dem Alter von 25 bis 35 Jahren bis zu vier Tonnen je Hektar erzielt werden. Die Ernte von Pflaumen ergibt jährlich 30 bis 50 Kilogramm pro Baum, also einen Ertrag von bis zu vier Tonnen pro Hektar.
Das Tafelobst
Tafelobst lässt sich als schnell zu vermarktendes Obst zum Frischverzehr anbieten. Die Alternative besteht darin, es als Lagerobst vorzuhalten. Gutes Tafelobst entsteht nur dann, wenn die Bäume gut erzogen und alle Bedingungen rund um Licht, Luft, Statik und Bearbeitbarkeit erfüllt sind. Sollen Obstbäume Tafelobst produzieren, müssen sie regelmäßiger beschnitten werden als Wirtschaftsobstbäume, etwa alle drei bis fünf Jahre.
Unterschiedliche Reifezeiten sind beim Tafelobst sehr erwünscht, verlängert man auf diese Weise doch die Erntezeit und kann das Obst über einen längeren Zeitraum hinweg nutzen und vermarkten. Es ist durchaus möglich, eine Apfelanlage so zu planen, dass man durchs ganze Jahr hindurch über Tafeläpfel verfügt, auch dann, wenn man sie natürlich lagert, zum Beispiel in einem Erdkeller. Lagerung und längere Vermarktungswege verursachen hohe Kosten.
Unternutzung der Obstanlage
Die Unternutzung einer Streuobstanlage kann darin bestehen, die Obstwiese zu mähen, sie als Obstweide von Vieh abweiden zu lassen, oder unter den Bäumen ein Feld oder einen Garten anzulegen.
Obstwiese
Die Obstwiese hat den Vorteil, dass man sich den teuren Verbissschutz sparen kann. Es empfiehlt sich aber ein größerer Baumreihenabstand, damit die abgemähte Mahd gut trocknen kann.
Obstweide
Auf einer Obstweide darf man die Abstände der Bäume auf ein Minimum reduzieren, weil dort Vieh weidet und deshalb kaum gemäht werden muss. Der Nachteil ist, dass die Bäume mit einem umfangreichen Verbissschutz versehen werden müssen.
Feldobstbau
Beim Feldobstbau gewinnt die Wertholzproduktion an Bedeutung, weil die Bäume wegen der Feldbearbeitung höher aufgeastet werden müssen und dadurch wertvolles Schaftholz entsteht. Die Obsternte gestaltet sich aber eher schwierig. Da die Feldfruchtfolge sich nicht immer an die Zeiten der Obsternte anpasst, ist das Obst häufig stark verschmutzt.
Für den Feldobstbau eignen sich in erster Linie Walnuss, Kirsche und Mostbirne. Bei diesen kleinen Früchten muss man weniger Aufwand in einen stabilen Kronenaufbau stecken. Die Ernte steht beim Feldobstbau aber sowieso eher im Hintergrund, da es bei dieser Art der Unternutzung in erster Linie um die Wertholzproduktion geht.
Gartenobstbau
Beim Gartenobstbau darf der Astansatz mit einer Mindesthöhe von 1,6 Metern etwas niedriger sein, da unter den Bäumen händisch oder mit kleiner Technik gearbeitet wird.
Standortbedingungen
Bei der Wahl des Standortes für eine Obstanlage geht es um folgende Gesichtspunkte:
Obstartenwahl
Äpfel lassen sich besonders gut vermarkten, deshalb sind Apfelanlagen meistens die erste Wahl, gefolgt von der Birne. Kirsche, pflaumenartige Kirschen, Pflaume, Zwetschke, Mirabelle und sonstiges Obst lassen sich nur selten in großen Mengen verkaufen. Für Direktvermarkter macht es allerdings Sinn, mit solchen Angeboten die eigene Produktpalette zu erweitern.
Klima
Je günstiger das Klima, umso einfacher der Obstbau. Wo ein raues Klima herrscht, scheiden viele Sorten von vornherein aus. In Gebirgsregionen sollte man robuste und frühreifende Sorten wählen, etwa den "Jakob Fischer", oder den "Prinzenapfel", die trotz schlechter Wetterbedingungen ausreifen.
Lage
Hat man prinzipiell die Wahl zwischen Nord-, Ost-, Süd-, und Westhang, sollte man seine Entscheidung wohl bedenken. Senken sind für den Obstanbau nicht geeignet, da die kalte Luft nicht abfließen kann und es daher zu Blütenfrost kommt. Ebenso wenig eignen sich beschattete Standorte in engen Tallagen oder in Waldnähe.
Nordhang
Vorteil: Die gute Wasserverfügbarkeit an Nordhängen führt zu höheren Erträgen. Durch die verzögerte Blüte besteht eine geringere Anfälligkeit für Blütenfrost.
Nachteil: Anspruchsvolles Obst hat es am Nordhang wegen der fehlenden Sonneneinstrahlung schwer. Damit die Bäume und Früchte trotzdem gut abtrocknen können, müssen die Pflanzabstände entsprechend größer sein.
Westhang
Nachteil: Starke Winde an Westhängen führen leicht dazu, dass die Früchte frühzeitig vom Baum fallen. Daher empfiehlt es sich, gut ansitzende Obstarten wie Kirsche und Pflaume, oder Apfelsorten wie den "Ontario" zu pflanzen. Westhänge haben einen weiteren Nachteil: Die oft sehr hohe Luftfeuchtigkeit kann einen höheren Pilzdruck zur Folge haben.
Osthang
Nachteil: Kalte Ostwinde können zu extremen Frösten führen.
Südhang
Vorteil: Es gibt genügend Sonneneinstrahlung für sonnenliebende Obstarten wie Aprikose, Pfirsich und viele Birnensorten. Die Pflanzabstände können deshalb auf ein Minimum begrenzt werden. Die gute Abtrocknung führt zu weniger Pilzbefall. Nachteil: Der Südhang bietet häufig nicht genügend Wasser, um hohe Erträge zu erzielen. Durch die frühere Blüte besteht Frostgefahr, und die starke Sonneneinstrahlung kann zu Sonnenbrand an Stämmen, Ästen und Früchten, sowie zu Frostrissen durch hohe Temperaturschwankungen führen.
Hecken als Abgrenzung
Hecken als Abgrenzung im Westen oder Osten bremsen starke Winde ab. Sie dürfen aber nicht zu dicht stehen, denn dann trocknet die Anlage schlechter, und es kommt zu erhöhtem Pilzdruck.
Eine hangabwärts liegende Anlage wird durch Hecken im obersten Bereich geschützt. Dicht gepflanzt führen sie die Kaltluft um die Anlage herum. Bei Hecken im unteren Bereich besteht die Gefahr, dass sich Kaltluft in der Anlage staut und es zu Blütenfrost kommt. Hier empfiehlt es sich, lieber ganz auf eine Hecke zu verzichten, oder Durchgänge nach unten zu lassen, damit kalte Luft abfließen kann.
Boden
Die besten Böden für den Obstanbau sind tiefgründige, luftdurchlässige, humose Lehm- und Lössböden. Sie besitzen eine gute Wasserverfügbarkeit.
Staunasse Böden dagegen eignen sich nicht für den Obstanbau. Will man es dort dennoch riskieren, dann nur, wenn man Hügel anlegt, wo die Baumwurzeln der nassen Zone entkommen. Am ehesten noch vertragen Zwetschgen solche staunassen Böden. Beim Apfelbaum-Anbau muss man auf krebsunanfällige Sorten wie die Luxemburger Renette ausweichen. Auf sehr trockenen Standorten kann man bestenfalls Kirschen anpflanzen, die am ehesten trockene, flachgründige Boden vertragen.
Bestäubung
Da viele Obstsorten sich nicht selbst bestäuben können, muss für passende Bestäuber gesorgt sein. Je größer die Sortenvielfalt der jeweiligen Obstarten in einer Anlage ist, umso besser klappt es mit der gegenseitigen Befruchtung. Dies gilt sogar für Selbstbefruchter. Um eine optimale Bestäubung zu erreichen, sollten die jeweiligen Obstarten in passenden Gruppen angepflanzt werden.
Unter den Äpfeln und Birnen gibt es diploide und triploide Sorten, wobei die triploiden Sorten andere Sorten nicht bestäuben können. Deshalb sollten davon nicht mehr als jeweils 25 bis 30 Prozent in einer Anlage stehen. Triploide Sorten wie der Boskoop, Kaiser Wilhelm oder Jakob Fischer wachsen zu den größten Bäumen der Obstwiese heran.
Bienen als Bestäuber
Vier Bienenvölker braucht ein Hektar Steinobst für die optimale Bestäubung. Kernobst kommt mit zwei Völkern pro Hektar aus, da ein Bienenvolk etwa fünfzig hochstämmige Kernobstbäume bestäuben kann. Dabei muss man berücksichtigen, dass die Bienen durch ein starkes Auftreten von Löwenzahn und durch nahe Rapsfelder von den Obstbäumen abgezogen werden. In solchen Fällen stellt man entsprechend mehr Bienenvölker auf.
Reifezeiten beachten
Verschiedene Obstarten pflanzt man nicht nicht wild durcheinander, sondern in passenden Gruppen an. Ebenso pflanzt man Apfel- und Birnensorten so an, dass Früh-, Herbst- oder Wintersorten zusammenstehen. Nicht anders ist es bei den Pflaumenartigen und den Kirschen.
Je früher die Früchte einers Baumes reif sind, desto näher sollten sie am Eingang der Wiese oder am Weg stehen. Das verkürzt die Wege bei der Ernte und schont die Unterkultur, die nicht unnötig betreten werden muss.
Eine Ausnahme bilden Pflanzungen in Stadtnähe, jedenfalls dann, wenn man darauf bedacht ist, seine Früchte selbst zu ernten. Nah am Spazierweg pflanzt man besser nur Sorten, die nicht zum Frischverzehr geeignet sind (wie z. B. die Würgebirne - wer da mal rein gebissen hat, weiß warum sie so heißt). In 25 Jahren wird es einen großen Teil der Obstwiesen wohl nicht mehr geben, weil viele Bäume aufgrund der fehlenden Nutzung und Pflege zusammengebrochen sind. Umso mehr wird sich das wilde Ernten auf die verbliebenen Obstbäume verstärken.
Krankheiten
Im durch seine Vielfalt geprägten Streuobstanbau gibt es weit weniger Krankheiten als im Intensivobstanbau. Die große Sortenvielfalt (etwa 2000 Apfelsorten, etwa 3000 Birnensorten, dazu etwa 500 Kirschsorten und etwa 350 Pflaumensorten) macht es möglich, für jeden Standort die passende Sorte zu finden. Gelingt das, werden Krankheiten minimiert. Mehltauanfällige Sorten pflanzt man dann in kühlen Regionen, während man für die schorfanfälligen Sorten wärmere Regionen wählt.
Obstsortenwahl
Die Sortenwahl richtet sich nach den oben genannten Gesichtspunkten. Die Bäume in einer Streuobstanlage wachsen hoch, ein wirklich effektiver Pflanzenschutz ist da nur in Grenzen durchführbar. Ohne die alten, robusten Sorten kommt man nicht aus. Deren Auswahl ist so groß, dass man sich damit allen örtlichen Gegebenheiten anpassen kann. Supermarktsorten eignen sich nicht für den Streuobstanbau, weil sie viel zu oft gespritzt werden müssen.
Leider bekommt man in den Baumschulen oft nicht die Sorten, die man braucht. Baumschulen, die noch selbst veredeln, sind genauso vom Aussterben bedroht wie insgesamt der Lebensraum Streuobstwiese. Die meisten kleineren Baumschulen besorgen sich ihre Obstbäume aus den großen Baumschulen Norddeutschlands, Hollands oder Polens. Dabei geht es in erster Linie ums Geldverdienen, nicht um die für alle nur möglichen Örtlichkeiten passenden Obstsorten.
Namhafte Pomologen berichten, dass bei neu gepflanzten "alten Sorten", deren Früchte auf Apfeltagen vorgelegt werden, nur ein Bruchteil richtig bestimmt ist. Was fehlt, ist ein System, das die Wahrscheinlichkeit der Sortenechtheit erhöht. Der beste Plan für eine Obstanlage kann nichts taugen, wenn die gekaufte Sorte gar nicht der gewünschten Sorte entspricht. Man sollte also bei einer Baumschule kaufen, die selbst noch veredelt und ein Herz für Obstgehölze hat. Der höhere Preis wird sich bezahlt machen.
Man kann seltene lokale Obstsorten auch der Nachwelt erhalten, indem man sie verstärkt auf Ausgleichsflächen anpflanzt, wo die Wirtschaftlichkeit eher zweitrangig ist. Genutzt werden muss die Anbaufläche trotzdem, sonst wird die neue Obstwiese nicht lange Bestand haben.
Unterlagen
Da es eine Unternutzung geben soll, verwendet man die stark wachsende Sämlings-Unterlagen.
Unterer Astansatz
Der untere Astansatz der Leitäste von Obstbäumen sollte bei einer Höhe von mindestens etwa zwei Metern liegen, damit Vieh und Erntetechnik den Bäumen keine Probleme machen. Das hat außerdem den positiven Nebeneffekt einer weiter vom Boden entfernten Krone, deren Blüten dann bei Bodenfrost besser geschützt sind.
Pflanzabstände
Damit sich eine Obstwiese gut bearbeiten lässt, müssen die Bäume in Reihe gepflanzt werden, und zwar von vornherein so, dass sich die Baumkronen im Ertragsalter nicht berühren. Ein ständiger Schnittausgleich wäre kontraproduktiv, weil die Kraft dann nicht in die Frucht geht, sondern ins Holz. Verzichtet man aber darauf, sterben die unteren Astpartien wegen Lichtmangels ab, und insgesamt leiden die Bäume unter Licht- und Belüftungsmangel, was zu schlechter Fruchtqualität und erhöhtem Pilzbefall führt.
Zu geringe Pflanzabstände behindern zudem die Unternutzung, die ohne genügend Licht nicht recht heranwächst und wegen des Platzmangels auch nur schwer maschinell zu bearbeiten ist. Apfel und Birne brauchen einen Abstand von mindestens zwölf Metern in der Reihe. Pflaumenartige benötigen einen Mindestabstand von zehn Metern. Kirschen und Walnüsse sollten nicht unter fünfzehn Metern Abstand in der Reihe gepflanzt werden.
Ist die Unternutzung eine Viehweide, so kann der Abstand von Baum zu Baum innerhalb der Reihe und von Baum zu Baum zwischen den Reihen gleich groß sein. Zu Waldrändern sollte ein Mindestabstand von mindestens zwanzig Metern gewahrt sein, damit die Kronen nicht vor dem Schattendruck "fliehen". Zu Wegen sollte ein Mindestabstand von fünf bis etwa acht Metern bestehen, damit Bäume und Fahrzeuge sich nicht in die Quere kommen. An der Grenze zu Nachbargrundstücken muss der gesetzlich vorgeschriebene Abstand eingehalten werden. Achtung: Bei landwirtschaftlich genutzten Nachbarflächen ist ein doppelter Abstand Vorschrift.
Ist die Unternutzung Wiese oder Feld, achte man darauf, dass der Reihenabstand zur vorhandenen Technik passt. Steht die Unternutzung im Vordergrund, muss man vor allem zwischen den Reihen einen großen Abstand halten, damit die Unterkulturen möglichst viel Belichtung haben.
Baumschutz
Wenn Obstwiesen beweidet werden, kommt man ohne stabilen Baumschutz nicht aus.
Bei der Auswahl des richtigen Verbissschutzes geht es um folgende zwei Kriterien: Er muss langlebig sein (25 bis 35 Jahre), und er muss das Bearbeiten und die Pflege der Bäume weiterhin ermöglichen.
Ein Verbissschutz ist teuer, trotzdem sollte man an ihm nicht sparen. Der Schaden durch Verbiss (siehe Bild) würde langfristig viel höher sein als die Investition in den Baumschutz. In der Normandie ist das Normannische Korsett (siehe Bild) für den dortigen Streuobstanbau entwickelt worden, zu beziehen bei der Darmstädter Streuobstwieseninitiative. Bisher gibt es das Korsett nur in einer Höhe von bis zu 160 Zentimetern und ist damit nur für die Abwehr von Schafen geeignet. Bei größerer Nachfrage lassen sich sicher 180 Zentimeter hohe Gitter organisieren, welche auch Schutz vor allen anderen Nutztieren bieten.
Das Normannische Korsett wird um den Baum gestellt und mit Erdnägeln verankert. Die Manschette lässt sich öffnen, zum Beispiel, wenn man Krebs am Stamm ausschneiden will. Die Kosten betragen zwischen 25 bis 30 Euro. Der Jungbaum braucht zusätzlich noch einen Kaninchendraht mit einem Meter Höhe, der auch Mäuse vom Benagen der Rinde abhält.
Eine andere Variante ist der Viererverschlag (siehe Bild). Dabei werden vier Pfähle in jeweils zwei Metern Abstand im Quadrat um den Baum befestigt. Die Pfähle müssen trocken sein und aus geviertelter Eiche, geschälter Robinie oder geschälter Esskastanie bestehen, jeweils mit einem Durchmesser von etwa fünfzehn Zentimetern.
Astgerüst beachten
Beim Pflanzen und in den folgenden Jahren führt man die unteren Leitäste durch den Schnitt von den Fahrgassen weg (siehe Zeichnung).
Der Pflanzplan
Vor dem Pflanzen erstellt man einen Pflanzplan, der die jeweiligen Baumabstände, Obstarten und Obstsorten erfasst. Grundsätzlich gibt es die Rechteck-Pflanzung und die Dreieck- oder Verbands-Pflanzung.
Die Rechteckpflanzung wird dort vorgenommen, wo man den größeren Wert auf die Unternutzung legt. Eine Rechteckpflanzung vereinfacht die maschinellen Pflege- und Erntetätigkeiten, weil man die benötigte Reihenbreite der Technik gut anpassen kann.
Die Dreieckspflanzung ermöglicht die für den Obstbau beste Licht- und Platzausnutzung und ist dort angebracht, wo die Obernutzung Obst im Vordergrund steht und die Unternutzung mit wenig Maschinenaufwand auskommt (etwa bei Viehhaltung). Bei gleichen Baumabständen von Baum zu Baum ergeben sich kleinere Reihenabstände, so dass entsprechend mehr Baumreihen untergebracht werden können.
Der Pflanzplan sollte sorgfältig für die nächsten Generationen aufbewahrt werden, damit diese die Obstsorten und Obstarten benennen können. Das ist ein Wissen, welches über die Jahre oft verloren geht. Die beste Zeit eine Obstwiese zu planen und zu pflanzen war vor 20 Jahren - dann hätte man jetzt ernten können! - die zweitbeste Zeit ist jetzt.