Ein Beitrag zur Anreicherung der Stadtvegetation
Vorgärten - Pflanzenverwendung zwischen Weg und Ort
von: Dr.-Ing. Florian Bellin-HarderWährend die Biodiversität von Bund und Ländern wie selten zuvor gefördert wird und die Sorge um sterbende Insekten für Experimente mit annuellen Blumen-Ansaaten in öffentlichen Freiräumen zahlreicher Kommunen sorgt, erscheinen einige Flächen an Häusern in bemerkenswert steinernem Kleid. Dem Naturschutz bereitet dieses modische Phänomen Sorge und ausgerechnet die moderne Pflanzenverwendung scheint der Ausgangspunkt für diese Gestaltungsrichtung zu sein.
Die dekorative Verwendung von farbigen Steinen missversteht aber die Bedingungen für Vegetationslosigkeit ebenso wie für jene Vegetationsfähigkeit auf steinigem Substrat, die zum Beispiel in Steingärten von Bedeutung ist. Vorgärten können so vielgestaltig wie die sie Besitzenden sein und daher die Straßenfreiräume mit Abwechslung und dadurch auch Diversität der Vegetation bereichern. Stattdessen sorgen vermeintlich arbeitsextensive Lösungen und der Rückzug aus aktiver Pflege vielerorts für Gleichförmigkeit, auch wenn es tatsächlich arbeitsarme aber mit Aufmerksamkeit und Kenntnis verbundene Alternativen gäbe.
Versteinerte "Vorgärten"
Das Problem mit Oberflächen, die vegetationsfrei bleiben sollen, ist alt bekannt. Es ist im mitteleuropäischen Klima prinzipiell schwer, Vegetation langfristig auf irgendeiner Oberfläche zu verhindern. Die historischen Versuche, sie auszumerzen, schließen auch Herbizide ein. Hier war die Ökobewegung der 1980er recht erfolgreich mit der Ächtung des Verfahrens. Die Illusion der steinernen Vorgärten liegt darin, dass es eine Lösung ohne Herbizide zu sein scheint. Mit Folien oder Vliesen wird störender Aufwuchs aus Rhizomen oder Diasporen von unten unterdrückt und die Steine darüber führen ein scheinbar vegetationsloses Dasein, mit Ausnahme weniger Sträucher, Gräser oder kleiner Bäume, die dazwischen verteilt werden.
Während bei Plattenbelägen und Pflasterfugen als Alternative zu Herbiziden und Feuer Vegetation noch gekratzt werden kann, sind diese Techniken bei Stein-"beeten" nicht praktikabel. Außer Herbiziden bleiben nur noch sehr zeitaufwendiges Zupfen oder Steine-Lupfen übrig sowie schlussendlich das Entfernen der Steine und eine Neuanlage. Die Probleme kommen nicht von unten, sondern von außen mit Laub- und Staubdüngung, also Bodenbildung zwischen den Steinen und schließlich Samenanflug; einerlei wie gut der Wurzelraum unter den Steinen totgestellt wurde. Man kennt es eigentlich aus Dachrinnen oder von Mauerköpfen. Der Lehrsatz zum Problem ist im Grunde einfach: Vegetation wächst überall, es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie eintrifft. Den Steinbeeten kann man fünf, maximal zehn Jahre geben, bevor sie von der unerwünschten Vegetation besiedelt werden.
Aber weshalb wird trotzdem an ein Wunder geglaubt? Neben modischer Orientierung, die bei Gärten nie zu unterschätzen ist, spielt auch Pflegemüdigkeit eine Rolle. Egal welche Form von Freiraumausstattung bevorzugt wird, Pflege ist nicht zu umgehen, lediglich die Form der Pflege kann beeinflusst werden. Daher rührt die Hoffnung auf im wahrsten Sinne technische Lösungen, die Bewuchs ausschließen oder eine "Reinigung von Bewuchs" erleichtern. Da Rasen, die tatsächlich mit dem geringsten finanziellen Aufwand unter allen Vegetationsformen aufrecht zu halten sind, schon überall vorkommen, eignen sie sich nicht für ästhetische oder soziale Distinktion; versteinerte Gärten leisten dies dagegen im Moment noch. Allerdings ziehen sie auch Unmut auf sich (vgl. Krieger 2016), wie unter dem Stichwort "Gärten des Grauens" im Internet schnell zu prüfen ist und erste gegen sie gerichtete Gesetze belegen. Dass verschiedene Umweltverbände und -ministerien das Thema diskutieren, mindert daher aktuell ihren demonstrativen Wert.
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Repräsentation vor dem Haus
Gedanken über Distinktion oder Repräsentation leiten zur Funktion von Vorgärten über. Repräsentation ist dabei keine Frage der freien Wahl, vielmehr ist es gar nicht möglich, nichts über sich in einem Vorgarten preiszugeben, den man besitzt und gestaltet oder pflegt. Es ist ähnlich wie bei Kleidung, egal, welcher Stil angenommen wird, in jedem Fall nehmen andere deren Erhaltungszustand wahr und deuten ihn sozial.
Vorgärten sind Teil mehr oder weniger subtiler Kommunikation im öffentlichen Raum (vgl. Czekaj et al. 2003). Distinktion ist so gesehen eine Form der funktionalen Interpretation des Vorgartens von privater Seite her.
Den steinernen Vorgärten drohen demnach schon drei existenzielle Endpunkte: Die allmähliche Verunkrautung als Funktionsverlust vermeintlich vegetationsfreier Ausstattung, moralische Ächtung der Steinlandschaften von Naturschutzseite und gesellschaftliche Abkehr von einem funktionslos gewordenen Distinktionsmittel wegen Omnipräsenz. Statt eines schlichten Verbots der Ausstattung lohnt sich eher ein Blick auf mögliche weitere Ursachen für die Versteinerung.
Funktionsverschiebungen des Vorgartens
Es wäre verfehlt, Vorgärten auf die repräsentative Funktion zu reduzieren. Entlang von Baufluchten, mit Zaun und einem gesicherten Abstand zum Bürgersteig, schuf die Gründerzeit ein Refugium, das zunächst mehr Raum für Gestaltung ließ und explizit der sozialen (Distinktion) und nicht nur der räumlichen Distanz diente (Lichtwark 1905: 37 f.; vgl. Maasz 1910). Bis in diese Phase der Stadtorganisation hinein hatte die Bauorganisation eine klare Trennung von vorne und hinten. Vorne befand sich die Straße, lag der Eingang, fand der soziale und wirtschaftliche Tausch statt und nahm schließlich die bürgerliche Öffentlichkeit der Gründerzeit mit zahlreichen Distinktionsmitteln Platz. Hinter den Häusern befand sich der Hof oder Garten mit deutlich verringerter Öffentlichkeit beziehungsweise schließlich bürgerlicher Privatheit. Den Einblicken aller war also mit Bedacht nur ein kleiner Teil des Grundstücks vorbehalten.
Dies galt auch für die mittelalterliche europäische Stadt, wo sich am Parzellenrand zwischen Haus und Fahrweg Ränder befanden, mit unbetretenen Nischen, wo Sockeltreppen bis in die Straße ragten oder die Gebäudeflucht versprang. Wo zunächst Gerät oder Material (z. B. Brennholz) gelagert, Ware feilgeboten oder gearbeitet wurde, blieben statt ökonomischer Funktionen Teile der sozialen Bedeutungen, wie die Repräsentation, erhalten. Weil der Nutzungseinfluss fehlt, findet auch dort Vegetationsentwicklung statt.
Zahlreiche Lösungen für den fugenlosen, vegetationsfreien Gebäudeanschluss von Belägen wurden im Laufe von Jahrzehnten entwickelt. Sie alle enthalten dennoch ein Mindestmaß an Pflege. Sie ist als gestalterhaltendes Moment unvermeidlich und damit auch Teil der Repräsentation an der Grenze zwischen privatem und öffentlichem Freiraum. Außerdem stellt sie auch eine funktionale Notwendigkeit dar, um die Nutzbarkeit der Wege selbst zu erhalten. Der Platz vorm Haus kann nach wie vor unterschiedlich genutzt werden. Das Lagern (Müll), Abstellen von Gegenständen (Fahr- und Spielzeuge) oder Pausieren von Personen (auf einer Bank oder Treppe) kennzeichnen ihn.
Überhaupt ist die so bedingte persönliche Anwesenheit eine weitere Voraussetzung von Kommunikation in öffentlichen Freiräumen.
Die allgemeine Veröffentlichung der Grundstücke in modernen Siedlungserweiterungen und die Rekonstruktion des privaten Hinten durch individuellen Mehraufwand
Im Unterschied zu Gründerzeitquartieren wartet die Bebauung der Moderne mit einiger Verwirrung hinsichtlich der historischen Organisation auf. Dort wird die innere Gliederung der Grundstücke häufig nachträglich, also nicht bereits durch den Bebauungsplan, sozial nachvollziehbar hergestellt (Bellin-Harder et al. 2019).
Vor allem werden durch hohe Hecken, Bretterwände, Gabionen oder Mauern nicht einsehbare, private Anteile des eigenen Grundstücks im Sinne des früheren "Hinten" zurückgewonnen, das heißt der Einsehbarkeit entzogen. Trotz dieser Bemühungen bleiben große Anteile vieler Grundstücke veröffentlicht. Eine der Konsequenzen ist, dass die zwangsläufige Repräsentativität der Flächen durch für notwendig erachtete Pflege, je nach Ausstattung, zu einer drückenden Last für die Besitzenden werden kann.
Der Kiesgarten als Vorbereitung des steinernen Gartens? Vegetation als integraler Bestandteil der Substratwahl
Vegetation macht auf den ersten Blick mehr Arbeit als versiegelte Flächen. Weil sie sich aber an ungenutzten Stellen ohnehin ansiedelt, ist das Fugenkratzen zum Inbegriff jener Sisyphos-Arbeit geworden, die die Suche nach Vereinfachung begründet. Genau genommen stellt sich aber nur grundsätzlich die Frage, welche Form von Vegetation man haben möchte und wie diese so zu pflegen ist, dass Repräsentation und Nutzungen möglich bleiben.
Eine Alternative ist spätestens seit den 1980er-Jahren bekannt und ergibt sich aus der Erkenntnis, dass lebensfeindlich erscheinende steinerne Standorte vegetationsfähig sind. Auf wassergebundenen Decken aus verschiedenen Gesteins-Schotter-Arten kann man sich bewegen, also die Nutzungen, die mit Hauszugängen verbunden sind, vollziehen und zugleich Vegetation ansiedeln, die ja ohnehin kommen wird. Hier war also selbstverständlich, was bei versteinerten Vorgärten vergessen ist. Außerdem kann das gleiche Material variabel eingesetzt werden und auch als Unterbau für stärker befestigende Platten oder Pflaster dienen. Mit anderen Worten: In Vorgärten, Vorhöfen oder auch nur Rändern an der Straße wird ohnehin mit belastbaren Materialien und nicht mit Mutterboden gearbeitet. Je weniger differenziert die materielle Ausstattung ist, desto günstiger wird auch die Herstellung. Allerdings sind Platten und Pflaster nur so weit sinnvoll, als die Fugen tatsächlich durch genügend Tritt- oder Fahrnutzung vegetationsfrei bleiben, sonst muss auch hier wieder Vegetation toleriert oder bekämpft werden. Am allerbesten ist es aber, der Wahl der Vegetation, die an solchen typisch städtischen warmen, trockenen und zunächst nährstoffarmen Standorten gedeihen kann, ausreichend Aufmerksamkeit zu widmen, sie also als integralen Bestandteil der Substratwahl beziehungsweise generell der Herstellungsplanung zu verstehen.
So wird das auch bei den sogenannten Kiesgärten und ihren Vorläufern gesehen (Chatto 1978). Sie setzen ebenfalls die Fähigkeit der Vegetation voraus, auf magerstem Substrat zu siedeln. Vorbilder, wie der Künstler Jarman (1996), haben etwa Versuche auf Kiesbänken an Ufern unternommen. Diese selten vollständig von Vegetation bedeckten Standorte erwecken den Anschein als stünden die Pflanzen unabhängig von einander in vegetationslosem Substrat. Gerade an Stränden ist aber die Wiederholung der mechanischen Belastung einer der Gründe für Vegetationslosigkeit. Bleibt eine Kiesbank ohne diesen Einfluss, so wird auch sie vollständig von Vegetation bedeckt. Sobald Kies als Gestaltungselement Bestandteil der Planung jenseits von Stränden wird, setzt die Illusion tatsächlich gestaltbarer Vegetationslosigkeit ein. Und schließlich ist auch das Mulchen mit häufig nach Farbe und Korngröße ausgewähltem Gestein einer der Schritte, die den versteinerten Vorgärten Vorschub geleistet haben. Zwar hat das Mulchen mit Gestein gegenüber Rindenhäcksel den Vorteil, dass das Substrat deutlich langsamer verrottet, aber der Boden muss dann ebenfalls frei von Rhizomen oder etwa mit Vliesen abgedeckt sein. Insofern ist die Pflanzenverwendung selbst, mit dem Wunsch unerwünschte Vegetation zu unterdrücken, an versteinerten Vorgärten beteiligt und bedient sich inzwischen mit den Folien der Techniken des Teich- und Dachgartenbaus.
Sobald Vegetation zum Gestaltungselement wird, sind Vegetationskenntnisse und selektive Pflege unerlässlich. Weil das manchen noch zu viel ist, setzten sich Rasen und eingekürzte Sträucher oder Hecken als einfachste und mechanisch unterstützte, aber gestalterisch kraftlose Vegetationsformen durch. Wenn tatsächlich der Arbeitsaufwand das einzige Problem wäre, dann würden auch die schon entwickelten arbeitsarmen Lösungen mit abwechslungsreicher Vegetation angewandt werden. Die setzen aber neben der Kenntnis die Bereitschaft voraus, der Eigendynamik der Vegetation Platz einzuräumen, das heißt, ein Stück des Ordnungswillens aufzugeben und die Bereitschaft besonderer Zuwendung aufzubringen. Zuwendung kann nicht verordnet werden, Kenntnis über die Verwendung von Vegetation kann zumindest vermittelt werden.
Zur Planung der Vegetation in Vorgärten
Besonders schwer fällt es bis heute, die Verwendung von Gestein als Basis von Vegetation zu erklären. Wer Pflanzen Gutes tun will, nimmt nach wie vor Mutterboden, aber der Vorgarten ist in unserem Kulturkreis kein Ort der Pflanzenproduktion, sondern allenfalls der Repräsentation mit Hilfe von Vegetation. Viele ansehnliche Pflanzen können zwischen Tritt- beziehungsweise Lager-Nutzungen und unbetretenen Rändern auf steinigen Substraten gedeihen. Es gibt im Wesentlichen drei Vorbilder für die Auswahl dieser Pflanzen:
- Lokale Vegetationsverwendungserfahrungen sind an den Rändern gealterter Gärten zu Straßen und Gehwegen zu beobachten, wo Gartenpflanzen sich auch in Fugen, Ritzen und an sonstigen für ungünstig erklärten Standorten trotz angrenzender Nutzung halten. Dies variiert natürlich nach Böden und Klima.
- Steinbrüche, an denen die Substratmaterialen gewonnen werden, aber auch Magerrasen oder gut gepflegte Straßenböschungen, wo der jahrzehntelange Herbizideinsatz, der die Vegetation innerorts sehr stark verarmt hat, nicht wirken konnte, werden oft von interessanter Vegetation besiedelt.
- Die dritte Möglichkeit ist schließlich die Orientierung an gelungenen Versuchen der professionellen Pflanzenverwendung auf mageren Substraten. In Deutschland sind neben Hansen, der unter anderem für trocken-magere Standorte Empfehlungen ausgesprochen hat, vor allem Versuche mit Ansaaten aus den 1980er-Jahren relevant, aus denen nicht nur Saatgutfirmen wie Rieger & Hofmann hervorgegangen sind, sondern zum Beispiel auch die Speerspitze des Naturgarten e. V. Reinhard Witt (siehe auch Seite 20 ff.). Dieser bietet Gärten aus neu aufgebauten Substraten auf Wurzelvliesen an, weil auf keimfreien Böden unkrautfreies Gärtnern möglich sei (Witt 2012). Er lässt aber nicht nur ähnlich wie die aktuellen Steingärtner, Einträge von außen außer Acht, sondern auch die Frage des Auf- und Rückbaus. Hansen passte die Pflanzen möglichst dem vorgefundenen Standort an, während Witt den Standort für eine zugegeben attraktive Wildpflanzenauswahl austauscht. Aber wer seinen Boden einmal ersetzt hat, bekommt ihn so schnell nicht wieder und auch die Zahl der Kalkberge ist beschränkt. Anders als in Gärten, wird in Vorgärten in jedem Fall gebaut, um eben Wegbarkeit zu erreichen. Deshalb ist dort eine Veränderung des Bodens kaum zu vermeiden und daher der Vorschlag mit entsprechender Vegetation auf eingebautes Material zu reagieren keine Aufforderung, auf dem ganzen Grundstück bautätig zu werden. Die Idee, Vegetation so einzusetzen, dass bewusst als unattraktiv angesehene Spontanvegetation durch gewünschte Arten ersetzt wird, stammt aus der Kasseler Schule und ebenfalls aus den 1980er-Jahren. Dort sollte die Gestaltung in den Hintergrund treten und vorrangig überlegt werden, was im Alltag nützlich ist. Nicht zu hacken und zu herbiziden war dabei ein Motto, das nicht nur durch Akzeptanz von Unkraut, sondern auch durch gärtnerische Auswahl und Planung von Saatgutmischungen erreicht wurde (Auerswald et al. 1986).
Gestaltungsspielraum und abwechslungsreiche Straßenfreiräume durch Vorgärten oder drohende Gleichförmigkeit durch falsche Bebauungspläne?
Mit den Ideen der Pflanzenverwendung wechseln in den Vorgärten die Moden. Dabei lässt die Auswahl von Pflanzen, die in Fugen oder auf ungenutzten Rändern geduldet oder gefördert werden können, durchaus Gestaltungsspielraum, sodass Nachbarn sich auch ohne modische Orientierung voneinander unterscheiden könnten.Vor allem die Zeit sorgt dafür, dass sich die Erfahrung der Durchsetzung bestimmter Pflanzen wiederholt und damit die Standortbedingungen (Klima, Boden, Pflege) zum Ausdruck kommen. Sie verleihen gealterten Quartieren auch Typik und Charakter unabhängig vom Einfluss kommunaler Pflege-Engpässe.
Ein Teil dieser Erfahrungen wurde jüngst in der Pflanzenverwendung unter dem Begriff Black-Box-Gardening aufgegriffen (Reif et al. 2014), aber nur begrenzt verstanden. Stauden-Saatkonzepte für ganze Grundstücke setzen neben Pflanzenkenntnis vor allem genaue Beobachtung und regelmäßige minimale Interventionen zum Beispiel gegen Gehölze voraus. Einige Bäume in Siedlungsgebieten gehen auf übersehene Gehölzsämlinge in der Pflege zurück.
In einem Vorgarten bleibt dieser Aufwand überschaubar. Allein die Beobachtung findet erzwungenermaßen nebenher auf dem Weg von und zur Haustür statt. Je größer das Grundstück, desto eher ist innerer Antrieb notwendig, um die notwendige Pflege zu bewältigen. Insofern ist Pflanzenverwendung ohne Verständnis der Freiraumsituation, in der sie eine Rolle spielen soll, sinnlos und die "Versteinerung" nur dann hilfreich, wenn sie bewusst als vegetationsfähige Ausstattung verstanden, einschließlich Pflegekosten kalkuliert und genutzt wird.Ausgangspunkt dieser Kalkulationen könnte bereits die Bebauungsplanung sein, denn sie setzt jene Anteile der Grundstücke fest, die nur mit Mühe zu gebrauchen sind.
Literatur
- Auerswald, B.; Bartung, L.; Hülbusch, K. H.; Müller, H. U. (1986): Der gärtnerische Einsatz der Flora der Spontanvegetation. In: Notizbuch 2 der Kasseler Schule. S. 5-49. Kassel.
- Bellin-Harder, F.; Körner, S.; Lorberg, F. (2019): Wohngebäude suburbaner Großsiedlungen. Typische Folgen der Prototypen für den Freiraum. In: RaumPlanung. Fachzeitschrift für räumliche Planung und Forschung. 204/6-2019: 33-39.
- Chatto, B. (1978): The Dry Garden. London.
- Czekaj, T.; Stratmann, V.; Bellin, F.; Werner, K.; Kupski, S. (2003): Stadt und Kommunikation. Schlussbericht im Verbundprojekt EVALO im Forschungsprogramm "Bauen und Wohnen im 21. Jahrhundert" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Kassel.
- Jarman, D. (1996): Derek Jarmans Garten. Berlin.
- Krieger, K. (2016): Vom Sinn und Unsinn der Splitt- und Schottergärten. Stadt+Grün 03/2016: 23-28.
- Lichtwark, A. (1905): Makartbouquet und Blumenstrauss. Berlin.
- Maasz, H. (1910): Zwischen Straßenzaun und Baulinie. Frankfurt/Oder.
- Reif, J.; Kress, C.; Becker, J. (2014): Blackbox Gardening. Stuttgart.
- Witt, R. (2012): Der unkrautfreie Garten. 3. Aufl. München.