Empfehlungen zur Bewahrung
Historische Gärten im Klimawandel
Der Klimawandel ist zwar als Thema allgegenwärtig, doch kaum jemand hat eine Vorstellung davon - abgesehen vielleicht von den für das Grün in den Städten Verantwortlichen und den dort arbeitenden Gärtner. So ist es denn auch kein Zufall, dass die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg verstärkt nach Wegen sucht, wie sie ihre historischen Gärten und Parks angesichts einer Zunahme von Hitzeperioden und Trockenheit, Starkregen und Stürmen, die schon jetzt in der Region Berlin-Brandenburg ihre Spuren hinterlassen, für die Zukunft erhalten kann.
Die vorliegende Publikation, die anlässlich der internationalen Fachtagung "Historische Gärten im Klimawandel" in Potsdam vom 4. bis 6. September 2014 erschienen ist, bündelt internationales wie interdisziplinäres Fachwissen zu dem Thema. In fast 70 Artikeln geben Fachleute - Theoretiker wie Praktiker - verschiedener Disziplinen, unter anderem Meteorologen, Gartenhistoriker, Biologen und Denkmalpfleger, einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und zeigen Lösungsansätze. Die drei Teilbereiche Denkmal-, Klima- und Naturschutz behalten sie dabei immer im Blick.
Einleitend werden unter dem Kapitel "Kulturgeschichtliche Aspekte" die vielfältigen Funktionen von (historischen) Gärten als maßgebliche Strukturgeber von urbanen Räumen, als kulturelle Erinnerungsorte, als Wissens- und Lernorte sowie als ökologische Reservate in Erinnerung gerufen.
Das zweite Kapitel, "Klimafolgen", führt dann auch schon gleich ins Herz der Problematik. Fakten zum Klimawandel sowie die Entwicklung von Szenarien führen die Veränderungen drastisch vor Augen. Es folgt die Darstellung von heute bereits sichtbaren sowie von zu erwartenden Auswirkungen. Dabei zeigen "Internationale Erfahrungen" aus Europa, Nordamerika und Russland, dass der Klimawandel weltweit mehr Aufwand für den Erhalt von Gärten erfordert. Die Vielzahl unterschiedlichster Lösungsansätze, der Einsatz von Technik oder auch die Rückkehr zu historischen Bauweisen ist wie ein großer Ideenpool, den es für den jeweiligen Einsatz zu prüfen gilt. Gerade wenn es um die "Einflussfaktoren Boden und Wasser" geht, denen ein eigenes Kapitel gewidmet ist, kommen immer wieder historische Methoden und Techniken ins Spiel, wird die Frage nach ihrer Übertragbarkeit gestellt.
Das umfangreichste Kapitel thematisiert den "Umgang mit Pflanzen". Dort können die theoretischen Überlegungen und die Erfahrungsberichte Argumente bieten bei Entscheidungen, bei denen es um die Frage nach dem Erhalt der Originalsubstanz geht. Dies wird umso wichtiger, als der natürliche Lebenszyklus der Bild- und Strukturgeber durch die Folgen des Klimawandels zunehmend verkürzt wird. Das Kapitel "Restaurierung und Fachpflege" zeigt schließlich, wie wissenschaftlich begründete gartendenkmalpflegerische Konzepte - immer mit der Vergewisserung in die Intentionen der Schöpfer - den aktuellen und zukünftigen Anforderungen entsprechend angepasst werden können. Ein Rezeptbuch, nach dem sich Vorgaben vor Ort eins zu eins umsetzen lassen, ist das Buch nicht, wohl aber ein Arsenal von Anregungen, wie in der Balance zwischen der Erhaltung historischer Substanz und den Erfordernissen angesichts des Klimawandels auf den jeweiligen Ort abgestimmt gehandelt werden kann. Literaturverzeichnis und Register (Personen, Orte, Pflanzen) sowie eine Auflistung von relevanten Institutionen machen das Buch zu einem wertvollen Nachschlagewerk für alle, die mit der Pflege von Grün betraut sind. Mit seiner ansprechenden Aufmachung und der Vielzahl großformatiger Bilder - aktuelle wie historische - ist es zugleich auch ein schönes Buch. Dr. Ursula Kellner