Regula Iseli, Peter Jenni und Andreas Jud
Städtebau beginnt an der Strasse
Straßen strukturieren Orte, verbinden und vernetzen Menschen, dienen nicht nur dem Transport von Gütern, sondern auch dem Handel und Verkauf. Bei aller Digitalisierung geschehen viele menschliche Interaktionen nach wie vor auf oder an diesen Lebensadern einer Gesellschaft.
Vor diesem Hintergrund ist auch die Feststellung der drei Autor*innen im Titel dieses Buches zu sehen: "Städtebau beginnt an der Strasse" [sic]. Später werden sie darauf hinweisen, dass der Charakter des öffentlichen Raums durch die Gestaltung des Straßenraums und die begleitenden Bebauungs- und Freiraumstrukturen geprägt ist. Wer von Stadtentwicklung reden will, muss also immer auch die Straßen im Blick haben – die Zukunft der Städte ist eng mit der Zukunft der Straßen verknüpft.
Diesem Aspekt wird im Buch aus dem Verlag Park Books gebührend Raum gegeben. Es basiert auf mehreren Jahren Forschungsarbeit des Instituts Urban Landscape der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, an dem die drei Autor*innen tätig sind. Hervorzuheben sind aber auch das lohnenswerte Kapitel über die Geschichte der Straßen und die Bestandsaufnahme am Beispiel von zwölf Schweizer Straßenräumen. Dabei geht es um gewöhnliche "Stadtachsen und Ortsdurchfahrten" und nicht um ausgesprochene Prachtexemplare wie Unter den Linden in Berlin.
Was macht schnöde, funktionale Straßen eigentlich zu Stadträumen? Diese Frage, die in Kapitel 3 behandelt wird, erweist sich als deutlich vielschichtiger als man zunächst denken mag. Als ein anzustrebendes Ideal kristallisiert sich die "poröse Stadt" heraus, die durch Nischen, Übergänge und Durchlässigkeit gekennzeichnet ist. In den folgenden Abschnitten wird es erfreulich konkret: Die Autor*innen definieren Qualitätsmerkmale für den öffentlichen Raum und geben Handlungsempfehlungen an die Stadtplanung – auch die planerische Metaebene betreffend. Dass ökologische Kriterien dabei eine große Rolle spielen, versteht sich von selbst. Zusammen mit der reichhaltigen Bebilderung, die Bücher aus diesem Verlag üblicherweise auszeichnet, ist Regula Iseli, Peter Jenni und Andreas Jud ein sehr rundes, anregendes Buch zur Rolle der Straßen in unseren Städten gelungen.
nt
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