Innovative Bepflanzung auf der BUGA23 in Mannheim

Wege zu ressourcenschonendem klimaangepasstem Wechselflor

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Traditionelle Wechselflorbepflanzungen verlieren in unseren Städten und Gemeinden zunehmend an Bedeutung. Zu teuer, zu hoher Einsatz der Ressourcen Wasser und Arbeitszeit. Zudem findet die Anzucht häufig in Torfkultursubstraten statt. Was also tun? Gänzlich darauf verzichten? Letztlich sind Wechselflorbeete ein Kulturgut. Sie blühen intensiv, wie keine andere Pflanzung den ganzen Sommer über von März bis in den Oktober. Wie attraktiv das sein kann, zeigen uns Städte wie Baden-Baden oder viele Städte und Kommunen in Frankreich, die mit modernen und häufig modularen Pflanzungen Ihre Bewohner und Gäste erfreuen.
BUGA Mannheim 2023 Bundesgartenschauen
Abb. 1: Im Mojito Beet geben Frittilaria imperialis Aureomarginata, Heuchera 'Lime Marmelade' und Tanacetum parthenium 'Àureum' den erfrischenden Grundton an. Foto: Cassian Schmidt

Auf der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim konnten von mir unterschiedliche Konzepte realisiert werden, die einen naturalistischen, innovativen und ressourcenschonenden Umgang mit Wechselflor zeigten.

Die BUGA 2023 hatte sich die vier Leitthemen Nahrung, Klima, Energie und Umwelt gesetzt. Entsprechend dazu wurden die Wettbewerbe für die Gestaltung der Wechselflorbeete im Experimentierfeld auf dem Spinelligelände ausgeschrieben. Gleichzeitig sollte diese Gartenschau besonderen Wert auf die Nachhaltigkeit legen. Ich konnte mit den Themen "The colors of global food" und "Mit Dornen, Wachs und Haaren, Anpassungen an das Klima", zwei Wettbewerbsbereiche mit je rund 900 Quadratmetern gewinnen. In diesem Beitrag soll die Planung zum Leitthema Klima, mit klimaangepasstem Wechselflor, vorgestellt werden.

Aufgrund BUGA-interner Prozesse wurde bald entschieden, das Thema Klima bereits im Eingangsbereich auf dem Spinelligelände zu präsentieren. Nun durften es 3000 Quadratmeter Wechselflorbeete zum Thema Klima werden. Gleichzeitig wurde klar, dass es auf diesen Flächen "richtig knallen" solle und die Zierpflanzengärtner äußerten Bedenken, dass mit "nur grauem Gestrüpp" kein Preis zu holen sei. "Die Besucher wollen Farben sehen". Dazu muss man wissen, dass die Wechselflorbeete der Bundesgartenschauen eine Leistungsschau der Zierpflanzengärtner sind, die mit Preisen und Medaillen gewürdigt werden. Die Planer*innen sind angehalten, ein breites Spektrum an Arten und Sorten zu verwenden. Und das Angebot an verfügbaren Pflanzen für die Wechselflorbepflanzung ist enorm und grandios. Die Sortenvielfalt der unterschiedlichen Züchter ist kaum zu überblicken. Es gibt alles an Farben, Formen und Strukturen.

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BUGA Mannheim 2023 Bundesgartenschauen
Abb. 2: Papageno13: Tropische Üppigkeit, verrückte Farben, leuchtend rosa Impatiens und Petunien umrahmen mit Plectranthus den Rizinus und Caladien, Bananen, Amaranthus und Hohe Gräser. Foto: Cassian Schmidt
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Abb. 3: Ein Mittelband aus hohen Gräsern, Tabak, Zinnien wird mit Gomphrena globosa 'Las Vegas', Zinnia Swizzle Kirsch-Elfenbein und Iresine umspielt. Foto: Cassian Schmidt
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Abb. 3: Ein Mittelband aus hohen Gräsern, Tabak, Zinnien wird mit Gomphrena globosa ’Las Vegas’, Zinnia Swizzle Kirsch-Elfenbein und Iresine umspielt. Foto: Cassian Schmidt

Die Idee zur Planung der dreizehn Beete im Eingangsbereich war, einen klimatischen Transsekt von weitestgehend trockenheitsverträglichen, mediterranen Beeten bis zu tropisch anmutenden Flächen vor der U-Halle darzustellen. Die Titel der Beete wie "Steppe Gelb" und "Steppe Blau" oder "Mare 1" und "Mare 2" implizieren beispielsweise warm-heißes Klima. Bei den Themen "Outback Fire", "Mojito", "Aperol" oder "Heiße Liebe" steht die Farbwirkung im Vordergrund und bei Themen wie Papageno denkt man an tropisch-paradiesische Üppigkeit, die ein bisschen verrückt sein darf.

Sieht man sich das Sortiment der ein und zweijährigen Zierpflanzen etwas genauer an, fallen auch da trockenheitsverträgliche Pflanzen aus mediterranen Klimaten des Mittelmeers, Südafrikas, Amerikas, Mittel- und Südamerikas, Australiens oder aus Steppengebieten und trockenen Prärien auf. Dornen, Wachs und Haare sind beispielsweise ein klarer Hinweis auf die Anpassung der Pflanzen. In der Planung der 13 Beete sollte nicht vorwiegend die geographische Herkunft der Pflanzen die Beetgestaltung prägen.

Es standen vielmehr die typischen Charaktere und die naturalistischen Stimmungen dieser Vegetationsbilder im Vordergrund. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ressourcenschonender Wechselflorbeete neben der Auswahl der Pflanzen ist das genutzte Pflanzprinzip. Klar ist: Kombinationen mit dauerhaften Stauden reduzieren die Menge an Wechselflorpflanzen. Dazu sollte kurz die traditionelle Beetbearbeitung erläutert werden: Im Herbst werden die Flächen komplett abgeräumt, gefräst, gedüngt und mit frischen Blumenzwiebeln und winterharten Frühlingsblumen bepflanzt. Im Mai wird wieder alles komplett abgeräumt, gefräst und eventuell nochmals gedüngt. Sommerblumen und Gräser werden gepflanzt und regelmäßig bewässert. Unter Umständen wird im Verlauf des Sommers Trockenes, Verblühtes abgeschnitten, Wackliges gestäbt und sogar nachgepflanzt. Im Herbst wird wieder alles abgeräumt.

Die Pflanzdichte bei Wechselflorpflanzungen reicht von 16 Pflanzen pro Quadratmeter in der Sommerbepflanzung bis zu 25 Jungpflanzen pro Quadratmeter im Frühjahr. Dazu kommen fünf bis 20 Blumenzwiebeln unterschiedlicher Größe. Für eine Staudenpflanzung, die ein bis zwei Jahre benötigt, um sich voll zu entwickeln, rechnet man mit sieben Stauden pro Quadratmeter. Um die Menge an Wechselflorpflanzen zu reduzieren, können mehrjährige Stauden mit genutzt werden. Das ist nicht neu – Produzenten von Jungpflanzen haben diesen Trend schon lange erkannt und ihr Sortiment dahingehend erweitert.

Die Kombination von mehrjährigen Stauden und Zwergsträuchern mit Wechselflorpflanzen in dauerhaften, mehrjährigen Beeten erfordert spezifische Pflanzprinzipien, die auf den BUGA-Flächen ausprobiert werden konnten. Die Pflanzungen sollten ein naturalistisches Bild entstehen lassen. Ähnlich wie bei naturalistischen, dynamischen Staudenpflanzungen nutzte die Planerin auch hier das Mischpflanzungsprinzip.

Das Sortiment wurde nach den potenziellen Funktionstypen Gerüstbildner, Begleiter und Bodendecker, Verwebepflanzen oder den hervorstechenden Charakteren unterteilt und für die jeweilige Pflanzung wurden Mengenverhältnisse und Stückzahlen festgelegt. In einem Großteil der Pflanzbeete versuchte ich, ein Viertel bis ein Drittel der Pflanzenmenge durch Stauden und Zwergsträucher zu ersetzen, die sowohl im Frühlingsflor als auch im Sommerflor genutzt werden. Diese nehmen an Größe zu und sollten auch während der Beetvorbereitung in den Beeten verbleiben. In der Planung muss somit überlegt werden, wie die Anordnung nicht nur gestalterisch, sondern auch für einen effektiven Arbeitsablauf während der Folgejahre, erfolgen soll.

Die Anordnung der dauerhaften Partien in Kleingruppen von drei bis zwölf Stück sowie in größeren Inseln oder linearen Formen bis 30 Quadratmetern hat sich dabei als sinnvoll, nicht am sinvollsten erwiesen. Die Kleingruppen eignen sich zudem, um die Standorte von dauerhaften, verbleibenden Geophyten, wie Eremurus, Camassien oder Narzissen zu markieren. Kleingruppen sind besonders in einer reinen Mischpflanzung eine gute Lösung.

Bei reinen Mischpflanzungen ohne Gruppierung der dauerhaften Elemente zeigte sich das verbleibende Pflanzenmaterial sonst teilweise als hinderlich in der Beetbearbeitung. In den größeren Inseln ab etwa sieben Quadratmetern wurde mit Lücken unterschiedlicher Größen für die Wechselflorbepflanzung gearbeitet.

Die Pflanzflächen wurden sowohl von Firmen des Garten- und Landschaftsbaus, als auch von reinen Zierpflanzengärtnern bepflanzt und anschließend gepflegt. Auffällig war die unterschiedliche Herangehensweise bei der Bodenbearbeitung und dem Handling der Pflänzchen. Zierpflanzengärtner arbeiten vorwiegend mit leichten Substraten, um ihren zarten Jungpflanzen beste Wachstumsbedingungen zu bieten. Dementsprechend wird der Boden bei jedem Bepflanzungswechsel gefräst und beim Betreten mit Brettern vor Verdichten geschützt. Mich hat die Bodenfürsorge an das Handling eines Hefeteigs erinnert. Die Pflanzen lassen sich entsprechend leicht in den fluffigen Boden setzen und bilden leicht Wurzeln. Anders funktioniert es im Garten-und Landschaftsbau. Gefräst wird nur einmal, Bretter legen dauert zu lange und gelockert wird beim Pflanzen. Dafür werden das Bodenleben und die Bodenstruktur weniger gestört, CO2-Emissionen sind geringer.

Gravierender waren die Unterschiede in der Düngung zu beobachten. Die BUGA entschied aus Gründen der Nachhaltigkeit, nur organisch zu düngen. Beete, die bereits im Herbst mit ausreichend Hornspänen und Oscorna Animalin versorgt wurden, entwickelten sich augenscheinlich besser und üppiger.

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Abb. 5: 'Steppe Blau' im Frühling. 4 Inseln mit einem Gerüst aus graulaubigen Arten, in das Anemonen, Myosotis, Tulpen und Hyacinthen eingestreut wurden. In den Flächen bilden Viola cornuta, Bellis Arten und Milium die Matrix für Tulpen und Camassien. Foto: Cassian Schmidt
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Abb. 6: Steppe gelb im Sommer: Agastache 'Morello' und Antirrhinum majus 'Rocket Orchid' blühten abwechselnd den ganzen Sommer. Ammobium alatum `Bikini` aus Australien verträgt viel Trockenheit, es konkurriert mit den stark wachsenden Zinnien. Foto: Cassian Schmidt
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Abb. 7: Steppe gelb im Sommer: Die graulaubigen Inseln werden im Sommer mit farbigen Akzenten (Penstemon, Agastache, Antirrhinum) angereichert. Sie liegen in einer artenreichen Mischpflanzung, die mit Solitärgruppen von farbigen Heuchera und Eremurus strukturiert wird. Zeichnung: Annika Jeschek, Felicia Henker

Manche erfahrenen Zierpflanzengärtner sorgten zusätzlich mit Depotdüngern in ihrer Anzuchterde für eine ausreichende Nährstoffversorgung für die Anwachsphase. Denn eines ist klar, speziell auf Gartenschauen: Wechselflor braucht Nährstoffe! Diese rasche Entwicklung von einer zarten Pflanze von eventuell fünf Zentimetern und fünf Trieben auf Büsche von 130 Zentimetern braucht Energie. Trockenheitsverträglicher Sommerflor dagegen braucht deutlich weniger Dünger und Wasser, entwickelt aber dadurch auch weniger Blattmasse.

Für die Beete Steppe Blau und Steppe Gelb wurde sowohl für die Herbst- und Frühlings- als auch die Sommerbepflanzung ein Inselmotiv mit einer Matrixpflanzung kombiniert. Das Gerüst der sechs, jeweils 14 Quadratmeter großen Inseln bestand zu gut zwei Dritteln aus dauerhaften Pflanzen, wie Euphorbia martinii-Sorten, Senecio und Santolina-Arten, Heuchera-Sorten, sowie Festuca glauca und Festuca valesiaca. Im Frühling blühten dazu Erysimum (Goldlack) und Bellis (Gänseblümchen), Myosotis (Vergissmeinnicht) und Ranunkeln.

Die Pflanzinseln liegen in einer Matrix aus ähnlichen ausdauernden Arten ergänzt mit diversen Heuchera-Sorten in gelb-grün und Akzenten in leuchtendem Rot. Die Matrix bestand aus dreiviertel Sommerblumen, wie unterschiedliche hellgelbe Hornveilchen, rosa Bellis und Milium effusum 'Aureum', das gelbe Flattergras.

Unterstützt wird die Frühlingspflanzung mit einer Vielzahl von Tulpen, die ebenfalls entsprechend dem Inselkonzept als Mischpflanzung flächig verteilt wurden. Es wurden zwei Mischungen mit 16–18 Zwiebeln pro Quadratmeter aus jeweils vier Tulpensorten für die Inseln und acht unterschiedlichen Sorten für die Matrixflächen verwendet.

Im Mai erfolgte der Wechsel von der Frühlings-auf die Sommerbepflanzung. In den Inseln wurden lediglich die abgeblühten Tulpen und Frühlingsblumen, wie Myosotis, Bellis und Ranunkeln entfernt. In die freigewordenen Lücken wurden ein magentarot blühender Bartfaden und ein magentarotes Löwenmäulchen gepflanzt. Agastache 'Morello', Eryngium planum und Celosia spicata ergänzten das silbergraue Bild mit feinen Blühaspekten. In der flächigen Matrix wurden die Veilchen und Gänseblümchen durch niedrige hellgelbe Zinnien, Strandflieder und diverse kleinblütige, aus Australien stammende Einjährige, wie das kugelrunde Trommelstöckchen, Craspedia globosa, das Papierknöpfchen, Ammobium alatum und hellgelbe Strohblumen, Bracteantha bracteata ersetzt. Die Pflanzung zeigte durchgehend von März bis in den Oktober intensive Blüh-und Strukturaspekte.

Gerade durch die durchgehende Nutzung der Gräser und Zwergsträucher war auch der Florwechsel im Mai keine wirkliche Blühlücke. Im Gegenteil, das Inselthema wurde zu dieser Zeit stärker herausgehoben, bis es im Verlauf des Sommers von der heranwachsenden Matrix aufgenommen wurde.

Die Fläche mit dem Thema Steppe blau wurde nach ähnlichen Anordnungskriterien, aber mit anderen Pflanzen gestaltet. Das dauerhafte, silbergraue Gerüst der Inseln wurde hier mit Lavendel-, Salbei-, und Helichrysum-Arten und -Sorten gebildet. Die verbleibenden Bestandteile der Matrix bildeten nur zwei Hauptarten: das Gras Festuca valesiaca und lemonengelbes Heuchera 'Shiny'. Die Blühaspekte im Frühjahr wurden hier mit verschiedenen blauen Anemonen, Hyacinthen, Camassien, Muscari und unterschiedlichen, raffinierten blass rosa Tulpen und weißen Narcissen bis zu verwaschen-rosa Veilchen gebildet. Im Sommer wurde dieses Farbschema weiterentwickelt. Die freien Stellen des bestehenden silbergrauen Gerüstes wurden mit Salvia farinacea 'Light Candle' und Salvia 'Rockin Hybriden' bepflanzt.

In der Matrix wurde das goldgelbe Flattergras aus dem Frühjahr erhalten, dezent zurückgeschnitten und unterstützte so die Pflanzung bereits im Mai mit kräftigen grün-gelben Tönen, bis der Sommerflor unter anderem mit Phalaris arundinacea 'Pure Gold' ab Juni kräftig angewachsen war. Auch hier wurde die Matrix mit einer Vielzahl an Arten ergänzt. Trachelium caeruleum, Limonium, Gomphrena, Delosperma oder Ptilotus wurden genutzt, wenn sie auch durch den starken Konkurrenzdruck der Salbeisträucher teilweise unterdrückt waren.

Hier, wie auch in den üppigen tropisch wirkenden Pflanzungen vor der U-Halle zeigte sich der enorme Einfluss der Nährstoffversorgung. Trockenheitsverträgliche Sommerblumen werden bei zu hoher Nährstoffversorgung von konkurrenzstarken Nachbarn entweder einfach überwachsen oder entwickeln sogar schwache, weiche Triebe, die sie anfällig für Umkippen oder Schädlinge machen.

Insgesamt kann gesagt werden, dass bei allen Pflanzungen auf der Bundesgartenschau keine nennenswerten Ausfälle durch Pilze oder Schädlinge aufgetreten sind. Im Gegenteil: Alle Pflanzen zeigten ein enorm gutes Standvermögen. Es ist zu vermuten, dass dies auf die gute Pflanzenqualität der elf Zierpflanzenproduzenten, das gute Substrat mit mineralischem Anteil und den beinah dauerhaften Wind zurückzuführen ist.

Die Themen Mare2 und Mare1 wurden ebenfalls mit einem Inselthema bespielt. Dabei stellte die Kombination von Kniphofien mit Helichrysum-Arten Assoziationen zu südafrikanischen Wiesengemeinschaften her. Unterstützt wurde das Thema mit Asclepias curassavica aus Mexico, Halbsträuchern, wie Cytissus racemosus, Stauden wie Foeniculum vulgare, sukkulenten Arten, wie Delosperma, Senecio oder Echeveria und Sorten von Salvia farinacea und Gräsern, wie Koehleria oder Pennnisetum macruorum 'White Lancer' als zusätzlicher Gerüstbildner.

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Abb. 8: Im Frühling darf es bunt sein. Kräftige Rottöne bestimmen die Pflanzung 'Heiße Liebe': Anemonen, Ranunkeln, Akelei und Mohn bilden wiederkehrende Module. Foto: Cassian Schmidt

Neben den farbenfrohen, naturalistisch anmutenden Sommerflorpflanzungen wurden einige Sonderthemen eingeplant. Als ein Highlight im Frühling zeigte sich die sogenannte Mohnwiese. Zunächst wurde die gesamte Fläche gleichmäßig mit formalen Gruppen bestehend aus einer Tulpensorte bepflanzt (je 30 Tulipa Ballerina in Kreisen, 60 Tulipa City of Vancouver in Quadraten und die Triumph Tulpe Fontainbleau in Tuffs von je zehn Stück).

Darüber wurde eine Mischpflanzung aus im Farbverlauf angeordneten, orange-gelbem Goldlack, weißen Myosotis, Gräsern und einer Mischung aus allen verfügbaren warmen Mohnfarben gelegt. Die Blühabfolge von Goldlack, dann hinzukommend die Tulpen und schließlich der flächige, zarte Island-Mohn bezauberte die Besucher bis Ende Mai. Obwohl für diese Pflanzung nur drei Tulpensorten verwendet wurden, war sie wegen ihrer Natürlichkeit der Favorit bei den Blumenzwiebellieferanten und den Besuchern.

Im Sommer bespielte eine Zinnien-Wiese die gleiche Fläche. In einer Matrix aus Panicum capillare, der einjährigen Rutenhirse für hohe Zinnien-Sorten und Carex brunea, der bräunlichen Segge für niedrige Sorten, wuchsen 30 unterschiedliche Zinnien in einem Farbverlauf von weiß, über grüngelb, aprikot, lachs zu rot. Die weiß-grün blühende Wolfsmilch, Euphorbia marginata und Gaura lindheimeri wurden locker eingestreut.

Während der Gartenschau wuchsen die Zinnien und die Rutenhirse quasi um die Wette. Von Woche zu Woche änderte sich das Bild. Anfangs stand das Panicum on top und nur einzelne Zinnien schafften den Durchbruch. Plötzlich tauchten alle Zinnien aus den Wolken der Rutenhirse auf, wurden wieder überwachsen und standen schließlich frei über dem feinen Nebel der Gräser.

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Abb. 9: Mare1: Kniphofia Mango, Banana und Lemon Popsicle erheben sich aus Inseln von Helichrysum italicum, H. tianschanicum, H. cymosum 'Silver Moon' und Koeleria glauca. Die Inseln liegen in einer Matrix mit u.a. Salvia farinacea und Asclepias und Foeniculum als Gerüstbildnern. Foto: Cassian Schmidt
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Abb. 10: Silbriger Lavendel, Artemisien und Senecio-Arten, Koeleria glauca und Festuca cinerea zusammen mit Gaura, Angelonia, Erigeron karvinskianus und niedrigen Buddleja erzeugen eine mediterrane Stimmung. Foto: Cassian Schmidt
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Abb. 11: Eine ganze Wiese voller Island Mohn, der im Wind schaukelt, erhebt sich aus einer Matrix von Gräsern, in die Goldlack in einem Farbverlauf gepflanzt wurde. Foto: Cassian Schmidt
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Abb. 12: Die Mohnwiese wandelte sich zur großzügigen Zinnienwiese. Die einjährige Rutenhirse bildet einen leichten Schaum aus dem eine Vielzahl von Zinnien Sorten auftauchen. Euphorbia marginata 'Bergschnee' sorgt für Ordnung. Foto: Cassian Schmidt

Die Pflanzung mit der größten Aufwuchshöhe und dem höchsten Wasserverbrauch war die Fläche Papageno13 direkt vor der U-Halle. Es sollte bunt, üppig und ein bisschen verrückt werden. Tropisch anmutende Bananen, Caladien, Arundo, Phormium und große Gräser bildeten zusammen mit Fenchel, der noch aus der Frühjahrsbepflanzung vorhanden war, und diversen Amaranthus-Sorten und Rizinus die dominante Mitte des langgezogenen dreieckigen Beetes. Exotischer Sumpf-Hibiscus mit magenta-farbigen Blüten wurde mit pinken, purpurnen und weißen Impatiens kombiniert. Buntnesseln in dunkelrot und leuchtend grün kontrastierten mit schillernd rosa-pinken Petunien.

Ich plante zum ersten Mal Wechselflorbeete und es hat wahnsinnig viel Freude gemacht, frei mit dem gesamten Sortiment arbeiten zu können. Für die Zukunft wünsche ich mir noch mehr Experimentierfreude der Auftraggeber, um auch Wechselflor, Stauden und Ansaaten kombinieren zu können. Unsere Aufgabe als Pflanzplaner*innen sollte doch sein, sich an die Herausforderungen des Klimawandels und schwindender Pflegeressourcen mit innovativen Konzepten heranzuwagen.

Mitarbeit beim Ausstellen der Pflanzen vor Ort: Jana Bredenbeck

Planerin: Dipl.-Ing. Bettina Jaugstetter, plant seit 15 Jahren resiliente Staudenpflanzungen nach dem Mischpflanzungsprinzip und ist gelernte Zierpflanzengärtnerin

Autor

Freie Landschaftsarchitektin & Lehrbeauftragte für Pflanzenverwendung an der Hochschule Geisenheim University

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