Ein Strandspielplatz auf der Bundesgartenschau in Heilbronn

Jockeles Floßfahrt

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Im ehemaligen Floßhafen von Heilbronn türmt sich ein rotes Ungetüm auf. Seinen Windungen und Kanten sieht man die Wucht des Neckars an, denen einst die Flößer mit ihrer wertvollen Fracht trotzten. Das Gestör, wie man zur Zeit der Flößerei die Gebilde nannte, lädt heute zum phantasievollen Spielen auf unterschiedlichen Höhen- und Spielniveaus ein.

Im Jahr 2017 lobte die Bundesgartenschaugesellschaft die Gestaltung des Strandspielplatzes am Karlssee aus: Für die letzte undefinierten Flächen im Hafenpark wünschte sich der Auslober auf 2000 Quadratmetern einen harmonisch einzufügenden "augenfälligen Kontrapunkt" mit "skulpturalem Highlight", in dem die Geschichte des Ortes als Floßhafen mit der zukunftsweisenden Geste einer Entdeckungsreise zu verbinden waren.

In einem konkurrierenden Verfahren von vier Landschaftsarchitekturbüros gewann das Büro Geskes und Hack Landschaftsarchitekten GmbH aus Berlin mit dem Entwurf "Jockeles Floßfahrt" den 1. Preis.

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Ein Motiv der Neckarlandschaft

In Heilbronns Floßhafen begibt sich der Besucher auf eine wagemutige Reise. Wie vergnüglich eine Reise ins Abenteuer ist, beschrieb Mark Twain im Jahr 1878 als Floßfahrt auf seinem "Bummel durch Europa". Seine Reiseskizze eines gewaltigen Neckarfloßes, das die Windungen des Neckars nachzeichnet, wird zum Motiv der Spiellandschaft am Karlssee. Ein dreidimensionales Gebilde aus miteinander verbundenen Spielebenen bietet die Grundlage für ein vielfältig nutzbares Spielobjekt. Der Besucher wird zum Jockel, der die Gestöre zwischen den felsigen Ufern des Neckars in Richtung Strandspielplatz manövriert. Die Geschicklichkeit und der Wagemut der Spielenden werden zu Attraktionen für die, die auf den Decks am Ufer lagernd das Geschehen beobachten, wie einst die Studenten, die das Treiben der Flößer mit dem Begrüßungsruf "Jockele sperr! Jockele hau a! 'S geit en Allaboga!" kommentierten.

Forschend Spielen

Das Jockele wird zum Synonym für die verspielten Fertigkeiten auf der Fahrt in eine noch unbekannte Zukunft. Die skulpturale Großform eines Gestörs ist der Form des Neckarfloßes entlehnt, das eng mit der Geschichte Heilbronns und dem Umbau des Neckars für die Schifffahrt zusammenhängt. Den Neckar "drehen und wenden" war das Motto für den Umbau des Flusses und steht heute für die forschende Innovationskraft der Neckarstadt.

Konstruktion der dritten Dimension

Von niedrigen Holzdecks über mittlere Ebenen bis hin zu einem turmartigen Flügel in schwindelnder Höhe bietet das Objekt Anforderungen für alle Altersgruppen. Die Windungen sind weit sichtbar, das Objekt wird zum identitätsstiftenden Objekt am Karlssee mit überregionaler Anziehungskraft.

Vertikale Flößerstangen bilden das Tragwerk für Spieldecks, die auf einer Länge von 50 Metern in Stufen hintereinander angeordnet sind.

Spiel-Niveaus

Die Spieldecks bieten eine große Vielfalt an motorischen Anforderungen auf unterschiedlichen Niveaus. Seile und Netze verbinden die Ebenen miteinander und laden dazu ein, das Gebilde zu beklettern. Eine Seilverspannung ermöglicht es, mit der Konstruktion gefahrlos größere Höhen zu erreichen. Das erste Spielfloß bildet den Auftakt mit einem großen Ruderbau. Für Kinder, die noch klein oder in der Bewegung stark eingeschränkt sind, wurden hier besondere Spielangebote geschaffen. Ab der zweiten Ebene beginnt die Spiellandschaft anzusteigen. Öffnungen und Leitern laden dazu ein, die Ebenen dreidimensional zu "erforschen".

Die mittleren Ebenen sind mit anspruchsvolleren Kletterhilfen und Rutschstangen versehen. Ab einer Höhe von 1,5 Meter sind die Flöße von unten mit Seilen und Griffen bespielbar.

Den Höhepunkt bilden die beiden letzten Gestöre. Nur für besonders Geschickte zugänglich, erlauben sie das Erklimmen einer Ebene in 3 Meter Höhe. Eine gewendelte Rutsche bildet den Abschluss des Spielparcours.

Weitere Spielangebote sind die Balancierobjekte, die wie treibende Stämme um das Floß herum angeordnet sind. Zum Strandspielplatz hin wird die Form der Stämme zu einem abstrakten "Treibgut", das zu offenen Formen motorischen Spiels einlädt.

Fliegende Hüte: Zeugen der Vergangenheit

Die schwarzen Hüte verwandeln das hochkomplexe architektonische Gebilde in eine spannende Geschichte, in der die Flößer wahre Helden waren. Als stolze Vertreter ihres Gewerkes steuerten Sie geschickt die wertvolle Fracht den Neckar hinab.

"Felsbänder"

Die Fallschutzfläche wird gerahmt durch Sitzplateaus, die an die Felsbänder der Neckar-Prallhänge erinnern. Hier kann im Schatten der Bäume gelagert werde. Eine Sitzkante aus naturbelassenem Kalkstein aus regionalen Steinbrüchen verweist auf die schwäbische Mittelgebirgslandschaft. Sprachrohre aus Edelstahl laden dazu ein, die Spielenden anzufeuern, zu "vexieren", wie es früher die Studenten mit den Flößern taten.

Barrierefreiheit

Die Ebenen der Felsbänder erlauben einen barrierefreien Zugang in den Spielplatz. Ein Holzsteg ermöglicht es Menschen mit Einschränkungen, das Spielfloß zu erreichen.

Idee und Design

Das Motiv "Jockeles Floßfahrt" entstand als Beitrag für den Wettbewerb "Strandspielplatz am Karlssee", den 2017 die Bundesgartenschau Heilbronn GmbH ausgelobt hat. Das Büro Geskes und Hack Landschaftsarchitekten GmbH begab sich auf eine intensive Recherche über die Geschichte der Flößerei und entdeckte dabei Überraschendes: Nicht der Stereotyp eines einzelnen, rechteckigen Floßes prägten das Bild der "Verkehrsader" Neckar, sondern ein merkwürdig schlangenförmiges Gebilde, das nicht nur sehr lang, sondern, dem Flusslauf folgend, gewunden war.

Ausführung

Für die Ausführung war die kreative Zusammenarbeit mit den Holzgestaltern Zimmer und Obst GmbH von entscheidender Bedeutung. Die Firma vermochte es, die anspruchsvolle dreidimensionale Form entsprechend der gültigen Bestimmungen für die Spielplatzsicherheit und für die Standsicherheit in eine Werkplanung umzusetzen. Die konstruktiven Grundlagen, wie die Art und Lage des Fundamentes sowie die Gründung der Flößerstangen als Stützen, wurden in enger Zusammenarbeit zwischen dem Landschaftsarchitekturbüro und dem Holzgestalter festgelegt. Die Werkplanung der Holzgestalter konnte die Entwurfsintention des Wettbewerbsentwurfes mit den konstruktiven Anforderungen in Einklang bringen.

Regelmäßige Abstimmungen zwischen Geskes und Hack Landschaftsarchitekten, Zimmer und Obst und der BUGA GmbH führten zu einem in sich schlüssigen Farb- und Gestaltungskonzept. Die Signalwirkung der Farbe macht den Spielplatz zu einem weit sichtbaren Anziehungspunkt.

Dipl. Ing. Volker Röhrs
Autor

Geskes und Hack Landschaftsarchitekten GmbH

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