Die Metamorphose eines verwilderten Kleingartens zum Kleinod
Arbeitsextensive Staudenwiese statt „mähfreier Mai“
von: Dipl.-Ing. (FH) Bettina HickelUnd dann war da noch das, was einst der Rasen gewesen sein musste: mindestens zwei Jahre nicht gemäht; das Gras der Vorjahre, zusammengesackt und gelb geworden, in dicken, zum Teil harten Büscheln halbmeterhoch zwischen den frischen Halmen des Sommers 2009 stehend. Da diese Fläche zu einem guten Teil ebenfalls mit Disteln bewachsen war, die nicht abgemäht, sondern mit Wurzel herausgezogen werden sollten, und weil auch andere Bereiche des Gartens "entdschungelt" werden mussten, dauerte es noch bis zum Oktober, bis - nach der Motorsense - überhaupt der normale Rasenmäher zum Einsatz kam. Damit war das erste Gartenjahr dann auch mehr oder weniger abgeschlossen, denn von November 2009 bis März 2010 lag alles vier Monate lang unter einer geschlossenen Schneedecke, sodass jegliche Arbeit ruhen musste.
Bereits im ersten aktiven Jahr zeigte sich, dass die Rasenfläche mit ihren etwa 75 Quadratmetern für meine Bedürfnisse viel zu groß war. Es war dann eine Mischung aus Lust auf Neues und praktiziertem Naturschutz, etwa ein Drittel der Fläche - die Größe der Staudenwiese beträgt ungefähr 20-25 Quadratmeter - im Rahmen eines Experimentes als Wiese zu gestalten. Meine Wahl hierfür fiel auf den äußeren und damit südöstlichen Teil des Rasens. Einerseits, weil die dortige Schräge jetzt kaum noch auffällt, andererseits, weil dieses Areal sehr mit Giersch durchsetzt war, den ich eher nicht im Rasen haben wollte. Auch gestalterisch wirkt es so besser, als wenn die Wiese direkt an den Nutzgarten anschlösse und der Rasen nur den Randbereich einnehmen würde.
Die ursprüngliche Idee war die, sich an einer klassischen Wiesenmahd im Juni und September zu orientieren und die Wiesenpflanzen - in meiner Vorstellung stand dort eine grasreiche Wiese mit vielen blühenden Wildstauden - den Rest des Jahres wachsen zu lassen. Nachdem ich mich jedoch schon im ersten Sommer noch nicht einmal dazu überwinden konnte, die Gräser und den blühenden Giersch ihrer Schönheit wegen abzuschneiden und außerdem schon sehr früh dazu überging, eher wenig remontierende Zierstauden in die Wiese zu setzen, verschob sich das Mähen immer weiter nach hinten, bis es im Gartenkalender einen festen Platz am Ende des Winters gefunden hatte. Wegen der dicken Grasbüschel, häufiger Maulwurfs- oder Mäusehügel sowie empfindlicher Stauden, und weil man nie weiß, was gerade neu hoch- und damit unters Messer kommt, wird dieser Schnitt mit der Hand durchgeführt. Zuerst entferne ich die alten Stauden mit der Rosenschere, anschließend kommt der Fächerrechen dran, mit dem ein Großteil des alten Grases und das alte Laub entfernt werden. Was dann noch zu hoch ist, wird mit der Grasschere gekürzt. Eine Sichel wäre sicherlich auch nicht schlecht, steht mir jedoch nicht zur Verfügung; die Sense hingegen ist für diese Arbeit nicht geeignet.
In 2010 mähte ich die Wiese noch im Juli, in 2011 im September. 2012 gab es einen Nach-Winter-Schnitt im März sowie eine Mahd im Juli. Ab März 2014 war der neue und einzige Schnittzeitpunkt dann endgültig das Winterende. War die Staudenwiese in den ersten Jahren noch eher eckiger Gestalt, bekam sie allmählich eine Form, die irgendwo zwischen Nierentisch und Hundeknochen anzusiedeln ist. Die Wiese besteht in dieser Form seit 2013 oder 2014 und variiert an den Rändern und in den Einbuchtungen immer ein wenig, abhängig davon, wie außen herum gemäht wird.
Bei der Übernahme des Kleingartens im Jahr 2009 entschloss ich mich, zwar jede Menge Arbeit aber möglichst wenig Geld hineinzustecken. Dieses Prinzip gilt auch für die Staudenwiese. Insofern kaufe ich keine Stauden, sondern nehme Ableger, Sämlinge, Geschenke und ähnliche Gaben, Reste oder Fundstücke, die passend eingearbeitet werden. Mit als erstes hineingesetzt wurde dann ein kniehoher Seidelbast, den eine Bekannte mir als "Mandelbäumchen" angepriesen und überlassen hatte. Nun ja, rosafarbene Blüten hat er immerhin.
Die Kugeldisteln, Reste einer Lieferung, kamen im April 2011 hinzu und waren ursprünglich zu fünft. Eine Pflanze überlebte keine zwei Winter, die anderen haben sich ziemlich gut entwickelt. Lediglich zu Beginn eines jeden Frühjahrs muss man sie ein wenig beobachten und vor allem gießen. Sobald sie etwa 30 Zentimeter Höhe erreicht haben, benötigen sie keinerlei Aufmerksamkeit mehr. Bis dahin sind sie allerdings nicht nur trockenheitsempfindlich, sondern auch allergisch gegen versehentliches Abschneiden der Triebe, denn diese werden nicht durch neue ersetzt. Vom Eisenhut gab es ursprünglich drei Bestandsexemplare in einer sehr schattigen Ecke des Kleingartens. Diese grub ich aus und setzte sie in mein halbschattiges Staudenbeet, wo sie sich hervorragend machten. Aus den vorher etwas instabilen und dünnen Pflänzchen von maximal 1,5 Meter wurden starke Stauden von bis zu 1,8 Meter Größe, die sich seither munter weitervermehren. Von eben diesen Sämlingen setzte ich dann 2013 drei oder vier in die Gierschhälfte der Staudenwiese, wobei ich in späteren Jahren ein oder zwei nachgepflanzt habe. Ein weiteres kleines Aconitum sitzt mehr mittig, wo es grasiger ist. Dieses Exemplar bleibt eher klein, was an den Graswurzeln oder dem sonnigeren Standort liegen mag.
Im selben Frühjahr kam ein kaukasischer Schuppenkopf hinzu. Dieser Ableger von meiner Cousine stand vorher längere Zeit im benachbarten Staudenbeet, wo er mir schlichtweg zu groß wurde; die Pflanze heißt nicht umsonst Cephalaria gigantea. In der Wiese kommt er nun jedes Jahr getreulich wieder, jedoch nur mit maximal sieben Stengeln. Auch die Blüten haben immer etwas Verkümmertes an sich, aber ich nehme das so hin und freue mich an Kleinigkeiten wie dem Rapsweißling, der eines Sommers auf der Blüte saß und mir ein sehr apartes Foto beschert hat. Die drei Exemplare von Leucanthemum wiederum stammen von meiner Tante, die 2013 aus Altersgründen ihr letztes verbliebenes Beet auflöste. Zuerst setzte ich alles ins Staudenbeet, wo ich die Margeriten aber als viel zu grob empfand. In der Wiese hingegen, wohin ich sie im Jahr darauf umsetzte, sehen sie hervorragend aus, und anscheinend fühlen sie sich hier auch sehr wohl. Aus ein paar einzelnen Stauden sind drei üppige Horste entstanden, die sich durchaus voneinander unterscheiden: einer ist kompakt und sehr gefestigt und mittlerweile in eine der Kugeldisteln hineingewachsen. Der zweite Margeritenhorst ist etwas lockerer, und der dritte wandert schon beinahe und breitet sich locker über fast einen Quadratmeter aus.
Bereits im ersten oder zweiten Jahr stellte ich einen größeren Tontopf mit gelber Zierschafgarbe (Achillea filipendulina 'Coronation Gold') mitten in die Wiese, um dem damals noch nicht existenten Blühaspekt ein wenig vorzugreifen. Die Schafgarbe gab nach wenigen Jahren ihren Geist auf, was vielleicht auch an den Ameisen lag, die sich sehr bald im Topf einnisteten. Dessen Bewuchs bestand seither aus ein paar verbliebenen Tulipa tarda und Gräsern. Mittlerweile ist dort vor allem ein Hypericum perforatum heimisch, das zu Anfang für mehrere Jahre direkt neben dem Topf in der Wiese stand, wo es sich in letzter Zeit etwas rargemacht hat. Die Ameisen - so es nicht eine andere Kolonie ist - haben mittlerweile ein zweites Zuhause in einem kleinen Haufen unterhalb eines dicken Grasbüschels einen Meter entfernt. Und solange sie sich unauffällig verhalten, werde ich sie dort auch nicht vertreiben.
Apropos Tiere: in einem der ersten Jahre wohnte in einem Erdloch nahe dem Seidelbast eine Kolonie Erdwespen. Wenn man einen Mindestabstand von einem halben Meter zum Eingang einhielt, war ein Miteinander problemlos möglich. Solange es keine größeren Probleme gibt bzw. solange keine Lebensgefahr besteht, bin ich bereit, mit allen Tieren meinen Garten zu teilen, denen er ebenso gut gefällt wie mir. Ganz besonders freue ich mich über Insekten, und davon sind immer reichlich unterwegs. Die Staudenwiese mit ihren Blüten trägt mit dazu bei, dass sich hier regelmäßig eine Menge Arten tummeln: fünf bis zehn verschiedene Wildbienen, Honigbienen, mindestens fünf Arten Hummeln sowie Schwebfliegen, Pinselkäfer, Rosenkäfer, Böcke, Wanzen und Falter - die Vielfalt ist groß. Das weiß auch die Hornisse, die zur Gierschblüte zielstrebig in die Staudenwiese fliegt und sich dort ihre Beute holt.
In einem Jahr blühte eine weiße Lunaria annua (aus geschenkten, ausgestreuten Samen), die aber nicht wiederkam. Anscheinend präferiert sie eher lockeren Boden, weswegen sie sich mittlerweile zwischen den Hortensien herumtreibt. Ähnliches gilt für die Akeleien, die sich im Gierschbereich nicht mal am Rand länger als drei Jahre hielten, wobei sie jedes Jahr kleiner und blühunlustiger wurden. Nur eine davon konnte sich halten und kümmert seither so vor sich hin. Zwischen den Gräsern macht sich eine nachgepflanzte mittelgroße Aquilegia vulgaris, die jetzt schon das vierte Jahr dabei ist, dagegen erstaunlich gut. Mit Rudbeckien hatte ich es ebenfalls versucht und pflanzte sie zwischen Giersch und Eisenhut, wo sie aber anscheinend nicht ausreichend Licht zum Hochkommen hatten. Eine einzige Blüte erschien, im Jahr darauf kamen noch ein paar Blätter, und inzwischen sind sie wohl eingegangen.
Dann veränderte sich über die nächsten Jahre nicht viel. Weiter mit der Vielfältigkeit ging es in 2019 mit zwei vom Gartennachbarn überlassenen Karden (Dipsacus fullonum), die in 2020 zu voller Höhe auswuchsen und für die Hummeln ein steter Quell der Freude waren. Leider kippten sie im Herbst relativ bald um und ließen sich auch nicht besonders gut anbinden. Das war ein bisschen schade für den Herbstaspekt. Was ich in meinem Garten des Öfteren dulde, sind Exemplare von Cirsium vulgare ssp. vulgare. Zwar unendlich stachelig und manchmal durchaus im Weg stehend, sind sie bei Hummel, Biene & Co. dermaßen beliebt, dass ich es nicht übers Herz brächte, sie alle auszureißen. Nachschub ist durch die Selbstaussaat überhaupt kein Problem. In 2020 entwickelte sich eine solche Gemeine Kratzdistel auch am Rand der Wiese, wurde allerdings nicht ganz so groß wie jene, die in weniger bewurzelter Erde wachsen und die in Höhe und Breite schon mal 1,2-1,5 Meter erreichen.
Mittlerweile kann man konstatieren, dass die Staudenwiese einen eher sonnigen, mageren und einen leicht schattigen, fetten Teil hat. Allerdings wurde im Frühjahr 2020 auf der Südseite des Gartens ein abgestorbener Baum entfernt, sodass seither auch auf den bis dato mindestens halbschattigen Teil nun zumindest am Nachmittag deutlich mehr Sonnenlicht fällt. Ob und wie sich das auf die Bepflanzung auswirkt, wird die Zukunft zeigen. Im mageren Teil wächst eher wenig Giersch beziehungsweise kommt dieser kaum zur Blüte. Dort sind die Gräser noch oder wieder in der Überzahl, und hier hat sich auch in 2019 ein Knabenkraut angesiedelt. Die - schon etwas älteren - Samen dazu hatte ich zwei oder drei Jahre vorher einfach so ausgestreut (und dann tatsächlich vergessen). In 2020 hat die Orchidee eine Brutzwiebel zur Blüte gebracht, im Jahr darauf waren es bereits drei Exemplare dicht nebeneinander. Mitte Juni 2021 erschien einen halben Meter entfernt ein weiteres blühendes, anderes Knabenkraut. Mit Hilfe des Botanischen Gartens zu Kiel konnten die beiden Arten als Dactylorhiza fuchsii (2019) und Dactylorhiza incarnata (2021) identifiziert werden. Welche Art nun aus den Samen kam, und warum und wieso sich hier anscheinend eine Orchideen-WG bildet, vermag ich jedoch nicht zu sagen. Möglicherweise ist die Herkunftsgeschichte beider Pflanzen eine komplett andere; auch ein Herüberwehen der Samen aus dem nur wenige hundert Meter entfernten Botanischen Garten ist nicht ausgeschlossen.
2020 erschien ebenso unvermutet eine Taglilie. Von mir als Hemerocallis citrina identifiziert, hatte sie immerhin einen Stengel mit fünf oder sieben Blüten. Sie saß allerdings so eng an einer der großen Kugeldisteln und der mit dieser verwobenen Margerite, dass sie im Frühsommer 2021, sobald sie sich wieder zeigte, umgesetzt wurde. Dabei entdeckte ich in ihrer Nähe eine zweite Taglilie und bin gespannt, als welche Art diese sich entpuppen wird; 2022 blühte leider keine von beiden. Ebenfalls in 2020 tauchte plötzlich eine Wiesenflockenblume auf. Zuerst war es nur ein Horst mit Blättern, die an Rucola erinnerten. Aber der Horst wuchs und gedieh und entpuppte sich als Schönheit: kleine lilafarbene Korbblüten auf filigranen Stengeln, die von Hummeln, Bienen und Faltern, aber auch von Schwebfliegen und anderen eher kleinen Fluginsekten zahlreich besucht werden. 2021 und 2022 ist Centaurea jacéa sogar noch größer und attraktiver geworden. Gleichfalls im Jahr 2020 kamen noch die Reste einer Oenothera tetragona hinzu, da sie im wohl zu schattigen Staudenbeet nach anfänglich sehr gutem Wuchs dort jährlich an Umfang verlor. Diese Nachtkerze hat gut überlebt und stand im Juli der letzten beiden Jahre in voller Blüte.
Beim Einsetzen neuer Stauden werden, zwecks besseren Anwachsens, zumindest die Gierschwurzeln im Pflanzloch entfernt. Ausgejätet werden ansonsten lediglich Ackerkratzdisteln (Cirsium arvense), größere Mengen der Kleinen Brennessel, Klettenlabkraut und Pferdeampfer sowie junge Bäumchen. Der Kriechende Hahnenfuß hingegen darf sich ausbreiten und erfreut mit seinen wunderschönen sattgelben Blüten, die im Juni die Wiese erleuchten lassen.
Von Beginn an wurden von mir immer mal wieder Samen in die Staudenwiese geworfen; teils aus fertigen Päckchen, teils aus eigener Sammlung. Wenn sich dann etwas Neues ansiedelt, ist allerdings schwer zu sagen, wo diese Pflanze nun tatsächlich herkommt. Das gilt für die Wiesenflockenblume wie für die Knabenkräuter. Relativ sicher bin ich mir hingegen bei der Taglilie. Schon lange bevor ich gelesen hatte, dass man Hemerocallis nicht nur durch Teilung vermehrt, sondern auch aus Samen ziehen kann, war ich eine begeisterte Sammlerin ausgereifter Fruchtstände. In meinen Dosen finden sich Samen von Taglilien, Stauden- und Strauchpäonien, diversen Mohnarten, Flatterhaftem aus Kiefernzapfen und vielem anderen mehr, das meinen Weg kreuzt und zu sammeln nicht verboten ist. Vor wenigen Jahren leerte ich eins dieser Döschen in die Wiese, und da ich auch Samen von Hemerocallis citrina hatte, ist anzunehmen, dass sich diese Taglilie tatsächlich genau daraus entwickelt hat.
Was Blüte und Fruchtstände angeht, ist in der Staudenwiese die ganze Vegetationsperiode über immer Farbe zu sehen. Es beginnt im März mit Daphne mezereum, im Mai und Juni kommen Hasenglöckchen und die Akelei hinzu, später dann Hemerocallis, Orchideen, Giersch und der Kriechende Hahnenfuß. Im Juli sind es neben den roten Beeren des Seidelbasts dann Oenothera tetragona, Centaurea jacéa, die Margeriten, das Johanniskraut, Cephalaria gigantea, der Eisenhut sowie die Gemeine Kratzdistel. Die drei letzten blühen auch noch im August, wo sie dann von den Kugeldisteln (Echinops ritro) und der Schafgarbe begleitet werden. Die Karden aus 2020 blühten ebenfalls im Juli und August. Lediglich zum Herbst hin wird es dann ein wenig gedeckter in den Farben, aber auch abgeblühte Stauden haben ja bekanntlich ihre Reize. Nicht zu vergessen die Gräser, deren Blütenstände zwar nicht besonders bunt sind, dafür aber filigran über dem Grün schweben. An Grassorten finden sich neben den erwartbaren typischen Rasengräsern wie Deschampsia caespitosa oder Poa pratensis auch Dactylis glomerata, Millium effusum und Koeleria glauca. Insgesamt mögen es fünf bis zehn verschiedene Gräser sein, die ich bislang leider noch nicht alle fachgerecht bestimmen konnte.
Die Wiese scheint gut dafür zu sein, an anderer Stelle leicht invasive Arten durch die Gras- oder Gierschwurzeln ein wenig in Schach zu halten. Dadurch vermehren sich diese Stauden weniger oder bleiben eher klein. Das lässt sich auch ganz gut am Eisenhut feststellen, der in der Wiese um einiges niedriger ist als im zwei Meter entfernten Staudenbeet. Dennoch zögere ich, extrem invasive Pflanzen tatsächlich für die Staudenwiese zu verwenden. Bei der gewöhnlichen Schafgarbe (Achillea millefolium), die sich im Staudenbeet angesiedelt hatte und sofort anfing, sich dort exzessiv zu verbreiten, hatte ich nicht so viel Angst. Von ihr setzte ich im vorletzten Jahr einige Pflanzen in den grasigen Teil, wo sie jetzt in einem zufriedenstellenden Maß gedeiht. Zu guter Letzt habe ich 2022 eine bis dato heimatlose Weinbergtulpe zwischen die Kugeldisteln gepflanzt, denen sie in Wachstum und Blüte zeitlich vorausgeht, sowie neben einer weißen Päonie auch noch einen Rainfarn-Ableger in die Wiese gesetzt. Was andere schon mal als Unkraut abtun, ist seit meiner Kindheit eine meiner Lieblingspflanzen, und wo, wenn nicht in einer solchen Wiese, würde sie im Garten gut hinpassen?
Im Großen und Ganzen ist die Staudenwiese nicht besonders arbeitsintensiv, abgesehen vom Handschnitt am Ende des Winters. Zum Glück steht in dieser Zeit nicht allzu viel andere Arbeit an, denn wenn man zu lange wartet, schauen schon Staudenspitzen aus dem Boden und machen den Schnitt noch anstrengender. Neben der Mahd Ende des Winters, dem Aufpäppeln der Echinops im zeitigen Frühjahr sowie dem gelegentlichen Um- oder Neusetzen, erlaube ich mir ansonsten lediglich bei Stauden inklusive Giersch, hie und da gestaltend einzugreifen. Wenn ferner Abgeblühtes - auch der Gräser - allzu sehr herunterfällt und sich nicht mehr aufrichtet, kommen diese Pflanzenteile meist weg. Was am Rand der Wiese zum Rasen steht, wird ohnehin alle paar Wochen abgemäht. Neben diesem wirklich moderaten Arbeitseinsatz bringt die Staudenwiese sehr viel Freude und manche positive Überraschung, wie die Orchideen oder die aus Samen entstandene Hemerocallis citrina.
Manchmal frage ich mich, wie viele Stauden die Wiese noch verträgt, bevor sie zu eng bepflanzt ist. Nicht nur der Giersch, auch die Gräser sollen ja schon noch Raum haben. Denn gerade letztere geben der ganzen Sache überhaupt erst die richtige Note und machen die Wiese zu dem, was sie ist. Wie auch immer die Staudenwiese sich über die nächsten Jahre weiter entwickeln wird, es bleibt in jedem Fall spannend.
Der Kleingarten befindet sich in eher unbebautem Gebiet im Nordwesten Kiels. Die Temperaturen liegen daher meist einige Grade unterhalb derer in der Stadt. Der Garten mit einer Größe von 375 Quadratmetern ist in der Nordosthälfte vollsonnig und im südwestlichen Bereich eher halbschattig, da dort jenseits der Begrenzung ein hoher Weißdorn, zwei mittelgroße Eichen, eine große Esche und eine Rosskastanie stehen. Sie sorgen für Schattenwurf am Nachmittag und ordentlich Laubfall im Herbst und Winter. Der Boden ist keineswegs sandig - wie man dies hier erwarten könnte - sondern besteht aus guter, fast lehmiger und erfreulicherweise überhaupt nicht toniger Erde. Die Staudenwiese liegt zu zwei Dritteln im sonnigen und zu einem Drittel im halbschattigen Bereich.
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