Klartext

Baumpflanzungen - sind Wahlgeschenke zu erwarten?

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Im Superwahljahr 2021 nimmt die Diskussion um die Programme der politischen Parteien so langsam Fahrt auf - nachdem zunächst viel Zeit in die Kanzlerkandidaturen investiert wurde. Auch wurde soeben "50 Jahre Städtebauförderung" gefeiert, zwar digital, aber dennoch mit großer Beteiligung. Klaus Töpfer hat als ehemaliger Bundesminister für Bau, Umwelt- und Stadtentwicklung in seiner Festansprache eindringlich daran erinnert, dass unsere Erde sich nicht nur im Klimawandel verändert, sondern auch immer mehr Menschen den Globus bevölkern und die Verteilungskämpfe um Ressourcen, Energie, Lebensmittel und Trinkwasser zunehmen.

Das gilt scheinbar auch für Bäume, die ja verbal und medienwirksam schnell in den Boden gesteckt sind - klein wie groß. Dass sie aber auf dem Markt real verfügbar sein müssen und an ihren zugewiesenen Standorten häufig genügend Probleme haben zu überleben, sollte jedem nach den Trockenjahren und den Diskussionen zum Weißbuch "Stadtgrün" klar sein. Dennoch reiben sich aktuell Bürger und Profis die Augen, dass viele Gehölze nur bedingt verfügbar sind und die Preise wieder deutlich anziehen. Das liegt wohl auch daran, dass andere Nationen wie China und sogar Kanada nicht erst seit heute Bäume und Holz mangels Eigenproduktion in Europa einkaufen. Und das werden sie aus der erkannten Not heraus forcieren!

Ist von dieser Entwicklung und den erforderlichen Konsequenzen in den Wahlprogrammen der bundesdeutschen Parteien etwas zu lesen? Warten alle auf den Green-Deal der EU? Obwohl Ministerien, Parteien und Verbände sich im Grün-/Weißbuchprozess "Stadtgrün" vielfach engagiert haben - was ja positiv ist und die Notwendigkeit zum kontinuierlichen Handeln auf breiter Front unterstreicht -, ist der reale Weitblick für die angepriesene grüne Infrastruktur in den Lebensbereichen des Menschen zur Qualitätssteigerung nicht wirklich erkennbar.

Nach Trockenjahren und Borkenkäferkalamitäten hat der "Waldgipfel" für die Forstwirtschaft eine grundlegende Diskussion über den sachlich richtigen Waldbau entfacht, da er ja ökonomisch ein wichtiger Faktor ist. Aber was ist mit der grünen Infrastruktur in Stadt und Land? Wird hier nicht vorrangig von der freien Wirtschaft nach Fördertöpfen gerufen - mit 3 Klicks zur Förderung ist so ein Slogan -, anstatt sich zuerst um funktionale Pflanz- und Pflegekonzepte zu kümmern?

Eine grüne Städtebauförderung ist eben mehr als nur die ökonomische Seite, es ist doch die inhaltliche Auseinandersetzung um die grüne Infrastruktur in einer lebenswerten Stadt für nachfolgende Generationen. Das wäre doch ein Wahlkampfthema! Nur die Aussage, alles ändern zu wollen, ist wohl zu dürftig! Liebe Medien, vielleicht solltet ihr die Parteien deutlich dazu befragen!

Ihr Prof. Dr. Hartmut Balder

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Prof. Dr. habil. Hartmut Balder
Autor

Leiter Institut für Stadtgrün, Falkensee

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