Kommentar
Der Stadtraum ist ein Möglichkeitsraum
von: Dr.-Ing. Katrin KorthDas Spiel- und Sportverhalten hat sich in den letzten Jahren - einhergehend mit dem grundlegenden Wandel der Lebenswelten von Kindern und Erwachsenen - verändert. Dabei sind unterschiedliche Entwicklungen zu verzeichnen, die dennoch Gemeinsamkeiten aufweisen. Zunehmend geht es um das Verhältnis zwischen öffentlichem Stadtraum und Spezialangeboten. Am deutlichsten wird dies bei Spielplätzen.
Spielen im Freien findet heute überwiegend auf geschützten Spielflächen statt, ist doch der öffentliche Stadtraum an vielen Stellen feindlich und gefährlich für Kinder. Sichtbar ist der Trend zu großflächigen, zentralen Plätzen, oft aufwendig gestaltet als Themenspielplätze. Man kann vordefinierte Abenteuerwelten durchaus kritisch sehen. Die kindliche Phantasiewelt bräuchte sie nicht. Dennoch bieten die meisten dieser Plätze differenzierte Spiel- und Bewegungsangebote, entsprechend der individuellen Fähigkeiten. Mit diesem Thema beschäftigt sich auch die Neufassung der DIN 18034, die erstmals eine Definition und Bewertungsmatrix für inklusive Spielplätze bietet.
Planende sind aufgefordert, sich damit auseinanderzusetzen, was es bedeutet, dass ein Spielplatz allen Kindern Spielmöglichkeiten bieten muss und warum es nicht reicht, eine Rollstuhlschaukel zu installieren. In diesem Sinne kann inklusiv auch bedeuten, den öffentlichen Stadtraum für Spiel und Bewegung zurückzuerobern. Diese Entwicklung findet sich beim Sport schon eine Weile. Sport findet zunehmend außerhalb von Vereinen oder regelgerechten Sportstätten statt und die ganze Stadt gerät in den Fokus. Parks und Plätze werden geprüft, ob und welche Möglichkeiten für Sport und Bewegung sie bieten. Denn schließlich - und das ist die entscheidende Botschaft - ist der öffentliche Stadtraum nahezu unbegrenzter Möglichkeitsraum für uns Menschen. Nutzen wir das.
Dr. Katrin Korth