Vielfältige Biotope und nachhaltiges Kulturgut
Naturnahe Trockenmauern
von: M.Sc. (TUM) Jonas RenkDie Trockenmauern dienten dem Hangschutz, gliederten und terrassierten die Hänge und flachten sie ab, damit die Bewirtschaftung einfacher war und die Grenzen der Flächen klar festgelegt waren. Gleichzeitig boten sie vielen, inzwischen oft seltenen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum und dienten der Biotopvernetzung.
Heute ist davon nur noch wenig übrig. Die Flurbereinigungen in den 1950er bis 1980er Jahren haben ihre Spuren hinterlassen – ihnen fielen die meisten Trockenmauern und ebenso andere Biotopstrukturen wie Lesesteinwälle und -haufen, aber auch alte Bäume, Hecken und Tümpel zum Opfer. Damit gingen große Teile der einstigen Lebensgemeinschaften aus Tieren und Pflanzen verloren. So sind beispielsweise in den Weinhängen des Stadtgebietes Würzburg heute kaum noch Trockenmauern vorhanden. Die wenigen verbliebenen sind dort meist in Bereichen, in denen der Weinbau schon vor längerer Zeit aufgegeben wurde. Sie verbuschen dann und stürzen zunehmend ein. Teils werden beschädigte, aber auch intakte Trockenmauern zudem abgerissen.
Als wichtige Biotopelemente und Relikte der historischen Kulturlandschaft werden naturnahe Trockenmauern in der freien Natur heute in vielen Bundesländern gesetzlich geschützt und ihr Wiederaufbau sowie ihre Instandhaltung finanziell gefördert. So ist es zum Beispiel in Bayern gesetzlich verboten, Trockenmauern in der freien Natur zu beseitigen oder erheblich zu beeinträchtigen (Art. 16 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 des Bayerischen Naturschutzgesetzes). Der Wiederaufbau sanierungsbedürftiger beziehungsweise eingestürzter Steinmauern kann dort zum Beispiel in Weinbausteillagen über das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) und im Rahmen von Verfahren der Flurneuordnung gefördert werden. Neben diesen Fördermitteln können auch Gelder aus Ersatzzahlungen im Zuge der Eingriffsregelung für die Anlage oder Wiederherstellung von Trockenmauern in der freien Natur in Frage kommen. Doch nicht nur im landschaftlichen Kontext, sondern auch in Grünflächen und Gärten im Siedlungsraum können naturnahe Trockenmauern effektiv zur Biodiversität beitragen. Auch dort stehen teilweise Fördermöglichkeiten zur Verfügung. So kann zum Beispiel derzeit im Landkreis Würzburg die Neuanlage von Trockenmauern als ökologisch wertvolle Strukturen und biodiversitätsstärkende Maßnahmen sowohl in der freien Landschaft als auch im Siedlungsbereich gefördert werden (Stand November 2023).
Ein wichtiges technisches Regelwerk für Trockenmauern sind die von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) (2012) herausgegebenen Empfehlungen für die Planung, Ausführung und Instandhaltung von Trockenmauern aus Naturstein. Darin werden allgemein gültige Grundsätze und Anforderungen sowie fachgerechte Bauweisen aufgezeigt, die auf dem derzeitigen Stand von Wissenschaft und Technik sowie Erfahrungen aus der Praxis beruhen.
Naturnahe Trockenmauern
Trockenmauern sind Mauern, die aus Naturstein (also natürlich entstandenem Gestein) ohne Verwendung von Bindemittel, Mörtel, Beton oder Boden errichtet werden. Fachgerecht gebaut haben Trockenmauern als Bau- beziehungsweise Tragwerke viele technische Vorteile: Sie sind selbst entwässernd und relativ unempfindlich gegen Frosteinwirkungen sowie Bodenbewegungen. (FLL 2012)
Als naturnah können Trockenmauern bezeichnet werden, die aus lokaltypischen, gebrochenen oder gespaltenen Natursteinen, Findlingen oder Lesesteinen aus der näheren Umgebung so gebaut werden, dass sie vielfältige Lebensraumfunktionen für Tiere und Pflanzen übernehmen können. Tiere wie bestimmte Wildbienen, Laufkäfer, Heuschrecken, Spinnen, Schnecken, Kleinsäuger, Reptilien und Amphibien finden in solchen Trockenmauern Lebensraum und Nahrung. Etliche Pflanzen, Flechten und Moose können an und aus ihnen wachsen. Mit Steinen aus der näheren Umgebung oder der Region gebaut weisen die Mauern neben ihrem hohen Biotoppotenzial zudem eine günstige Ökobilanz auf. Beim Mauerwerk naturnaher Trockenmauern kann je nach Größe, Form und Anordnung der Steine zwischen Bruchstein-, Block-, Findlings-, Schichten- und Zyklopenmauerwerk unterschieden werden, wobei sich diese Typen überschneiden können und die Übergänge oft fließend sind. Bruchsteinmauerwerke bestehen aus wenig bearbeiteten, bruchrauen Steinen. Bei dieser Bauweise handelt es sich entweder um ein schichtweise aufgebautes Mauerwerk aus wildförmigen bis annähernd quaderförmigen Bruchsteinen (Schichtenmauerwerk) oder um ein Zyklopenmauerwerk aus größeren, wildförmigen beziehungsweise unregelmäßig-vielseitigen (polyedrischen) Steinen. Findlingsmauerwerke werden aus großen wildförmigen oder rundlichen Findlingen und Lesesteinen gebaut. In Blockmauerwerken wiederum sind sehr große Natursteinblöcke von über 300 Kilogramm im Verband übereinander aufgeschichtet. Naturnahe Trockenmauern können als Stütz-, Futter- oder freistehende Mauern jeweils unterschiedliche konstruktive Funktionen übernehmen. Als Stützmauern werden sie zur Geländeabstützung oder Terrassierung in der Regel vor einer Böschung oder Aufschüttung errichtet und müssen so dem anfallenden Erddruck standhalten. Vor gewachsenem felsdurchsetztem Gelände können sie auch als Futtermauern zum Erosionsschutz beitragen. Als freistehende Mauern können sie als Einfriedung dienen. (zu den verwendeten Begriffen vgl. auch FLL 2012)
Bepflanzung von Trockenmauern
Trockenmauern sind prinzipiell zur Bepflanzung geeignet und bieten zugleich Potenzial für natürliche Sukzession, sofern dies zugelassen wird. Bei einer Bepflanzung sollte darauf geachtet werden, dass die Funktionen der Mauerkonstruktion, insbesondere Standsicherheit, Verband und Entwässerung, nicht beeinträchtigt werden. Große Wurzeln können beispielsweise das Mauerwerk verschieben. Trockenmauern können am Mauerfuß, in und an der Mauersichtfläche, im Bereich der Mauerkrone und bei Stützmauern auch dahinter bepflanzt werden. Am Mauerfuß unterliegt die Begrünung im Vergleich zur Mauerkrone und Mauersichtfläche wenig Einschränkungen. Die Standortbedingungen dort sind relativ ausgeglichen. Zur Bepflanzung der Mauersichtfläche können Pflanznischen, breite Stoßfugen oder Pflanzkanäle im Mauerwerk ausgebildet werden. Es sollte jedoch kein Boden oder Substrat in Lagerfugen eingebracht werden. Die Mauersichtfläche wird dem Lebensbereich "Steinfuge" zugeordnet. Bei Stützmauern entsprechen die Standortbedingungen an der Mauerkrone den beiden Lebensbereichen "Mauerkrone" und "Matten". Der steinige Bereich hinter der Mauerkrone wird in diesem Beitrag dem Lebensbereich "Steinanlage" zugeordnet. (zu den verwendeten Begriffen vgl. auch FLL 2012)
Hinsichtlich der Pflanzenauswahl sind grundsätzlich Stauden, Geophyten, Kleingehölze und bestimmte Klettergehölze empfehlenswert. Größere Gehölze wie Bäume und Großsträucher eignen sich in und an Trockenmauern eher nicht. Bei der Bepflanzung kann wesentlich zur Biodiversität beigetragen werden, indem die verschiedenen Lebensbereiche mit unterschiedlichen Kräutern und Kleingehölzen bepflanzt werden, die mit einem vielfältigen und durchgehenden Blühspektrum Nektar und Pollen für Bestäuberinsekten bieten. Hierzu sind in der Tabelle zu diesem Beitrag beispielhaft bestäuberfreundliche Pflanzen für die Lebensbereiche in und an Trockenmauern aufgelistet. Als bestäuberfreundlich werden dabei Pflanzen betrachtet, die viel Pollen und Nektar bieten, diesen in einem besonders blütenarmen Aktivitätszeitraum – speziell im Vorfrühling sowie im Spätsommer und zum Herbst hin – bereitstellen oder die von einer großen Bandbreite unterschiedlicher Arten bestäubt werden. Die Liste umfasst neben indigenen (heimischen) Arten auch einige nicht indigene Arten (Neophyten). Generell erscheint es sinnvoll, für eine naturnahe Bepflanzung überwiegend auf standorttypische indigene Arten zurückzugreifen. In der "freien Natur" (das bedeutet insbesondere im unbebauten Außenbereich) müssen bei der Pflanzenauswahl aus naturschutzrechtlichen Gründen grundsätzlich gebietseigene Pflanzen verwendet werden, die also nachweislich dem jeweiligen natürlichen Vorkommensgebiet entstammen. Die Neophyten unter den aufgelisteten Arten kommen insofern nur in den Gärten und Grünflächen im Siedlungsbereich, nicht jedoch in der "freien Natur" in Frage. Doch auch unter den aufgelisteten indigenen Arten sind einige, die nur in bestimmten Regionen Deutschlands natürlich vorkommen und insofern nur dort als gebietseigene Pflanzen verfügbar sein können. So zum Beispiel die innerhalb Deutschlands heute fast nur in den Alpen natürlich vorkommende Aster alpinus (Alpen-Aster) oder die neben den Alpen vor allem im Bereich der Schwäbischen Alb beheimatete Saxifraga paniculata (Trauben-Steinbrech) (vgl. FloraWeb 2023). Daneben umfasst die Liste auch einige Archäophyten, also Pflanzen, die schon vor 1492 durch Menschen in das heutige Deutschland gelangten wie Muscari neglectum (Weinbergs-Traubenhyazinthe) und Thymus vulgaris (Gewürz-Thymian). Des Weiteren handelt es sich bei einzelnen der aufgelisteten Pflanzen um Züchtungen beziehungsweise Sorten. Nachfolgend werden einige der Arten aus der Liste näher vorgestellt. Weder in der Landschaft, noch im Siedlungsraum sollten invasive Neophyten wie etwa Solidago canadensis (Kanadische Goldrute) verwendet werden. Die empfohlenen Pflanzen umfassen daher keine invasiven oder potenziell invasiven Arten (vgl. dazu auch BfN 2013)
Einige der aufgelisteten Pflanzen werden hier näher vorgestellt:
Hauswurze (Sempervivum) und Mauerpfeffer (Sedum)
Viele Arten der beiden Crassulaceae-Gattungen (Dickblattgewächse) Sempervivum (Hauswurze) und Sedum (Mauerpfeffer) gehören zu den typischen und sehr pflegeextensiven Sukkulenten in und auf Trockenmauern. Die entsprechenden Hauswurze eignen sich zur Bepflanzung sowohl der Steinfugen in den Mauersichtflächen, als auch der Mauerkronen und des steinigen Bereichs dahinter. Sie bilden dichte Rosettenpolster mit Nebenrosetten. Wenn die älteren Rosetten nach der Samenreife absterben, übernehmen die Tochterrosetten die entstehenden Lücken. Die Hauswurze benötigen einen sonnigen Standort und einen trockenen und durchlässigen Boden. Einige Hauswurze wie etwa Sempervivum tectorum (Dach-Hauswurz) entstammen ursprünglich der Felsspaltenvegetation der Alpen und anderer Bergregionen Europas. Häufig kultiviert und verwildert ist die Dach-Hauswurz inzwischen weit verbreitet. Wie ihr deutscher Name sagt, wird sie häufig auch für extensive Dachbegrünungen verwendet. Sie bildet ungefähr ab Juni rötliche Sternblüten in endständigen Trugdolden, die nicht nur Pollen, sondern auch viel Nektar (Nektarwert 3 von 4) bieten und von vielen verschiedenen Insekten bestäubt werden: Wildbienen, Hummeln, Wespen, Wollschwebern (Bombyliden) und Schwebfliegen (Syrphiden) (UFZ 2023). Es gibt auch verschiedene gezüchtete Sorten der Dach-Hauswurz.
Während die Dach-Hauswurz und ihre Sorten eher einen mageren Boden benötigen, bevorzugen die Sorten der Garten-Hauswurz (Sempervivum-Sorten) einen vergleichsweise nährstoffreicheren Boden. Unter den Sedum-Arten können zum Beispiel die indigenen Arten Sedum album (Weißer Mauerpfeffer) und Sedum acre (Scharfer Mauerpfeffer) für die Bepflanzung der Mauerkrone und des dahinter liegenden Bereichs, aber auch der Steinfugen genutzt werden. Sie wachsen dort an sonnigen Stellen mit trocken-durchlässigem und nährstoffarmem Boden. Etwa ab Juni bilden sie Blütenstände. Der Weiße Mauerpfeffer trägt (wie der Name sagt) weiße, der Scharfe Mauerpfeffer gelbe Blüten. Insbesondere vom Weißen Mauerpfeffer gibt es zahlreiche verschiedene Sorten.
Im steinigen Bereich hinter den Mauerkronen kann zum Beispiel auch das ebenfalls indigene Sedum telephium (Große Fetthenne) gepflanzt werden. Auch dieses benötigt einen sonnigen Standort und trockenen Boden. Im Vergleich zu den vorher genannten Sedum-Arten braucht die Große Fetthenne einen nährstoffreicheren Boden. Sie bildet von Juli bis September pinke Blüten. Die weit verbreitete Sorte 'Herbstfreude' blüht noch etwas später – ab August – und trägt dichte rostrote Blütenstände. Alle hier vorgestellten Sedum-Arten bieten viel Nektar (Nektarwert 3 von 4) und werden typischerweise von Schwebfliegen und Wildbienen bestäubt (UFZ 2023).
Kletterpflanzen für die Mauersichtfläche
Das indigene und immergrüne Efeu (Hedera helix) und die je nach Art ursprünglich aus Nordamerika oder Ostasien stammenden Jungfernreben (Parthenocissus) können im Gegensatz zu den betreffenden Sempervivum- und Sedum-Arten an der Mauersichtfläche wachsen, ohne dabei auf Steinfugen angewiesen zu sein. Sie wurzeln im Boden vor dem Mauerfuß und wachsen mit ihren Haftscheiben in der Regel selbstständig die Trockenmauer empor. Mit ihrer späten Blüte – die beim Efeu bis in den November dauert – sind sie wichtige Nahrungsquellen für Bestäuberinsekten, die noch spät im Jahr aktiv sind. Die typischen Bestäuber dieser Pflanzen sind zudem sehr vielfältig: Sie umfassen Käfer, Fliegen, Schwebfliegen, Wespen und Bienen (UFZ 2023). Mit ihren Beeren sind sie zudem wichtige Vogelnährgehölze. Insbesondere im Efeu an größeren Mauern brüten Vögel auch häufig. Allerdings sollte bei Efeu berücksichtigt werden, dass es bei geeignetem Standort (Halbschatten und Schatten) sehr konkurrenzstark ist und für eine vielfältige Bepflanzung mit der Zeit unter Umständen auch nachteilig sein kann. Wenn sich Efeu einmal etabliert hat, ist es insbesondere an Trockenmauern sehr schwierig, es dauerhaft zu entfernen.
Geophyten für Mauerkronen
Für die bestäuberfreundliche Bepflanzung steiniger Bereiche hinter den Mauerkronen (Steinanlagen) eignen sich auch einige Geophyten (also mehrjährige krautige Pflanzen mit Zwiebeln, Knollen oder Rhizomen als Überdauerungsorgane). An sonnigen Standorten mit trockenem bis frischem Boden können zum Beispiel bestimmte Arten der Krokusse (Crocus spec.) und Traubenhyazinthen (Muscari spec.) wachsen. Von den typischerweise von langrüsseligen Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlingen (UFZ 2023) bestäubten Krokussen bieten sich der schon sehr früh im März gelb blühende Crocus chrysanthus (Balkan-Krokus) und der erst sehr spät von September bis Oktober bläulich blühende Crocus speciosus (Herbst-Pracht-Krokus) an. Von den natürlicherweise insbesondere von Wildbienen (UFZ 2023) bestäubten Traubenhyazinthen mit ihren dichten blauen Blütentrauben empfiehlt sich das von März bis Mai blühende Muscari armeniacum (Armenische Traubenhyazinthe) und das von April bis Mai blühende Muscari neglectum (Weinbergs-Traubenhyazinthe). Für sonnige Standorte mit durchlässig-trockenem Boden können auch die insbesondere von Hummeln (UFZ 2023) bestäubten Schwertlilien (Iris spec.) wie die schon im März und je nach Sorte dunkel-, hellblau oder violett blühende Iris reticulata (Netz-Schwertlilie) und die von Mai bis Juni gelblich-weiß blühende Iris variegata (Steppen-Schwertlilie) verwendet werden.
Förderung der Lebensraumfunktionen von Trockenmauern
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie die Lebensraumfunktionen in und an Trockenmauern und damit deren Biodiversität gestärkt werden können. So können zum Beispiel gezielt alte, mit Moosen, Flechten oder krautiger Vegetation bewachsene Steine eingebaut oder Hohlräume und Nischen in der Trockenmauer gebildet werden (vgl. auch FLL 2012). In sonnigen Mauersichtflächen können getrocknete hohle Stängel von Bambus, Schilf oder Forsythie mit etwa zwei bis zehn Millimeter großen Höhlungen mit der Öffnung nach vorne und dem Knotenpunkt (Internodium) nach hinten in Steinfugen fixiert werden. Diese können dann von Solitärbienen und -wespen als Niströhre genutzt werden. Vor dem Mauerfuß und an der Mauerkrone stellen liegendes Totholz und bei Stützmauern offene Bodenstellen mit Sandlinsen zusätzliche Lebensräume bereit, die Wildbienen und Solitärwespen, aber auch Reptilien wie Eidechsen zur Eiablage dienen. Die Mauer und der anstehende Boden sollten zur Förderung der Lebensraumfunktionen bestmöglich miteinander verbunden und nicht unnötigerweise durch künstliches Material voneinander abgetrennt sein. Außerdem sollte die Trockenmauer mit anderen Lebensräumen in der Umgebung gut vernetzt sein. Wenn sich beispielsweise ein naturnaher Teich in der Nähe der Trockenmauer befindet, könnten Amphibien den Teich als Laichgewässer und die Trockenmauer zu ihrem Schutz und zur Überwinterung nutzen. Dazu müssen aber beide Elemente für Amphibien passierbar miteinander verbunden sein und dürfen nicht durch Barrieren wie einen hohen glatten Betonsockel eines Zaunes voneinander getrennt sein. Auch durch eine extensive Pflege im Umfeld der Trockenmauer können deren Lebensraumfunktionen gesteigert werden, zum Beispiel in Form einer schonenden und ein- bis zweischürigen Mahd von Wiesen mit Abräumen des Mähguts an Stelle eines intensiven Mulchens. Durch das intensive Mulchen mittels konventioneller Rasenroboter werden Trockenmauerbewohnern wie Insekten, Kleinsäugern, Reptilien und Amphibien nicht nur die Nahrungsgrundlage entzogen, sondern diese Tiere auch zerschlagen und getötet.
Instandhaltung naturnaher Trockenmauern
Wie alle Bauwerke unterliegen auch Trockenmauern einer Abnutzung. Damit sie dauerhaft funktionsfähig bleiben ist es wichtig, sie in Stand zu halten. In den FLL-Empfehlungen (2012) sind die Maßnahmen zur Instandhaltung, also der Erhaltung oder Wiederherstellung des funktionsfähigen Zustands von Trockenmauern beschrieben. Die Instandhaltung umfasst demnach die regelmäßige Inspektion (Kontrolle) zur Feststellung und Beurteilung des Zustands, Wartungsmaßnahmen zur Erhaltung des funktionsfähigen Zustands, Instandsetzungsmaßnahmen zur Wiederherstellung des funktionsfähigen Zustands sowie Verbesserungsmaßnahmen zur Steigerung der Funktionssicherheit. Durch geeignete Pflege sollte darauf geachtet werden, dass keine großen Wurzeln zu sehr in das Mauerwerk eindringen oder es unterwurzeln, wie dies zum Beispiel durch fortschreitende Gehölzsukzession geschehen kann. Ohne diese Instandhaltungsmaßnahmen können Trockenmauern ihre Standsicherheit verlieren und schließlich einstürzen.
Fazit und Ausblick
Naturnah und fachgerecht angelegte, bepflanzte und instand gehaltene Trockenmauern haben viele Vorteile. Sie sind nachhaltig und dauerhaft, haben als Kulturgut eine lange Tradition und bieten ein enormes Potenzial zur Förderung der Biodiversität. Es bleibt insofern zu hoffen, dass sie zukünftig als Gestaltungselemente und Biotopstrukturen sowohl in der Landschaft als auch im Siedlungsraum häufiger angelegt werden. Auch sollten noch mehr Anstrengungen unternommen werden, um alte Trockenmauern zu erhalten. Dafür stehen in Deutschland aktuell umfangreiche Fördermöglichkeiten zur Verfügung, die darauf warten, abgerufen zu werden.
Verwndete Literatur und Online-Fachdaten
Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) (2012): Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von Trockenmauern aus Naturstein. Bonn.
Bundesamt für Naturschutz (BfN) (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung gebietsfremder Gefäßpflanzen für Deutschland. https://neobiota.bfn.de/invasivitaetsbewertung/gefaesspflanzen.html (letzter Zugriff am 22.09.23)
Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH (UFZ) (Stand 2023): Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland. BiolFlor Version 1.1 (Web-Service). https://wiki.ufz.de/biolflor/overview/gattung.jsp, https://wiki.ufz.de/biolflor, www.biolflor.de (letzter Zugriff am 22.09.23)
Bundesamt für Naturschutz (BfN): www.floraweb.de (letzter Zugriff im November 2023)