Rück- und Ausblick auf die Freiraum- und Stadtentwicklung
Leipzig - lebendig grüne Stadt am Wasser
von: Inge Kunath"Zukunft StadtGRÜN: Grün-blaue Infrastruktur im regionalen Kontext" - unter diesem Motto lädt die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz zum gemeinsamen Bundeskongress vom 21.-24. Mai 2014 nach Leipzig ein. Gern erinnere ich mich aus diesem Anlass an die Zeit nach der friedlichen Revolution in Leipzig. Die letzten 22 Jahre einer erfolgreichen Freiraum- und Stadtentwicklung in Leipzig zu resümieren, die Entwicklungslinien und strategischen Ziele grün-blauer Stadtentwicklung zu vermitteln und zugleich neue Sichten zu erhalten, ist mir eine große Freude.
Rückblick I: Gartenkultur und Gewässersystem im Kontext der Stadtgeschichte
Am 10. Januar 2010 listete die New York Times unter der Headline "The 31 places to go in 2010" die Stadt Leipzig auf Platz 10 und begründete das "must have" des Ortes mit den kulturellen Highlights, die es unbedingt zu besuchen gilt. Der Leipzig-Besucher wird beim Landeanflug auf den Flughafen Leipzig-Halle noch ganz andere Facetten der Stadt wahrnehmen. Denn Leipzig offenbart sich dem Reisenden als grüne Stadt.
Der größte zusammenhängende Auwald in einer europäischen Stadt prägt die Stadtstruktur. Dazu gesellen sich Parks, Gewässer, Gärten, Stadtplätze, Kleingartenanlagen, Friedhöfe - beeindruckende Zeugnisse der Geschichte der Garten- und Landschaftskunst seit dem 16. Jahrhundert. Das historisch gewachsene Stadtgrün und die Gewässer offenbaren sich als Orte ungeahnter Vielfalt, Schönheit, Ruhe und Sinnlichkeit. Bei einem Spaziergang entdeckt man den Alten Johannisfriedhof, den ältesten kommunalen Friedhof Leipzigs (1536-1883).
Die Barockgärten des 18. Jahrhunderts außerhalb der Befestigungsanlagen, die Johann Wolfgang von Goethe lobpreiste, sind uns allenfalls als Straßennamen oder Wegachsen überkommen. Linkes Gartenhaus in der Seeburgstraße, dem damaligen Besitzer der Löwenapotheke, zeugt von der einstigen Pracht. Der schleichende Verlust der großartigen Bürgergärten mag zeitgleich Kritik und Bedauern hervorgerufen haben.
Oberbürgermeister Carl-Wilhelm Müller (1728-1801) ergriff 1777 die Chance, auf den mittelalterlichen Befestigungsanlagen als erste Kommune Deutschlands eine öffentliche Grünanlage - den Promenadenring - bauen zu lassen. Bedeutende Gartenkünstler und Landschaftsarchitekten wirkten und arbeiteten in Leipzig. Peter Joseph Lenné schuf 1857 die gleichnamige Anlage zwischen Augustusplatz und Petersstraße sowie den Johannapark (1863). Stadtgartendirektor Wittenberg nutzte das Gelände zwischen Johannapark und dem Auwald für die Gestaltung des König-Albert-Parks im Rahmen der 1. Sächsisch-thüringischen Industrieausstellung (1898-1901).
In den 1950er Jahren entstand daraus durch die Integration benachbarter Anlagen der Kulturpark Clara-Zetkin. 1913 begann in Leipzig die Umsetzung sozial-reformerischer Ansätze der Stadt- und Siedlungsentwicklung. Früheste Zeugnisse des Sozialwohnungsbaus sind die Meyerischen Häuser und Höfe. Beispiele klassischer Gartenstädte (Marienbrunn, Mockau) und Volksparks im Stile der 1920er Jahre (Mariannenpark [Leberecht Migge], Sellerhausen Stünz) sind zu entdecken.
Gartenarchitekt Gustav Allinger plante 1932 zu beiden Seiten des 155 Meter breiten Elsterbeckens den Richard-Wagner-Hain. Parkanlagen (AGRA) und Stadtplätze (Floßplatz) der 1950er Jahre und der 1960er Jahre (Ringcafé) komplettieren das historisch gewachsene Stadtgrün, über das Leipzig in hoher Qualität verfügt. Die Wiederherstellung der von 1850 bis in die 1950er Jahre sukzessive zerstörten Gewässersysteme trägt heute im besonderen Maße zur außerordentlichen Freiraumqualität bei.
SUG-Stellenmarkt
Rückblick II: Das Grün- und Gewässersystem nach der Friedlichen Revolution
Die jahrzehntelange Belastung der Umwelt war nicht nur im Stadtgebiet omnipräsent. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands bot sich gerade in Leipzig ein ergiebiges Betätigungsfeld. In dem häufig maroden, aber nur mäßig kriegsgeschädigten Erbe wurde die große Vergangenheit der Stadt noch ganz besonders deutlich. Armut ist der beste Konservator. Die Gartendenkmale, Grün- und Parkanlagen waren uns, wenn auch im schlechten Pflegezustand, überkommen. Den Teilnehmern des GALK-Bundeskongresses 1992 in Leipzig war schwer zu vermitteln, welch enormes Arbeitspensum vor uns lag. Ich konnte konstatieren, dass von März 1991 bis Mai 1992 mehr gestaltet, geplant, vorbereitet und fertig gestellt wurde als in den Jahren 1939 bis 1990.
Nach der Friedlichen Revolution hat das damalige Grünflächenamt erste Ziele für die Stadtentwicklung und das Grünsystem in und um Leipzig formuliert.
- Der Landschaftshaushalt ist zu regenerieren, die natürlichen Ressourcen sind zu schützen. Im Stadtumland sollen sowohl ökologische Bewirtschaftungsformen in der Agrarproduktion als auch Siedlungsformen mit vorrangig ein-/ zweigeschossigen Bauwerken geplant werden.
- Die Raumstrukturen sind so zu verflechten und zu vernetzen, dass Erholung ermöglicht, Umweltverbesserung erreicht sowie Biotop- und Naturschutz gewährleistet werden kann. Der Schutz und die Entwicklung des ländlichen Raumes, erhaltenswerter Ortskerne, ländlicher Siedlungsstrukturen und Ortsränder sind zu sichern. Alle innerstädtischen Grünflächen der oben genannten Kategorien sind zu schützen, zu bewahren, zu entwickeln und durch Grünzüge zu vernetzen.
- Im geplanten Grünsystem der Stadt sowie den Radialen ins Umland sind Bebauungen und Versiegelungen sowie Trassen des Verkehrs und der technischen Infrastruktur auszuschließen. Zur Vermeidung von Zerschneidungen sind Trassenkorridore zu bevorzugen.
Das Leipziger Grünsystem wird dabei im Wesentlichen durch vier charakteristische Landschaftsräume in Gestalt des Fließgewässersystems mit Flussauen und Auwald, der bebauten Stadträume, des agrarisch geprägten Offenlandes sowie des Leipziger Neuseenlandes geprägt. Als Leitbild der Freiraumentwicklung wird das Grünsystem als Radial-Ring-System beschrieben. Ringe aus Parkanlagen, Wäldern, Kleingärten, Landwirtschafts- und Sportflächen bilden Grünräume zwischen unterschiedlichen Bereichen der Stadt, mit denen sie fest verwoben sind.
Der historische Promenadenring umschließt als innerer Ring das Stadtzentrum (ein Quadratkilometer). Der mittlere Stadtring liegt zwischen der zusammenhängend bebauten Kernstadt und den randlichen Siedlungsschwerpunkten. Der Stadt-Umland-Ring setzt sich schließlich aus land- und forstwirtschaftlichen Flächen außerhalb der dicht besiedelten Flächen zusammen. Entlang der Niederungssysteme der Flüsse, Bäche und Kanäle verlaufen die radial zum Stadtzentrum liegenden Freiflächen wie Radspeichen. Rückgrat des Grünsystems ist die Elster-Luppe-Pleiße-Niederung und der Leipziger Auwald mit den innen liegenden großen öffentlichen Parkanlagen.
Innerhalb des Gesamtsystems befinden sich Subsysteme mit verbindender Funktion. Der funktionsfähige Fließgewässerverbund (225 Kilometer) ist für die Erholungsnutzung und den Biotopverbund ein wichtiges Anliegen. Davon sind etwa 200 Kilometer gewässertouristisch nutzbar. Die Entwicklung dieser Infrastruktur auf der Grundlage des Wassertouristischen Nutzungskonzeptes (2006) ist programmiert. Die Umsetzung dieses Leitbildes städtischer Freiraumentwicklung im Mikrokosmos des Stadtumbaues erfolgt unter Einbeziehung und Gestaltung von Brachen.
Durch den radikalen Wechsel der gesellschaftlichen Verhältnisse, den veränderten rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eröffnete sich die Chance, den natürlichen Lebensraum wiederherzustellen und eine nachhaltige Entwicklung des Grünsystems zur Verbesserung der Lebensqualität in Angriff zu nehmen. Der einsetzende Strukturwandel wurde planerisch begleitet. Umweltschäden wurden schrittweise saniert und beseitigt. Der Erhalt und die Verbesserung der Lebensbedingungen waren und sind ureigenste Anliegen. Für die Aufstellung der Programme, Konzepte und Fachplanungen waren umfassende Zustandsanalysen erforderlich. Die Zusammenführung im Landschaftsplan (1993) ermöglichte flächendeckende Aussagen zu den Naturgütern Boden, Wasser, Klima/Luft, Arten und Biotope sowie zum Landschaftsbild. Ziele zur Sicherung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes wurden formuliert.
Das Integrierte Zielkonzept des Landschaftsplanes für die Entwicklung der Stadtlandschaft gibt den Rahmen für die Einordnung der Entwicklungsmaßnahmen vor. Sie reichen von der Schaffung von Grünflächen zum Abbau von Erholungsdefiziten über die Entwicklung guter stadtklimatischer Bedingungen durch die Sicherung von Frischluftentstehungsgebieten und Freihaltung von Frischluftbahnen bis zur Verbesserung der Gewässergüte und der Erhaltung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen. Prioritäten für Maßnahmen der Erholungsvorsorge können abgeleitet werden. Defizite wurden anhand der stadtteilbezogenen Darstellung des Versorgungsgrades mit Grünflächen aller Kategorien herausgestellt. Die Zielkonzeption für das Wegesystem ist ablesbar.
Seit der Verabschiedung der Umweltqualitätsziele (2003) besitzen auch alle anderen umweltrelevanten Themen verbindliche Zielvorgaben. Auf dem Weg zur Erreichung dieser Ziele als wichtigstes Handlungsfeld muss die Leipziger lokale Agenda 21 erwähnt werden, die als programmatisches Instrument auf die direkte Mitwirkung der Bürgerschaft zugeschnitten ist.
Die Landschaftsplanung und -gestaltung macht an der Stadtgrenze nicht halt. Die Historie und die Probleme der Landschaftsentwicklung gleichen sich in Leipzig und den umliegenden Kommunen. Dies war der Ausgangspunkt für die Begründung des Projektes "Grüner Ring Leipzig" 1996. Der Grüne Ring Leipzig ist eine Plattform zur Entwicklung neuer Formen der Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Landschaftspflege, Naherholung und umweltverträglichem Wirtschaften in der Region. Akteure dieser Initiative sind neben der Stadt Leipzig zwölf Umlandkommunen, zwei Landkreise, Vereine, Verbände, Unternehmen und Bürger. Ein regionales Handlungskonzept wurde 1998 erstmals erarbeitet und Schlüsselprojekte mit regionalem Bezug identifiziert. Der Grüne Ring symbolisiert über die Region hinaus die Vernetzung und Konsensbildung der Akteure bei Fragen und Problemen der Gestaltung und Nutzung der Landschaft, der Gewässer, der Orte, der Standortentwicklung, des Marketing und des Tourismus.
Zwischenbilanz zur Jahrtausendwende
In der ersten Phase der Grün- und Freiraumentwicklung nach der Wende galt es, auf der Grundlage dementsprechender Planungen, tragfähige Freiraumstrukturen zu entwickeln. Gute Ausgangssituationen bildeten die überkommenen Waldstrukturen, das Gewässersystem und die zahlreichen Kleingartenanlagen mit ihren öffentlich nutzbaren Gemeinschaftsflächen. Die Entwicklung städtischer Freiräume gibt die Tabelle 3 (weiter unten) wieder.
Rückblick III: Neue Qualitäten urbaner Landschaften im Stadtumbau (seit Ende der 1990er Jahre)
Ende der 1990er Jahre vollzog sich in der Stadtentwicklungspolitik ein Paradigmenwechsel - mehr blau-grün, weniger Dichte, mehr Qualität, mehr Individualität war und ist das Credo des Stadtumbaus. Bekanntermaßen spielt die Qualität der harten und weichen Standortfaktoren im Kontext von Schrumpfung und Wachstum eine erhebliche Rolle. Vielfältige bedarfsgerechte Grün- und Freiflächen sowie Erholungsräume bilden wesentliche Standortfaktoren im Ranking der Städte und Metropolen. Der Stadtumbau war und ist nur über die Lebensqualität in den Städten und ihrer Freiräume zu vermitteln. Gemeinsam galt es nach der Jahrtausendwende, Perspektiven für ein lebendiges Gemeinwesen zu entwickeln. Schrumpfung war als Herausforderung und Chance zu begreifen.
Die Einwohnerzahl sank von 1970 bis 2000 um fast ein Viertel von 534.000 auf 438.000. Parallel dazu vollzog sich seit 1992 ein von immensen Wachstumserwartungen getragenes Investitionsprogramm (Boomtown Leipzig). Waren Anfang der 1990er Jahre fast ausschließlich Neubaustandorte an der Peripherie Träger der Entwicklung, holten seit 1996 die gewachsenen Quartiere der urbanen Stadt auf. Die tradierten Denkweisen, Strategien und Methoden der Stadtentwicklung waren durch neue Ansätze zu prägen (bis 2010 mussten 15.000 Wohnungen vom Markt genommen werden). Leipzig stellte sich diesem als Schrumpfung bezeichneten radikalen Transformationsprozess.
Wenn die Zukunft der Stadt nicht genau vorhersehbar ist und die Veränderung der Stadt nicht in der bisherigen Weise gesteuert werden kann, wenn die öffentlichen Fördermittel und Haushalte von extremer Mittelknappheit gekennzeichnet werden, wenn sich andererseits die urbanen Qualitäten im regionalen und nationalen Kontext im Wettbewerb der Stadt bewähren müssen, dann muss sich die Stadtplanung von dem bisherigen Verständnis umfassender flächendeckender Planaussagen ohne Umsetzungsbezug verabschieden und auf urbane Projekte setzen (Forschungsbericht Leipzig 2030).
Hier setzt das im Januar 2006 beschlossene Planwerk Stadtraum Leipzig an. Der öffentliche Raum tritt als konstituierendes Element des Stadtbildes in den Fokus. Neben der funktionalen und gestalterischen Aufwertung von Grün- und Freiflächen sowie Plätzen wurde eine zentrale Aufgabe in der Entwicklung einer Vision für den urbanen Raum des 21. Jahrhunderts gesehen.
Das Planwerk (Zeithorizont 2015+) zeigt die Linien der Stadtentwicklung in ihren stadträumlichen Auswirkungen, verdeutlicht die Einbindung urbaner Projekte, entwickelte eine Strategie der planerischen Vernetzung der Projekte im Zuge der Aufwertung des Freiraumes und definiert die Leitlinien zur Stärkung der urbanen Qualitäten.
Wesentliche übergeordnete Entwicklungsziele waren
- die landschaftsgestalterische Neuordnung im Leipziger Norden und Süden auf der Grundlage von Gestaltungs- und Nutzungskonzepten,
- die Bewahrung und Entwicklung der Kulturlandschaft,
- die Vernetzung der uns überkommenen Strukturen.
Für die klassifizierten Grün- und Freiräume wurden die in der Tab. 1 dargestellten Entwicklungsziele formuliert.
Gleichzeitig wurde auch bereits zur Umsetzung dieser Schwerpunkte der Freiraumentwicklung eine entsprechende Strategie entwickelt. Ausgehend von diesen strategischen und programmatischen Grundlagen entwickelte das Amt für Stadtgrün und Gewässer nach der Jahrtausendwende die Qualitäten der öffentlich nutzbaren (Frei)Räume zu neuer urbaner Lebensqualität. Für die Stadtgebiete der Gründerzeit wurde eine Typisierung in konsolidierte Gebiete, Erholungsgebiete und Umstrukturierungsgebiete vorgenommen.
Besondere Schwerpunkte lagen in der östlichen und westlichen Stadt. Konzeptionelle Stadtteilpläne (KSP) wurden diskutiert und beschlossen. Die Strategie war richtig und gut gewählt. Wir erlebten die Renaissance der Stadt, vor allem durch die hohe Qualität der urbanen Freiräume. Die Ansprüche an (aktiv nutzbare) Freiräume stiegen spürbar auch im Kontext des neuen Gesundheitsbewusstseins.
In den stadtteilbezogenen Grünstrukturen wurden die vorhandenen Ansätze mit neuer Qualität und Dynamik ausgeweitet, Inseln wurden verbunden, Defizite abgebaut, bestehende Qualitäten bewahrt und neue Qualitäten lokal und strukturell entwickelt. Neue Lebensstile entstanden, aktuelle Trends wurden integriert. Die Abwanderung ins Umland wurde gestoppt, der Rückzug in die Stadt attraktiv und relevant, vollzieht sich aber in der Stadt selbst sehr differenziert. Die meisten Zuzüge verzeichnet die Stadt in den Stadtbezirken, die über eine gute bis sehr gute Freiraumversorgung verfügen.
Die grün-blaue Stadtentwicklung zog die Überprüfung des Grünflächenmanagements nach sich. Der Bestand wurde einer Inventur mit dem Ziel unterzogen, Flächenreserven, wie stillgelegte Bahnflächen und Brachen, einerseits aufzudecken und andererseits funktionslose Flächen zu entrümpeln. Zentraler strategischer Ansatz war die Suche nach Kooperationspartnern in der Stadt und der Region. Die Landwirte, die Förster, Wohnungsunternehmen, private Dritte, Investoren, Vereine und Verbände, Umlandkommunen, Bürgerinnen und Bürger wurden unsere Partner. Gestattungsverträge für die Aneignung von Brachen, langfristige Pachtverträge für öffentliche Grün- und Freiflächen, Mäzenatenverträge für die Planung, den Bau und die Bewirtschaftung kommunaler Grün- und Freiflächen, Patenschaften und Landpachtverträge zeigen die Vielfalt und bilden die Grundlage eines zeitgemäßen Grünflächenmanagements.
Einen besonderen Ansatz des Managements verfolgen wir dabei auf einigen, naturschutzfachlich besonders relevanten Flächen unter dem Slogan "Naturschutz durch Nutzung".
Eine konzeptionell geplante und entsprechend etablierte Landschaftspflege mit Großherbivoren und Wildtieren entlastet dabei das Budget der Grünflächenpflege, bereichert das Stadtbild und schafft neue Erholungs- und Erlebnisräume für die Stadtbewohner sowie Lebensräume für Flora und Fauna.
Neben den planerischen Instrumenten gehören zur Verwirklichung der zu Papier gebrachten Ideen und Konzepte
- die Nutzung der breiten Palette der europäischen, deutschen und sächsischen Fördermittelkulissen,
- die Akquise von weiteren Drittmitteln (Stiftungen, Spenden, Sponsoring),
- das kommunale Brachen- und Ausgleichsflächenmanagement,
- der 2. Arbeitsmarkt (FAV) und,
- vor allem das Engagement der Bürgerschaft und von Unternehmen
- m Selbstverständnis des Amtes für Stadtgrün und Gewässer.
In der Konsequenz dieser Verknüpfung von Strategie, Planung und Umsetzung wuchs in der Stadt Leipzig insgesamt auch in anderen Bereichen die Erkenntnis, das einer gezielten Fördermittelakquise zur Stadtentwicklung möglichst passgenaue und dabei zunehmend integrierte Entwicklungskonzepte zugrunde zu legen waren, um diesbezüglich erfolgreich zu sein und zu bleiben.
Entsprechend verabschiedete die Stadt im Jahr 2009 das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (SEKo), das speziell für unseren Aufgabenbereich ein Fachkonzept Freiraum und Umwelt enthielt, auf dessen Grundlage in den letzten Jahren die Entwicklung der Leipziger Wasser- und Parklandschaft erfolgreich fortgesetzt werden konnte.
Im Mittelpunkt standen die Handlungsfelder und Konzeptbausteine. Methodisch wurde mit der Identifikation von Einzelmaßnahmen aus Fachplanungen begonnen, die Bedarfsanalyse folgte. Räumliche Handlungsschwerpunkte wurden herausgearbeitet und zusätzlich in einer Karte dargestellt. Gesamtstädtische Ziele wurden wir folgt formuliert und mit Programmpunkten untersetzt:
- Vernetzung und verbesserte Erreichbarkeit/Stadtumlandbeziehung
- Grüne Aktivachsen, Sport, Freizeit, Wohnumfeld
- Klima-, Umwelt- und Hochwasserschutz
- Gewässerverbund und Tourismus
Die Bewertung auf der Grundlage von Indikatoren schloss sich an. Die danach geformten Maßnahmenpakete orientierten sich an den Kernzielen.
Zwischenbilanz heute
Das Spektrum der blau-grünen Stadtentwicklung in den vergangenen 22 Jahren vermag ich nicht umfassend in Zahlen und Bildern zu vermitteln. Besucher können sich selbst überzeugen. Das Amt für Stadtgrün und Gewässer war, ist und bleibt Ideengeber, Initiator, Motor, Gestalter, Baumeister, Koordinator und Manager einer beispielhaften Stadt- und Stadt-Umland-Entwicklung. Die Attraktivität und die hohe Lebensqualität sind zu verstetigen und zu entwickeln. Dieser dynamische Prozess wird auch in Zukunft kreativ und konstruktiv vom Amt für Stadtgrün und Gewässer bewältigt werden.
Gegenwart und Zukunft
"Leipzig wächst nachhaltig" heißt der Slogan Leipzigs für die Zukunft. Seit zehn Jahren wächst die Stadt, seit fünf Jahren rasant um 10.000 Einwohner pro Jahr. Das vordringlichste Ziel ist es, alles dafür zu tun, dass die Menschen in Leipzig weiterhin in hoher Lebensqualität wohnen und arbeiten können.
Die Fundamente städtischen Handelns sind:
- Die strategischen Ziele der Kommunalpolitik (Stadtrat 2005)
- Nachhaltigkeit als Grundlage zukunftsorientierten Handelns
- Bürgerbeteiligung und bürgerschaftliches Engagement fördern
- Die Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt
Das Arbeitsprogramm 2020 des Oberbürgermeisters vom März 2014 formuliert dazu unter anderem die nachfolgenden Ziele, die hier nur sehr verkürzt wieder gegeben werden können, unter /www.leipzig.de/buergerservice-und-verwaltung/ stadtverwaltung/oberbuergermeister/arbeitsprogramm-leipzig-2020 stadtverwaltung/oberbuergermeister/arbeitsprogramm-leipzig-2020/ aber vollständig nachzulesen sind:
- "Leipzig besteht im Wettbewerb"
Um die Position im Wettbewerb weiter auszubauen und attraktiv zu bleiben, muss sich Leipzig zur Erhaltung der Lebensqualität zukunftsfähig entwickeln. Landschaftliche Vielfalt mit hohem Freizeitwert bilden eine unabdingbare Voraussetzung.
- "Leipzig steigert seine internationale Bedeutung"
Attraktiv gestaltete und gut durchmischte öffentliche Räume, sogenannte Orte in der Stadt, erleichtern das Ankommen, fördern die Kommunikation und das Begegnen. In der Tradition der Bürgerstadt ist bürgerschaftliches Engagement weit verbreitet und willkommen. Der attraktive Tourismusstandort wird sich in den nächsten Jahren durch touristische Höhepunkte im Leipziger Neuseenland weiterentwickeln.
- "Leipzig schafft soziale Stabilität"
Gesundheit und Sicherheit sind wichtig für eine stabile Stadtgesellschaft. Bewegungsfördernde Gestaltung des öffentlichen Raumes, ortsnahe Sport- und Freizeitangebote sowie ein ausgeprägtes Fuß-Radwege-Netz begünstigen die angestrebte Entwicklung.
- "Leipzig setzt auf Lebensqualität"
Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und die Gäste schätzen die Lebensqualität. Der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen bildet eine zentrale Aufgabe aktiver Stadtentwicklung. Ziele der Entwicklung der Grünen und Blauen Infrastruktur wurden vom Oberbürgermeister wie folgt formuliert:
- "Grüne Infrastruktur"
Die Stadt verfügt mittlerweile über ein System funktionsfähiger, attraktiver und ökologisch bedeutsamer Freiräume und Gewässer. Diese grüne und blaue Infrastruktur ist prägend für die Lebensqualität in Leipzig. Ihre Erhaltung, ihre Qualitätsverbesserung im Bestand sowie ihre gezielte Ergänzung bilden hier unsere Hauptziele. So erreichen wir eine deutliche Profilierung von Leipzig als überdurchschnittlich lebenswerte Stadt.
- "Blaue Infrastruktur"
Leipzig ist geprägt durch ein weitverzweigtes Gewässernetz, das in Verbindung mit dem Leipziger Neuseenland eine hohe Freizeitqualität besitzt und dessen Vernetzung wir unter Beachtung des wassertouristischen Nutzungskonzeptes weiterentwickeln wollen.
Leipzig - lebendig grüne Stadt am Wasser
Unter diesem Motto betritt das Amt für Stadtgrün und Gewässer wieder einmal Neuland, um die Zukunft zu gestalten. Die gleichnamige Strategie für die Entwicklung und Erhaltung des Freiraum- und Gewässersystems, verknüpft mit entsprechenden Vorschlägen zur Bildung und Wissensvermittlung als Basis für deren Wertschätzung und der damit verbundenen Lebensqualität wird aktuell erarbeitet.
Es soll damit sowohl ein wesentlicher Baustein zur politischen Entscheidungsfindung als auch ein übergeordneter fachlicher Handlungsrahmen konzipiert, diskutiert und beschlossen werden.