Zur Kulturgeschichte urbaner Grünanlagen

Vom Privatgarten zum Siedlungspark

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Siedlungsparks Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Der Oerlikon-Park in der Siedlung Zürich-Oerlikon. Foto: Hildebert de la Chevallerie

Gärten gibt es, seitdem Menschen sesshaft wurden. Aus Gartenkultur entwickelte sich über Jahrtausende Gartenkunst, aus Fruchtgärten wurden Lustgärten, doch noch lang war der Weg zum "Öffentlichen Garten" geschweige zum "Siedlungspark", dem Siedlungsgrün. Im Mittelalter bezeichnete man dem Wohnen zugeordnete Gemeinschaftsflächen als Allmenden. In den Alpenländern, insbesondere in vielen Schweizer Bergkantonen, hat sich der Begriff "Allmend" als "gemeinsame Weidefläche" oder "Festwiese" in unmittelbarer Nähe der Dorf- oder Stadtgemeinschaft erhalten. Etwa seit dem 10. Jahrhundert wird dieser Begriff für eine Fläche in gemeinschaftlichem Eigentum verwendet, sei es ein Dorfanger, Weideland oder ein Stück Wald, das gemeinschaftlich, nach festen Regeln genutzt wurde. Regeln waren wohl immer schon notwendig, so berichtet bereits im vierten Jahrhundert vor Christus Aristoteles in seinem Werk "Politik", dass bei einem Allgemeingut jeder Nutzer hauptsächlich an sein eigenes, fast nie jedoch an das gemeinsame Interesse denke. Das trifft bis heute zu, öffentliches Gut, hier öffentliches Grün, wird leider nicht so sorgsam gehütet und behandelt wie persönlicher Besitz, man denke nur an Zerstörungen und Vermüllung im öffentlichen Raum.

In der Renaissance, im Barock und in der Ära der englischen Landschaftsgartenbewegung wuchsen die Herrengärten zu vielen Hektar großen Parkanlagen. In der Zeit der Aufklärung, es war die Epoche des Landschaftsgartens, öffneten viele Herrscher ihre Gärten dem Bürger, so zum Beispiel der Schlosspark der Nassauer Dynastie in Wiesbaden-Biebrich. Man kann diesen Prozess als Vorläufer des "öffentlichen Grüns" bezeichnen. Der Schlosspark Biebrich ist heute noch die einzige zentrale Parkanlage des Stadtteils. Die erste nicht als Herrengarten, sondern bewusst als Bürgerpark geplante Anlage war der 1789 angelegte Englische Garten in München. Sein Schöpfer Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823) widmete ihn "der Erholung für alle Stände". Etwas später, um 1825, gestaltete Peter Joseph Lenné den "Volksgarten" in Magdeburg, den Klosterbergegarten und um 1840 konzipierte er in Berlin die ersten öffentlichen "Schmuck- und Grünzüge". In Berlin entsteht auch der erste Volkspark in Deutschland, der Friedrichshain, angelegt von Gustav Meyer, dem ersten Berliner Gartendirektor, einem Vertreter und Fortsetzer der Lennéschen Schule.

Historische Gärten sind heute in vielen Innenstädten das einzige öffentliche Grün. Ein typisches Beispiel ist Frankfurt am Main, die ehemaligen Privatparks der Familien Rotschild, Grüneburg, Bethmann, Günthersburg, Brentano, Sommerhoff oder Solm, einst am Stadtrand gelegen, sind sie heute innerstädtische Parkanlagen. Anders verhielt es sich in Kurstädten des 18./19. Jahrhunderts, etwa in Baden-Baden, Wiesbaden oder Bad Homburg, hier entstanden neben herrschaftlichen Gärten kommunale Parks, nicht aus sozialen, sondern aus ökonomischen Gründen, man brauchte sie als Promenade für die Kurgäste.

Öffentliche Parks im 19.Jahrhundert verkörperten das damalige öffentliche gesellschaftliche Leben, sie waren ein Spiegelbild der Gesellschaft, hier flanierte die Bürgerschaft, wohl gekleidet und gesittet. Als Parkaufsicht genügte die "Pickelhaube" des kontrollierenden Stadtpolizisten. Öffentliches Freizeitverhalten oder gar Kinderspielplätze gab es nicht. Noch bis in die 1970er Jahre war das Betreten des Rasens in vielen Städten verboten. Die einstigen Herrengärten stehen heute unter Denkmalschutz, doch sind sie nicht nur Gartendenkmale, sondern wegen des Mangels an "Freizeitgrün" ebenso "Sozialparks", was in der Praxis eine ständige Gratwanderung zwischen den Freizeitwünschen der Bürger und den gesetzlichen Verpflichtungen des Denkmalschutzes bedeutet. Man würde sich dringlich wünschen, dass aus Gründen des Natur- und Kulturschutzes pfleglicher mit den Parks umgegangen werden würde. Dieser Appell gilt nicht nur der Bürgerschaft, sondern auch den Kommunen, die durch die Zulassungen vieler Events in den Gartendenkmalen oft erheblich zu dauerhaften Schäden beitragen. Dieser Zustand würde sich erst ändern, wenn zusätzliche wohnungsnahe Freizeit- oder Siedlungsparks, den Druck auf die Gartendenkmale mindern würden.

"Stadt und Grün" sind vom Grundsatz her Gegensätze. Erst schrittweise verbinden sich beide Elemente im Laufe der Jahrhunderte. Den "embelliseur de Paris", den Verschönerer von Paris, nannten damals bewundernd die Pariser ihren Stadtgärtner Adolphe Alphand, der 1845 vom Präfekten Eugène Hausmann auf diesen Posten berufen wurde. Alphand gestaltete nicht nur den Bois de Bologne als großen Landschaftspark und viele andere Grünanlagen im Pariser Stadtgebiet, sondern er war auch Schöpfer zahlreicher Alleen, insgesamt soll er 82.000 Bäume gepflanzt haben, wovon noch heute die prächtigen Pariser Boulevards zeugen. Somit fanden barocke Gartenelemente, Alleen und Bosquetts Eingang in die Gestaltung von Straßen und Plätzen. Sehr bald merkten damalige Investoren, dass sich Stadthäuser in Verbindung mit Grün außerordentlich vorteilhaft vermarkten ließen. Die "grünen Squares" des 19. Jahrhunderts in London, quasi halböffentliche "Siedlungsparks", sind hierfür beredtes Beispiel, oder etliche Nummern größer, der Centralpark in New York. Wohnungsnahe Grünanlagen begünstigten, damals wie heute, "gehobenes Wohnen", hier werden die höchsten Mieten erwirtschaftet.

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Siedlungsparks Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Siedlungspark in der Siedlung Parkfeld, Wiesbaden, 1972. Einer Planung von Ernst May zum benachbarten Schlosspark ist es zu verdanken, dass May einen "grünen Übergang" vom Park zur Siedlung suchte und so Fläche für den Quartierpark entstand. Landschaftsarchitekten "Marten und Porlein". Foto: R. Toyka

Eine ganz andere Situation herrscht im "normalen Wohnungsbau". In der Gründerzeit explodierten viele Städte, um die vom Land hereinströmenden Menschen schnell und billig mit Wohnraum zu versorgen. Es entstanden enge, dunkle Mietskasernen, oft mit mehreren Hinterhöfen, ohne jegliches Grün. Das führte um 1900 zu städtebaulichen Gegenreformen. Die Howardsche Gartenstadt-Idee fand Eingang in viele europäische Städte, der Arzt Schreiber und der Pädagoge Hauschild erdachten die Kleingartenbewegung, die sich in allen Städten ausbreitete, Turnvater Jahn brachte die Jugend zum Sporttreiben (und exerzieren) und verantwortliche Städtebauer wie die Gebrüder Taut, Ernst May und etliche andere praktizierten sozialen Siedlungsbau mit wohnungsbezogenem Grün und Mietergärten. Der Städtebauer Martin Wagner prägte den Begriff "sanitäres Grün", es war das Signal weg vom nur dekorativen "Schmuckgrün der Stadtplätze", hin zu der die Stadt gliedernde und belüftende Grünzüge, Volksparks, Siedlungsgrün und Kleingartenanlagen.

Die Idee des "neuen Siedlungsgrüns" fand ihren Niederschlag in der "Charta von Athen" aus dem Jahr 1933. Hier heißt es in Artikel 35: "Jedes Wohnviertel muss künftig über eine Grünfläche für vernünftige Spiel- und Sportanlagen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene verfügen". Diese Forderungen sind bis heute nur ansatzweise erfüllt worden. Die damaligen Gartenstädte, man denke zum Beispiel an Krupps Margarethenhöhe in Essen oder Mays Römerstadt in Frankfurt am Main, noch heute begehrte Mietobjekte, waren nicht die Regel. Doch bis heute vorbildlich waren die vielen Wohnungsgenossenschaften, sie schufen bezahlbaren Wohnraum. Es entstanden Reihenhäuser, auch mehrgeschossige Wohnungen, in Zeilen- oder Blockbau, ausgestattet mit einer Rasenfläche (Allmende) und zu jeder Wohnung gehörte ein Garten. Leider geriet das Thema Mietergarten im Siedungsbau der Nachkriegszeit nach 1945 jahrzehntelang völlig in Vergessenheit. Erst in den 1980er Jahren tauchte der Mietergarten ansatzweise wieder auf.

Im Siedlungsboom nach 1945, die meisten Städte waren zerbombt, war das neue städtebauliche Ideal die "gegliederte und aufgelockerte Stadt". Die neuen Siedlungen waren zwar stark durchgrünt, doch war es, mehr oder weniger "visuelles Grün", durch die Verkehrserschließung in kleine Flächen zerschnitten, deshalb nur sehr bedingt geeignet für Freizeit und Spiel. Es fehlte an zusammenhängenden Grünflächen, an einem Siedlungspark, geeignet für Spiel und Sport. Priorität hatte, wie überhaupt in den Städten, das Auto, der Verkehr. Man sprach von der "autogerechten Stadt". Insbesondere Kinder und Jugendliche waren die Leidtragenden. Kinderspiel bis zwölf Jahre, war in den Siedlungen nur in engen, eingezäunten Bereichen vorgesehen, ältere Kinder und Jugendliche gingen leer aus, Bolzplätze, große Freiflächen für Bewegungsspiele gab es nur selten. Die Flächen der Parkplätze waren weitaus größer als die Flächen der Spielplätze.


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Wohnsiedlung Södra Tynnered, Göteborg, Schweden. 1000 Wohnungen. Alle Parkplätze am Siedlungsrand. Autofreier Freiraum ca. 30 Hektar. Abbildung: "Mehr Grün in die Stadt"
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Wohnsiedlung Slotsberget, Göteborg, Schweden. Etwa 500 Wohnungen. Konzentrierte Verkehrsflächen am Siedlungsrand ermöglichen zentralen Siedlungspark. Abbildung: "Mehr Grün in die Stadt"
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Zentraler Siedlungspark(3,6 Hektar) in Remisevaenget, Kopenhagen, 1629 Wohnungen. Abbildung: "Mehr Grün in die Stadt"

Dass man das Thema Siedlungsgrün auch ganz anders lösen konnte, zeigten Beispiele in skandinavischen Siedlungen der Nachkriegszeit. Nicht das Auto stand hier im Mittelpunkt der Freiraumnutzung sondern der Mensch. Durch dezentrale Verkehrserschließung schuf man Hektar große, ungestörte Grünräume, schaffte großzügige Siedlungsparks mit entsprechenden Einrichtungen. Allerdings mussten Autofahrer einen kurzen Fußweg vom Parkplatz zur Wohnung in Kauf nehmen.

Diese Beispiele fruchteten im deutschen Städtebau nicht, längere Fußwege vom Parkplatz zur Wohnung waren deutschen Autofahrern scheinbar nicht zuzumuten. Hinzu kam, dass Stadtplanung und Verkehrsplanung von einander getrennte Planungsdisziplinen waren, so schlug man breite Verkehrsschneisen in historische Stadtstrukturen, zerstörte damit überlieferte Stadtgrundrisse.

Nur wenige Stadtbaumeister alter Schule konnten dies verhindern so etwa in Freiburg. Diese planerische Grundhaltung wurde sinngemäß in den Siedlungsneubau übertragen. Und eine eventuell richtungsändernde Mitsprache des Landschaftsarchitekten, zuständig für den Freiraum, gab es nicht, ihre Aufgabe beschränkte sich auf die Begrünung der vorgegeben Restflächen.


Noch heute sind viele der damals in Skandinavien gebauten Neubausiedlungen beispielhaft. Hierfür drei Beispiele: Im Jahr 1964 entstand die Siedlung Södra Tynnered in Göteborg mit 1000 Wohneinheiten. Durch konsequente dezentrale Anordnung des Verkehrs, Parkplätze wie Zufahrtstraßen wurden am Siedlungsrand angeordnet, ergab sich in dieser Großsiedlung ein verkehrsfreier Freiraum von 30 Hektar, beste Voraussetzung für einen großen Siedlungspark, Platz für Kindergarten und Schule. Kinder konnten diese Einrichtungen erreichen, ohne eine Straße queren zu müssen! (Architekt White arkitektkontor, Freiraumplanung Hans und Margit Büchel. (Entfernung Parkplatz : Wohnung 200 Meter).


Ein zweites, kleineres Beispiel ist die 1962 entstandene Siedlung Slotsberget, ebenfalls in Göteborg, vom gleichen Architekten, eine Siedlung mit etwa 500 Wohnungen, ebenfalls mit zentralem Siedlungspark, ermöglicht durch dezentral angeordnete Parkplätze und eingesparten Straßen.

Die Freiflächenplanung erfolgte vom Gartenarchitekten Juga Edler-Claeson (Entfernung Parkplatz: Wohnung 150 Meter). Und drittens, ein Beispiel aus Kopenhagen, die Siedlung Remisevaenget, mit 1629 Wohnungen. Das Siedlungsgebiet ist 30 Hektar groß, der zentrale Siedlungspark 3,6 Hektar, mit angrenzender Schule und Kita. Die etwa 1500 Einstellplätze sind am Siedlungsrand angeordnet.


Derzeit ist in vielen deutschen Städten das Thema "neue Siedlungen" wieder aktuell, sozialer Wohnungsbau ist Mangelware. Vorrang hatte in den vergangenen Jahren der "gehobene" Wohnungsbau, meist Eigentumswohnungen, damit ließ sich besser und schneller Geld verdienen! In Vergessenheit geriet der soziale Wohnungsbau, viele Gemeinden verkauften sogar ehemalige Sozialwohnungen oder wandelten sie in Eigentumswohnungen um. Die guten alten Wohnbaugenossenschaften waren Siedlungsmodelle von gestern! Unüberhörbar nun der Ruf nach bezahlbarem Wohnraum, wobei es sehr wünschenswert wäre, nicht nur sozialverträgliche Wohnungen, sondern auch dazu sozial nutzbaren Freiraum zu schaffen. Dies ist besonders wichtig in Siedlungen mit sozialen Brennpunkten. Erinnert sei noch einmal an die erwähnte Athener Charta, mit der Forderung nach vernünftigen Spiel- und Sportanlagen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ziel muss deshalb die "bespielbare Siedlung" sein, weg von der Beschränkung auf nur "kleine, abgezäunte Spielplätze". Ein Schlüssel hierfür ist die Reduzierung oder Dezentralisierung des ruhenden und fließenden Verkehrs. Das ergibt vernünftige Freiräume und ist außerdem noch preiswerter.

Ein positives Beispiel jüngerer Zeit gibt es in der Schweiz, in der Siedlung Zürich-Oerlikon. Hier besteht das Siedlungsgrün nicht aus "Restflächen", sondern es sind den einzelnen Wohnblocks zugeordnete Siedlungsparks. Oerlikon ist ein sehr alter Ort, bereits 946 erwähnt.

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Der 13.000 Quadratmeter große Wahlenpark in der Siedlung Oerlikon. Zentraler Mittelpunkt ist die für Spiel und Sport genutzte 7500 Quadratmeter große Wiese. Foto: Hildebert de la Chevallerie

Bekannt wurde er durch die 1876 weltberühmte Maschinenfabrik und spätere Rüstungsschmiede Oerlikon. Der Ort selbst wurde 1934 nach Zürich eingemeindet. Die großflächigen Industriebauten gibt es heute nicht mehr, stattdessen entstand ab 1990 eine moderne, sehr urban wirkende Siedlung mit mehrgeschossigen Mietswohnungen und Bürotrakten und individueller Grünplanung. Grüne Mittelpunkte der Siedlung sind vier "Quartierparks" mit beachtlicher gestalterischer wie sozialer Qualität. Als erster entstand 2001 der Oerliker Park, 2002 der MFO-Park, 2003 der Louis-Häflinger-Park, und 2005 der Wahlenpark. Außerdem gibt es noch den bereits 1943 entstandenen Gustav-Ammann-Park.

Der größte Park, mit 17 500 Quadratmetern, ist der Oerliker Park, ein überall begeh- und benutzbarer Freiraum, überstellt mit rund 1000 Bäumen, quasi eine "begehbare Halle". Die Bäume sind im engen Raster von vier mal vier Metern gepflanzt, ein Raster, das später, so die Vorstellung der Landschaftsarchitekten Zulauf+Partner, bei fortgeschrittenem Wachstum, auf acht mal acht Meter erweitert werden soll. Das wird allerdings so schnell nicht geschehen, denn die gepflanzten Bäume, eine sehr verschiedenartige, ungewöhnliche Artenauswahl von Birken, Eschen, Kirschbäumen, Amberbaum und Blauglockenbaum, haben sich außerordentlich schlecht entwickelt, wahrscheinlich auf Grund zu kleiner Baumgruben und stark verdichteter Böden. Doch abgesehen von der "biologischen Panne" überzeugt das gestalterische Konzept, insbesondere der den Raum prägende "Baumkörper", als der sich der Gesamtpark visuell darstellt.

Die Anlage besteht aus zwei Hälften, eine natürliche, vorhanden gewesene Senke und eine überdeckelte Altlastfläche, teilweise mit Holzplanken belegt, geeignet für Spiele und Veranstaltungen. Gut nutzbar zum Spielen, lagern und grillen ist der mit Wild-rasen eingesäte Teil des Baumhains. Andere, aus Geröll und einer Tennendecke bestehende Flächen sind, besonders bei heißem Wetter, wegen der Aufheizung der Flächen weniger gut zum Lagern geeignet. Ein Spielplatz, ein offener roter Pavillon und ein lang gestreckter Brunnen mit Trinkwasserqualität ergänzen das Freizeitangebot. Zentraler Blickfang ist der im Zentrum der Anlage stehende, das Baumdach durchdringende, blaue Aussichtsturm, ein Entwurf der Architekten Hubacher und Haerle, in Erinnerung an die einst hier stehenden hohen Kamine der abgerissenen Fabrik. Er ermöglicht weite Ausblicke in das Zürcher Umland.


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MFO-Park im Neubaugebiet Zürich Oerlikon. Ein 100 Meter langes, 35 Meter breites und 17 Meter hohes "Park-Haus", ein mit Rankpflanzen begrüntes Stahlgerüst, ein Ort zum Aufenthalt, musizieren und Theater spielen. Foto: Hildebert de la Chevallerie
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Der Oerliker Stadtquartierpark, 17 500 Quadratmeter groß, besteht aus einem zusammenhängenden "Dach der 1000 Bäume". Ein beliebter Erholungsraum für Jung und Alt. Foto: Hildebert de la Chevallerie
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Foto: Hildebert de la Chevallerie
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Der 13.000 Quadratmeter große Wahlenpark in der Siedlung Oerlikon. Zentraler Mittelpunkt ist die für Spiel und Sport genutzte 7500 Quadratmeter große Wiese. Foto: Hildebert de la Chevallerie

Besonders originell und ungewöhnlich ist ein zweiter Quartierpark in dieser Siedlung, der MFO-Park, entworfen von den Architekten Burkhard+Partner und Raderschall, Landschaftsarchitekten AG. Es ist kein Park üblicher Art, sondern ein 100 Meter langes, 35 Meter breiter und 17 Meter hohes, doppelwandiges Stahlgerüst, ein "Park-Haus", bepflanzt mit üppig wachsenden Rankpflanzen, eine moderne "Treillage", wie wir sie aus Barockparks kennen.

In dem sehr imposant wirkenden Raum sind Treppen, Galerien und Balkone eingehängt, auf dem Dach befindet sich ein Sonnendeck. Die Anlage wird für Theater- und Musikaufführungen genutzt. Der Raumkörper zeichnet den Grundriss eines der abgerissenen Gebäude der Akkumulatorenfabrik Oerlikon nach. Ein interessanter Entwurf, bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet, unter anderem auch einer BDLA-Anerkennung.

Ein dritter Quartierpark ist der 1,3 Hektar große Wahlenpark, gestaltet vom Künstler und Architekt Christopher T. Hunziker und dem Landschaftsarchitekten Dipol in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Hans H. Moser. Der aus dem Wettbewerb hervorgegangene Projektname "RGB" steht für die Farben Rot, Grün und Blau, Farben, die sich im Entwurf leicht ablesen lassen.

"Rot" ist ein breites seitlich angeordnetes Band mit 70 Blutbuchen in sieben verschiedenen Sorten. "Grün" ist die rechteckige 7500 Quadratmeter große Spielwiese. "Blau" ist eine 160 Meter lange und drei Meter breite Sitzbank, die seitlich das Rasenfeld begleitet, mit 7000 blauen Glasbausteinen bestückt, die, von innen beleuchtet, im Dunkeln ihr märchenhaftes blaues Licht verbreiten. Parallel zur Sitzmauer verläuft eine mit Linden bepflanzte Promenade. In das Spielfeld sind vier markante, funktionelle Raumelemente eingesetzt, die Kontraste zur monochrom grünen Rasenfläche bilden: ein massiver, skulpturaler Lichtmast, ein robustes, transparentes Ballfangnetz. Ein rundes Wasserbecken mit einem runden Schattendach mit konzentrischer Stütze. Die Promenade ist Schnittstelle zwischen Park und Straßenraum.

Es wäre sehr wünschenswert, ähnliche Beispiele auch in zukünftigen deutschen Siedlungen zu verwirklichen. Ein Weg hierzu sind gezielte Wettbewerbe mit der Zielsetzung: sozial nutzbare Wohnungen mit entsprechend nutzbaren Freiraum zu schaffen.


Literatur

de la Chevallerie, Hildebert: "Diskussion Alleen", in: Garten und Landschaft, 8/2001.

de la Chevallerie, Hildebert: "Mehr Grün in die Stadt". Freiraumplanung im Wohnungs- und Städtebau. Bauverlag Wiesbaden-Berlin 1976.

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