Zwischen historischen Parks und hoher Verdichtung

Grün in Tokio

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Japanische Gärten Grünflächen
Tokio - im diesigen Julilicht - vom Shinjuku-Center aus. Foto: Horst Schmidt

Mein 25 Jahre alter Traum, den höchsten Berg Japans, den faszinierenden Fuji san mit seinen 3776 Metern zu erklimmen, war der Anlass, in der heißesten Zeit des Jahres Japan wieder einen Besuch abzustatten. Endlich wollte ich mit den Kollegen in Tokio gemeinsame Probleme unserer Arbeit besprechen und vor Ort einen Eindruck gewinnen, welche Auswirkungen die Atomkatastrophe von Fukushima gehabt hat.

Entwicklung Tokios mit seinen Grünflächen

Tokio ist als eine der großen Megacitys der Welt eine noch verhältnismäßig junge Stadt. Bis 1600 war sie unter dem Namen Edo ein unbedeutender Fischerort. 1603 wählte der militärische Machthaber Japans Shogun Ieyasu Tokugawa, nachdem er Japan militärisch geeint hatte, Edo zu seinem Regierungssitz neben der kaiserlichen Hauptstadt Kyoto. Dort konzentrierte er seine Macht und die wirtschaftliche Entwicklung. Er und seine Nachfolger zwangen alle Fürsten Japans, in Edo ihre Residenz zu errichten und mindestens die Hälfte der Zeit anwesend zu sein. So entstanden viele großzügige Gärten und Grünanlagen, die mit ihrem üppigen Grün die Stadt prägten, wie man es auf Plänen von 1800 erkennen kann.

Nachdem die USA Japan 1854 mit dem Erscheinen ihrer Kriegsschiffe gezwungen hatte, die Isolation aufzugeben und sich dem Weltmarkt zu öffnen, ergab sich unter dem Kaiser Meiji für Edo eine enorme Veränderung. Der Kaiser verlegte seinen Sitz von Kyoto nach Edo und gab ihr den Namen Tokio, Kyoto im Osten. Das Shogunsystem wurde aufgegeben, die herrschende Klasse der Samurai verlor ihre Privilegien und das feudale Fürstentum verschwand. In einem Regierungserlass von 1873 wurden einige Parks der fürstlichen Residenzen, der shintoistischen Schreine und der buddhistischen Tempel zu öffentlichen Parks umgewidmet.

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Direktor Kitahara mit dem Plan des Uenoparks. Foto: Horst Schmidt
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Chinesische Brücke im Koishikawa Karakuen Garten. Foto: Horst Schmidt
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Wandelgarten Ritsurin-koen in Takamatsu. Foto: Horst Schmidt

Aus der ehemals sehr grünen Stadt ist heute eine sehr dicht bebaute Stadt geworden, in der das Grün Mangelware geworden ist. In den Jahren von 1974 bis 1998 sind 70 Quadratkilometer Frei- und Grünflächen verschwunden. Die Lage am Pazifik mit der klimatischen Ausgleichswirkung wurde auch relativiert durch großflächige Aufschüttungen im Meer, die bebaut wurden, sich ebenfalls aufheizen und die Wärme an die umgebende Stadtluft abgeben. Das verstärkt die Aufheizung des sommerlichen Stadtklimas durch den höheren Energieverbrauch, die Verdichtung der Bebauung und Versiegelung, sowie den Verlust der natürlichen Vegetationsflächen.

Organisation des öffentlichen Grüns

Das öffentliche Grün wird in Tokio zum Teil von der Park Division des Metropolitan Government Tokyo betreut und entwickelt. Die Park Division teilt sich in 1. die Management Section, 2. die Planning Section 3. die Park Section und 4. die Park Construction Section auf. Neben der Park Division existiert das Construction Bureau, dem für den östlichen Stadtbereich das Tobu District Park Office und für den westlichen das Seibu District Park Office als untere Organisationseinheiten zugeordnet sind. Das östliche Office bearbeitet den größeren Stadtbezirk mit dem Zentrum. Seinen Leiter, Herrn Direktor Kouichi Kitahara habe ich am 30. Juli zusammen mit den Landschaftsarchitektinnen Dr. Mariko Handa von der Organisation für Urban Green und Dr. Noriko Horie von der Park Foundation besucht.

Der andere Teil des öffentlichen Grüns wird von der kommunalen Ebene des Raumes Tokio den Wards, Cities, Towns und Villages sowie vom Land Japan verantwortlich angelegt und gepflegt. Vor 30 Jahren hat man große Teile der Pflegearbeiten in Tokio an Firmen vergeben und dies schrittweise weiter verfolgt. Heute ist das Parkmanagement in der Diskussion und wird zum Teil an verantwortliche Manager (designated manager) vergeben.

Das öffentliche Grün Tokios umfasst insgesamt 11 039 Parks und Grünflächen mit einer Gesamtgröße von 7441 Hektar. Das ergibt 5,72 Quadratmeter pro Einwohner. Bis 2015 sollen sieben Quadratmeter pro Einwohner erreicht werden. Größere Grünflächen findet man im westlichen Teil von Tokio in der bergigen Tamaregion.

Im zentralen Tokio sind die Grünflächen dagegen rar. Größere Parks sind der Yoyogi Park, der Ueno Park, der Mizumoto Park, der ShinjukuGyoen Garten, der Hama-Rikyu Garten und der kaiserliche Palastgarten. Die meisten Parks, wie der 1903 geschaffene Hibiya Park oder der durch den Regierungserlass von 1873 erhaltene Ueno Park, sind frei zugänglich. Andere Parks wie der Hama-Rikyu Garten erheben einen Eintritt. In den Parks gibt es oft Sportplätze und weitere Angebote zur sportlichen Betätigung. In anderen Parks gibt es Angebote zum Grillen, zum Zelten und zur Naturbetrachtung.

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Ginkgo und Salix als Straßenbäume. Foto: Horst Schmidt
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Geschnittene Azaleenpflanzung Innenhof Hiroshima. Foto: Horst Schmidt

Tokio hat zehn Natural Parks mit einer Fläche von 80.000 Hektar und sieben Besucherzentren. Sie wollen die reich strukturierte Landschaft, Biodiversität und Artenvielfalt erhalten und möglichst vielen Städtern das Naturerlebnis ermöglichen.

In Japan haben die Parks neben den Angeboten zur Naherholung, zum Sport, der stadtklimatischen Wirkung, der Verbesserung des Stadtbildes, und dem Umweltschutz noch die Funktion des Katastrophenschutzes. 54 der Metropolitanparks haben ausgewiesene Evakuierungsflächen und weitere 26 beherbergen "Aktivitätszentren für Katastrophen". Sie dienen als Basisstationen für Polizei, Feuerwehr und andere Rettungskräfte bei Katastrophen. Sie haben außerdem Flächen für den Einsatz von Hubschraubern und Notunterkünfte für die betroffene Bevölkerung.

Historische Parks in Tokio

Einige der Parks, die ursprünglich noch aus der "Edozeit" stammen, zeigen eindeutig die Gestaltung der seinerzeitigen Gartenkunst. Nach 1600 hatte sich die Gartenkunst über die Berg- und Teichgärten (Tsuki-yama), die Zengärten (Karesansui), die Teegärten (Chaniwa) zu den Wandelgärten (Chisen Kaiyu Teien) entwickelt. Sie zeigen in den Residenzgärten der Fürsten unterschiedliche Landschaftsminiaturen mit Teich- und Hügelkombinationen, beinhalten Teegärten und sind so geschickt angelegt, dass sie viel größer wirken und auf einem Rundweg immer neue Perspektiven und Gartenbilder zeigen. Waren die frühen Gärten zum Betrachten angelegt, dienten sie nun dem Durchschreiten und eignen sich auch heute sehr gut zum Spazierengehen. Sie vermitteln immer wieder neue Landschaftsbilder und lassen den Besucher in der Suggestion versinken, sie seien in der dargestellten Landschaft. Man nennt dieses Gefühl im Japanischen "Mitate".

Beliebte Landschaften, wie die drei schönsten Landschaften Japans: die heilige Insel Miyajima, die "Himmelsleiter" Amanohashidate und die kleinen Kieferninseln Matsushima werden in den Gärten dieser Zeit immer wieder "en Miniature" neben anderen Motiven wie die bäuerliche Landschaft mit Reisfeldern und Obstplantagen nachgebildet.

Direktor Kitahara führte uns durch den historischen Garten Koishikawa Korakuen aus dem Jahr 1629, der deutlich den chinesischen Einfluss zeigt. 1952 wurde er per Gesetz mit sechs anderen Gärten in Japan, so auch dem Hama-Rikyu-Garten in Tokio, als besonderer kultureller Garten geschützt. Verschiedene Landschaftstypen sind hier nachgebildet, wie die bäuerliche Landschaft, verschiedene Seelandschaften, die Karasaki-Kiefer am Biwa-See, eine Treppe die ins Nichts führt, ein Doppelberg mit Aussichtsplattform und ein Lotussee. Die historischen Gärten werden gut besucht, gerade auch von jüngeren Japanern, und besonders beliebt sind sie als Fotohintergrund für Hochzeitspaare.

Japanische Gärten Grünflächen
Baumschnitt im Hausgarten. Foto: Horst Schmidt
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Lotussee im Koishikawa-Karakuen-Garten. Foto: Horst Schmidt

Ein Teil der Gärten und Parks sind nach der Öffnung Japans in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden und zeigen deutlich den westlichen Einfluss. Ein sehr bekanntes Beispiel ist der Hibiya-Park.

Neuere große Erlebnisparks haben ein globales Aussehen wie sonst überall in der Welt. Sie weisen jedoch immer einen typischen japanischen historischen Garten auf.

Zwei wichtige Punkte der heutigen japanischen Parks und Grünflächen sind das Vorhandensein von Toiletten und das Fehlen von Müllbehältern. Die Gesellschaft ist so "erzogen", dass der Müll mit nach Hause genommen und dort entsorgt wird. Das funktioniert gut, die japanischen Parks und Freiräume sind sehr sauber und machen stets einen gepflegten Eindruck. Nur bei großen Festen, wie dem "Hanami" Blütenfest im Frühjahr unter den blühenden Kirschbäumen, wo viel gegessen und getrunken wird, werden große Container aufgestellt und laufend entsorgt. Toiletten, die kostenlos benutzt werden können, finden wir in allen Parks.

Die Japaner sind "gartenverliebt". Auch in dicht bebauten Wohngebieten finden wir an den meist zweistöckigen Häusern kleine Gärten, in denen die Gehölze durch Schnitt klein und passend zum Gebäude gehalten werden. Ist für den Garten kein Platz, steht vor dem Haus wenigstens noch eine Ansammlung von Pflanzen in Töpfen.

Straßenbäume

Wichtige Elemente im städtischen Grün sind auch in Japan die Straßenbäume mit dem Straßenbegleitgrün. Es wird in Tokio unter anderem von einer Stabstelle des "Roads Greenery Planning Branch" der Planning Section der Park Division des Metropolitan Government betreut und entwickelt. Sein Leiter gab uns eine grobe Übersicht und zeigte verschiedene typische Straßenbegrünungen. Es gibt heute 600.000 Straßenbäume und 550 Hektar Straßenbegleitgrün. 44 Prozent der Straßenbäume und 48 Prozent des Straßenbegleitgrüns werden von dem Metropolitan Government betreut, der Rest von den kommunalen Einrichtungen und dem Land Japan. Es fällt auf, dass zum Teil recht große Bäume gepflanzt werden.

In den Städten Japans werden hauptsächlich folgende Arten gepflanzt: Ginkgo biloba, Prunus spec., Zelkova serrata, Cornus florida, Acer buergerianum, Cinnamomum camphor, Liquidambar styraciflua, Sorbus spec., Platanus spec., Acer palmatum. In Tokio sind diese Gattungen hauptsächlich vertreten: Ginkgo, Cornus, Prunus, Acer, Platanus, Zelkova, Cinnamomum, Pasania, Sophora, Salix. Die wichtigste Aufgabe des Verkehrsgrüns ist die Stadtverschönerung. Doch auch die Schaffung von Schatten und die Lärmreduzierung werden genannt. Die Bäume in den Straßen werden durch intensiven Schnitt aus Furcht vor Windbruch sehr schmal gehalten. Durch die Reduzierung des Kronenvolumens wird der positive Einfluss, den die Straßenbäume auf das Stadtklima ausüben könnten, jedoch bei weitem nicht ausgeschöpft.

Die Hitzeentwicklung ist in den letzten Jahrzehnten im Sommer stark angestiegen, wie man immer wieder hört. Das ist unter anderem auf die starke bauliche Verdichtung und Versiegelung, aber auch auf die Reduzierung der Grün- und Freiflächen sowie die Zunahme des Energieverbrauchs zurück zu führen. Dies ist ein generelles Problem in den großen japanischen Städten, und man sollte deshalb mehr Frischluftschneisen schaffen und die Vegetationsflächen durch zusätzliche Grünflächen, Dach- und Fassadenbegrünungen und größeres Kronenvolumen der Straßenbäume vergrößern. Das Straßenbegleitgrün enthält wie die Grünflächen und Parks große Flächen von intensiv gepflegten geschnittenen Gehölzen, wie Azaleen. Das starke Schneiden der Gehölze wurde im 17. Jahrhundert von dem Teemeister und Gartenkünstler Kobori Enshu in den Tee- und Palastgärten (Karikomi) eingeführt. Es wurde ein wichtiges Element der Gartenkunst und prägt heute noch alle Elemente des Grüns in Stadt und Land vom Hausgarten bis zum Park.

Die angestrebte Zahl der Millionen Straßenbäume soll auch durch das Spenderprogramm "Mein Baum" erreicht werden. Für rund 500 Euro kann man einen großen Straßenbaum spenden und für 100 Euro einen kleineren. Diese Bäume werden durch Schilder ausgewiesen, die den Namen des Spenders und das Programm nennen. Seit 2008 haben sich 3900 Spender beteiligt. Die erhöhte Zahl der Straßenbäume soll durch Neubegrünung von Straßen, aber hauptsächlich durch Intensivierung der Bepflanzung erreicht werden. Bei großen Abständen werden Zwischenpflanzungen zum Teil auch mit kleineren Baumarten vorgenommen.

Japanische Gärten Grünflächen
Bei der Ecosystem Conservation Society Japan: Manager Takeshi Seki, Horst Schmidt, Präsident Hobun Ikeya, Managerin Aya Kido (v.l.n.r.). Foto: Horst Schmidt

Japan nach Fukushima

Im Gespräch mit dem Präsidenten Hobun Ikeya und den Managern des japanischen Umweltverbandes Ecosystem Conservation Society Japan war die Katastrophe von Fukushima schnell Hauptthema. Es ist auch in Japan noch heute unfassbar, wie es im März 2011 in dem hoch technisierten Japan zu dieser Katastrophe kommen konnte. Mehrere Gutachten, die auch von der Regierung in Auftrag gegeben worden waren, besagen, dass das Unglück auf das Erdbeben und den Tsunami zurück zu führen sei. Die Risiken seien bekannt gewesen, aber die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen nicht oder nicht korrekt durchgeführt worden, da eine zu enge Verbindung zwischen Atomfirmen und der Regierung bestand. So mussten 2011 alle Atomreaktoren zur Überprüfung abgeschaltet werden. Inzwischen sind auf Veranlassung der Regierung einige Reaktoren trotz Protest wieder am Netz.

Der Ausfall des 30-prozentigen Atomstromanteiles wurde durch Stromabschaltungen, Stromeinsparungen und vor allem durch die Reaktivierung alter Öl- und Gasreaktoren aufgefangen. Das hat in der Handelsbilanz Japans zu einem Rekorddefizit durch die Erhöhung des Gasimportes um 50 Prozent und des Ölimportes um 16 Prozent geführt. Die Regierung hat den früheren Plan, den Atomstrom auf 45 Prozent von heute 30 Prozent ansteigen zu lassen, fallen gelassen und diskutiert heute drei Varianten: Erstens den Atomausstieg bis 2030, zweitens die Reduzierung der Atomkraftwerke auf 15 Prozent, drittens die Reduzierung der Atomkraftwerke auf 20 bis 25 Prozent. Die erste Variante wird von der Regierung nicht befürwortet, da man zu große wirtschaftliche Einbrüche befürchtet. Doch eine Umfrage zeigt, dass eine klare Mehrheit der Bevölkerung den Ausstieg will.

Trotz des immensen Schadens, den die Katastrophe auf vielen Gebieten der Volkswirtschaft verursacht hat, ist auf den ersten Blick keine Veränderung im täglichen Bild Japans festzustellen, wenn man sich nicht direkt im Schadensgebiet aufhält. Versucht man im Gespräch mit Japanern auf Fukushima zu kommen, macht man schnell die Erfahrung, dass abgelenkt wird.

Der Umwelt- und Naturschutzverband Ecosystem Conservation Society wurde 1992 gegründet, nachdem der Präsident mit einer Gruppe eine Reise durch Europa angetreten hatte und dabei unter anderem in Karlsruhe feststellen konnte, dass die ökologischen Bemühungen, zum Beispiel der Biotopverbund, hier weiter fortgeschritten waren als in Japan. Hinzu kamen die persönlichen Erfahrungen, dass aufgrund des intensiven Einsatzes von Dünger und Herbiziden große Kolonien von diversen Reihern eingegangen waren. Persönliche Interventionen bei den Behörden auf verschiedenen Ebenen und die Arbeit der vorhandenen Verbände brachten keinen Erfolg. Nach nun gut zwanzigjähriger Arbeit als NGO schätzt man die Arbeitsmöglichkeiten nach Fukushima besser ein. Der Ausstieg aus der Kernenergie müsse auch in Japan kommen, ist man sicher. Man habe ihre Risiken bisher kaum wahrgenommen, sie spielten in der öffentlichen Meinung bis Fukushima keine Rolle. Die Demonstrationen haben deutlich zugenommen, und sie werden aus allen Schichten der Bevölkerung getragen. Die deutliche Mehrheit der Bevölkerung gegen die weitere Nutzung der Kernenergie bei Befragungen, bei den öffentlichen Anhörungen und die deutliche Zunahme bei den Demonstrationen hat dazu geführt, dass die Regierung unter Ministerpräsident Noda am 14. September beschlossen hat in der 30iger Jahren, spätestens bis 2040 aus der Kernenergie auszusteigen und keine neuen Atomkraftwerke mehr zu bauen.

Die Demut, mit der in Japan die Auswirkungen der Katastrophe hingenommen werden, erklärt man mit der Mentalität eines Inselvolkes, das schon immer mit Naturkatastrophen leben musste. Japaner hätten die Neigung, solche negativen Ereignisse schnell zu vergessen und zu verdrängen. Positiv sieht man die Tendenz der Regierung, die negative Bevölkerungsentwicklung nicht mit Einwanderungen auszugleichen, sondern bewusst die Schrumpfung in Kauf zu nehmen. Japan sei heute schon überbevölkert und zu dicht bebaut. Man müsse in Zukunft insgesamt weniger konsumieren und sinnvoller mit den vorhandenen Ressourcen umgehen. Man habe an die Regierung eine ganze Reihe von Vorschlägen heran getragen und hoffe nun, dass dort eine sinnvollere Siedlungspolitik betrieben werde und sich die Maßnahmen nicht in dem erneuten Aufstellen von Warnschildern über die Höhe des Tsunamis von 2011 erschöpfe.

Mit großem Interesse verfolge man den Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland. Das könne ein Vorbild für den Ausstieg aus der Atomenergie für viele andere Länder sein. Japan habe ebenfalls gute Voraussetzungen für die Nutzung verschiedener neuer Energien etwa Erdwärme und Wellenenergie. Fukushima habe gezeigt, dass man die Politik kritischer begleiten müsse, Abhängigkeiten zwischen Regierung und bestimmten Wirtschaftszweigen dürfe es nicht mehr geben. So könne Fukushima trotz immenser Schäden einen deutlichen Schritt zu mehr echter Demokratie und sinnvoller Nutzung vorhandener Ressourcen auslösen.

Autor

Ehemaliger Leiter des Gartenbauamtes Karlsruhe

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