Das Zentrum Paul Klee in Bern

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Kunstwerke Landschaftsarchitektur
Wellenförmig liegen die Dächer des Zentrums Paul Klee in der Landschaft. Foto: Zentrum Paul Klee

Zehn Jahre nach der Eröffnung lohnt es, sich die Entwicklung des Museums Zentrum Paul Klee anzusehen. Eindrücklich und elegant haben die drei Wellen des Ausstellungsgebäudes ihren Standort am höchsten Punkt der Stadt Bern, auf dem Schöngrün und den richti-gen Platz erhalten. Die Struktur der Gebäude in drei Wellen ist außergewöhnlich und passt sich der Form der Hügel-landschaft an.

Erschließung

Das Zentrum Paul Klee und die Museumsstraße bilden eine Einheit und erschließen die Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs, Fußwege und Parkplätze. Die Zugänge sind zur Sicherheit der Besucher mit einem Fahrverbot versehen. Die Wege werden rege benutzt, wie auch der Rundweg.

Das Zentrum Paul Klee ist kein Gebäude im üblichen Sinne. Die drei Wellen haben einen mehrschichtigen Dachaufbau. Die drei Bogenformen geben dem Innenraum Größe, Luft und Licht. Zu berücksichtigen ist, dass der größte Teil der Räume unterirdisch angelegt ist. Dort werden die mehr als 10.000 Werke vom Künstler für die Ausstellungen aufbewahrt. Einzelpersonen in der Region lehnten derart große Gebäude in der Landschaft oder in den Außenquartieren ab. Die Mehrheit der Besucher, viele Künstler und Kenner dagegen begrüßen den Zentrumsbau. Die Museumsform, die lockere Bogen- und Trägeranordnung bilden ein überzeugendes Bild der Architektur.

So zeigt sich, dass Architektur und Technik mit Kunst und Natur zu einem eleganten Bauwerk verschmelzen. Damit wird sowohl Paul Klee als wichtiger Künstler wahrgenommen als auch der Natur ein Denkmal gesetzt. Die Natur ist, so Klees Überzeugung, die Grundlage für künstlerisches Schaffen schlechthin.

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Monument im Fruchtland von Paul Klee aus dem Jahr 1929. Monument im Fruchtland lautet auch die Adresse des Zentrums Paul Klee. Foto: Zentrum Paul Klee
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Hardy Plants – winterharte Pflanzen – von Paul Klee. Repro: gemeinfrei

Fruchtland

Der Titel "Monument im Fruchtland" bezieht sich auf das Aquarell Paul Klees von 1929, das für den Künstler selbst zu einem bedeutenden Kunstwerk seiner Arbeiten wurde. Die Leitung des Paul Klee Museum nahm das Wort Fruchtland als Leitbild auf. Die Gebäudeform des Museums sah sein Architekt Renzo Piano als Landschaftsskulptur im topographisch hügeligen, kiesigen Gelände. Es liegt im Berner Oberland, das durch fünf Eiszeiten über Jahrtausende hinweg bis zum Mittelland und Jurasüdfuß geformt wurde. Für Klee war die Natur nicht nur die persönliche Grundlage seines künstlerischen Schaffens. Sie galt für ihn als Grundlage der Kunst schlechthin - eine conditio sine qua non. Klees Werke sind Ausdruck dieses Prinzips, das er ab 1920 auch am Bauhaus in Weimar und später in Dessau lehrte und auf die Architektur anwendete.

Der Verkehr der Autobahn A 6 Bern-Thun ist in seiner Tieflage nicht sichtbar und kaum im Zentrum hörbar. Die Umgebung wurde mit 180.000 Kubikmeter Erde geformt und eine neue Topographie auf die landwirtschaftlich genutzte 2,5 Hektar große Fläche gelegt. Bewusst entstand wiederum ein Gelände mit landwirtschaftlicher Nutzung, mit Ansaaten und Pflanzungen. Jeder Frühling beweist, dass durch den fachgerechten Einbau von Erde neue Kulturen problemlos gezogen werden können.

Das Zentrum Paul Klee schlägt eine Brücke zwischen Kultur und Agrikultur sowie zwischen Natur und Kunst mit wissenschaftlichen Partnern aus der Hochschule für Agrikultur und Forst sowie aus der Stiftung Biovision, die in Afrika Anbaumethoden mit Mischkultur fördert. Gepflegt werden die angepflanzten Kulturen von Wissenschaftlern der Berner Fachhochschule.

Der Architekt des Museums Renzo Piano interpretierte die Landschaftsskulptur und das Museum als Gegensatzpaar und Kontrast. Die Geländegestaltung erfolgte auf der ansteigenden Fläche und bildet ertragreiches Landwirtschaftsland. Das große Feld hinter dem Museum ist durch eine senkrecht montierte, beschichtete Metallwand eingefasst. Das bis zu 2,50 Meter hohes Bauelement, das sich im schwungvollen Bogen auf einer Länge von etwa 600 Metern mit einheitlicher Oberfläche um das gesamte Kultur-Zentrum ausdehnt, stellt eine Beziehung zu den Dächern des Museums her. Direkt an die Metallwand schließt sich ein Rundweg an, von dem aus das Publikum eine blühende Fläche betrachten kann. Sie bildet die Trennung zum übrigen, gestalteten Gelände. In einem speziellen Rhythmus wird die Saat für diese Fläche neu gemischt.

Begrünung der landwirtschaftlichen Fläche seit 2004

2004, 2008, 2009 waren es Sonnenblumen, Körnermais, Klee, Gras, Kornblumen in unterschiedlicher Zusammensetzung.

2010, 2012 Wintergerste, Futtergetreide, Sonnenblumen, Körnermais.

2013 Raps mit Untersaat und Mais.

2014 Sonnenblumen, Wintergerste, Klee und flächendeckende Untersaat.

2015 Sonnenblumen, Mais, Kornblumen, Mohn.

Die vielfältigen Mischungen tragen zur landwirtschaftlichen Bewirtschaftung sowie zu Pflanzenvielfalt und Bodenpflege bei. Die kunstvollen Pflanzenmischungen erinnern an Paul Klees Farbmischungen; an das Ziel, mit seinen Bildern eine Struktur horizontaler Streifen zu schaffen, etwa beim Aquarell "Monument im Fruchtland" von 1929. Oder bei "Bühnenlandschaft" von 1937, bei dem durch die Reihung von Lichtstrukturen die Komposition der Figuren hervor gehoben wird.

Die Blumensaat ist interessant für das Publikum und fördert das Interesse der Museumsbesucher an den Kunstwerken und auch an den Außenanlagen. Sie bedingen vielfältige und hohe Ansprüche an den Landwirt bei der Bearbeitung der Fläche und der Landschaftsgestaltung und fördern Biodiversität, Bodenqualität, Vegetation und Fauna und schenken ihr größte Aufmerksamkeit. Eine besondere Aufgabe ist der Anbau von Nahrungsquellen für die Bienenvölker, die ihre Bienenkörbe im Museum haben. Inzwischen leben zahlreiche Insektenarten auf den gestalteten Museumsflächen.

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Das Fruchtland rund um das Zentrum Paul Klee in Bern, Schweiz. Foto: Zentrum Paul Klee
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Mal mit Disteln, mit Korn oder mit Sonnenblumen werden die Außenräume gestaltet. Foto: Hans Schürmann, Zentrum Paul Klee

300 Birken bilden den Rahmen

Um das Zentrum Paul Klee wachsen 300 Birken, die dem Gelände Eleganz verleihen und gut gepflegt werden. 1920 schuf Klee das Gemälde "Rhythmische Baumlandschaft" in mehreren Reihen und Größen. Ähnlich ist es bei den vor zehn Jahren gepflanzten Birken. Sie dominieren als Reihe den Rundweg - vom Haupteingang bis zum Sitzplatz an der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Auf der gegenüberliegenden Seite dehnt sich eine Birkenreihe bis zum Birkenwald aus. Auf das angrenzende Gebiet bis zum Skulpturenpark folgen Kiefern und Birken. Die überlebensgroßen Werke von Oskar Wiggli, Aliea Palba, Yves Dona und weiteren Künstlern sprechen in ihrer Schlichtheit für sich selber. Der Skulpturenpark gehört zur Sammlung der Familie Müller, die das Zentrum Paul Klee gemeinsam mit den Erben des Künstlers gegründet hat. Die Plastiken im Freien in der Nähe des Zentrum Paul Klee erinnern auch an das Gemälde "Park in LU" von 1938 mit wuchtigem Astwerk, Baumformen, übergroßem Blattwerk auf blauem, orangem Grund und mit ornamentalen Figuren. Wenn das Publikum im Zentrumsinneren steht und durch die 150 Meter lange Glasfassade blickt, sieht es Blüten, Früchte und farbige Bäume. Ähnlich auch zu sehen auf dem Bild "Coeline" von 1938.

Der Blick vom Zentrum Paul Klee zeigt den Besuchern auch, dass sich die vor zehn Jahren gepflanzten Baumarten wie Quercus, Acer, Liquidambar, Parrotia, Betula und Wildgehölze gut entwickelt haben. Neben den neu gepflanzten Gehölzen schmücken zwei über 100-jährige Kastanienbäume den Eingang der Schöngrün Villa, in der ein Museumsrestaurant vis à vis zum Zentrum existiert und deren Ursprünge auf das ausgehende 16. Jahrhundert zurückgehen und im 17. Jahrhundert völlig neu gestaltet wurde. Im dazugehörigen Landhausgarten stehen noch Bäume des 18. Jahrhunderts Acer palmatum, Querus robur, Q. ilex. Q. palustris, Fagus sylvatica, F. atropunicea, Tilia platyfyllos, T. cordata, Ulmus parviflora, Chamaecyparis lawsoniana, Ch. notkatensis, Larix europaea und Taxus baccata. Der Laubwald bildet den Abschluss zur Landschaft.

In den Innenräumen und den Zwischenflächen entwickelt sich Bambus als Kontrast zu den Metallträgern und stellt elegant und locker ein modernes Bild dar. Das gleiche ermöglichen Sträucher und Feldgehölze mit schmalen, geformten und geschlitzten Blättern vor den Glaswänden, die ebenfalls dafür sorgen, die Natur den Ausstellungsbesuchern näher zu bringen. Sie laden auch dazu ein, den Außenraum zu genießen.

Aktivitäten lm Zentrum Paul Klee

Neben der jährlichen Bodenbearbeitung für die Saat auf der landwirtschaftlichen Fläche und der wechselnden Zusammensetzung der Blumen, Gräser und Wildpflanzen werden die Tafeln auf dem Areal aktuell gehalten, um den Besuch über diese Neuheiten zu orientieren.

Ein Jahresprogramm unter dem Namen "Fruchtland" gibt den Einblick in Tagungen, Kurse, Tagungen, Führungen. "Saper verdere" - unter dem Titel "Sehen lernen" wird Architekturvermittlung im Zentrum Paul Klee für Laien und Fachpersonen angeboten. Paul Klee und die umgebende Natur kann barrierefrei erlebt werden - von Menschen mit oder ohne Behinderung. Für Jung und Alt stehen viele Möglichkeiten der Weiterbildung offen, weitere Informationen unter www.zpk.org.

Literatur

Zentrum Paul Klee, Renzo Piano: "Archimorphose", hg. Von Werner Blaser, 2005 Reinhardt Verlag Basel.

Eva von Stahn: "Paul Klee". 1985 Parkland Verlag Stuttgart.

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