Die IPM feierte ihr 40. Jubiläum in Essen
Klimabäume und insektenfreundliche Stauden im Fokus
Das Jubiläum feierten die Messeveranstalter unter dem Motto "Unser Herz schlägt grün" mit zahlreichen Programmformaten für das internationale Fachpublikum: Neben Foren und Kongressen gab es Wettbewerbe, Themen-Rundgänge, attraktive Live-Shows und Sonderschauen. Die auf der Messe vertretenen Nationen repräsentierten die grüne Branche weltweit: Belgien, China, Costa Rica, Dänemark, Frankreich, Indien, Israel, Japan, Südkorea, Niederlande, Polen, Portugal, Spanien, Türkei, UK und USA. Auch die Jungunternehmen der Branche hatten ein Forum an dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Gemeinschaftsstand der "Young Innovators".
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Messe-Highlights im Visier
Nachhaltigkeit fängt bereits beim Pflanzentopf an. So stachen beim Messerundgang biologisch abbaubare Pflanzgefäße ins Auge. Die Firma Bioplasmar hat sich auf die Herstellung solcher Gefäße spezialisiert und verwendet dabei regionale Grünabfälle als Rohstoffe. Der neue Topf mit einem Durchmesser von zwölf Zentimetern und einem Volumen von 0,72 Litern (inklusive Topf) eignet sich für automatisierte Anlagen und Topfmaschinen, ebenso wie für alle Bewässerungsarten. Außerdem ist er laut Hersteller schimmelfrei und lagerungsstabil. Der Topf zersetzt sich nach dem Einbringen in die Erde. Dabei wird die Pflanze gleichzeitig mit den dadurch entstehenden Nährstoffen versorgt.
Ebenso umweltfreundlich ist die biologisch abbaubare Mulchfolie von Eco Grow Tex. Sie kann für den ökologischen Landbau ebenso eingesetzt werden wie für den Hobbyanbau. Die Mulchfolien sind in vielen verschiedenen Größen und Qualitäten lieferbar – je nachdem, welche Art von Kultur angebaut werden soll. Dem Eco Growth Tex (Bodenbiologisch abbaubarer Mulchfilm) können auch verschiedene Arten von Aromen, Düngemitteln oder Samen hinzugefügt werden, um das Wachstum zu verbessern.
Natürlich fehlte es auf der Messe auch nicht an Pflanzen- und Blütenpracht. So war zum Beispiel Semponium 'Diamond', eine intergenerische Kreuzung zwischen Aeonium und Sempervivum, zu sehen, die erste offiziell anerkannte Kreuzung zwischen diesen Sorten. Semponium 'Diamond' hat eine leuchtend hellgrüne, auffällige Blattfarbe mit bei Sonneneinwirkung kontrastierenden roten Rändern. 'Diamond' wird bis zu etwa 40 Zentimeter hoch wie breit und wächst zu einer dichten, konischen Pflanze. Ein Kopf erzeugt durchschnittlich zwölf Offsets. Die Rosetten sind groß und stark, die Blätter dick, robust und glänzend.
Eine weitere Neuheit wurde mit der Salvia Salgoon-Serie vorgestellt: Lake Blueberry. Diese Serie bietet kräftige und robuste Pflanzen mit vielen festen und gut gefüllten Blütenähren. Salgoon gilt als trockenheits- wie hitzetolerant und blüht kontinuierlich vom zeitigen Frühjahr bis zum Spätherbst. Da sie sich schnell vermehren lässt, ist sie eine der frühesten Salvien, die ab Mitte des Frühjahrs in den Gartencentern erhältlich sind. Salvia-Pflanzen bringen Lebendigkeit in den Garten, denn sie ziehen Bestäuber an.
Klimapflanzen im Fokus
Da der Gartenbau hinsichtlich der angestrebten Klimaziele eine große Rolle spielt, stand dieser Aspekt natürlich auch im Fokus der IPM. Klimabäume und insektenfreundliche Stauden standen im Mittelpunkt von geführten Rundgängen, die 2024 aufgrund der hohen Nachfrage auf der letzten IPM weiter ausgebaut wurden. Auf der diesjährigen Messe lag ein besonderer Fokus auf Baumschulen, die einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Immer mehr Kommunen investieren in Stadtgrün. Am zweiten Messetag veranstaltete der BdB daher ein Forum zum Thema "Große Bäume für die Stadt". Es richtete sich an kommunale Entscheider und Entscheiderinnen aus Grünflächenämtern, Klimabeauftragte sowie Garten- und Landschaftsgärtner*innen und zeigte Strategien auf, urbane Räume nachhaltig zu begrünen. In Halle 6 starteten die geführten Touren zu Ausstellern mit entsprechenden klimaresilienten Pflanzen, die in Zusammenarbeit mit dem Bund deutscher Baumschulen, Bund deutscher Staudengärtner und dem Stauden Ring organisiert wurden.
Positionspapier zur Torfreduktion
Bei einer Pressekonferenz wurde zudem das Positionspapier zum Thema Torfreduktion vorgestellt, das von einer Allianz aus zwölf unterzeichnenden Verbänden und Organisationen aufgesetzt wurde. Die Strategie verfolgt den Plan, gemeinsam mit Politik und Handel die Ziele der Torfreduktion auf einem konstruktiven und gangbaren Weg zu harmonisieren. Im Zuge der Pressekonferenz stellten Eva Kähler-Theuerkauf, Vizepräsidentin des Zentralverbandes Gartenbau (ZVG), Ulrike Wegener, Geschäftsführerin der Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen (GGS), Niels Sommer, Bund deutscher Baumschulen (BdB) e. V., sowie Thomas Kramer, Sprecher der Fachabteilung Substrate, Erden, Ausgangsstoffe im Industrieverband Garten (IVG), das Positionspapier vor. Das in Deutschland bestehende Dilemma unterschiedlicher Zielformulierungen bei der Torfreduktion war der Anlass zum Positionspapier. Die Intention der unterzeichnenden Organisationen ist es, Lösungswege aus Konfliktpunkten darzustellen, die Nachhaltigkeit im Gartenbau zu erhöhen und die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit gegenüber Importen zu erhalten. Die Unterzeichner sprechen sich in dem Papier einstimmig für eine Reihe von Lösungsvorschlägen aus und laden die Politik ein, diesen Weg gemeinsam zu beschreiten. Die Einsetzung einer Kommission (ähnlich der Kohlekommission) oder eines "Runden Tisches" sei hier ein erster organisatorischer, aber essenzieller Schritt. "Eine Torfreduktion um 40 bis 50 Prozent ist in vielen Kulturen mit angemessenem Aufwand realisierbar, weitere Reduktionen jedoch sehr aufwendig und risikobehaftet", so Eva Kähler-Theuerkauf, Vizepräsidentin des ZVG. "Es bedarf längerer Übergangsfristen und weiterer Forschungsvorhaben. Die Kultursicherheit der Betriebe muss nach wie vor die allerhöchste Priorität genießen."
Sonderschauen und Themenflächen
Wer sich über aktuelle Branchenthemen informieren wollte, hatte dazu Gelegenheit in den Sonderschauen. In der Green City in Halle 1A ermöglichte die den grünen Fachverbänden angegliederte Lehrschau "Gärtner können es!" Diskussionen etwa um das wichtige und kontrovers diskutierte Thema Pflanzenschutz. In den unterschiedlichen Showrooms konnten Fachbesucher und –besucherinnen erfahren, wie sich innovative und kreative Verkaufskonzepte im eigenen Geschäft umsetzen lassen; dazu gab es Informationen zu Trends, Produkten und Herstellern. Nachhaltige Retail-Ideen wurden im IPM Discovery Center unter Federführung des niederländischen Grünstylisten Romeo Sommers vorgestellt: Höhepunkte waren hier Pflanzenarrangements wie der sich selbst versorgende "Garten in der Flasche", insektenfreundliche Staudenkombinationen, Mehrweg-Verpackungslösungen oder Pflanztöpfe aus recyceltem Papier.
Auch der virtuelle Rundgang durch die florale FDF-World fand in diesem Jahr wieder statt. Der Verband lud zudem zum virtuellen Messerundgang ein. Zu sehen waren Blumenkreationen der besten nationalen und internationalen Floraldesigner und -designerinnen, Trendpräsentationen zum Blütenklassiker Chrysantheme, inspirierende Moodboards mit Formen, Farben und Materialien. Den Höhepunkt bildete aber nach wie vor die Live-Show auf der Drehbühne in der FDF-World, wo neben den Live-Shows internationaler Stars der Floristik-Szene der Besuch von Weltmeister-Florist Nicolaus Peters am ersten Messetag die Besucher und Besucherinnen begeisterte. Premiere im IPM Discovery Center feierte der IPM Podcast "From the Greenhouse". In dem gläsernen Studio in Form eines Gewächshauses fanden während der gesamten Messe Interviews statt, für den IPM Podcast und andere Branchen-Podcasts. Umsatzfördernde Sortimente wie Geschenkartikel, Kerzen, Kosmetik und Spirituosen waren zum zweiten Mal auf der Messe zu sehen.
Start-Ups und andere junge Unternehmen sind in jeder Branche wichtige Innovationstreiber und Ideengeber. Aus diesem Grund widmete die IPM dieser Sparte wieder einen eigenen Gemeinschaftsstand. So konnten sich die Young Innovators auf der Weltleitmesse präsentieren. Damit dieser Auftritt realisierbar war, hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die IPM zum wiederholten Mal in das Programm zur "Förderung der Teilnahme junger innovativer Unternehmen an internationalen Leitmessen in Deutschland" aufgenommen. Somit konnten sich auch in Essen wieder Unternehmen, die weniger als 50 Mitarbeitende beschäftigen, maximal zehn Millionen Euro Jahresumsatz erzielen und jünger als zehn Jahre sind, am Gemeinschaftsstand präsentieren. Dr. Andrea Brill