Waldzustandbericht 2023

Dramatische Situation – vier von fünf Bäumen sind beschädigt

Ein Drittel der Landesfläche Deutschlands (11,4 Millionen ha) ist mit Wald bedeckt. Die häufigsten Baumarten in Deutschland in den meist gemischten Wäldern sind laut Kohlenstoffinventur 2017 die Nadelbäume Fichte (25 %) und Kiefer (23 %), gefolgt von den Laubbäumen Buche (16 %) und Eiche (10 %).
Wälder Baumkrankheiten
Nur der Kiefer geht es etwas besser, sonst sind alle Bäume mehr geschädigt, als noch ein Jahr zuvor. Abb.: Bundeslandwirtschaftsministerium

Der belaubte Kronenzustand der Waldbäume gilt als wichtiger Weiser für ihre Vitalität. Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Kronenzustand der Waldbäume 2023 kaum verändert. Nach wie vor ist eine hohe Kronenverlichtung bei allen Arten zu verzeichnen. Die mittlere Kronenverlichtung liegt im Durchschnitt aller Baumarten wie im Jahr 2022 bei 25,9 Prozent. Der Anteil aller Bäume, die keine Kronenverlichtung aufweisen, liegt im Jahr 2023 lediglich bei 20 Prozent. Nach Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes war 2023 in Deutschland das wärmste Jahr seit Messbeginn im Jahr 1881 und insgesamt sehr niederschlagsreich.

Die Kronenverlichtung der Waldbäume befindet sich weiterhin auf einem sehr hohen Niveau und hat sich je nach Baumart im Vergleich zum Vorjahr nur sehr geringfügig verändert. Einzig bei der Kiefer konnten leichte Verbesserungen festgestellt werden. Hier hat sich der Flächenanteil ohne Kronenverlichtung deutlich erhöht, aber nicht das Niveau der Jahre vor 2019 erreicht.

Vor allem ältere Bäume ab einem Alter von 60 Jahren sind von Schaderscheinungen betroffen, doch auch bei den jüngeren Bäumen zeigt sich ein negativer Trend. In die Erhebung 2023 sind 9688 Probebäume auf 402 Probepunkten eingegangen. Bei der Erhebung werden 38 Baumarten erfasst. Hiervon entfallen rund 80 Prozent auf die vier Hauptbaumarten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche (Stiel- und Trauben-Eiche werden gemeinsam ausgewertet). Alle übrigen Baumarten werden für die statistische Auswertung zu den Gruppen "andere Nadelbäume" und "andere Laubbäume" zusammengefasst. Rund 73 Prozent der aufgenommenen Bäume sind älter als 60 Jahre.

Beurteilungsmaßstab für die Waldzustandserhebung ist die Verlichtung der Baumkronen im Vergleich zu einer voll belaubten beziehungsweise benadelten Krone. 0 Prozent Verlichtung bedeutet eine voll belaubte Krone, 40 Prozent Verlichtung bedeutet: Gegenüber einer voll belaubten Krone fehlen 40 Prozent der Blattmasse beziehungsweise es sind nur 60 Prozent der normalerweise zu erwartenden Blattmasse vorhanden.

Fichte

Bei der Fichte ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung von 40 Prozent auf 43 Prozent gestiegen. Auf die Warnstufe entfielen 40 Prozent (vgl. 2022: 36 %). Ohne Verlichtungen waren 17 Prozent (vgl. 2022: 24 %). Die mittlere Kronenverlichtung ist von 29,6 Prozent auf 28,6 Prozent leicht gesunken. Im Vergleich zu den anderen Hauptbaumarten weist die Fichte die höchste Absterberate auf.

Kiefer

Im Vergleich zum Vorjahr ist bei der Kiefer der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung von 28 Prozent auf 24 Prozent gesunken. Auf die Warnstufe entfielen im Jahr 2023 53 Prozent (vgl. 2022: 59 %). Der Anteil ohne Verlichtungen ist von 13 Prozent auf 23 Prozent gestiegen. Die mittlere Kronenverlichtung sank 2023 von 23,9 Prozent auf 22,3 Prozent. Die Fruchtbildung der Kiefer ist im Vergleich zu 2022 leicht gestiegen.

Buche

Bei der Buche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung um einen Prozentpunkt auf 46 Prozent gestiegen. Auf die Warnstufe entfielen 39 Prozent (vgl. 2022: 34 %). Der Anteil ohne Verlichtungen hat sich mit 15 Prozent (vgl. 2022: 21 %) verschlechtert. Die mittlere Kronenverlichtung hat sich leicht verschlechtert auf 28,5 Prozent. Die Ergebnisse zeigen, dass 31 Prozent der Buchen fruktifiziert haben. Dies war ein höherer Anteil als im Vorjahr.

Eiche

Bei der Eiche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung von 40 Prozent auf 44 Prozent gestiegen. Der Anteil der Warnstufe sank dagegen leicht von 41 Prozent auf 39 Prozent. Auch der Anteil ohne Verlichtungen sank leicht von 19 Prozent auf 17 Prozent. Die mittlere Kronenverlichtung ist von 26,1 Prozent auf 27,6 Prozent geringfügig gestiegen.

Der Waldzustandbericht ist unter https://tinyurl.com/28lxdyb2 abrufbar.

EINWURF: Neues Bundeswaldschutzgesetz überfällig

Der aktuelle Waldzustandsbericht zeigt deutlich: dem Wald geht es schlecht – und das kaum verändert seit bereits fünf Jahren, als die trockenen und heißen Jahre 2018 und 2019 ihm besonders zusetzten. Seitdem ist ein Großteil der Wald- und Forstbäume in Deutschland geschädigt. Besonders betroffen sind die oft nicht standortgerechte Fichte, aber auch die Buche, die natürlicherweise eigentlich großflächig in Deutschland vorkommen würde, nun aber durch den Klimawandel gefährdet ist.

Das BMEL betont selbst, dass der Waldzustandsbericht dazu diene, Veränderungen zu erkennen und Risiken zu bewerten. Er soll eine wichtige Grundlage für forst- und umweltpolitische Entscheidungen zum Schutz des Waldes sein. Dieser Anspruch muss nun eingelöst werden, ist doch gerade die längst überfällige Novellierung des Bundeswaldschutzgesetzes von 1975 in Arbeit.

Ein ambitioniertes neues Bundeswaldschutzgesetz ist dringend notwendig, sonst wird sich die Lage unserer Wälder kaum verbessern und sich im Zuge der Klimakrise langfristig verschärfen – durch Dürre, Hitze, Feuer, Stürme und Insektenkalamitäten. Intensive Forstwirtschaft mit Monokulturen ist nicht mehr tragbar. Wir müssen eine naturnähere Waldbewirtschaftung forcieren – mit standortangepassten, strukturreichen Mischkulturen. Keine Kahlschläge, keine Entwässerung, keine schweren Maschinen, Totholz belassen und Vorrang für Naturverjüngung.

Davon profitierten nicht nur die Waldarten, sondern auch wir Menschen durch Ökosystemdienstleistungen wie saubere Luft und sauberes Wasser, Kühlung, Kohlenstoffspeicherung und Erholungsmöglichkeiten. Auch die Stadtbäume sollten dabei nicht vergessen werden, sind sie doch für viele Menschen die wichtigsten grünen Dienstleister direkt vor unserer Haustür.

Julia Mende, Masterstudentin Landscape Ecology and Nature Conservation Universität Greifswald

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