Editorial
Einheimische mögen Gebietsfremde
Das gemäßigte Klima in Mitteleuropa scheint endgültig Geschichte zu sein. Heimische Bäume werden mit den trocken-heißen Klimaszenarien Schwierigkeiten haben, einige Arten werden das nicht überleben. Der Vorschlag, bei uns Bäume aus anderen Klimazonen zu pflanzen, stand bislang stets unter dem Verdacht, ökologisch unverträglich zu sein. Doch das ist jetzt vorbei: Die Biologen Dr. Susanne Böll und Dr.Dieter Mahsberg haben mit einem Feldversuch in Würzburg den Beweis erbracht, dass einheimische Insekten mit gebietsfremden Klimabäumen kein Problem haben. 134 Arten einheimischer Hautflügler, Blattkäfer, Wanzen und Zikaden fühlten sich auf Bäumen aus Südosteuropa wohl. Auf heimischen Bäumen waren es kaum mehr.
Mit dem Nutzen von Straßenbäumen bei Starkregen haben sich Dr. Elke Kruse, Prof. Dr. Wolfgang Dickhaut und Carmen Biber von der HafenCity Universität Hamburg beschäftigt. Sie stellen eine Weiterentwicklung des FLL-Pflanzgrubensystems vor, das in der Lage ist, Niederschlagswasser besser zu versickern oder verzögert ins Kanalnetz einzuleiten. Präsentiert wird auch der "Raumtyp Begrünte Straße", der Regenabfluss von Gehwegen und Straßen in optimierte Baum-Pflanzgruben einleitet. Bestehende Baumstandorte sollen dort optimiert, neue Standorte geschaffen werden.
Charakterbäume sind besonders schöne, eindrucksvolle Bäume, darauf kann man sich einigen. Und darauf, dass sie Wegmarken im Stadtgebiet sind. Andreas Hartig hat nun in einer Bachelorarbeit an der Technischen Universität Dresden versucht, der optischen Wirkung von Bäumen eine wissenschaftliche Grundlage zu geben. Dazu hat er fünf quantitative Merkmale mittels Messungen erhoben. Weitere fünf qualitative Merkmale gründen auf Fakten, lassen aber auch Subjektivität zu. Dazu zählen Verzweigungen am unteren Stammende, die Kronenausprägung, das Totholz, der Epiphyten-Bewuchs oder die Schaftkrümmung.
Ihr Christian Münter