Gartendirektor Harri Günther mit 94 Jahren gestorben

Über 33 Jahre die Potsdamer Gärten wiederhergestellt und bewahrt

"Die Gartendenkmalpflege ist bei uns seit zehn bis fünfzehn Jahren im Aufwind, mit gemeinsamen Zielvorstellungen des Instituts für Denkmalpflege", so Harri Günther (1928–2023) im Juli 1989 anlässlich der Verleihung des Sckell-Ehrenrings von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. In Wahrheit hatte Günther am Beispiel von Park Sanssouci bereits seit den 1960er Jahren methodische Grundlagen für die Wiederherstellung und Bewahrung der historischen Gärten gelegt.
Persönliches Gartendenkmalpflege
Dr. Harri Günther besichtigt die Wiederherstellungsarbeiten des friderizianischen Heckentheaters im Park Sanssouci, 26.11.2009. Foto: SPSG

Im Mai 1989, zur ICOMOS-Tagung anlässlich des 200. Geburtsjahres von Peter Joseph Lenné, präsentierte er in Sanssouci beispielhaft Überlagerungspläne von Park Charlottenhof 1939–1968–1986. In genauer Kenntnis der "Erneuerungsarbeiten" seines Vorgängers wertete Günther damals: "Georg Potente ist einer der größten Gartendirektoren in Sanssouci nach Lenné."

Als der gelernte Gärtner Günther nach seiner Promotion 1959 die neu organisierte Stelle des Gartendirektors der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci antrat, waren die Schäden des Krieges noch sichtbar. Schon bald durchschnitt die Mauer den Park Babelsberg und den Neuen Garten. 1978 musste Günther konstatieren, dass es "an gesellschaftlicher Aufmerksamkeit" fehle. Sowohl Stellen "für die notwendige Erforschung der Gartengeschichte" als auch für "qualifizierte Gärtner" seien defizitär. Er habe nur noch 20 von 41,5 Gärtnerstellen besetzt, Weimar habe hingegen für rund 100 Hektar "die gleiche Mitarbeiterzahl." Die Technik sei völlig veraltet. Er habe für rund 550 Hektar Gärten nur "einen Traktor und einige andere Mehrzweckgeräte". Einmal schrieb er auf eine Unterlage "zwecklos!!" oder sagte "Sanssouci ist auch als Ruine schön".

"Das Wichtigste aber, was wir davon hoffen, ist die Wirkung und Macht des Beispiels." Auch für Günther war Lenné das große Vorbild. 1985 erscheint seine wunderbare Monographie über den großen Gartenkünstler. In vorbildlicher Methodik gelang es Günther trotz der stark eingeschränkten personellen und materiellen Mittel dennoch, Gartenpartien zu restaurieren. In Sanssouci das Parterre der Neptungrotte, die Strukturen des östlichen Lustgartens, die klassische Landschaft Charlottenhofs, den Marlygarten mit dem Florabeet oder die große Instandsetzung der Weinterrassen. "Wir haben aber auch den Garten am Schloss Lindstedt wundervoll wiederhergestellt", verkündete er 1989. Die Sichten im Park Babelsberg freizuhalten sei fast unmöglich, so Günther. Im Neuen Garten seien Restaurierungen noch schwieriger gewesen, denn es seien "verschiedene Perioden von 1790 bis 1917" zu beachten.

Im Herbst 1989 fiel die Mauer und im Folgejahr erlebte Günther die Eintragung der Schlösser und Parks in Potsdam und Berlin in die Welterbeliste der UNESCO. Sein langjähriges Wirken hat dazu beigetragen, dass dieses "außergewöhnliche Beispiel für die Entwicklung von Architektur und Landschaftsgärtnerei in Zusammenhang mit königlicher Macht in Europa" bewahrt wurde. Und so begann Günther noch bis zu seinem Ruhestand 1992 mit dem Abriss der Grenzanlagen in Babelsberg und im Neuen Garten und dessen Regeneration auf rund 30 Hektar.

Harri Günther hat die Denkmalmethodik den nachfolgenden Generationen auf vielfältige Weise nähergebracht: durch sein Wirken in den Dendrologischen Wintertagungen und den Pflegeeinsätzen in den Parkaktiven, über den von ihm 1979 gegründeten Arbeitskreis Orangerien wie auch durch Gartenführungen, Lehrveranstaltungen und Publikationen. Günther drückte es einmal so aus: Viele Städter würden historische Parks besuchen, "weil hier eine viel größere Beziehung zwischen Mensch und Baum vorhanden ist".

Prof. Dr. Michael Rohde

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