Gartenmanifest

(. . . ) "Am Ende musste ich zugeben, dass die überzüchteten Dahlien oder die gefüllten Ringelblumen zwischen meinen Wildpflanzen erstaunlicherweise gut aussahen. Dieser durch zwei völlig konträre Elemente sich ergebende Überraschungseffekt verlieh dem Garten eine weitere Dimension auf die spontan nie gekommen wäre, weil ich mich ausschließlich an Naturbildern orientiert hatte. Merkwürdigerweise bekam der Garten durch diese kostenlosen Geschenke aus dem Reich der Natur eine Logik, die sehr selten in einem Garten erreicht werden kann" . . . schreibt der niederländische Henk Gerritsen in dem dem Buch vorangestellten Kapitel "Der Erinnerung an Anton Schlepers gewidmet". Gerritsen (1948-2008), gab naturalistischen Gartengestaltungen den Vorrang und bevorzugte zugleich klare Strukturen: "Die gärtnerische Praxis hat mich zu dem Schluss kommen lassen, das die Philosophie von einem straffen Design mit wilder Bepflanzung nicht bedeutet, das straff unbedingt gerade, rund oder geordnet sein muss. Ein straffes Design kann auch schräg, skuril oder gar unauffällig sein. Ein straffes Design meint nichts anderes als eine dauerhafte Basis, die im Kontrast zu den Pflanzen nicht dauernd die Form ändert und das tut, wozu sie da ist. Sie lenkt das Auge des Betrachters und verankert die Bepflanzung in einer "Landschaft", die der Betrachter als harmonisch wahrnimmt, ohne gleich zu realisieren, warum das so ist". Gerritsen gibt in dem sehr lesenswerten Buch mit den vier Kapiteln "Inspiration", "Gartenökologie", "Waltham Place" und "Die Bausteine des Gartens" einen sehr persönlichen und fachlich anspruchsvollen Einblick in seine Gestaltungsansätze, seine Philosophie (obwohl er die scheinbar im Vorwort nicht benennen kann oder will) und in seine praktischen Erfahrungen. Mit vielen, auch doppelseitigen Fotos zieht er uns Leser in sein Buch und in seinen Bann. Zu Recht wurde ihm der Preis Best European Garden Book 2015 verliehen. mk