Hochschulkonferenz Landschaft (HKL)

Fachkräftemangel in der Landschaftsarchitektur – Was tun?

Fachkräfte mit qualifizierten Kenntnissen "grüner" Themen und Inhalte werden händeringend gesucht. Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels mit steigenden Temperaturen, veränderter Niederschlagsverteilung und Wasserversorgung, Artenschwund und sinkender Artenvielfalt müssen kreative und technische Lösungen gegen diese Bedrohungen gefunden werden.
Ausbildung und Beruf
Die Hochschulkonferenz Landschaft (HKL), ein freier Zusammenschluss von Hochschulen, Universitäten sowie Fach- und Berufsverbänden mit Bezug zur Grünen Branche und insbesondere der Landschaftsarchitektur. Foto: Marian Grabowski

Nur mit ausreichendem und qualifiziertem Fachpersonal lassen sich nachhaltig wirksame Maßnahmen für eine Neu- und Umgestaltung von resilienten Städten und Freiräumen erreichen.

Sind unsere Nachwuchskräfte jedoch ausreichend auf solche Anforderungen vorbereitet? Muss ihre Ausbildung gegebenenfalls angepasst werden?

Diese und andere Fragen zur Ausbildung von jungen Menschen im Bereich der Landschaftsarchitektur erörterte die Hochschulkonferenz Landschaft (HKL) bei ihrem letzten Treffen in Wuppertal im Botanischen Garten. Die HKL versteht sich als freier Zusammenschluss von Vertreter*innen von Hochschulen und Universitäten sowie Fach- und Berufsverbänden, die sich mit Aspekten der Landschaftsarchitektur, des Garten- und Landschaftsbaus sowie der Landschaftsplanung und des Naturschutzes in der Ausbildung und Praxis beschäftigen.

Eingeladen hatte Annette Berendes, die Ressortleiterin Grünflächen und Forsten im Geschäftsbereich Stadtgrün, Mobilität, Umwelt und Geodaten der Stadt Wuppertal. Frau Berendes vertritt in der HKL die Belange der Grünflächenverwaltungen als Vertreterin der Gartenamtsleiterkonferenz im Deutschen Städtetag (GALK e. V.). Somit lag es nahe, den Einsatz von Fachkräften in der Grünflächenverwaltung in den Fokus der Diskussion zu stellen.

Der öffentliche Dienst steht als wichtige Schlüsselstelle zwischen Politik und Öffentlichkeit. Politische Vorgaben lassen sich nur umsetzen, wenn Fachpersonal in Verwaltungen und freien Planungsbüros in ausreichender Anzahl zur Verfügung steht und den Herausforderungen unserer Zeit entsprechend qualifiziert ist; dies gilt unter anderem für die Einwerbung und Umsetzung von geförderten Projekten.

In einer lebhaften Diskussion wurden zunächst die wichtigsten Anforderungen an Mitarbeitende in Grünflächenverwaltungen formuliert:

  • eine breit ausgelegte, umfassende fachliche Ausbildung;
  • möglichst "Allrounder"-Qualitäten (z. B. Planung, Landschaftsbau, Grünflächenmanagement);
  • Fähigkeiten, Raum und Bedarf zu erfassen, um die räumlichen Gegebenheiten aufzugreifen und planerisch damit umzugehen;
  • Bereitschaft zu interdisziplinärer Zusammenarbeit;
  • lösungsorientierte Haltung;
  • hohes Engagement;
  • hohe Teamfähigkeit.

Nach der Listung der relevanten Anforderungen ging die Diskussion in die praktische Betrachtung über. Wie sieht die aktuelle Situation am Beispiel der Stadt Wuppertal aus?

Einige Aspekte der Diskussion waren:

  • Erfahrungen zeigen, dass Absolvent*innen zunächst ein bis zwei Jahre angeleitet werden müssen. Die Einarbeitungsphase ist entscheidend und zeitintensiv.
  • In gewissem Umfang ist eine Arbeit im Homeoffice möglich, was dem Wunsch nach Flexibilität und der Vereinbarung von Beruf und Familie entgegenkommt.
  • Bei leitenden Positionen fallen aufgrund der gesellschaftlichen Relevanz des Aufgabenfeldes und der großen Herausforderungen derzeit viele Überstunden an.
  • Die Bezahlung im öffentlichen Dienst steht häufig in ungleicher Konkurrenz zu anderen Arbeitgeber*innen.
  • Die Durchlässigkeit bei Gehaltsstufen ist nicht ausreichend gegeben. Die Personalabteilungen in den Städten sind immer mehr bereit, Lösungsmöglichkeiten zu finden, stehen allerdings auch in Konkurrenz zueinander.
  • Um Personal für den öffentlichen Dienst im allgemeinen Wettbewerb um Fachkräfte zu gewinnen, besteht eine Notwendigkeit, Bewerbende in höhere Gehaltsklassen einzugruppieren, für die sie nicht zwangsläufig die entsprechende Qualifikation besitzen.
  • Forderungen nach einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit, etwa bei Verkehrsplanung und Freiraumplanung, erfordern neue Strukturen.
  • Kenntnisse im Vergabewesen müssen verbessert werden.

Nach dieser Darstellung suchte die HKL als Zusammenschluss von Vertreter*innen verschiedener Ausbildungsstätten relevante Lösungsansätze:

1. Zentral wichtig ist es, die Anzahl von Studierenden anzuheben. Nur so lässt sich vermeiden, dass sich der Fachkräftemangel bei gleichzeitiger Erhöhung des Bedarfs und der zunehmenden Bedeutung der Aufgaben weiter verschärft.

Dazu gehört, den Berufstand der Landschaftsarchitektur und seine gesellschaftliche Relevanz insbesondere bei jungen Menschen sichtbarer zu machen; die Sichtbarkeit der HKL und der Ausbildungsstandorte gehören ebenfalls dazu.

Junge Menschen müssen für den Beruf begeistert werden und mehr über Vorteile und die ideelle Bedeutung der Arbeit bei einer Stadt erfahren. Die Voraussetzungen dafür sind gut, weil das Berufsfeld sehr breit ausgelegt und vielgestaltig ist. Als Mittel dazu könnten zunächst einige Maßnahmen verfolgt werden, die auch machbar erscheinen:

  • Kontakte zu studentischen Organisationen und Gruppen sollten gesucht werden, um sie frühzeitig mit berufsorientierten Themen vertraut zu machen;
  • der gesamte Bereich der Landschaftsarchitektur als Studienfach soll auf informativen Studienportalen zukünftig fest verankert werden;
  • die Einrichtung einer HKL-Website wird angestrebt, auf der unter anderem Informationen zu Ausbildungsstätten das Landschaftsarchitektur und ein Film der HKL über diese Profession aufrufbar sind;
  • regelmäßige Präsentation von relvanten (Ausbildungs-)Themen in der Fachpresse;
  • stärkere Nutzung von Social Media möglichst mit Unterstützung durch Studierende.

2. Eine stärkere Praxisorientierung in der Ausbildung hält die HKL für wichtig. Beispielhaft wurden genannt:

  • ein bereits vorhandenes praxisintegriertes Studium an der Hochschule Ostwestfalen Lippe (Modell Höxter), welches eine Mitarbeit bei der Stadt bereits während der vorlesungsfreien Zeit und Praktika vorsieht;
  • Begleitung von Studierenden durch Verwaltungen, um sie frühzeitig in den öffentlichen Dienst einzuführen (Modell Universität Kassel);
  • Präsentation von Verwaltungen als mögliche Arbeitgeber an Hochschulstandorten.

3. Angebote zusätzlicher Aus- und Weiterbildungen:

  • Referendariate (z. B. in NRW oder Hessen) bringen Absolventen einen guten Einblick in die Aufgaben unterschiedlicher Verwaltungen auf Länderebene sowie im Kommunalen;
  • Weiterbildungen wie z. B. ein berufsbegleitender Master oder durch studienbegleitende Arbeit (Pflichtpraktikum o. Ä.);
  • kommunale Fortbildungszentren, welche Inhalte zum Themenschwerpunkt Verwaltung anbieten.

4. Anpassung von Ausbildungsinhalten an Hochschulen:

  • verstärkte Sensibilisierung für das Erfassen von Raum und Bedarf, um die räumlichen Gegebenheiten planerisch stärker zu berücksichtigen und zu nutzen;
  • verstärkte Projektarbeiten;
  • stärkerer Fokus auf umfassende Lerninhalte, weniger Spezialisierung.

5. Lösungsorientierte Überprüfung und Anpassung von Einstellungsvoraussetzungen, Vergütung und Flexibilität (z. B. in puncto homeoffice).

6. Gemeinsame Strategie der Nachwuchsförderung von Behörden, Fach- und Berufsverbänden der Grünen Branche, Architekten- und Ingenieurkammern sowie der Ausbildungsstellen im Bereich der Landschaftsarchitektur.

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