Klartext

Bäume und klimagerechte Landschaftsarchitektur

Wohlklingende Namen dienen auch im grünen Bereich dem Marketing, der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. "Haltung zeigen für eine klimagerechte Landschaftsarchitektur" heißt es aktuell in den Medien und Posts, der dafür verantwortliche Bundesverband hat dazu sogar zwölf Postulate verfasst. Sie lesen sich gut, unter Nr. 5 "Bäume der Welt!" erfreut es den Baumexperten, dass "die Vegetation im Zentrum der Landschaftsarchitektur steht, für eine neue grüne (Um)Baukultur und natürlicher Klimaschutz" eingestanden wird. Na, da ist doch einiges an Leistung und Motivation in Anpassung an aktuelle Erfordernisse zu erwarten. Leider stimmt es aus Expertensicht eher nachdenklich, wenn soeben der wichtigste Garten-Award im deutschsprachigen Raum "Gärten des Jahres" nahezu ausschließlich Privatgarten-Projekte prämierte, die naturnah mit Stauden, Gräsern und Bodendeckern gestaltet wurden, Baumpflanzungen in den Objekten aber kaum zu entdecken sind. Auch erwecken Prämierungen von Landschaftsarchitekt:innen, die gestern noch Steingärten mit nur einem Solitär planten, sich jetzt aber der Natur verschrieben haben, den Eindruck, dass hier das Fähnlein nach dem Wind ausgerichtet wird. Oder doch Anpassung durch Erkenntnis?

Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Natürlich ist es wichtiger denn je, dass wir alle gemeinsam und partnerschaftlich Antworten auf die Klimaveränderungen, den Biodiversitätsverlust sowie auf den Artenschwund finden. Wir können es uns nicht mehr leisten, dass zu viele Akteure immer weniger Pflanzenkenntnisse besitzen, in der Ausführungs- und Pflegephase nicht alles getan wird, dass Bäume im Anwuchs gefördert und sicher auf dem Weg zum Altbaum begleitet werden. Wer soll denn sonst die überhitzte Stadt kühlen und überschirmen, so wie es die Europäische Union nachdrücklich einfordern wird. Aber was ist aktuelle Praxis?

Verantwortungslos werden standardmäßig teure Baumgruben geplant, obwohl sie häufig überflüssig sind. Baumsubstrate werden ungeprüft durch Europa gefahren, ohne sich Gedanken über die Sinnhaftigkeit und den CO2-Fußabdruck zu machen. Bäume werden mehr abgestellt, als sie gezielt zum Wachsen zu bringen. Ach ja, wenn es dann Fehlentwicklungen gibt, immer ist der Gehölzlieferant der Schuldige! Muss immer erst ein Gutachter erklären, warum es nicht funktioniert? Wo bleiben die abgestimmten Qualitätssicherungssysteme? Und warum interessiert sich die junge Generation immer weniger für die grünen Berufe? Überlassen wir das verantwortungsvolle Handeln schon bald der KI? Rosige Aussichten?

Ich verstehe Haltung zeigen als Verpflichtung! Klimagerechte Planungen benötigen Taten und nicht nur Worte. Fordern wir das endlich ein! Am besten mit langfristiger Garantie.

Ihr Prof. Dr. Hartmut Balder

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