Kombination von Ansaaten und Gehölzen im urbanen Raum
Coppicing als Beitrag zur Biodiversitätsförderung
von: M.Sc. Sebastian HobmeierDas "Auf-Stock-Setzen" von Gehölzen ist eine gängige Praxis zur Pflege von Hecken und niederwaldartigen Beständen in der Kulturlandschaft. Dabei handelt es sich um das regelmäßige Kappen stockausschlagfähiger Gehölze in Bodennähe, das auch gestalterisch eingesetzt werden kann, da die Gehölze auf diese Form des Rückschnitts mit einem verstärkten, mehrstämmigen Wiederaustrieb und einer Intensivierung der Färbung der Rinde, des Laubs, des Austriebs und einer Vergrößerung der Blätter reagieren.
Bestimmte Gehölze eignen sich dafür besonders und können in Kombination mit einer krautigen Unterpflanzung oder einer Ansaat ästhetisch ansprechende Vegetationsbilder erzeugen. Diese Vegetationsform verspricht auf den ersten Blick Pflegeleichtigkeit und eine Lösung für Probleme der Gehölzverwendung in städtischen Freiräumen, da sie weitgehend schematisch eingesetzt werden kann. Teil der angesprochenen Problematik ist der sogenannte "Hausmeisterschnitt", bei dem Sträucher und Kleingehölze aus Zeit- und Platzmangel sowie mangels differenzierter Pflegekenntnisse in Form geschnitten werden. Die Gehölze verlieren dadurch nicht nur ihren Habitus, sondern auch viele Ziermerkmale. Zudem erweist sich die Vegetationsdecke unter diesen Gehölzen, sofern überhaupt vorhanden, meist als artenarm und monoton. Das Resultat weist nicht nur ein ästhetisches Defizit auf, es bringt auch ein ökologisches Manko mit sich. Doch in Zeiten des Artensterbens sollten Städte mehr denn je ihr Potential als Biodiversitäts-Hotspots ausschöpfen. Strukturreiche Coppicing-Flächen mit ihrer saumartigen Krautschicht können hierzu einen Beitrag leisten.
Bisherige Versuche
Coppicing ist kein neues Thema in der Pflanzenverwendung. Es wurde bereits in den 1990er-Jahren von Nigel Dunnett an der University of Sheffield in Versuchen gestalterisch erprobt. Dunnetts Ideen wurden einige Jahre später in Deutschland aufgegriffen und mündeten in weiteren Versuchen. So entstand unter anderem im Jahr 2012 unter Federführung der TU Dresden im Dresdener Alaunpark eine Coppicing-Demonstrationspflanzung, bevor sich der Bund deutscher Staudengärtner (BdS), genauer der Arbeitskreis Pflanzenverwendung, ebenfalls dem Thema widmete und nach einer Versuchsreihe zu geeigneten Ziergehölzen und Schnittmethoden dann im Jahr 2018 in Zusammenarbeit mit dem Bund deutscher Baumschulen (BdB) an verschiedenen Standorten Kombinationsversuche mit Stauden und Gehölzen aufpflanzte (vgl. Reif 2014: 28f/vgl. Länderrat der Norddeutschen Kooperation 2017: 33/vgl. BdS 2018).
Nigel Dunnett experimentierte im Rahmen seiner Coppicing-Versuche bereits mit Ansaaten der Krautschicht zwischen gepflanzten Gehölzen (vgl. Dunnett 2002: 22). Ansaaten sind kostengünstiger in der Anlage und Pflege als Pflanzungen krautiger Vegetation, weshalb sie für öffentliche Grünflächen unter ökonomischen Kriterien geeigneter sind. Vor allem aber kann angesäte Vegetation deutlich besser auf die hohe Standortdynamik reagieren, die in Coppicing-Beständen gegeben ist.
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Masterarbeit zum Thema "Coppicing"
Vor diesem Hintergrund thematisiert die Masterarbeit des Verfassers am Fachgebiet Landschaftsbau, Landschaftsmanagement und Vegetationsentwicklung der Universität Kassel die Potentiale der Kombination von Ansaaten und Gehölzen im urbanen Raum, wobei Coppicing als Pflege- und Gestaltungsmittel dieser Vegetationsform verstanden wird. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf verwendbaren Pflanzenarten, Formen der energetischen Verwertung für das krautig-holzige Schnittgut, potenziellen Anwendungsflächen im urbanen Raum und auf der Frage nach einer tatsächlichen Pflegeerleichterung. Bei genauerer Betrachtung der Zusammenhänge wird das Biodiversitätspotential dieser Vegetationsform deutlich, das in diesem Artikel ausführlich dargelegt werden soll.
Vielfalt und Dynamik an Rändern
Die Standortbedingungen in Gehölz-Ansaat-Kombinationen sind mit jenen der anthropogen geprägten Hecken- und Gebüschränder der mitteleuropäischen Kulturlandschaft vergleichbar, die sich ebenfalls aus Komponenten der Krautschicht und der Gehölze zusammensetzen. Der idealtypische Verlauf prägt sich dabei vom Heckenkern über den Innensaum und den Außensaum hin zu einem wiesigen Rand aus (vgl. Kurz et al. 2001: 253). Es zeigt sich ein charakteristisches Standortgefälle, da sich mit zunehmender Entfernung zum Kern die Licht- und Bodenverhältnisse sowie das Mikroklima verändern (vgl. Dierschke 1974: 18). Somit findet sich auf kleinstem Raum eine große Vielfalt an Standortbedingungen, die wiederum eine hohe floristische und strukturelle Diversität mit sich bringt (vgl. Wilmanns 1998: 201). Das durch den Gehölzaufwuchs bestimmte Standortgefälle erfährt durch das Coppicing, genauer durch die fortwährende Abfolge von pflegebedingtem Öffnen und wachstumsbedingtem Schließen des Gehölzbestandes, eine zusätzliche Dynamik. Die plötzliche Belichtung des Kerns und des Innensaums führen dort vorübergehend - bis die Gehölze wieder beschattend wirken - zu vollsonnigen Bedingungen, "die zeitweiliges Austrocknen ebenso wie verstärkte Mineralisation bewirken können" (Kurz et al. 2001: 253). Diese Veränderungen der Wuchsbedingungen führen dazu, dass Arten keimen und aufwachsen können, die in der Samenbank des Bodens die schattige Periode überdauert haben. Vor allem annuelle und bienne Arten können hier in kurzer Zeit Biomasse und Blüten bilden. Außerdem wandern nach dem Freistellen die lichtbedürftigen Arten vom Außensaum in den Kern sowie mit fortschreitendem Aufwuchs und zunehmendem Schattenwurf der Gehölze wieder vom Kern in den Außensaum. In der Summe wird somit die floristische Artenvielfalt dieser "Ränder" erhalten, wenn nicht sogar erhöht.
Besonderheiten des urbanen Standorts
Der urbane Standort wird im Vergleich zum Umland durch wärmere und trockenere Bedingungen sowie durch mildere Winter charakterisiert. Dieser Unterschied wird sich mit Fortschreiten des Klimawandels weiter verstärken. Was die edaphischen Standortbedingungen betrifft, so finden sich in der Stadt meist nährstoff- und schadstoffreiche, trockene Böden mit basischen Eigenschaften (vgl. Sukopp/Wittig 1993: 155 ff.). Unter dem Aspekt einer nachhaltigen, ressourcenschonenden Pflanzenverwendung sollte nach Möglichkeit auf einen Bodenaustausch verzichtet und mit den Eigenschaften des vorhandenen Bodens umgegangen werden. Allerdings sind magere, nicht zu produktive Standorte - wie sie allgemein in der zeitgenössischen Pflanzenverwendung im öffentlichen Raum erwünscht sind - aus Gründen der Pflegeextensivität und der angestrebten Zielvegetation zu bevorzugen.
Die mageren, nährstoffarmen Ausgangsbedingungen gewinnen im Rahmen der kombinierten Verwendung von Gehölzen und Ansaaten an Bedeutung, da Gehölze die Produktivität eines Standorts im Laufe der Jahre erhöhen. Eingespülte Staub- und Schadstoffpartikel, Laubeintrag und nicht gemähte Bereiche der Krautschicht, also nicht entnommene Biomasse, tragen hier zu einer Erhöhung des Nährstoffniveaus bei (vgl. Kurz et al. 2001: 257). Daher müssen zur Erhaltung eines mageren Standorts der Rückschnitt der Gehölze und die Mahd der Krautschicht in kurzen zeitlichen Abständen durchgeführt werden, wobei das Schnittgut samt Laub von der Fläche zu entfernen ist. Von zentraler Bedeutung für die Dynamik und Artenvielfalt ist dabei der Verbleib von Diasporen auf der Fläche. Demgegenüber stehen ästhetische und ökologische Kriterien, wie Zieraspekte sowie die Funktion als Lebensraum- und Nahrungsgrundlage im Winter. Der Winteraspekt und der Umstand, dass eine Mahd zwischen den aufgewachsenen Gehölzen als nicht praktikabel einzustufen ist, führen letzten Endes dazu, dass der optimale Schnitt- und Mahdzeitpunkt im Spätwinter (Ende Januar/Februar) anzusiedeln ist. Dieser einmalige und späte Zeitpunkt würde zudem die Verwendung von Saumarten unterstützen. Nicht nur aus pflegetechnischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen, gilt es, einen maschinellen Rückschnitt der Krautschicht und der Gehölze in einem Arbeitsgang anzustreben.
Kurze Umtriebszeiten
Die Umtriebszeiten, also der Zyklus, in dem das "Auf-Stock-Setzen" und die Mahd erfolgen, sollten aus Gründen der Vegetationsdynamik, der Pflege, der Gestaltung und Artenvielfalt sehr kurz gewählt werden. Empfohlen werden Varianten mit einjährigem oder zweijährigem Umtrieb. Durch die kurzen Umtriebszeiten können der regelmäßige Nährstoffentzug und das Verhindern einer zu intensiven Beschattung der Krautschicht gewährleistet werden.
Für eine überwiegend aus Saumarten konzipierte krautige Vegetation, die somit nicht auf eine jährliche Mahd angewiesen ist, hat der zweijährige Umtrieb, in dem die Biomasse nur alle zwei Jahre von der Fläche entfernt wird, keine unmittelbaren negativen Folgen. Im Laufe der Jahre kann jedoch die Nährstoffanreicherung zu einer ungewollten Artenverschiebung führen, der mit einem vorübergehenden Umstieg auf den einjährigen Umtrieb frühzeitig begegnet werden sollte.
Ein weiteres Argument für kurze Umtriebszeiten ist das Verblassen der Coppicing-Ziereffekte. Denn wie Christin Ulbricht, Dezernentin "Obstbau" und verantwortlich für den Versuch "Prüfung von Ziergehölzen für das Coppicing" an der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG), in einem Interview im Kontext der Masterarbeit mitteilte, sind die durch das Coppicing intensivierten Ziereffekte in den ersten beiden Jahren nach dem Rückschnitt am stärksten ausgeprägt.
Der ein- oder zweijährige Umtrieb eignet sich außerdem für repräsentative Flächen und wirkt der Ansiedlung von Ratten entgegen, die vor allem im Wohnumfeld unerwünscht sind und in verwilderten Beständen besser Unterschlupf finden als in regelmäßig gepflegten.
Maßgeblich: die Abstandskonzeption
Für die Entwicklung pflegeextensiver und stabiler Vegetationsbestände erscheinen die Abstände zwischen den Gehölzen von zentraler Bedeutung, denn sie bedingen und stabilisieren die Ausprägung der Standortverhältnisse für die Krautschicht. Aus bereits geschilderten Gründen und zur Erhaltung eines ästhetisch ansprechenden, homogenen Vegetationsbildes, sollten Freilandbedingungen vermieden und Saumbedingungen gefördert werden. Die Gehölzabstände müssen folglich so konzipiert sein, dass die nach einem bodennahen Rückschnitt aufwachsenden Gehölze rasch wieder für saumartige Standortbedingungen sorgen. Daraus resultieren einerseits ein relativ enger Gehölzstand, um einen ausreichenden Einfluss der Gehölze auf die Krautschicht zu gewährleisten und andererseits die bereits erläuterten kurzen Umtriebszeiten, um eine zu lange, intensive Beschattung der Krautschicht zu verhindern.
Arten für die Ansaat auf Coppicing-Flächen
Aus den geschilderten Standortverhältnissen und der gewünschten saumartigen Ausprägung der Krautschicht folgt, dass für die Artenauswahl vor allem mitteleuropäische Saum- und Schlagflurgesellschaften ins Auge gefasst werden sollten. Für die Suche nach nicht-heimischen Arten bietet sich eine Betrachtung vergleichbarer Vegetationskomplexe an, wie sie in Form der Waldsteppen Eurasiens und Nordamerikas vorzufinden sind. Letztlich zählt, dass die Arten an urbane Standortverhältnisse angepasst sind beziehungsweise sich daran anpassen können.
Saumgesellschaften, die an warmen, trockenen und basischen Standorten optimale Bedingungen vorfinden und die zudem als Schlagfluren auftreten können (vgl. Oberdorfer 1978: 249 f.), sind in der Klasse Trifolio-Geranietea sanguinei Th. Müller 61 (Blutstorchschnabel-Mittelklee-Saumgesellschaften) enthalten (siehe Tab. 1). Hervorzuheben sind hierbei die thermophilen Säume des Verbands Geranion sanguinei R. Tx. apud Th. Müller 61 (Blutstorchschnabel-Saumgesellschaften), die auf mageren Standorten vorkommen und weitestgehend der Steppenheide Robert Gradmanns entsprechen (vgl. Oberdorfer 1978: 257). Die Gesellschaften des Verbands sind äußerst artenreich sowie physiognomisch ansprechend (vgl. Pott 1995: 417).
Ein wichtiger Standortfaktor für die thermophilen Säume sind Bedingungen von Halbschatten mit relativ hohem Lichtgenuss für die Krautschicht (vgl. Dierschke 1974: 212 f.), wie sie in Coppicing-Beständen gegeben sind. Für Arten der thermophilen Säume ist es sogar "charakteristisch, dass sie während etwa eines Drittels bis zur Hälfte des Tages voll besonnt sind" (ebd.: 213). Diese Anpassung an vorübergehende Halbschattenbedingungen verleiht Säumen einen "Konkurrenzvorteil [. . .] gegenüber den rasch- und hochwüchsigen Wiesenpflanzen" (ebd.: 212).
Ebenfalls geeignet erscheinen die basiklinen, mesophilen Säume des Verbands Trifolion medii Th. Müller 61 (Mittelklee-Saumgesellschaften), die auch zur Klasse Trifolio-Geranietea sanguinei gehören. Im Vergleich zu den thermophilen Säumen treten sie an etwas nährstoffreicheren und nicht in dem Maße trockenen Standorten auf. Der Übergang ist jedoch oft fließend, weshalb es vielerlei Überschneidungen mit den Arten der thermophilen Säume gibt.
Weitere Arten, die vor allem für die Phase unmittelbar nach Öffnen des Bestands geeignet erscheinen, finden sich in den Gesellschaften der Kahlschlagfluren. Die Klasse der Epilobieta angustifolii Tx. et Prsg. In Tx. 50 (Weidenröschen-Waldlichtungsfluren) setzt sich aus Arten zusammen, die Kahlschläge in Wäldern und die dadurch veränderten Standortbedingungen bezüglich Licht und Temperatur nutzen, um sich zu entwickeln (vgl. Pott 1995: 424). Erforderlich ist hierbei außerdem ein gesteigerter Nährstoffgehalt des Bodens, der durch Bodenprozesse - wie sie auch in Coppicing-Beständen vonstattengehen - im wieder geöffneten Waldbestand hergestellt wird (vgl. ebd.). Dabei scheint für den urbanen Standort vor allem der Verband Atropion Br.-Bl. 30 em. Oberd. 57 (Tollkirschen- und Hainklettenschläge) von Interesse, da dessen Gesellschaften auch auf basischen Böden auftreten (vgl. ebd.: 426). Die Gesellschaft des Atropetum belladonnae (Br.-Bl. 30) Tx. 50 (Tollkirschen-Lichtungsflur, siehe Tab. 2) ist dabei eine "[k]urzlebige, nur wenige Jahre ausdauernde, von hohen buntblühenden Stauden beherrschte Schlagflur" (Pott 1995: 426).
Sämtliche aufgeführten Verbände und Gesellschaften enthalten eine Vielzahl an Arten, die Insekten Nahrung und Lebensraum bieten. Für die Etablierungsphase der Ansaat und zur Gewährleistung der Dynamik müssen weitere nicht in den genannten Gesellschaften enthaltene, gestalterisch ansprechende ein- und zweijährige Arten Verwendung finden. Das Einbringen von Geophyten vor der Ansaat sorgt für einen Zieraspekt im zeitigen Frühjahr.
Nicht-heimische Arten für Gestaltung und Artenvielfalt
Zur Verlängerung des Blühaspekts und zur Verbesserung des Winter-Zierwerts sowie für differenzierte gestalterische Akzente sollten jedoch nicht nur heimische Arten und deren Sorten, sondern auch nicht-heimische Arten in die Ansaaten integriert werden. Diese Vegetationsbestände aus heimischen und nicht-heimischen Arten spiegeln zudem die Eigenart der Stadtnatur wider und repräsentieren somit einen Teil der urbanen Standorttypik.
Hierbei ist es hilfreich, weitere Vegetationsvorbilder artenreicher Krautschicht-Gehölzformationen, wie die Waldsteppen Eurasiens und Nordamerikas zu betrachten. Das Aufeinandertreffen des gemäßigten Laubwalds und der Steppe führt zur Ausbildung der eurasischen Waldsteppe, in der sich beide Vegetationsformen inselartig verzahnen (vgl. Walter/Breckle 1986: 146). Eine große Anzahl der dort auftretenden Arten findet sich in mitteleuropäischen Pflanzengesellschaften und dort vor allem als Bestandteil des thermophilen Saums. Diese Arten sind folglich in den genannten Saumgesellschaften bereits erfasst und bieten keine weiteren Gestaltungsmöglichkeiten.
Bei den von Eichen bestandenen "Savannas" handelt es sich um eine äußerst komplexe, vor allem unter höchst unterschiedlichen Standortbedingungen und in diversen Ausprägungen auftretende Form der Waldsteppe an den Rändern der nordamerikanischen Prärie (vgl. Cochrane/Iltis 2000: 27 ff.), die zur gezielten Auswahl krautiger Arten für die Verwendung in Coppicing-Flächen einer umfassenden Analyse unterzogen werden müsste. Aus diesem Grund kann hier nur auf bereits geläufige Arten aus dieser Florenregion verwiesen werden, die an besagte Standortbedingungen angepasst sind. Zu nennen sind zum Beispiel Chrysopsis villosa (Zottige Goldaster), Aster divaricatus (Wald-Aster) oder Echinacea paradoxa (Gelber Sonnenhut). Neben diesen Arten können je nach Gestaltungsziel und für sonnigere sowie steinigere Partien auch sich versamende südeuropäische Arten wie zum Beispiel Centranthus ruber (Rote Spornblume) eingesät werden.
Die Gehölzauswahl: vielseitige Anforderungen an die Gehölze
Die mit den heimischen Saumgesellschaften in der freien Landschaft auftretenden Gehölzformationen geben einen Hinweis auf standörtlich angepasste Gehölze für magere, trockene, urbane Standorte. Der Verband des Berberidion Br.-Bl. 50 (Berberitzen-Gebüsche) beinhaltet Gehölze, die auf warmen, trockenen und basischen Standorten auftreten. Entscheidend für die Coppicing-Eignung ist jedoch, ob diese Gehölze auch stockausschlagfähig sind und aus gestalterischer Sicht über Zieraspekte verfügen, die sich durch das regelmäßige "Auf-Stock-Setzen" verstärken lassen.
Die Kriterienbildung für die Coppicing-Gehölzauswahl bezieht sich auf die Stockausschlagfähigkeit und deren Intensität, die Ausläuferbildung, den Zierwert im Coppicing und die Wüchsigkeit der Gehölzart. Es wird empfohlen auf Gehölze mit starker Ausläuferbildung zu verzichten, um einer unkontrollierbaren Verbuschung der Fläche vorzubeugen. Gehölze mit einer schwachen Ausläuferbildung können hingegen durchaus Verwendung finden. Die bevorzugt zu betrachtenden Ziermerkmale der Gehölze, die eine intensivierte Ausprägung durch das "Auf-Stock-Setzen" erfahren, sind Rindenfärbung, Rindentextur, Blattaustriebsfärbung, Blattstruktur, Blatttextur, Blattstielfärbung, Blattgröße, Blattfarbe und Herbstfärbung.
Hinsichtlich einer Förderung der Artenvielfalt sind unter anderem die Aspekte der Blüte und Frucht wichtige Kriterien. Sie sind in dieser Konzeption den ästhetischen Kriterien jedoch zunächst untergeordnet, da sie in direktem Zusammenhang mit den gewählten Umtriebszeiten stehen. Dabei besitzen Blüten- und Fruchtbildung in der zweijährigen Variante einen höheren Stellenwert als in der einjährigen Variante. Denn bei letzterer bilden nur die Gehölze einen Aspekt, die am diesjährigen Holz blühen und fruchten, wohingegen im zweijährigen Umtrieb auch Gehölze, die am einjährigen Holz Blüte und Frucht tragen, ihr Potential entfalten können.
Heimische und nicht-heimische Gehölze können sich auf Coppicing-Flächen sowohl ökologisch als auch gestalterisch sehr gut ergänzen. Nicht-heimische Gehölze bieten beispielsweise, neben ihrem großen gestalterischen Potential, vielen Insekten- und Spinnen-Arten einen Lebensraum (vgl. Böll et al. 2019) und einige heimische Gehölze dienen zudem diversen Vogelarten als Nahrungsquelle. Überdies ist zu erwarten, dass die blüten- und strukturreichen Bestände aus Ansaaten und Gehölzen auch attraktiv für Beutegreifer und insektenfressende Arten sind. Der vorübergehende Verlust der Strukturvielfalt nach dem "Auf-Stock-Setzen" ist für einen Fortbestand der floristischen Artenvielfalt unumgänglich. Eine genauere Betrachtung zeigt, dass viele Berberidion-Arten die genannten Kriterien nur ungenügend erfüllen.
Die in Tabelle 3 aufgeführten Gehölze des Berberidion und deren Sorten lassen Potential vermuten, müssten jedoch im gestalterischen Coppicing-Kontext mit kurzen Umtriebszeiten getestet werden, um Aussagen über die Eignung zu treffen. Acer campestre und Ligustrum vulgare erscheinen angesichts der genannten Kriterien durchaus tauglich - letzterer zum Beispiel auch in der Sorte 'Atrovirens' - müssten jedoch hinsichtlich ihrer Wüchsigkeit getestet werden. Außerhalb des Berberidions sind vor allem diverse Salix- und Sambucus-Arten sowie deren Sorten aus gestalterischen Gründen (Rinde, Blatt) und ökologischen Gründen (Blüte, Frucht) von Interesse. Sambucus nigra blüht und fruchtet am einjährigen Holz, Ligustrum vulgare gar am diesjährigen Holz, weshalb beide auch in Coppicing-Flächen als Vogelnährgehölze fungieren können. Alles in allem ist - wie auch auf der Dresdener Demonstrationsfläche geschehen - die Berücksichtigung von nicht-heimischen Arten und deren Sorten (z. B. Cotinus coggygria 'Sorte' , Paulownia tomentosa, Catalpa erubescens 'Purpurea' , Physocarpus opulifolius 'Sorte' oder Liriodendron tulipifera) für eine Gewährleistung des Zieraspekts unabdingbar und erstrebenswert.
Fazit
Die Kombination von Ansaaten und Gehölzen unter Anwendung von Coppicing als Pflege- und Gestaltungsmittel bietet, neben den weitestgehend bekannten gestalterischen Möglichkeiten, gerade durch die Form der Ansaat und aufgrund einer hohen Reproduktionsfähigkeit ein Mittel, um Biodiversität im urbanen Raum nachhaltig und dauerhaft zu schaffen. Ein noch technisch zu lösender zentraler Aspekt bleibt die vollflächige, maschinelle Pflege, die ein sauberes und vollständiges Schnittbild sowie den Flächenverbleib der Diasporen gewährleistet.
Die Pflegeform, eine nutzungs- und standortgerechte Planung sowie eine auf die Umtriebszeiten abgestimmte Artenauswahl bilden die Basis für eine dynamische, struktur- und artenreiche, ästhetisch ansprechende Vegetation auf Coppicing-Flächen.
Quellen
- BdS (Bund deutscher Staudengärtner) (2018): Erfolgreiches Konzept der Staudenmischungen wird um Gehölze erweitert. Zusammenarbeit des BdS-Arbeitskreises Pflanzenverwendung mit dem BdB. www.bund-deutscher-staudengaertner.de/aktuelles/items/erfolgreiches-konzept-der-staudenmischungen-wird-um-geh%C3%B6lze-erweitert.html [Zugriff 30.10.2019].
- Böll, Susanne/Albrecht, Rosa/Mahsberg, Dieter (2019): Stadtklimabäume - geeignete Habitate für die urbane Insektenvielfalt? www.lwg.bayern.de/mam/cms06/landespflege/dateien/stadtgruen_2021_ insektenvielfalt_in.pdf [Zugriff 17.12.2019].
- Cochrane, Theodore S./Iltis, Hugh H. (2000): Atlas oft he Wisconsin Prairie and Savanna Flora. Technical Bulletin No. 191, Department of Natural Resources, University of Wisconsin-Madison, publsihed in corporation with University of Wisconsin-Madison Herbarium, Department of Botany. Online verfügbar: dnr.wi.gov/files/PDF/pubs/ss/SS0191.pdf [Zugriff: 20.08.2019].
- Dierschke, Hartmut (1974): Saumgesellschaften im Vegetations- und Standortsgefälle an Waldrändern. Scripta Geobotanica. Band 6. Göttingen.
- Dunnett, Nigel (2002): Die Gunst des radikalen Rückschnitts. In: Garten + Landschaft Jg. 112, H. 5, 21-23.
- Länderrat der Norddeutschen Kooperation (Hg.) (2017): Jahresbericht 2016/17.
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- Kurz, Peter/Machatschek, Michael/Iglhauser, Bernhard (2001): Hecken. Geschichte und Ökologie. Anlage, Erhaltung & Nutzung. Graz.
- Oberdorfer, Erich (Hg.) (1978): Süddeutsche Pflanzengesellschaften. Teil II. 2. Auflage, Stuttgart/Jena/New York.
- Oberdorfer, Erich (Hg.) (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften. Teil IV - Wälder und Gebüsche. Tabellenband. 2. Auflage, Jena/Stuttgart/New York.
- Pott, Richard (1995): Die Pflanzengesellschaften Deutschlands. 2. Auflage, Stuttgart.
- Reif, Jonas (2014): Coppicing im öffentlichen Grün. Gehölzbeete und Rückschnitt. In: Garten + Landschaft Jg. 124, H. 12, 28-31.
- Sukopp, Herbert/Wittig, Rüdiger (Hg.) (1993): Stadtökologie. Stuttgart/Jena/New York.
- Walter, Heinrich/Breckle, Siegmar-Walter (1991): Ökologie der Erde. Band 4. Gemäßigte und Arktische Zonen außerhalb Euro-Nordasiens. Zonobiom IV-IX. Stuttgart.
- Wilmanns, Otti (1998): Ökologische Pflanzensoziologie. Eine Einführung in die Vegetation Mitteleuropas. 6. Auflage, Wiesbaden.
- Experten-Interview zum Thema "Ziergehölz-Coppicing-Versuch der LLG in Quedlinburg" mit Ulbricht, Christin (2018), Dezernentin Obstbau, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG), Dezernat Gartenbau in Quedlinburg, Verantwortliche für die Versuchsreihe "Prüfung von Ziergehölzen für das Coppicing" am Dezernat Gartenbau.