Organisatorische, fachliche und ökologische Mängel in der Berliner Grünflächenpflege

Es fehlt nicht nur das Geld

von:
Grünflächenkonzepte
Der Lustgarten in Berlin. Foto: Andreas Faensen-Thiebes

Berlin - Stadt im Grünen, Grünes Berlin und ähnlich lauten die gängigen Metaphern, wenn über die Berliner Grünflächen gesprochen oder geschrieben wird und tatsächlich hat Berlin da sehr viel aufzuweisen zwischen dem Schmuckgrün des Pariser Platzes und dem FFH-Gebiet des Tegeler Fließtals, zwischen den begrünten Trümmerbergen und dem Lenné'schen Glienicker Park.

In statistischen Zahlen sind es 3309 Grün- und Erholungsanlagen und zahllose Kleingärten, Friedhöfe, Schwimmbäder, Sportanlagen und Grünflächen auf Straßenland. Diese grünen 14 Prozent der Landesfläche prägen die Stadt sehr stark; sie sind mit den Wäldern, Landwirtschaftsflächen und Gewässern unstrittiger Teil der hohen Lebensqualität Berlins.

Hier soll uns nun beschäftigen, wie aus Sicht des Umwelt- und Naturschutzes mit diesem Schatz umgegangen wird. Dass Berlin noch stärker als andere Kommunen finanziell klamm ist, hat erhebliche Auswirkungen auf diese Grünflächen. Dazu kommen aber noch strukturelle Probleme und - gerade was den Naturschutzwert dieser Flächen anbelangt - konzeptionelle Fehler. Wenn wir vor allem auf diese Fehler eingehen, so soll das nicht bedeuten, dass wir in dieser Stadt mit mehr als 2500 Grünflächen nicht auch viele gute Beispiele haben; wir sind leider aber auch immer wieder mit heftigen grundsätzlichen Problemen konfrontiert, die hier nur exemplarisch und skizzenhaft dargestellt werden, aber nicht nur gelegentliche Ausrutscher sind.

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Chronische Unterfinanzierung des Grünflächenbereichs

Berlin gibt seit Jahren zu wenig Geld für den Unterhalt seiner Grünanlagen an die Bezirke, die im Wesentlichen für deren Unterhalt zuständig sind. Im Jahre 2001 (dem Jahr nach der Neubildung der Bezirke) waren es 81 Millionen Euro, 2008 83,6 Millionen Euro; danach wurden die Müllgebühren mit einbezogen, so dass der Betrag 2011 bei 94,3 und 2011 bei 95,2 Millionen Euro liegt. Legt man eine Inflationsrate von 1,5 Prozent pro Jahr zu Grunde, so hätte 2011 die Zuweisung ohne die rund zehn Millionen Euro Müllgebühren bereits bei 94 Millionen Euro liegen müssen. Da von diesen zu geringen Mitteln dann noch feste, nicht zu beeinflussende Aufwendungen bezahlt werden müssen (allein etwa 30 Prozent der Zuweisung werden für die Gehwegreinigung entlang der Parkanlagen gebraucht, die sich in Berlin nicht nach zu reinigender Strecke, sondern nach der Grundstücksgröße richtet!), bleibt für die eigentliche Pflege immer weniger übrig. Da sich die zu unterhaltende Fläche durch die Übernahme von Grünflächen vergrößert und die gesellschaftlichen Ansprüche und Abnutzungen (Vandalismus) steigen, fehlt für die sachgemäße Pflege der Parkanlagen und Straßenbäume schlicht das Geld.

So werden Flächen oft über Jahre vernachlässigt, so dass diese zuwachsen. Wenn es dann aber Probleme mit der Verkehrssicherheit gibt oder plötzlich Geld vorhanden ist, wird viel zu rabiat eingegriffen.

Damit vertreibt man gleichzeitig die Nachtigall, die in Berlin (noch) so häufig ist wie in kaum einer zweiten Großstadt. Da das Personal fehlt, unterbleibt aufwändige naturnahe Gestaltung und Pflege zu Gunsten "pflegeleichter" aber steriler Lösungen.

Viele dieser Mängel sind Thema der Tagespresse, sind den zuständigen Ämtern wohlbekannt und werden von Naturschutzverbänden schon lange kritisiert.

Neben diesen Kritikpunkten, die sich noch lange fortsezten ließen, gibt es aber eine Reihe von Schwächen, die nicht oder nicht nur auf die schlechte Haushaltslage zurückzuführen sind.

Mangelndes Fachverständnis

Als erstes ist hier der hohe Anteil an Fremdvergabe für Pflegeleistungen zu nennen. Der Zwang, praktisch immer den billigsten Anbieter nehmen zu müssen und das fehlende Personal für die Kontrolle der Arbeiten führen immer wieder zu unbefriedigenden Ergebnissen. Das ist besonders auffällig bei Baumpflegemaßnahmen und beim Wegebau in Parkanlagen. Noch fataler ist dies aber bei Tiefbaumaßnahmen, insbesondere Wegebau, wo der Baumschutz fast durchgehend äußerst mangelhaft oder überhaupt nicht umgesetzt wird.

Dabei führen mangelnde Schutzmaßnahmen seitens der Baufirmen und praktisch keine Kontrolle seitens der Ämter zu teils erheblichen Schädigungen an Rinde und Wurzeln der Bäume, die mit eine der Ursachen für das frühe Absterben der Straßenbäume sind.

Unangenehm bemerkbar macht sich auch, dass die Naturschutzbehörden nicht mehr den direkten Kontakt zu den Grünflächenämtern haben. So verstärkt sich das schon länger bestehende Problem, dass Pflege von Grünanlagen vor allem als Frage von Sauberkeit und Ordnung, nicht aber von Natur- und Artenschutz gesehen wird. Nur ein Beispiel dafür ist das immer wieder zu sehende Herausräumen der Laubstreu aus Gebüschen.

Für die Biodiversität in der Stadt sind die Grünflächen eine ganz wichtige Basis, deren Pflege aber weitgehend ohne naturschutzfachliches Engagement erfolgt.

Besonders relevant wird dieses Defizit, wo Grünanlagen als Schutzgebiete wie LSG, Naturdenkmal oder FFH-Gebiete ausgewiesen sind und somit die Pflege durch die Gartenbauämter besonderen Fachverstand verlangt. Für den Beobachter macht sich das Fehlen von Naturschutzkenntnissen bei der Pflege darin bemerkbar,

  • dass Grünland zu früh oder häufiger zu spät und mit zu schwerem Gerät gemäht wird (wenn zum Jahresende noch etwas Geld vorhanden ist)
  • dass Wiesen zu häufig und unnötig als Scherrasen und nicht als Blumenwiesen gepflegt werden,
  • dass aufkommende Gehölze auf Wiesen nicht entfernt werden,
  • dass aber für Vögel und Kleinsäuger wichtige Sträucher entfernt werden, damit die Anlagen transparenter werden und
  • dass für die Biodiversität wichtige Altbäume aus Gründen der Verkehrssicherung entfernt werden.

Ein Beispiel: ein immer wiederkehrender Konflikt ergibt sich durch Altbäume in Parkanlagen, die Lebensraum für viele geschützte Tierarten, darunter auch die europaweit geschützten Holzkäferarten Eremit oder Heldbock sind. Diese Arten sind auf Altbaumbestände angewiesen, die häufig bruchgefährdet sind. Altbäume sind aber im Wald unter den Bedingungen der modernen Forstwirtschaft im Gegensatz zu den alten Parkanlagen kaum erhalten geblieben.

In Anlagen wie dem Schlosspark Glienicke oder Niederschönhausen gibt es dagegen eine große Artenvielfalt, weil aus landschaftsästhetischen Gründen Verständnis für solche "Methusalems" bestand. In Berliner Grünflächen entstehen dabei jedoch ständig Probleme zwischen der gesetzlichen Verpflichtung zum Schutz und Erhalt dieser Arten und der Verkehrssicherungspflicht. An der Alltagspraxis eines Grünflächenamtes scheitern dann die hohen Ansprüche der vom Senat 2012 beschlossenen Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt, es scheitert dabei auch das Artenschutzprogramm und das Biotopverbundkonzept der Senatsverwaltung.

Dieses Unverständnis, die Parkpflege nicht nur als möglichst einfache Aufrechterhaltung eines "Grüns", sondern die Qualität der Grünflächen auch für die biologische Vielfalt, für das Erleben von wirklicher Natur zu entwickeln, ist leider weit verbreitet. Eigene Erfahrungen in dem vom BUND mit initiierten und begleiteten Projekt "Naturschutz und Denkmalpflege in Historische Parkanlagen" (www.naturschutz-und-denkmalpflege.de) zeigen, dass drei Aspekte dabei ganz wesentlich sind:

  • Es lassen sich Kompromisse finden zwischen Denkmalschutz, Naturschutz und Erholungsnutzung.
  • Es müssen Parkpflegewerke erstellt werden, die Naturschutzinteressen berücksichtigen und diese Ziele für den Praktiker handhabbar machen.
  • Den Mitarbeitern muss vor Ort und praktisch gezeigt werden, wie sich der Naturschutz in die Pflegepraxis integrieren lässt.

Dies ist nicht leicht umzusetzen in einer Umgebung, in der dem Naturschutz nicht die entsprechende Achtung entgegengebracht wird. Natur, als exotische Filmkulisse hoch willkommen, wird in der alltäglichen Politik, aber auch in der Grün-Verwaltung eher belächelt als akzeptiert, und das trotz aller Konferenzen, Strategien und Leitlinien der offiziellen Politik.

Sehr deutliches Beispiel dafür ist der Fall des ehemaligen Flughafen Tempelhof: eine Fläche, die ohne weitere Gestaltung eine extrem hohe Attraktivität für Anwohner, Pflanzen und Tiere (größte Berliner Brutpopulation der Feldlerche) aufweist. Dennoch sollte hier mit hohen Kosten eine aufwändige Parkplanung und die Internationale Gartenschau 2017 realisiert werden; erstere wird nun wohl nicht, letztere nicht an diesem Ort realisiert werden. Allerdings wird eine umfangreiche Rand-Bebauung geplant. Was treibt Menschen dazu, das, was sich an erlebnis- und artenreicher Natur hier gebildet hat, so gering zu achten, dass es erst durch Parkgestaltung und Blumenschau wertvoll scheint? Es ist einerseits die ganz praktische Erfahrung, dass Grünflächen von Finanzsenatoren, Liegenschaftsverwaltern und Immobilienhändlern nur dann ernst genommen werden, wenn viel Geld rein gesteckt worden ist.

Es ist auch die Erfahrung, dass viele Menschen Natur nur noch als Kulisse sehen, als Hintergrund für ihre "outdoor-Aktivitäten" - man ist nicht in der Natur, sondern einfach "draußen", und da ist es vielen ziemlich egal, ob da noch Schmetterlinge und Bienen fliegen, Vögel singen und Blüten duften. Vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund ist es Aufgabe einer verantwortlichen Umweltpolitik auch für das Anliegen des Naturschutzes zu werben. Nicht, dass dies gar nicht geschieht: die Internetseiten der zuständigen Berliner Senatsverwaltung sind voll mit guten Informationen, es gibt gute Beschlüsse des Senats zur Biodiversität, zum Biotopverbund, zur Strategie Stadtlandschaft und zum Stadtklima und meist auch umfassende Broschüren dazu. Wenn es ernst wird, bleibt dies aber meist Makulatur:

  • bei der Verteilung der Finanzen steht der "grüne Bereich" hinten an,
  • bei der Neugliederung der Bezirksämter wurde der Rest an Grünen Aufgaben auf die anderen Ämter aufgeteilt,
  • bei der aktuellen Diskussion über Wohnungsneubau schielt man auf wertvolle Naturflächen wie Park Range in Lichterfelde Süd, statt erst mal den Irrsinn einstöckiger Discounter mit Riesenparkplätzen zu stoppen.

Hintanstellung der Grünplanung und organisatorische Defizite

Für den Unterhalt der Grünanlagen sind in Berlin die zwölf Bezirke zuständig, die ihre Finanzzuweisung von der Senatsverwaltung bekommen. Die Senatsverwaltung ist aber auch für den Unterhalt einiger Parkanlagen selbst zuständig, für andere die "Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg".

In manchen Parkanlagen, wie dem Großen Tiergarten, kommen sich die verschiedenen Kompetenzen zu Lasten des Parks in die Quere. Hier wurden naturschutzrechtliche Ausgleichs- oder Ersatzmaßahmen umgesetzt, die man anschließend durch mit "EFRE-Mitteln zur Förderung der touristischen Infrastruktur" finanzierten Wegebaumaßnahmen, wieder zerstört hat.

Ein einheitliches und aktuelles Kataster für solche Maßnahmen gibt es nicht, so dass es an der persönlichen Erinnerung einzelner Mitarbeiter liegt, ob hier Gelder verschwendet und verbindliche festgelegte Maßnahmen zerstört werden. Oder soll hier einfach nur öffentliches Geld "um jeden Preis verbraten" werden?

Die Mittelzuweisung für die Grünflächenpflege an die Bezirke erfolgt nach einem aufwändigen Schlüssel. Wie auch immer die Berechnung im Detail zu bewerten ist, unter dem Strich ist allen Beteiligten klar, dass dies auf jeden Fall viel zu wenig ist. Allen? Dem Finanzsenator wohl nicht, denn er schreibt in "Berliner Bezirke im Kostenvergleich. Haushaltsjahr 2010, auf S.103":

"... So kostet die Pflege eines Quadratmeters im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg 3,96 Euro im Jahr, im Bezirk Spandau lediglich 1,17 Euro. Hintergrund sind insbesondere spezifische Pflegeerfordernisse der einzelnen Grünfläche, die sich unter anderem aus Unterschieden in der Nutzungsintensität durch die Bevölkerung ergeben."

Das stimmt so nicht, denn die Pflegeerfordernisse erfordern jeweils einen viel höheren Betrag, es stehen eben nur die genannten 3,96 beziehungsweise 1,17 Euro zur Verfügung. Eine halbwegs selbstkritische Haltung würde darstellen, dass diese Zahlen nicht die Erfordernis, sondern die finanziellen Möglichkeiten spiegeln!

Die komplizierten Wege der Berliner Verwaltung, in der die Bezirke zwar oft eigenständig entscheiden können, jedoch am finanziellen Gängelband hängen, dazu eine Kosten-Leistungsrechnung die keine erkennbare Verbesserung in die Pflege der Grünflächen gebracht hat, machen deutlich, dass es auch organisatorisch noch deutlichen Verbesserungsbedarf gibt.

Kritik nicht nur an Pflege, sondern auch an Gestaltung von neuen Grünflächen

In Berlin werden Eingriffe in Natur und Landschaft häufig durch Geldzahlungen kompensiert. Bedingt durch die finanzielle Misere der Stadt, werden diese Gelder dann zur Gestaltung von Grünanlagen verwendet, was zwar der Erholung dient, aber der Natur im engeren Sinn nicht nützt. Eklatantestes negatives Beispiel dafür ist der Gleisdreieckpark, wo man aus einer ehemaligen Eisenbahnbrache einen in weiten Teilen durchgestylten Park gemacht hat, der weder den Charme noch den Naturschutzwert der früheren Fläche hat.

Dass dies auch anders gehen kann, zeigen positive Beispiele wie die Anlagen auf dem ehemaligen Nordbahnhof, auf dem ehemaligen Anhalter Bahnhof oder dem Südgelände.

Am Gleisdreieck wird aber auch deutlich, dass es bei vielen Planern neuer Grünanlagen (nicht bei allen) ein völlig mangelhaftes Naturverständnis gibt. Sie versuchen gar nicht erst, einen Kompromiss zwischen den Anforderungen der belebten Natur und den Bedürfnissen der Erholungssuchenden und ihrem eigenen Gestaltungswillen zu finden. Allzu oft siegt nur der eigene Gestaltungswille. Dadurch entstehen ausgeräumte (mit Ausgleichsmitteln finanzierte), strukturarme und selbst für hartgesottene Stadt-Amseln zu monotone Grünanlagen, die mit modischen, häufig nicht standortgerechten Baumarten (derzeit sind Birken und Kiefern angesagt) garniert werden. Das zeigt auch folgendes Beispiel: So wurden bei Pflanzungen am Bahnhof Südkreuz Schwarzerlen aus der Baumschule auf eine Böschung aus reinem Sand in Südexponierung gepflanzt, was zwangsläufig zu erheblichen Ausfällen wegen Trockenheit führte.

Schritte zur Besserung der aktuellen Situation

1. Verbesserung der Rahmenbedingungen

Zweckbindung der für die Grünflächenpflege an die Bezirke zugewiesenen Mittel, so dass diese nicht für andere Aufgaben verwendet werden können.

Konzeption und Entwicklung der Pflegeklassen überprüfen und anpassen und auch Naturschutzanforderungen integrieren (zum Beispiel für die Pflegeaufwandsklasse IV, mindestens 1 Euro statt der bisherigen 60 Cent pro Quadratmeter)

Das Straßenreinigungsgesetz muss dringend geändert werden, so dass Grünanlagen nicht unverhältnismäßig viel für die Straßenreinigung ausgeben müssen.

Einen effektiven Einstellungskorridor für neue, junge Mitarbeiter in den Grünflächenämtern entwickeln. Dies auch zu Lasten der Fremdvergabe.

Ständige Fortbildung der Mitarbeiter für naturnahe Pflege.

Zusammenführung von Naturschutz und Grünflächenpflege in ein Amt.

2. Verbesserung des Grünflächenmanagements

Die Bezirke müssen ein bezirkliches Pflegekonzept aufstellen, das Pflegeziele für die Grünflächen benennt und die vorhandenen Ressourcen fachlich danach ausrichtet.

Für Ausnahmeparks mit besonderen naturschutzfachlichen Wertigkeiten müssen Managementpläne aufgestellt werden. In diese Pflegekonzepte sind die Ziele der Strategie für Biologische Vielfalt und des Florenschutzkonzepts zu integrieren.

Insgesamt sehen wir folgende Leitplanken für eine naturnahe Parkpflege:

  • Bei Gestaltung und Pflege von Grünanlagen steht Naturschutz gleichberechtigt neben den Erfordernissen der aktiven Flächennutzung.
  • Neben Formen der aktiven Nutzung von öffentlichem Grün gehört die Nutzung "Natur-Erleben" prozentual zu den häufigsten Nennungen bei Nutzerbefragungen in öffentlichen Parks und muss, besonders für Kinder und Jugendliche durch Naturerfahrungsräume entsprechend dem BNatSchG ermöglicht werden.
  • Städtische Grünräume sind bereits heute Refugien für Arten, die durch die industrielle Landwirtschaft an den Rand des Aussterbens gebracht werden. Sie müssen durch Pflanzenauswahl, Verzicht auf Pestizideinsatz und maßvolle Düngung und in ihrem Wert erhalten und gesteigert werden.
  • Vor den Forderungen nach naturnaher Pflege steht zunächst die Forderung: Grünflächen zu erhalten, in unterversorgten Bereichen auch zu erweitern und zu vernetzen (Biotopverbund). Hierbei können auch einzelne kleinere Flächen im Sinne eines Mosaik-Verbundes wichtige Trittsteinfunktionen haben.
  • Akzeptanz für naturnähere Pflege ist nicht von selbst gegeben. Verstehen und Erkennen der durchgeführten Maßnahmen und deren Wirkungen erfordert Erläuterungen und Informationen für die Parkbesucher. In vielen Fällen ermöglichen erst diese den Bürgern, die Besonderheit des so entstehenden Naturbildes zu erkennen und mitzutragen
  • Ein Verbesserungspotenzial für die mit Grünflächen unterversorgten Innenstadtbezirke liegt in der - auch intermediären - Nutzung von Brachflächen. Hier gilt es, Strukturen zu schaffen, um die Bereitschaft von Anwohnern und lokalen Initiativen zur Nutzung und Pflege brachliegender Flächen aufzunehmen und zu unterstützen.
  • So wenig Versiegelung wie möglich: beim Wegebau werden offenporige Beläge bevorzugt, die Anlage schmaler, gewundener Naturwege erlaubt das Erlebnis natürlicher Bodenbeschaffenheit und erhöht die Erlebnisqualität des Geländes.
  • Laub verbleibt unter Sträuchern und zur Abdeckung von Staudenbeeten. Kein Einsatz von Laubsaugern.
  • Neben mehrfach gemähten Nutzrasen werden ein- oder zweischürige Wiesenbereiche mit höherer Artenvielfalt gestaltet,
  • Zeitpunkte von größeren Pflegeeingriffen wie Mahd, "Frühjahrsputz", Schnitte berücksichtigen die Lebensbedürfnisse der Tiere, insbesondere der Vögel. Natürliche Lebensprozesse Aussamen /Keimen/Wachsen/Blühen/ Absterben werden zugelassen und damit erfahrbar.
  • Großbäume sind herausragende Naturelemente eines Parks mit hohem ökologischen Wert. Gerade im Alter sind sie Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Sie sollten entsprechend gepflegt und so lange wie möglich erhalten werden. Bei besonders wertvollen Bäumen sollten etwa auch temporäre Wegesperrungen geplant werden.

Berlin wird im Jahr 2017 die Internationale Gartenausstellung, IGA, ausrichten. Hier bietet sich die Chance, die Herausforderung naturnaher Gestaltung und Pflege von Parkanlagen auch in Zeiten knapper Kassen durch vorbildliche Modelllösungen darzustellen.

Autor

BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

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