Praxistipp - vom Gartenamtsleiter
Wenn das Staudenteam ins Beet steigt ...
Erfahrungen über die Zusammenführung und Schulung von freiwilligen Pflegekräften aus der Bevölkerung - Rüdiger Dittmar vom Eigenbetrieb Grünflächen- und Bestattungswesen in Koblenz schildert seine Erfahrungen.
Wir befragten dazu Rüdiger Dittmar, Leiter des Eigenbetriebs Grünflächen- und Bestattungswesen in Koblenz:
Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Während der BUGA haben sich die Freunde aktiv engagiert und beispielsweise mit dem Verleih der Bollerwagen und von Rollstühlen operativ im Betriebsablauf der BUGA mitgewirkt. Dieses aktive Element sollte auch in die Nach-BUGA-Zeit transformiert werden. Ein weiteres Ziel war es, die hohe Identifikation mit der BUGA für das auch die Freunde stehen, in die Nach-BUGA-Zeit zu transformieren. So wurde gemeinsam überlegt, was man zusammen machen kann. Die Staudenpflege bot sich an, da die Flächen auf dem Plateau als klassischer Ausstellungsbeitrag zum Rückbau vorgesehen waren. Nur durch die ehrenamtliche Unterstützung konnten diese erhalten werden.
SUG-Stellenmarkt
Außerdem sollte ein qualitativ hohes Freizeitangebot in den Parks erhalten bleiben. So wurde auf dem Plateau die Verleihstation eingerichtet, die heute ausschließlich durch die Freunde betrieben wird. Sie leihen dort Liegen, Sonnenschirme und Fußballutensilien (kleine Tore, Bälle) an Parkbesucher aus. Ein Angebot, das es ohne die Freunde nicht gäbe.
Nach welchen Kriterien haben Sie die Freiwilligen ausgewählt? Welche Vorkenntnisse mussten sie mitbringen?
Freude an der Tätigkeit und Engagement, mehr braucht es nicht! Den Staudenpflegern haben wir von Beginn an gesagt, dass es sich um eine körperliche Arbeit handelt.
Wie lang hat wer aus Ihrem Profiteam geschult - und vor allem worauf? Die Staudenanlagen in den Zirkularbauten sind sehr anspruchsvoll und erfordern Pflanzenkenntnis.
Learning by doing! Wir sind gleich gemeinsam in die Arbeit eingestiegen. Das bedeutet natürlich, dass am Anfang ein sehr intensiver Betreuungsaufwand erforderlich war. Die Ehrenamtlichen wurden von unserer "BUGA-Kolonne", die auch bereits während der BUGA in der Ausstellungspflege selbst aktiv war, intensiv begleitet. Begonnen wurde mit ganz einfachen Tätigkeiten, wie Laub entfernen und Rückschnitten. Bei der Wildkrautregulierung (Jäten) stellte sich natürlich ganz häufig die Frage: Was ist Wildkraut und was Staude? Da half nur Fragen und Erklären - ein intensiver Prozess der Zusammenarbeit! Mittlerweile gibt es in den Wintermonaten Abendvorträge unserer Profis, das qualifiziert und stärkt den Gemeinsinn.
Wie viel Personal hätten Sie an Stelle der freiwilligen Helfer sonst einsetzen müssen? Kann man von einer Kostenersparnis sprechen?
Das lässt sich nicht ganz leicht beantworten. Wir haben 33 Hektar neue Fläche übernommen, von denen 17 Hektar bis dahin noch nie in unserer Pflege und Unterhaltung lagen. Die übrigen Flächen sind in einer ganz neuen hochwertigen Qualität übergeben worden. Der Aufwand ist somit insgesamt groß und wir sprechen von einem Budget für die Pflege von etwa einer Million Euro. Durch die intensive Betreuung der Anfangszeit waren personelle Einsparungen nicht möglich, sicherlich konnten einige 1000 Euro für die einfacheren Arbeiten eingespart (Müll, Laub) werden. Wichtig ist für uns die Lobbyarbeit des Vereins für das öffentliche Grün - hier erfährt es den Wert, den es verdient und die Freunde und Förderer sind wichtige Multiplikatoren in der Stadt. Das führt zu mehr Rücksichtnahme und Beachtung der Grünflächen in Koblenz. Insofern kann man den Einsatz nicht hoch genug schätzen. Und ganz praktisch: Mit zunehmenden Kenntnissen steigt natürlich die Einsatzkraft.
Haben die Helfer auch mal ein Goodie beim Grünflächenamt gut? Wie motivieren Sie die Helfer?
Wir unterstützen lediglich mit Ausrüstung wie Arbeitshandschuhen et cetera. Ein wichtiger Punkt, der auch sehr hoch geschätzt wird, ist der Wissenstransfer von den Profis, was für Garteninteressierte natürlich von hohem Wert ist. Die Winterveranstaltungen (Vorträge) von uns sind kostenlos. Der OB hat dem Verein die Möglichkeit gegeben, die Schlosstreppe als Zuschauertribüne zur Veranstaltung "Rhein in Flammen" zu nutzen. Ein Logenplatz!
Wie gewinnen Sie Nachwuchs? Spielt die Stadt Koblenz mit und wirbt oder trägt der Verein dazu allein bei?
Das machen die Freunde.
Würden Sie dieses Modell, das hier durch den erstarkten Grüngedanken mit der BUGA entstanden ist, auch anderen Grünflächenämtern empfehlen?
Unbedingt! Es bedarf einer intensiven Begleitung. Der Gewinn an Unterstützung für die grünen Themen ist allerdings sehr groß und durch das "selbst erfahren" bekommen wir auch Anerkennung für unsere Arbeit!
Fragen: Sibylle Eßer, Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft