Studie
Klimawandel verschiebt deutsche Städte klimatisch Richtung Südwesten
Dazu wurden klimatische Kenngrößen analysiert, wie mittlere Lufttemperaturen, saisonale Niederschläge und Windverhältnisse aus den Jahren 1986 bis 2015 von 41 deutschen Orten. Darunter waren Großstädte aber auch kleinere Gemeinden – verteilt über alle Bundesländer und alle Landschaftsformen – von Hamburg bis Oberstdorf. Anschließend wurden diese Kenngrößen mit den Regionen in Europa verglichen, in denen zwischen 1960 und 1991 im Schnitt ähnliche Werte vorherrschten. Der genannte Zeitraum gilt als Referenzperiode der Weltmeteorologie-Organisation (WMO).
Es zeigte sich, dass die Regionen allesamt 100 bis 600 Kilometer weiter südwestlich lagen – bis nach Frankreich hinein.
Aktuelles Beispiel ist der Oktober 2023: bis zu 28 Grad Celsius in den ersten Tagen des Monats. Das ermöglicht hierzulande Aktivitäten, die sonst um diese Jahreszeit nur noch in der Mittelmeerregion möglich sind.
Um die Auswirkungen des Klimawandels möglichst realistisch und umfassend antizipieren zu können, bieten sich Städteanalogien an: Inwieweit ähnelt das künftige Klima einer deutschen Stadt dem derzeitigen Klima einer anderen deutschen oder europäischen Stadt? Dazu schauen Wissenschaftler auf die Entwicklungen diverser klimatischer Parameter und treffen entsprechende Vorhersagen. Städtepaare, die Analogien bei klimatischen Kenngrößen, wie beispielsweise Lufttemperatur, Niederschlag und Wind aufweisen, werden als Klimazwillinge bezeichnet. Allerdings werden hier nur mittlere Klimaveränderungen berücksichtigt, die sich häufenden Extremwetterereignisse bleiben unberücksichtigt. Aktuell schreitet die klimatische Südverschiebung deutscher Städte hin zu ihrem Klimazwilling mit bis zu 20 Kilometern pro Jahr voran!
Prominente Beispiele für Klimazwillinge sind Düsseldorf/Toulouse und Toulouse/Tunis. Klimaprojektionen besagen, dass sich bis Ende des Jahrhunderts die zukünftigen Temperaturen in Düsseldorf denen im heutigen Toulouse und die zukünftigen Temperaturen in Toulouse denen im heutigen Tunis annähern. Unter der Überschrift "Klimazwillinge in Aktion" organisieren die drei Klimazwillingsstädte von 2022 bis 2024 Austauschwochen, in denen mit jungen Erwachsenen am Thema Klimaanpassung gearbeitet wird. Vorträge und intensive Workshops gehören hier genauso dazu wie Exkursionen und gemeinsame Pflanzaktionen von klimaresilienten Bäumen und Sträuchern. Dieser Austausch wird vom Deutsch-Französischen Jugendwerk gefördert.
Alice Quack