Wenn erlernte Deutungsmuster mit neuen Sichtweisen konkurrieren

Landschaft als Konflikt

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Landschaftswahrnehmung Landschaftstheorie
1 Schematische Darstellung der Deutungszyklen von Landschaft. Quelle: Jenal 2019, S. 29 auf der Grundlage von Kühne 2018b.

Der Begriff der Landschaft kann als ein fester Bestandteil der Alltagssprache verstanden werden, der in vielfältigen Kontexten zur Anwendung kommt und entsprechend häufig auch als unhinterfragt "gegeben" angenommen wird. "Landschaft" ist jedoch - so die Auffassung der hier vertretenen wissenschaftstheoretischen Perspektive - kein objektiv gegebener Gegenstand, sondern eine auf Grundlage sozialer Prozesse ausgehandelte Sehkonvention, die individuell und gesellschaftlich in Abhängigkeit von ihren zeitlichen, kulturellen, biographischen Kontexten ausgesprochen unterschiedlich ausfallen kann. Was gesellschaftlich unter Landschaft gefasst und verstanden werden kann, ist häufig das Ergebnis sozialer Aushandlungsprozesse und gerinnt in der Folge zu einem beobachterabhängigen sozialen Konstrukt (s. dazu u. v. Cosgrove 1984; Greider und Garkovich 1994; Kühne 2018b; Leibenath et al. 2013).

Die Zusammenschau von physischen Elementen, ihre Deutung und (Be)Wertung konstituiert sich dabei weniger in der direkten Gegenüberstellung mit den Objekten, sondern vollzieht sich in der Regel auf der Grundlage des bereits Erlernten, welches das "Ergebnis eines langen sozialen Evolutionsprozesses kultureller Normierungen [ist]" (Kühne 2018b, S. 23). Demnach ist Landschaft ein sozialer Prozess der Zuschreibung von Sinn und Bedeutung (Kühne 2018b), der sich differenztheoretisch vollzieht und einen Leitfaden zur Selektion und Präferenzbildung (Burckhardt 2006) bildet: So ist die Grenzziehung - was Landschaft sei und wie diese Landschaft zu (be)werten sei - eine Art des Ordnens, "die nicht im Wesen von Dingen begründet werden kann, sondern auf die Prozesse des Ordnens und die Ordner (Beobachter) verweist" (Miggelbrink 2002, S. 338). Dieser Prozess der "Gestaltbildung" (Kühne 2018b, S. 23) verläuft jedoch in der Regel unbewusst, was dazu führt, dass Landschaft "uns nicht als soziale Konstruktion [erscheint], sondern als Wirklichkeit" (Ipsen 2006, S. 31) und eine nicht zur Disposition stehende Einheit (Kühne 2018b; Miggelbrink 2002).

Bei der Konstruktion von Landschaft werden Relevanzen und Bedeutungen zugeordnet, welche häufig erst dann hinterfragt und gegebenenfalls auch angepasst, modifiziert, verworfen oder neu konzipiert werden, wenn sich - ausgelöst durch Irritationen oder sekundäre Landschaftsbildung etc. - Abweichungen von den "gelernten" Mustern der Zuschreibung, Deutung und Interpretation von Landschaft ergeben. Diese treten dann häufig in Konkurrenz oder gar Konflikt zu aktualisierten tradierten und verstetigten Seh- und Deutungsmustern zu Landschaft, die ihre jeweilige Auslegung als legitim oder gar der anderen Position als überlegen erachten und sich auf diese Weise ein Konflikt um die Deutungshoheit von Landschaft entzünden kann (Kühne 2018b; s. dazu auch Abb. 1).

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Landschaftswahrnehmung Landschaftstheorie
2 a Manifestationen der Energiewende und ihre lokale Umsetzung vor Ort. Foto: Corinna Jenal 2016
Landschaftswahrnehmung Landschaftstheorie
2 b Manifestationen der Energiewende und ihre lokale Umsetzung vor Ort. Foto: Corinna Jenal 2016

Zentrale Deutungskategorien in der öffentlichen wie nicht-öffentlichen Kommunikation zu Landschaft können sich nach Ipsen (2006) und in Erweiterung durch Kühne (2018b) in vier Dimensionen des Ästhetischen, des Kognitiven, des Emotionalen und des Funktionalen auffächern (vgl. Abb. 3). In der Auseinandersetzung um die Veränderung der stofflichen Ausgangsbasis von Landschaft etwa im Zuge der Energiewende wird kognitiv die gesellschaftliche Notwendigkeit, ästhetisch über die visuellen Konsequenzen und emotional der Verlust heimatlicher Normallandschaft (Kühne 2018b) verhandelt, wobei die jeweiligen Dimensionen individuell durchaus unterschiedlich ausgeprägt sein können (Weber et al. 2016; Weber, Jenal et al. 2017).

Im Folgenden sollen nun am Beispiel von drei Fallkontexten (Neue Energielandschaften, Rohstofflandschaften und symbolische Landschaften - hier Wald) die unterschiedlichen Bezugnahmen vornehmlich kognitiv gegenüber emotional-ästhetisch sowie der damit verbundene (Macht)Kampf um die Deutungshoheit über Landschaft skizziert und ein kurzer Ausblick gegeben werden.

Landschaftskonflikte - eine Auswahl

Neue Energielandschaften im Zuge der Energiewende

Die Kernreaktorkatastrophe in Fukushima im März 2011 führte zu einer entscheidenden Veränderung in der Energiepolitik in Deutschland, die zu einem beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022 führte. Damit einher geht der Ausbau der erneuerbaren Energien, was nicht nur den Ausbau von Windenergieanlagen (WEA), Photovoltaik oder Biogasanlagen betrifft, sondern auch die Ertüchtigung und Erweiterung des Stromleitungsnetzes beinhaltet (s. Abb. 2). Während die Energiewende in weiten Teilen der Bevölkerung auf große Unterstützung trifft (BMUB und UBA 2017), entzünden sich im Rahmen ihrer konkreten Umsetzung vor Ort vielfach hart ausgetragene Konflikte, die unter anderem auch zu einer weiteren Verzögerung und finanziellen Verteuerung der Umsetzung der Energiewende geführt haben.

Während der öffentliche Diskurs in überregionalen Medien oder erste Informationskampagnen insbesondere expertendominiert technische Machbarkeiten und Bedarfsrechnungen behandelte und entsprechend kognitive Bezugnahmen zur Energiewende dominierten und landschaftsbezogene Aspekte hier kaum tangierte (vgl. u. a. Kühne und Weber 2015; Weber et al. 2016), waren es vielfach eben jene landschaftsbezogenen Argumente wie der Wandel einer als "stereotyp schön" konstruierten Landschaft sowie die Veränderung der heimatlichen Normallandschaft (Kühne 2018b), die zum Ausgangspunkt lokaler Widerstände gegen die Umsetzung der Energiewende wurde, und denen weitere Argumentationsmuster wie Naturschutz, Gesundheit oder ökonomische Gründe folgten. Die Befürworter (re)produzieren auf kognitiver Ebene die Notwendigkeit, die Potenziale erneuerbarer Energien (EE) durch weiteren Ausbau der EE "auszuschöpfen" und den Stromnetzausbau als "zentralen Baustein der Energiewende" entscheidend voranzutreiben, "wenn der Ausstieg aus der Kernenergie gelingen soll" (Weber et al. 2016).

Werden jedoch die Argumente auf den Websites von Bürgerinitiativen (BI) gegen Windkraft untersucht (Schmidt et al. 2018b, 2018a), lassen sich zunächst zwar mit 91 Prozent dominant naturschutzfachliche Argumente - wie etwa der Schutz bedrohter Arten wie Mopsfledermaus, Rotmilan etc. - identifizieren (Abb. 4). Allerdings gilt zu beachten, dass diese aufgrund ihrer umfassenden gesetzlichen Verankerung sehr viel erfolgreicher gegen Vorhaben eingesetzt werden können und entsprechend häufig (re)produziert werden. Mit 86 Prozent folgen gleich darauf landschafts- und heimatbezogene Argumente, die insbesondere emotional ästhetische Bezugnahmen zu Landschaft aktualisieren, indem WEA "unsere Landschaft - unsere Heimat - unseren Lebensraum" "zerstören" und diese Objekte in der Zusammenschau von "Landschaft" konsequent "ausmustern" (Weber, Roßmeier et al. 2017).

Vielfach werden die landschaftsbezogenen Argumente bei den Gegner*innen auch mit moralischen Implikationen verbunden, wenn etwa "verantwortungslose Lobbyisten" "unter dem Deckmantel" einer "ökologischen Energiewende" einen "gigantischen Windpark" planen würden, der "unsere Heimat dramatisch verändern" wird (Weber, Roßmeier et al. 2017). Auch implizieren die landschaftsbezogenen Argumentationen häufig einen Ganzheitsanspruch, indem die WEAs etwa "die wunderschönen Weiten" einer "einzigartigen Kulturlandschaft" "zerschneiden" würden und zu einer "Zerschlagung" des Tourismus in der Region führten (Weber, Roßmeier et al. 2017). "Prägende Orts- und Landschaftsbilder" würden "unwiederbringlich zerstört" und "für alle Zeiten verloren" gehen (s. eingehender dazu Weber, Roßmeier et al. 2017; auch Schmidt et al. 2018; Weber und Jenal 2016, 2018).

Ähnliche Argumentationslinien lassen sich auch auf den Websites von BI im Kontext des Widerstandes gegen den Stromnetzausbau identifizieren, innerhalb derer mit 86 Prozent besonders deutlich der Landschaftsbezug hervortritt, da sich naturschutzfachliche Gründe - im Gegensatz noch zur Windkraft - weniger schlagkräftig anbringen lassen, und von den BI mit gesundheitlichen Aspekten (82 %) (re)produziert werden (Abb. 5).

Auch hier dominieren in erster Linie emotional-ästhetische Bezüge zur heimatlichen Normallandschaft denn gesellschaftliche Bedarfsfragen, wenn mit dem Bau von Trassen "Siedlungen, Landschaft und Natur weiter zerstört" würden ebenso wie "die Qualität unseres Lebens". Angeprangert wird der "Verbrauch unbebauter Landschaft" und die "ortsnahe Zerstörung" ihres "typischen Bildes". Auch hier erfährt häufig der Bezug auf das Allumfassende eine Aktualisierung, wenn "unsere Heimat und Natur" "substanziell und irreparabel geschädigt" würden und man für den "Erhalt der Heimat" kämpfe (Weber, Roßmeier et al. 2017). Dabei verweisen Studien zu Landschaftswandel darauf, dass intergenerationell Manifestationen der Energiewende - im vorliegenden Fall Windkraftanlagen - insbesondere von Jüngeren zunehmend weniger "hässlich" und häufiger "modern" gefasst und in die Schau heimatlicher Normallandschaften verstärkt integriert werden (Kühne 2017, 2018a).

Landschaftswahrnehmung Landschaftstheorie
3 Die vier Dimensionen der Bezugnahmen zu "Landschaft" nach Ipsen (2006) und Erweiterung durch Kühne (2018b). Darstellung nach Kühne (2019a, S. 61)
Landschaftswahrnehmung Landschaftstheorie
4 Zentrale Argumente von BIs gegen Windenergie, n=280. Quelle: Schmidt et al. 2018, S. 133.
Landschaftswahrnehmung Landschaftstheorie
5 Zentrale Argumente von BI gegen Stromtrassen; n=90. Quelle: Weber et al. 2016, S. 109.

Rohstofflandschaften - die Gewinnung mineralischer Rohstoffe zur Deckung gesellschaftlicher Bedarfe

Die Befunde im Kontext der Gewinnung mineralischer Rohstoffe weisen einige Parallelen auf: Werden durch die Befürworter*innen ebenso zentral gesellschaftliche Bedarfe wie eine ortsnahe Versorgung der Bevölkerung mit elementaren Rohstoffen herangezogen und die Rohstoffgewinnung damit kognitiv gerahmt, stoßen die Gewinnungsstätten vor Ort vielfach unter anderem auch aufgrund des damit einhergehenden Wandels der heimatlichen Normallandschaft auf Ablehnung (Weber et al. 2018). Zwar werden auch bei den Befürworter*innen "landschaftliche Veränderungen" zum Thema, allerdings erfolgt auch ein Verweis auf die im Zuge der Gewinnung entstehenden "Landschaften", die sich insbesondere auch nach einem (absehbaren) Ende des Abbaus zu einem neuen Lebensraum gerade für bedrohte Arten entwickeln (Weber et al. 2018; zu Biodiversität in Gewinnungsstätten u. a. siehe auch Wittmann 2007; aktive Gewinnungsstätte s. Abb. 6).

Landschaftsbezogen wird im Zusammenhang mit der Gewinnung mineralischer Rohstoffe durch die Gegner*innen des Abbaus auf emotional-ästhetischer Ebene kritisiert, dass Unternehmen "mit einer

Selbstverständlichkeit" Ortsansässigen erklärten, dass sie ihre "Heimat zerstören, damit ein paar Milliardäre noch reicher werden" und dass diejenigen Bereiche, "die der Natur" sowie "Wanderern und Naturliebhabern" gehörten, auch noch "nachhaltig komplett zerstört" würden (vgl. Weber et al. 2018). Kritisiert wird auch, dass der hiesige Abbau zur Deckung der Bedarfe in Nachbarländern stattfindet, weil es in Deutschland "viel einfacher" sei, "hier eine Landschaft zu zerstören" (Weber et al. 2018).

Wie stark der Einfluss von Sozialisation in die heimatliche Normallandschaft ausfällt, zeigt sich, wenn in einem Fallkontext der Nassabbau von Sanden und Kiesen abgelehnt wird, da durch die Nassauskiesung "unnatürliche Seenlandschaften" entstünden und Steinbrüche im Sandstein als "unproblematisch" gelten, wohingegen in einem anderen räumlichen Zusammenhang der Nassabbau als völlig unverfänglich gerahmt wird, da hierdurch wiederum attraktive Seen entstünden und ein Steinbruch wiederum als "Zerstörung von Heimat und Landschaft" gedeutet wird (Weber et al. 2018).

Der Befund fügt sich insofern in die Reihe zu Konflikten mit emotional-ästhetischen Bezügen auf ,Landschaft und Heimat' ein - etwa um den Stromnetz- oder den Windkraftausbau (Weber et al. 2016; bspw. Weber und Jenal 2016; Weber, Roßmeier et al. 2017). Veränderungen der als heimatliche Normallandschaft zusammengeschauten physischen Grundlagen von "Landschaft" erfahren insbesondere durch jene Generation eine Problematisierung, welche den Prozess der (Landschafts)Veränderung miterlebt, und nicht seitens jener, die in sie hineingeboren und in ihr "landschaftlich sozialisiert" wird.

Symbolische Landschaften - der Wald

Während in den vorangegangenen Fallkontexten die emotional-ästhetischen Dimensionen vornehmlich heimatlicher Normallandschaften im Fokus stehen, lassen sich Waldlandschaften insbesondere in Deutschland als gesellschaftlich hochgradig symbolisch aufgeladene Konstruktion von "Landschaft" fassen, der eine Vielzahl an Deutungen, Interpretationen, Assoziationen und Zuweisungen eingeschrieben werden - gleichzeitig jedoch unter anderem als wichtige Ressource nachwachsender Rohstoffe zur Deckung gesellschaftlicher Bedarfe von Bedeutung ist (Abb. 7).

Werden Personen danach befragt, welche drei Begriffe sie spontan mit Wald assoziieren, werden die hohe symbolische Konnotation und die stark emotional-ästhetisch gefärbten Bezugnahmen besonders deutlich: diese reichen von religiös-spirituellen Zugängen von Wald als "Gottes gewollte und notwendige Natur" über "Kraftort" und "Seelenheiler für den Menschen" und Personalisierungen als "Partner und Zuhörer" bis hin zu "Heimat des Herzens (Jenal 2019). Darüber hinaus erfährt Wald vielfach die idealisierte Einschreibung eines "Gegenentwurf zur Zivilisation" und "einziger Rückzugsort", an dem "der westliche Mensch noch Kontakt zur Natur finden könne" (Jenal 2019). Wald wird in diesem Kontext zu einem Sehnsuchtsort, in dem sich eine verloren geglaubte (All)Einheit und Harmonie in einer "zerrütteten Welt" materialisiere (Jenal 2019). Daraus wird häufig auch der Schutz des Waldes als Eigenwert abgeleitet, der "auf der ganzen Welt geachtet" sowie "in allen Formen erhalten werden" müsse, dessen wirtschaftliche und jagdliche Nutzung jedoch durch eine "gierige" und "korrupte" (Forst)Industrie im Wesentlichen abzulehnen sei (Jenal 2019). Auch wenn unter Personen ohne waldbezogene Ausbildung die materielle Nutzung des Waldes unter Aktualisierung emotional-ästhetischer Bezüge wenn nicht abgelehnt, dann doch kritisch beurteilt wird, so sind es - das wird auch deutlich - gerade die abwechslungsreichen Wälder mit eingestreuten Lichtungen und verschiedenen Waldformen, die erst im Zuge einer Bewirtschaftung überhaupt erst entstehen, die als "attraktiv" wahrgenommen werden (Jenal 2019). Abzuwarten bleibt im Übrigen, welche weitere (erhöhte) Rolle der Wald zukünftig im Zuge der Klimadiskussionen, in denen der Wald global wie lokal als CO2-Speicher aufgewertet wird, spielen wird.

Landschaftswahrnehmung Landschaftstheorie
6a Der Abbau mineralischer Rohstoffe und sein Niederschlag im physischen Raum. Foto: Corinna Jenal 2016
Landschaftswahrnehmung Landschaftstheorie
6b Der Abbau mineralischer Rohstoffe und sein Niederschlag im physischen Raum.
Landschaftswahrnehmung Landschaftstheorie
7 Wald als mythische Verklärung und Lieferant nachwachsender Rohstoffe. Foto: Corinna Jenal 2018
Landschaftswahrnehmung Landschaftstheorie
7 Wald als mythische Verklärung und Lieferant nachwachsender Rohstoffe. Foto: Corinna Jenal 2018

Ausblick

Veränderungen von jenem, was gesellschaftlich unter Landschaft verstanden werden kann, ziehen häufig auch Konflikte in einer Gesellschaft nach sich, bei denen die Kräfte der Veränderung und des Bewahrens über die (legitime) Deutungshoheit von Landschaft konkurrieren. Dabei bilden der Wandel der physischen Grundlagen von Landschaft im Zuge der Anpassung an sich verändernde gesellschaftliche Bedarfe oder auch sich wandelnder klimatischer Bedingungen einerseits, wie auch die damit verbundenen sozialen, häufig auch konflikthaften Aushandlungsprozesse um die Zuschreibung oder auch Aberkennung "landschaftlicher Qualitäten" andererseits, gewissermaßen den "Normalfall" landschaftsbezogener Prozesse. Um einer Gefahr der Sklerotisierung der Gesellschaft (vgl. Kühne 2019b) entgegenzuwirken und gesellschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen, sollte zum einen auf die Normalität und Allgegenwärtigkeit von (Landschafts)Wandel verwiesen, dabei jedoch die Bedeutung emotional-ästhetischer Bezugnahmen zu "Landschaft" nicht vernachlässigt werden.

Literatur

Literatur

BMUB & UBA (Hrsg.). (2017). Umweltbewusstsein in Deutschland 2016. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage. Berlin: Selbstverlag.

Burckhardt, L. (2006). Spaziergangswissenschaft (1995). In M. Ritter & M. Schmitz (Hrsg.), Warum ist Landschaft schön? Die Spaziergangswissenschaft (S. 257-300). Kassel: Martin Schmitz Verlag.

Cosgrove, D. E. (1984). Social Formation and Symbolic Landscape. London: University of Wisconsin Press.

Greider, T. & Garkovich, L. (1994). Landscapes: The Social Construction of Nature and the Environment. Rural Sociology 59 (1), 1-24. doi:10.1111/j.1549-0831.1994.tb00519.x

Ipsen, D. (2006). Ort und Landschaft. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Jenal, C. (2019). "Das ist kein Wald, Ihr Pappnasen!" - Zur sozialen Konstruktion von Wald. Perspektiven von Landschaftstheorie und Landschaftspraxis. Wiesbaden: Springer VS.

Kühne, O. (2017). Der intergenerationelle Wandel landschaftsästhetischer Vorstellungen - eine Betrachtung aus sozialkonstruktivistischer Perspektive. In O. Kühne, H. Megerle & F. Weber (Hrsg.), Landschaftsästhetik und Landschaftswandel (S. 53-67). Wiesbaden: Springer VS.

Kühne, O. (2018a). Landschaft und Wandel. Zur Veränderlichkeit von Wahrnehmungen. Wiesbaden: Springer VS.

Kühne, O. (2018b). Landschaftstheorie und Landschaftspraxis. Eine Einführung aus sozialkonstruktivistischer Perspektive (2., aktualisierte und überarbeitete Auflage). Wiesbaden: Springer VS.

Kühne, O. (2019a). Landscape Theories. A Brief Introduction. Wiesbaden: Springer VS.

Kühne, O. (2019b). Vom 'Bösen' und 'Guten' in der Landschaft - das Problem moralischer Kommunikation im Umgang mit Landschaft und ihren Konflikten. In K. Berr & C. Jenal (Hrsg.), Landschaftskonflikte (S. 131-142). Wiesbaden: Springer VS.

Kühne, O. & Weber, F. (2015). Der Energienetzausbau in Internetvideos - eine quantitativ ausgerichtete diskurstheoretisch orientierte Analyse. In S. Kost & A. Schönwald (Hrsg.), Landschaftswandel - Wandel von Machtstrukturen (S. 113-126). Wiesbaden: Springer VS.

Leibenath, M., Heiland, S., Kilper, H. & Tzschaschel, S. (Hrsg.). (2013). Wie werden Landschaften gemacht? Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Konstituierung von Kulturlandschaften. Bielefeld: transcript Verlag.

Miggelbrink, J. (2002). Konstruktivismus? ,Use with caution'. Zum Raum als Medium der Konstruktion gesellschaftlicher Wirklichkeit. Erdkunde 56 (4), 337-350.

Schmidt, C., Hage, G., Hoppenstedt, A., Bruns, D., Kühne, O., Schuster, L., Münderlein, D., Bernstein, F., Weber, F., Roßmeier, A., Lachor, M. & Gagern, M. von. (2018). Landschaftsbild & Energiewende. Band 1: Grundlagen. Bonn-Bad Godesberg: Bundesamt für Naturschutz.

Weber, F. & Jenal, C. (2016). Windkraft in Naturparken. Konflikte am Beispiel der Naturparke Soonwald-Nahe und Rhein-Westerwald. Naturschutz und Landschaftsplanung 48 (12), 377-382.

Weber, F. & Jenal, C. (2018). Gegen den Wind - Konfliktlinien beim Ausbau erneuerbarer Energien in Großschutzgebieten am Beispiel der Windenergie in den Naturparken Soonwald-Nahe und Rhein-Westerwald. In F. Weber, F. Weber & C. Jenal (Hrsg.), Wohin des Weges? Regionalentwicklung in Großschutzgebieten (Arbeitsberichte der ARL, Bd. 21, S. 217-249). Hannover: Selbstverlag.

Weber, F., Jenal, C., Roßmeier, A. & Kühne, O. (2017). Conflicts around Germany's Energiewende: Discourse patterns of citizens' initiatives. Quaestiones Geographicae 36 (4), 117-130. doi:10.1515/quageo-2017-0040

Weber, F., Kühne, O., Jenal, C., Aschenbrand, E. & Artukovi?, A. (2018). Sand im Getriebe. Aushandlungsprozesse um die Gewinnung mineralischer Rohstoffe aus konflikttheoretischer Perspektive nach Ralf Dahrendorf. Wiesbaden: Springer VS.

Weber, F., Kühne, O., Jenal, C., Sanio, T., Langer, K. & Igel, M. (2016). Analyse des öffentlichen Diskurses zu gesundheitlichen Auswirkungen von Hochspannungsleitungen - Handlungsempfehlungen für die strahlenschutzbezogene Kommunikation beim Stromnetzausbau. Ressortforschungsbericht. . Zugegriffen: 17. Oktober 2018.

Weber, F., Roßmeier, A., Jenal, C. & Kühne, O. (2017). Landschaftswandel als Konflikt. Ein Vergleich von Argumentationsmustern beim Windkraft- und beim Stromnetzausbau aus diskurstheoretischer Perspektive. In O. Kühne, H. Megerle & F. Weber (Hrsg.), Landschaftsästhetik und Landschaftswandel (S. 215-244). Wiesbaden: Springer VS.

Wittmann, H. (2007). "Kies" für Biodiversität und Artenschutz - das Abbauprojekt Steyregg. BHM Berg- und Hüttenmännische Monatshefte 152 (10), 322-325.

Dr. Karsten Berr
Autor

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Eberhard Karls Universität Tübingen
Dr. Corinna Jenal
Autorin

Akademische Rätin

Eberhard Karls Universität Tübingen

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