Zur Zukunftsfähigkeit von Stadtgrün und Grünflächenämtern - Ergebnisse einer Umfrage

Gärtnerausbildung in Kommunen

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Stadtgrün Ausbildung und Beruf
Mit einem Anteil von etwa 70 Prozent bildet der weitaus größte Teil der Kommunen vollständig im eigenen Betrieb aus. 30 Prozent kooperieren mit anderen Betrieben und hier weit überwiegend mit Betrieben der Privatwirtschaft. Foto: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Der Arbeitskreis Ausbildungswesen der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) hat im Juni 2011 einen Fragebogen zur Situation der kommunalen Ausbildungsbetriebe für Gärtner/innen an insgesamt 348 bundesdeutsche Grünflächenämter (beziehungsweise die für Bau und Unterhaltung des Stadtgrüns zuständigen Organisationseinheiten) aus der Adressdatei der GALK versandt.

Anlass ist der demografisch bedingte Rückgang der Schülerzahlen bis 2020 um voraussichtlich 20 Prozent. Er wirft die Frage auf, ob und wie es gelingen kann, den künftigen Bedarf an qualifizierten Fachkräften zu decken. Denn Wiederbesetzungssperren haben bereits den Altersdurchschnitt in vielen Kommunen deutlich ansteigen lassen, so dass in absehbarer Zeit erheblicher Ersatzbedarf entstehen wird. Dabei ist unstrittig, dass gut ausgebildete Gärtner/innen unabdingbare Voraussetzung sind, um funktionales, hochwertiges Stadtgrün für die Bevölkerung bereit zu stellen.

Statistiken vom Zentralverband Gartenbau (ZVG) zeigen, dass seit 2008 die Zahl der Auszubildenden, die eine Gärtnerausbildung beginnen, rückläufig ist. Während viele Branchen aktuell bereits Nachwuchsmangel beklagen und aktiv um Auszubildende werben, wird das Thema im kommunalen Bereich leider noch wenig diskutiert.

Selbstverständlich ist die Bewältigung der demografischen Herausforderungen Gemeinschaftsaufgabe aller mit Gärtnerausbildung in einer der sieben Fachsparten befassten Verbände und Institutionen im privaten und öffentlichen Bereich: Zentralverband Gartenbau (ZVG), Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL), Bund deutscher Friedhofsgärtner, Bund deutscher Baumschulen (BdB) sind beispielhaft zu nennen. Die Situation in Kommunen als eigenständigem Teilbereich herauszugreifen, um eine Einschätzung der Situation dort zu bekommen, erscheint sinnvoll. Nachfolgend werden die Ergebnisse kurz vor- und anschließend zur Diskussion gestellt.

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Stadtgrün Ausbildung und Beruf
Abb.: Burkhard Nolte
Stadtgrün Ausbildung und Beruf
Tabelle: Burkhard Nolte
Stadtgrün Ausbildung und Beruf
Tabelle: Burkhard Nolte

Die Beteiligung an der Umfrage

131 Städte beziehungsweise Bezirke der Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen haben geantwortet, was einem erfreulich hohen Rücklauf von 38 Prozent entspricht und aussagekräftige Ergebnisse erwarten lässt. Je ein Drittel der antwortenden Städte gehören der Größenklasse 1 (>200.000 Einwohner), Größenklasse 2 (50.000-200.000 Einwohner) und Größenklasse 3 (> 50.000 Einwohner) an.

In welchen Sparten wird eine Gärtnerausbildung angeboten?

Von 101 Grünflächenämtern werden insgesamt 145 Ausbildungsstätten - darunter werden im folgenden Ausbildungsbetriebe für jeweils eine gärtnerische Fachsparte verstanden - bereitgestellt. Immerhin 34 Grünflächenämter der Städte/Bezirke bilden in zwei oder mehr der sieben gärtnerischen Sparten aus. Drei Großstädte über 200.000 Einwohner, davon zwei Landeshauptstädte, bieten die Ausbildung in jeweils vier Fachsparten parallel an.

Am häufigsten zu finden sind Kombinationen von Ausbildungsstätten für Garten- und Landschaftsbau mit Blumen- und Zierpflanzenbau in einem Grünflächenamt (26 Nennungen). Auch Friedhofsgärtner in Kombinationen mit anderen Fachsparten sind mehrfach anzutreffen (neun Nennungen). Die Ausbildung von Baumschulern beziehungsweise Staudengärtnern hingegen setzt entsprechenden, kontinuierlichen Bedarf an Pflanzmaterial voraus, der eigenständige Anzuchts- und Produktionsstätten rechtfertigt. Verständlicherweise ist dies nur in Großstädten mit umfangreichem Parkbestand, Botanischen Gärten oder ähnlichen Einrichtungen gegeben.

Es verwundert nicht, dass nur vier (Groß-)Städte Baumschulgärtner ausbilden, Staudengärtner lediglich drei Kommunen. Hier spielt vermutlich eine Rolle, dass in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten, die Gestaltung des öffentlichen Grüns mit Stauden durch stetige Reduzierung personeller und finanzieller Ressourcen zurückgeführt wurde. Heute dominiert vielerorts Rasen, wo früher Staudenbeete Akzente setzten.

Die Sparte Garten- und Landschaftsbau ist mit fast 60 Prozent am häufigsten vertreten; mehr als doppelt so stark, wie die nächst folgende Gruppe der Blumen- und Zierpflanzenbauer. Das Berufsbild des Landschaftsgärtners deckt sich eben weitgehend mit den Erfordernissen der Bereitstellung städtischen Grüns.

In den 145 Ausbildungsstätten der Grünflächenämter werden knapp 900 Ausbildungsplätze (für alle Auszubildenden im 1., 2. und 3. Lehrjahr) bereitgestellt. Die Verteilung der Ausbildungsplätze auf die Fachsparten zeigt nebenstehende Tabelle.

Es fällt auf, dass die durchschnittliche Größe der Ausbildungsbetriebe im Garten- und Landschaftsbau mit sieben Azubi-Stellen pro Ausbildungsstätte etwa doppelt so hoch liegt, wie bei den anderen Sparten. Um Baustellen mit dem Ausbildungsbetrieb eigenständig abwickeln zu können, bietet eine Gruppe mit sechs bis acht Azubis verschiedener Lehrjahre im Landschaftsbau bessere Voraussetzungen. Im Zierpflanzenbau oder der Friedhofsgärtnerei spielt das eine weniger wichtige Rolle.

Natürlich hängt die Zahl der Ausbildungsplätze daneben von der Größe der Stadt beziehungsweise der betreffenden Organisationseinheit und damit dem Aufgabenumfang, Personal- und Maschinenpark ab; Betriebe mit einem Azubi (14 Nennungen) sind ebenso vertreten, wie Betriebe mit deutlich mehr als zehn Azubis (23 Nennungen), darunter auch eine Reihe von Grünflächenämtern, die mehr als 30 Auszubildende gleichzeitig ausbilden. Der Schwerpunkt liegt im Bereich von zwei bis fünf Auszubildenden je Betrieb.

Stadtgrün Ausbildung und Beruf
Ausbildungsplätze nach Sparten (N=881) Abb.: Burkhard Nolte
Stadtgrün Ausbildung und Beruf
Bewerber/innen nach Sparten (N=4408) Abb.: Burkhard Nolte
Stadtgrün Ausbildung und Beruf
Tabelle: Burkhard Nolte

Zahl der Bewerber/innen im Jahr 2010

Bei den befragten Ämtern haben sich im Jahr 2010 insgesamt rund 4400 Männer oder Frauen um einen Ausbildungsplatz beworben. Diese Zahl - die teilweise auf geschätzten Angaben basiert, weil Bewerber/innenzahlen nicht überall dokumentiert werden - zeigt das nach wie vor rege Interesse an der Gärtnerausbildung; Mehrfachbewerbungen sind möglich.

Die weitere Beobachtung der Bewerber/innen-Zahlen durch Wiederholen der Befragung in den nächsten Jahren ist aus Sicht des Arbeitskreises Ausbildungswesen sinnvoll, um die Veränderungen durch demografischen Wandel kontinuierlich zu beobachten. Vor allem aber sollten diese Zahlen in den einzelnen Bundesländern beziehungsweise regional und lokal im Auge behalten werden.

Schätzungen zum Anteil "geeigneter" Bewerber/innen

Im Mittel wird ein knappes Drittel (28 Prozent) der Bewerber/innen um eine Ausbildungsstelle von den Ausbildungsbetrieben für "geeignet" gehalten.

Wenngleich das Kriterium der Eignung im Fragebogen nicht präzise definiert war, vermittelt diese Einschätzung einen bedenklich stimmenden Eindruck.

Ausbildungsbetriebe tun in jedem Fall gut daran, sich auf die demografischen Veränderungen einzustellen und das Berufsbild Gärtner/in etwa in Schulen den potentiellen Auszubildenden näher vorzustellen; oder in Berufsmessen sowie auf ähnlichen Veranstaltungen die Ausbildungsinhalte speziell im kommunalen Bereich für Jugendliche anschaulich zu präsentieren und so aktiv um Berufsnachwuchs zu werben.

Ausbildung überwiegend für den eigenen Bedarf oder darüber hinaus?

Fast 80 Prozent der Ämter geben an, mehr oder weniger regelmäßig über den Bedarf hinaus auszubilden. Obwohl in vielen Ämtern grundsätzlich für den Eigenbedarf ausgebildet wird, können vor allem Einstellungsstopps und Stellenstreichungen dazu führen, dass Absolventen nicht fest eingestellt werden dürfen und daher an den Markt gehen (müssen).

Ausbildung vollständig im eigenen Betrieb oder in Kooperation?

Mit einem Anteil von etwa 70 Prozent bildet der weitaus größte Teil der Kommunen vollständig im eigenen Betrieb aus. 30 Prozent kooperieren mit anderen Betrieben und hier weit überwiegend mit Betrieben der Privatwirtschaft. Mit anderen Kommunen kooperieren nur zwei Städte, eine mit einem Bildungsträger. Bei 44 Kommunen besteht allerdings Interesse an einer Zusammenarbeit mit externen Partnern. Bedarf wird hier also gesehen. Werden keine Kooperationen eingegangen, lässt das darauf schließen, dass das Ausbildungsspektrum und die zu vermittelnden Inhalte im Betrieb vollständig abzudecken sind. In größeren Städten, die zumeist auch mehr Azubis gleichzeitig ausbilden, sind diese Voraussetzungen in aller Regel vorhanden. In kleineren Kommunen finden sich Kooperationen mit der Privatwirtschaft häufiger. Aber auch Ausbildungsbetriebe mit 16 Azubis kooperieren mit privatwirtschaftlichen Betrieben.

Stadtgrün Ausbildung und Beruf
Die Anzahl der Schüler wird voraussichtlich bis 2020 um 20 Prozent sinken. Dies wirft die Frage auf, ob und wie es gelingen kann, den künftigen Bedarf an qualifizierten Fachkräften bei den Gärtnerinnen und Gärtnern der öffentlichen Hand zu decken. Foto: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Stadtgrün Ausbildung und Beruf
Fast 80 Prozent der Ämter geben an, mehr oder weniger regelmäßig über den Bedarf hinaus auszubilden. Foto: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Was für ein kommunales Stärken-/Schwächenprofil lassen die Umfrageergebnisse erkennen?

In rund 450 Stichworten und textlichen Erläuterungen haben die Grünflächenämter sowohl Stärken als auch Schwächen der Ausbildung benannt. Diese Nennungen lassen ein Profil erkennen, das nachfolgend umrissen und kommentiert werden soll.

"Vielfalt der Aufgaben und Tätigkeiten" wird in vielen Grünflächenämtern als besondere Stärke erkannt. Sie ermöglicht Gärtner-Azubis sämtlicher angebotener Sparten Einblick in ein weites Spektrum gärtnerischer Tätigkeiten und das Kennenlernen vieler Pflanzenarten und -sorten.

Bei den zahlenmäßig dominierenden Garten- und Landschaftsbau-Auszubildenden besteht ein ausgeprägter Schwerpunkt in Pflege und Unterhaltung öffentlichen Grüns, der in Betrieben der Privatwirtschaft in dieser Ausprägung meist nicht gegeben ist. Von Baum-, Park-, Landschafts-, Staudenpflege über Sportanlagenunterhaltung, mobiles Grün und Wechselflor bis hin zu den Besonderheiten der Spielplatzunterhaltung bekommen Kommunal-Azubis in diesem breiten Spektrum Fähigkeiten und Kenntnisse vermittelt, die sie für den Einsatz im Stadtgrün brauchen können.

Das ist gut und richtig. Denn unzureichende Vermittlung von Pflegeaspekten im Rahmen der Landschaftsgärtnerausbildung ist von Kommunen in der Vergangenheit regelmäßig moniert worden - bis hin zu der immer wieder aufkeimenden Forderung nach einer 8. gärtnerischen Fachsparte, dem "Pflegegärtner". Eine eigene Fachsparte "Pflegegärtner" ist nach Meinung des Arbeitskreises Ausbildung und vieler Kollegen dennoch nicht zielführend: Denn Wissen und Fertigkeiten über das Anlegen einerseits und das Unterhalten von Grünflächen andererseits gehören untrennbar zusammen. Es sind die zwei Seiten einer Medaille.

Selbst Kommunal-Azubis, die nach bestandener Prüfung in die Privatwirtschaft wechseln, bekommen hier wertvolles Fachwissen für ihr späteres Berufsleben. Da Kommunen Auftraggeber für den privaten Garten- und Landschaftsbau sind, können die Absolventen ihre erworbenen Kenntnisse dort auch sinnvoll anwenden. Und umgekehrt gilt: Wenn Landschaftsgärtner ausschließlich in privaten Betrieben mit deutlichem Schwerpunkt auf Neubaumaßnahmen ausgebildet würden, müssten Kommunen ein weiter verschärftes Qualitäts-Problem in der Pflege befürchten.

Vorrangiges Ziel aller Ausbildungsbetriebe sollte es daher auch künftig sein, Ausbildung im gesamten gärtnerischen Spektrum auf hohem Niveau sicher zu stellen. Fachgerechte Pflege und Unterhaltung setzen Wissen um Neuanlage und Herstellung voraus - etwa von wassergebundenen Wegen, Dachbegrünungen, Sportflächen, Trockenmauern, Baumquartieren, Teichen - und umgekehrt. Ungeachtet dessen wird der Aspekt der Pflege in den Kommunen auch künftig die zentrale Rolle spielen. Auch unter den immer mehr in den Fokus rückenden finanziellen Aspekten. Unterhaltung von Grünanlagen erfordert, wenn man sie über den gesamten Lebenszyklus einer Anlage betrachtet, mehr finanzielle Ressourcen, als deren Bau. Versäumnisse in der Pflege, ob durch fehlende Ressourcen oder mangelnde Fachkenntnis hervorgerufen, verursachen in der Folge irreparable Schäden mit immensen Kosten.

Erkennbare Stärken eignen sich für die gezielte Nachwuchswerbung: Gute Rahmenbedingungen - wie ein breites Tätigkeitsprofil, eine intensive Betreuung durch qualifizierte Meister oder andere Fachkräfte, hohe Gewichtung der Aspekte Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz - eignen sich als Kriterien, die besondere Qualitäten kommunaler Ausbildung belegen. Ein Ausbildungsbetrieb kann solche Qualitätsmerkmale (vgl. Kriterien der "TAG" - Top-Ausbildung-Gartenbau), wenn sie gegeben sind, offensiv herausstellen.

Es ist ein wertvoller Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unseres Stadtgrüns und der dafür zuständigen Grünflächenämter, dass die Betreuung der Azubis trotz stetig wachsendem Kosten- und Konsolidierungsdruck bei vielen kommunalen Ausbildungsstätten hohe Wertschätzung genießt und an der Qualität der Ausbildung keine Abstriche gemacht werden. Wir werden in Zukunft zunehmend darauf angewiesen sein!

Soziale Aspekte werden, so legen es die Aussagen nahe, nach wie vor als Selbstverpflichtung vieler kommunaler Ausbildungsbetriebe gesehen. Doch die Diskussion über soziale Verpflichtung im Bereich beruflicher Bildung wird in den politischen Gremien der Kommunen selten offen geführt: Einerseits werden kommunalen Betrieben, die sich verstärkt um leistungsschwächere oder auf dem freien Markt ansonsten chancenlose Azubis bemühen, ein höherer Betreuungsaufwand und mangelnde Wirtschaftlichkeit angelastet. Andererseits wird erwartet, dass soziale Aufgaben weiterhin in bewährter Form von Kommunen übernommen werden. Es fehlt eine klare Positionierung des Öffentlichen Dienstes in diesem Bereich.

Was die Abwicklung von großen landschaftsgärtnerischen Neubauvorhaben betrifft, werden von den Befragten teilweise fachliche Abstriche an der kommunalen Gärtnerausbildung gesehen. Da größere Neuanlagen in der Kommune meist ausgeschrieben und an Fremdfirmen vergeben werden, stehen teilweise für die Ausbildungsbetriebe wenig Erd-, Stein- und Mauerarbeiten an, um etwa die Abwicklung größerer Baustellen eingehender kennen zu lernen.

Stadtgrün Ausbildung und Beruf
Einerseits werden kommunalen Betrieben, die sich verstärkt um leistungsschwächere oder auf dem freien Markt ansonsten chancenlose Azubis bemühen, ein höherer Betreuungsaufwand und mangelnde Wirtschaftlichkeit angelastet. Foto: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Stadtgrün Ausbildung und Beruf
Andererseits wird erwartet, dass soziale Aufgaben weiterhin in bewährter Form von Kommunen übernommen werden. Es fehlt eine klare Positionierung des öffentlichen Dienstes in diesem Bereich. Foto: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Wie lassen sich die selbstkritisch wahrgenommenen Schwächen beheben?

Neubau- und Sanierungsvorhaben an Grünflächen aller Art dürften in den meisten Städten so zahlreich zu finden sein, dass sich in der Regel größen- und anforderungsmäßig "passende" Projekte oder Teilleistungen für die Ausbildung ausfindig machen lassen. Umgestaltungen von Spielplätzen - um nur ein Beispiel zu nennen - bieten ein breites Spektrum an landschaftsgärtnerischen Neubauleistungen. Sie fallen regelmäßig in unterschiedlichstem Umfang an. Erforderliche, aber nicht vorhandene Maschinen und Geräte, lassen sich gegebenenfalls mieten. Auch Außenanlagen an Schulen und Kindergärten sowie die städtischen Friedhöfe stellen über die Pflege hinaus ein überaus reiches Neubau-Betätigungs- und damit Lernfeld für Azubis dar. Hinzu kommt, dass die erfolgreiche Realisierung solcher Projekte für die Allgemeinheit durch die Ausbildungsbetriebe stets Möglichkeiten für aktive Pressearbeit bietet. Leistung der Ausbildung und das Berufsbild können so der breiten Öffentlichkeit anschaulich vermittelt werden.

Kooperation - etwa von einer kleineren und einer größeren Kommune - im Bereich der Ausbildung kann hilfreich sein. Auch Kooperation mit privatwirtschaftlichen Betrieben kann, je nach örtlichen Gegebenheiten, Chancen bieten. Unbestrittene Stärken kommunaler Ausbildung lassen sich im Idealfall so mit Stärken der Ausbildung in privatwirtschaftlichen Betrieben zu beiderseitigem Nutzen verknüpfen.

Allerdings wird auch künftig in den meisten Kommunen im landschaftsgärtnerischen Bereich die Pflege von Grünanlagen im Mittelpunkt stehen und nicht der Neubau. Qualifizierte Pflege ist fachlich anspruchsvoll und sichert kommunale Vermögenswerte. Wirtschaftlich und organisatorisch ist es gleichermaßen sinnvoll, nicht alle Leistungen am Markt einzukaufen, sondern solche Arbeiten, die wirtschaftlich selbst erbracht werden können, vom eigenen qualifizierten Personal erledigen zu lassen.

Ausbildung, so wird deutlich, erfolgt bei den meisten Kommunen auch für den Markt. Garantie auf Übernahme gibt es weder in der privaten Wirtschaft noch in der Kommune. Häufig wird von den Städten für Absolvent/innen ein "Garantiejahr" nach erfolgreich absolvierter Prüfung angeboten: Es bietet erste Berufserfahrungen als Gehilfe und im Bedarfsfall eine zumindest etwas entspanntere Stellensuche.

Zusammenfassung und Ausblick

  • Gärtnerausbildung in Grünflächenämtern ist ein aktuelles Thema. Das zeigt die hohe Rücklaufquote der Fragebögen von 38 Prozent, das starke Interesse an den Ergebnissen der Umfrage und speziell auch der vielfach geäußerte Wunsch nach vertieftem Austausch über das Thema (53 Prozent).
  • Die 101 Grünflächenämter, die sich an dieser Befragung beteiligt haben, bieten rund 900 Ausbildungsplätze in 145 Ausbildungsstätten an. Dort werden zu rund 60 Prozent Landschaftsgärtner/innen, zu knapp 30 Prozent Blumen- und Zierpflanzengärtner/innen und zu 8 Prozent Friedhofsgärtner/innen ausgebildet. Andere Fachsparten sind eher marginal vertreten.
  • Die Ausbildung wird von 70 Prozent der Ausbildungsstätten im eigenen Betrieb durchgeführt und dient überwiegend der allgemeinen Bedarfsdeckung am Stellenmarkt. Letzteres wohl auch als Folge von Wiederbesetzungssperren. 30 Prozent der Ausbildungsstätten kooperieren mit anderen Betrieben.
  • In 16 Kommunen (14 Prozent) wurden Ausbildungsbetriebe bereits aufgegeben. Häufig genannte Gründe waren Schließung von Anzuchtbetrieb oder Stadtgärtnerei, Personaleinsparung, Kostenreduzierung und Haushaltskonsolidierung, fehlende Ausbildungsvoraussetzungen sowie Privatisierung und Änderung der Betriebsform.
  • Bei fast 70 Prozent der Betriebe ist bereits ein Rückgang der Bewerberzahlen zu verzeichnen. Der geschätzte Anteil an "geeigneten" Bewerber/innen liegt im Durchschnitt bei unter 30 Prozent. Beide Zahlen sollten als deutlicher Appell verstanden werden, die Aktivitäten zur qualitativen und quantitativen Sicherung des gärtnerischen Berufsnachwuchses erheblich zu verstärken.
  • Nach Einschätzung der Kommunen bieten Grünflächenämter gute Rahmenbedingungen für eine fundierte, solide Berufsausbildung zum Gärtner. Ausbildung wird von über 75 Prozent der Ämter als fester Bestandteil ihrer Aufgaben gesehen, denn sie erlaubt bedarfsgerechte, an spezifisch städtischen Tätigkeitsprofilen ausgerichtete Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs, der am Markt anderweitig nicht gedeckt werden kann. Vor dem Hintergrund sinkender Schülerzahlen tun die Städte gut daran, die Gärtnerausbildung zu intensivieren.
  • Ausbildung in Grünflächenämtern bietet Einblick in vielfältige Aufgaben und das breite Tätigkeitsspektrum des gärtnerischen Berufsfeldes. Sie wird meist von erfahrenen, qualifizierten Ausbildern geleistet. Speziell in der Sparte Garten- und Landschaftsbau ist der Bereich der Unterhaltung und Pflege von Grün- und Parkanlagen eine herausragende Stärke der kommunalen Ausbildungsstätten. Hier liegen die besonderen Herausforderungen in der Qualitätssicherung beim Stadtgrün und hier bietet der freie Markt oft zu wenig Qualität. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist der besondere Schwerpunkt der Kommunen im Pflegebereich folgerichtig.
  • Einschlägige Studien des Bundesamtes für Berufliche Bildung (BIBB) belegen nachvollziehbar, dass Berufsausbildung im Beruf Gärtner/in auch - oder gerade - unter Kosten-Nutzen-Aspekten lohnenswert ist! Wer einmal genauer sowohl die von Azubis erbrachten Leis-tungen als auch den verringerten Aufwand für Personalwerbung bei Übernahme fertiger Azubis oder die kürzere Einarbeitung in der finanziellen Gesamtbetrachtung berücksichtigt und nicht einseitig nur die Kostenseite betrachtet, wird erkennen, dass gerade im Ausbildungsberuf Gärtner/in Bruttokosten und Erträge sehr nahe beieinander liegen (Quelle: Pfeifer, Harald, Schönfeld, Gudrun, Wenzelmann, Felix: "Kosten und Nutzen der betrieblichen Ausbildung - Eine Analyse nach Ausbildungsberufen", 2007).
  • Gerade jetzt, wo die Schließung von kommunalen Ausbildungsbetrieben als - vermeintlicher - Beitrag zur Haushaltskonsolidierung wieder verstärkt thematisiert wird, ist deutlich zu sagen: Rückzug aus der kommunalen Gärtnerausbildung hat nachteilige Folgen für den Berufsstand und gefährdet in der Folge die Qualität des Stadtgrüns. Denn eigene Ausbildung dient gleichermaßen der Qualitätssicherung im Stadtgrün und der Zukunftsfähigkeit der Grünflächenämter.
  • Ausbildungsbetriebe in Grünflächenämtern sind mehr denn je zu erhalten und zu entwickeln, wenn der erkennbare Fachkräftemangel, der sich demografisch bedingt in den kommenden Jahren zunehmend verschärfen wird, nicht weiter anwachsen soll. Vor diesem Hintergrund sollten sich gerade auch kleinere Kommunen angesprochen fühlen und prüfen, ob und wie - allein oder in Kooperation - Ausbildungsplätze bereitgestellt werden können.
  • Der Arbeitskreis Ausbildungswesen der GALK bereitet für den Herbst/Winter ein Treffen für Vertreter/innen interessierter kommunaler Ausbildungsbetriebe vor. Netzwerkbildung und Erfahrungsaustausch stehen dabei im Vordergrund. Einzelheiten werden noch abgestimmt.
  • Berufsnachwuchswerbung kann bundesweit verstärkt und gezielt nur gemeinsam mit den grünen Verbänden angegangen werden. Nicht zuletzt sind die Grünflächenämter aufgerufen, die Aktivitäten vor Ort etwa durch Ausbildungspartnerschaften zu intensivieren, um interessierte Bewerber/innen zu erreichen.
  • Gewinnung von qualifiziertem Berufsnachwuchs vor dem Hintergrund demografischen Wandels ist eine herausfordernde Zukunftsaufgabe - wir sollten sie jetzt mit Nachdruck angehen.

Ein herzlicher Dank geht an das Team vom Haupt- und Personalamt der Stadt Esslingen am Neckar, Abt. Organisation, für die professionelle Erfassung und Aufbereitung der Daten aus den Fragebögen.

Autor

Landschaftsarchitekt, Grünflächenamtsleiter der Stadt Esslingen am Neckar

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