Analyse
Licht und Lichtverschmutzung
Künstliches Licht ist eine Selbstverständlichkeit für viele Gesellschaften auf der Welt. Es ist ein Symbol für Urbanität, Modernität und Sicherheit und entkoppelt unseren Aktivitätsrhythmus von den natürlichen Phasen von Tag und Nacht. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Einsatz künstlichen Lichts vor allem eine Frage von Funktionalität und Technik. In jüngster Zeit rückten jedoch sowohl die Potenziale der Gestaltung mit Stadtlicht als auch dessen mögliche negativen Auswirkungen in den Fokus des Interesses.
An dieser Stelle setzt das Buch "Urban Lighting, Light Pollution and Society" an, das von Geistes-, Sozial- und Planungswissenschaftlern vom Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) und der Technischen Universität Berlin herausgegeben wurde. Es bündelt erstmals Debatten und Forschungsergebnisse zu Licht und Lichtverschmutzung aus sozialen, kulturellen, geographischen, politischen und historischen Perspektiven. Das Buch ist am 18. November 2014 bei Routledge erschienen und geht zurück auf eine Konferenz, die im Juni 2013 am IRS im Rahmen des Verbundforschungsprojekts "Verlust der Nacht" stattfand. Beiden liegt der Befund zu Grunde, dass künstliches Licht ein sehr komplexes Phänomen ist und sein Einsatz Implikationen im Bereich von Ökologie, Energie, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft oder Planung hat. "Licht erfüllt - übrigens schon immer - multiple, teilweise sogar widersprüchliche gesellschaftliche Funktionen", sagt Mit-Herausgeberin Katharina Krause vom IRS. "Wir geben mit unserem Buch daher einen sehr breiten Überblick über die geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungen auf diesem Feld und integrieren diese in ein holistisches, mehrdimensionales Verständnis von künstlichem Licht." Dies ist einerseits ein Beitrag zur Defragmentierung der Forschungen in diesem Feld, andererseits soll damit aber auch die Grundlage für fundierten gesellschaftlichen und politischen Umgang mit dem künstlichen Licht geschaffen werden. Jan Zwilling