Auf der Suche nach dem neuen(?) deutschen Exportschlager
New German Style Planting
von: M. Sc. Theresa Hanzen, M. Sc. Nora Johanna HuxmannDer "New German Style", so scheint es, findet als Begriff immer häufiger den Weg in Fachbücher und Vorträge: Wenn Staudenpflanzungen pflegeleicht und trotzdem spannend sein sollen, ist der neue Trend aus Deutschland gefragt. Interessant ist dabei, dass das jeweilige Verständnis, was "New German Style" genau bedeutet, sehr unterschiedlich ist; häufig auch undefiniert bleibt. Pflanzenverwendung nach Lebensbereichen, Prärie- oder Steppenheidepflanzungen aber auch Staudenmischungen, alles wird gerne so be-nannt - ist es doch schließlich pflegeextensiv. Auch was genau "neu" ist an diesem Stil der Pflanzenverwendung bleibt unklar. Als wichtige Vertreter der Bewegung werden sowohl in englischsprachigen als auch in deutschen Veröffentlichungen zumeist Karl Foerster, Richard Hansen, Rosemarie Weisse und Urs Walser genannt.
Was genau ist es also, dass sich hinter dem Schlagwort "New German Style" verbirgt? Einig sind sich die Autoren vor allem über eines: Der "New German Style" wurde von Großbritannien aus entdeckt und hat die deutsche Gartenkultur in England berühmt gemacht, so dass die Gartennation erstmals mit Bewunderung nach Deutschland schaut.
Wie alles begann ...
Als Anfang der 1990er Jahre öffentliche wie private Haushalte in England stark von der Rezession getroffen wurden, entwickelten sich auch die Kosten für aufwendige Grünflächengestaltung und deren Pflege zum Problem. Daher suchte man nach einer neuen, zwar kostengünstigen aber dennoch fortwährend qualitativ hochwertigen, den ästhetischen Ansprüchen genügenden Lösungen für Pflanzungen im öffentlichen wie privaten Grün (vgl. Fischer 2001: 37). Der nostalgische englische Garten mit Kletterrosen und Cottage-Style war reif für neue Impulse, so Christopher Bradley-Hole: "Während andere Länder in ihrer Gartengestaltung voranschritten, klammerte man in England nervös an der ruhmreichen Vergangenheit" (ebd. 2001: 34).
Die Suche nach neuen Gestaltungsansätzen führte die Londoner Landschaftsarchitekten Brita von Schoenaich und Tim Rees sowie den Gartenjournalist Stephen Lacey nach Deutschland.¹) Dort besuchten sie 1993 unter anderem die Pflanzung von Rosemarie Weisse im Westpark München und den zu der Zeit noch von Urs Walser geleiteten Schau- und Sichtungsgarten Weinheim. Unter der Begleitung der jeweiligen Planer erfuhren sie so von der in diesen Pflanzungen angewandten Theorie der Lebensbereiche von Richard Hansen und dessen standortgerechter und dadurch vergleichsweise pflegeextensiver Pflanzenverwendung.²)
SUG-Stellenmarkt
von Schoenaich schrieb als Reaktion auf diesen Besuch den Artikel "The end oft the border?" in der britischen Zeitschrift "Landscape Design"³), in dem sie die gewonnenen Eindrücke der Gartenreise zusammenfasst und gleichzeitig Kritik an der stagnierenden Situation der englischen Gartenkultur übt. Sie würdigt auf diese Weise die jahrelange Sichtungsarbeit, mithilfe derer in Deutschland die neue, von ihr auch als "ökologisch" bezeichnete Staudenverwendung kreiert wurde: "The study of ecology and plant sociology, and years of experience designing planting for garden festivals and maintaining them afterwards, has given German landscape architects the tools to create perennial masterpieces in public parks, private gardens and garden festivals" (1994: 9).4) Im gleichen Jahr organisierte von Schoenaich mit ihrem Kollegen Rees das internationale Symposium "Designing with Perennials. New Trends in Planting Design" in Kew Gardens. Über 250 Teilnehmer besuchten dort Vorträge, bei denen neben Beth Chatto und James Hitchmough wiederum auch Rosemarie Weisse und Urs Walser dem breiten Publikum aus Landschaftsarchitekten, Garden Designern, Staudenzüchtern, Gartenjournalisten, Fotografen und Universitätsdozenten die Geschichte der deutschen Pflanzenverwendung, besonders die Staudenverwendung nach der Theorie der Lebensbereiche, näher brachten. (vgl. Fischer 2001: 37; Billington/Gent 1994)
Aus der Begeisterung für diese Art der Staudenverwendung entwickelte sich das Netzwerk "Perennial Perspectives", das mit internationalen Mitgliedern aus beispielsweise Landschaftsarchitektur, Gartenjournalismus und Staudenzüchtung in den folgenden Jahren mehrere Symposien und Gartenreisen abhielt, um Wissen auszutauschen und neue Ideen umzusetzen. Christopher Bradley-Hole, Mitglied der "Perennial Perspectives" und Teilnehmer beim Symposium 1994, setzte die von Weisse und Walser angeregten Gestaltungsideen 1997 auf der Chelsea Flower Show um und machte damit diese "neue" Art der Pflanzenverwendung in England massentauglich5). Er selbst sieht dennoch vor allem das internationale Netzwerk als Basis für die Verbreitung dieser Gestaltungsweise: "Wir wussten es damals [1994] noch nicht, aber unsere Gruppe war dabei, einen starken Club Gleichgesinnter zu formen und dadurch eine Bewegung in Gang zu setzen" (Bradley-Hole 2001: 34 f.).
In den folgenden Jahren wird in der englischen Gartenliteratur immer öfter auf den Stil aus Deutschland verwiesen. So schreibt etwa Penelope Hobhouse (1999: 148) "Die neue Art der Staudenverwendung entstand in ihrer Idee vermutlich in Deutschland und den Niederlanden [...]" und Heidi Howcraft konstatiert (2007)6): "In England spricht man von einer neuen deutschen Bewegung, die als die neue Art der Pflanzenverwendung gesehen wird." Auch das 1993 übersetzte Buch "Die Stauden" von Hansen & Stahl taucht in den Literaturverzeichnissen englischer Fachliteratur nun häufiger auf, so zum Beispiel in Noël Kingsburys "The New Perennial Garden" (1996). Dort werden auch Urs Walser und Hans Simon erwähnt, die Kingsbury ihre Pflanzungen zeigten (ebd.: 160). Nick Robinsons "Planting Design Handbook" (2004) verweist ebenfalls auf Hansen & Stahl, sieht diese dabei aber vor allem als Vertreter pflegeleichter "ornamental meadows" (ebd.: 149). Im von James Hitchmough und Ken Fieldhouse herausgegebene "Plant User Handbook" (2004) hingegen beschreiben die Autoren Hansen & Stahl als "useful if rather prescriptive", während sie gleichzeitig anerkennen: "This ecological approach to understanding plants is best developed in the garden and landscape literature of Germany" (Hitchmough/Thoday 2004: 5). Der "New German Style" wird in diesem Werk von Hitchmough im Kapitel "Herbaceaous Perennials" explizit erwähnt; aufgeführt unter "Steppe-like planting": "This is often referred to as 'German-style' herbaceous planting, [...]" (ebd.: 333).
Die Bezeichnung "New German Style" stammt vermutlich von Stephen Lacey, der so 2002 seine Eindrücke der oben genannten ersten Gartenreise nach Deutschland in einem Artikel der Zeitschrift "Horticulture" betitelt. Diese wurde dann von Cassian Schmidt zurück nach Deutschland gebracht; so Rehm-Wolters/Zeiler: "Cassian Schmidt trägt mit seinen Planungen dazu bei, dass eine neue, naturalistische, dynamische und auch optisch ansprechende Bepflanzungsart immer populärer wird. Er gilt national wie international als der Experte in Sachen Staudenverwendung, der aktuelle 'Mister New German Style', obwohl er das selber, bescheiden wie er ist, gar nicht gern hört, sondern lieber auf seine Vorbilder Dr. Hans Simon und Prof. Urs Walser verweist" (2011: 123).
Inzwischen ist der "neue" deutsche Planungsstil auch in Deutschland vielen Pflanzenverwendern bekannt. Dabei scheint es jedoch wenig Einigkeit darüber zu geben, was genau der "New German Style" eigentlich ist ...
Interpretationen in Deutschland
Lange Zeit war der Begriff "New German Style" in Deutschland nur in eingeweihten Fachkreisen bekannt - so verwendete Cassian Schmidt ihn zwar in Vorträgen, gedruckt erscheint die englische Begeisterung für die deutsche Staudenverwendung aber (abgesehen von deutschen Übersetzungen der oben genannten englischen Bücher und einzelnen Artikeln) erstmals in Norbert Kühns umfassenden Werk "Neue Staudenverwendung". Auch hierin wird der Titel "New German Style" vermieden, die Anerkennung deutscher Pflanzenverwendung in England jedoch klar rezipiert: "Die Lebensbereiche hatten weitreichende Folgen. Heute orientiert sich die Lehre an den deutschen Hochschulen im Wesentlichen an diesem System. Auch international fanden sie hohe Anerkennung. Das Buch [Die Stauden von Hansen & Stahl] wurde bereits 1993 ins Englische übersetzt und dort auch höchst interessiert aufgenommen" (Kühn 2011: 37). Kühn beruft sich weiterhin auf Christopher Bradley-Hole, der behauptet: "Die deutsche Art der Staudenverwendung hat die Einstellung zur Garten- und Landschaftsgestaltung in England revolutioniert" (Bradley-Hole 2001: 34).
Ein Versuch, die Entwicklung des Begriffes nachzuverfolgen, ist erstmals in Hanzen/ Körner/Huxmann (2011: 32) zu finden: "Die Entstehung eines naturnahen Stils mit dem Ziel der Pflegeextensivität und der Haltbarkeit von Pflanzungen wird [in England] mit den Namen bekannter Staudenverwender verbunden, vor allem mit Piet Oudolf, Henk Gerritsen oder Cassian Schmidt. Diese Tradition geht in Deutschland jedoch weiter zurück und kann bis zur Diskussion über die bodenständige Pflanzenverwendung6) zurückverfolgt werden". Dabei wird auch die Einbindung in eine vor Hansen begründete Tradition naturalistischer Pflanzungen deutlich.7) Gleichzeitig wird auf die in englischen Publikationen im Zusammenhang mit dem "New German Style" oft genannte niederländische Staudenverwendung hingewiesen.
Ganz anders wird dies von Rehm-Wolters und Zeiler gesehen, die behaupten, beide Stilrichtungen hätten sich zeitgleich aber unterschiedlich entwickelt. Der "New German Style", so die Autoren, beruhe auf "wissenschaftlich-akademischen" Grundlagen und habe "einen stärkeren ökologischen Aspekt" als die "Dutch Wave" (vgl. Rehm-Wolters/Zeiler 2011: 131). Der "New German Styles" sei, so die Verlagswerbung für das Buch, "mit neuen Staudenzüchtungen und neu entwickelten Pflanzplänen ein ganzjährig durchblühendes Beet zu kreieren" (Callwey o.D.). Das auffällig beworbene und prächtig bebilderte Buch wird in der Internetbeschreibung weiterhin als erste schriftliche Quelle zum "New German Style" beschrieben: "Dieser sogenannte New German Garden Style wird nun erstmals in dem Buch Stauden im Garten von Zeiler und Bettina Rehm-Wolters vorgestellt (ebd.). "Für jede Gartensituation", so die Werbung, "bietet der Prachtband Pflanzvorschläge, die auf der Insel Mainau geprüft worden sind" (ebd.). Tatsächlich beschäftigt sich der Band jedoch mit verschiedenen Stilen der Staudenverwendung, dabei beispielsweise auch mit den traditionellen Border-Pflanzungen oder Cottage-Gärten. Der "New German Style" wird als "naturalistischer Bepflanzungsstil, der alle Facetten der Staudenschönheit zeigen möchte, vom Austrieb über Blüte bis zum Herbst- und Winterbild" definiert (Rehm-Wolters/Zeiler 2011: 132).
"Die Pflanzungen sollen naturnah wirken", so die Autoren weiter, "inspiriert von natürlichen Pflanzengemeinschaften, wie beispielsweise der nordamerikanischen Prärie. Die Veränderungen im Miteinander der Pflanzen sollen erlebbar werden: [...] Ein New-German-Style-Staudenbeet ist und darf in Bewegung sein, dem Wechsel der Jahreszeiten folgend, aber auch im Lauf seiner gesamten Lebensdauer - Jahr für Jahr." (ebd.). So solle die "innere Dynamik eines Beets" sichtbar gemacht werden (ebd.). Im Gegensatz zur Naturgartenbewegung der 80er Jahre sei die Verwendung "fremdländischer Wildstauden" erlaubt - anstatt nur einheimische Stauden zu benutzen.8) Außerdem werden teilweise "recht gewagte Kombinationen aus hochgezüchteten Blütenstauden und auffälligen Blattstauden" im "legeren Stil" verwendet (vgl. ebd.: 135).
Aber auch bei Rehm-Wolters/Zeiler wird der "New German Style" als "pflegeleicht" kategorisiert (ebd.: 136 f.): Magere Böden, wenig Dünger und kaum Pflege, so stellen es die Autoren dar - trotz der genannten, üppigen Beispielpflanzung auf der Mainau, die mit einem hohen Anteil an Prachtstauden auf nährstoffreichem Substrat und mit intensiver Düngung glänzt und damit differenzierter gepflegt werden muss als andere Pflanzungen, die sich "New German Style" nennen. Die Mainauer Pflanzung wäre diesen Kriterien zufolge nicht dem "New German Style" zuzuordnen, ausgenommen einzelne Randbereiche am oberen Hang. Dies bestätigt auch Prof. Dr. Stefan Körners (Universität Kassel)9) Aussage, die zentralen Pflanzflächen seien dem Lebensbereich "Beet" zugeordnet (Huxmann/Hanzen/Körner 2012: 45).10)
Bei Rehm-Wolters/Zeiler werden separat "spezielle Staudenmischungen für diesen Gestaltungsstil" (2011: 136 f.) angepriesen, jedoch nicht genauer erläutert. Der neue Stil habe, so die Autoren, zuerst im öffentlichen Grün begonnen - wegen der Pflegeextensivität wie auch Langlebigkeit der eingesetzten Stauden (vgl. ebd. 139). Aus praktischen Erwägungen entstanden, ergänzt durch die "Integration üppiger Prachtstauden" (ebd.), wären innerhalb der vergangenen 20 bis 30 Jahre "Vorzeigeprojekte" umgesetzt worden, wie die Pflanzung von Rosemarie Weisse im Münchner Westpark, der Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof (Urs Walser, heute Cassian Schmidt), der Goethestern in Kassel und das neue Staudenbeet auf der Insel Mainau (beide entworfen durch das Fachgebiet von Prof. Dr. Körner an der Universität Kassel).
Besonders die Pflanzung auf der Mainau war auch real zur Anregung für Privatgärtner geplant worden; sie wird in der Folge bei Rehm-Wolters und Zeiler detaillierter vorgestellt (ebd. 139 ff.). Weder Foerster noch Hansen tauchen als "Gründerväter" des Stils bei Rehm-Wolters/Zeiler auf, auch wird die Auswahl der Pflanzungen nicht begründet. Zusammen mit den unterschiedlichen und teils widersprüchlichen Beschreibungen der Stilrichtung (vgl. oben) verbleibt unklar, was die Autoren genau unter "New German Style" verstehen.¹¹) Auch andere Bücher versuchen nun den "New German Style" zu fassen. Ein Jahr später beschreibt die Gartenjournalistin Martha Schacht ihn wie folgt: "Unter dem ,New German Garden Style' wird heute der Ansatz verstanden, auf Stauden basierende Pflanzungen in enger Anlehnung an ihre natürlichen Lebensbereiche zu konzipieren, ihnen jedoch gleichzeitig durch wohlüberlegte Pflanzenwahl und -anordnung eine künstlerische Überhöhung angedeihen zu lassen. Obwohl mit klaren Rahmenbedingungen versehen, die erfreulicherweise nahezu zwangsläufig zu einer deutlichen Verringerung des Pflegeaufwands führen, bleibt auf diese Weise viel Spielraum zur individuellen Interpretation einer Pflanzung" (Schacht 2012: 167). Hier wird besonders deutlich, wie nah das Verständnis des neuen deutschen Gartenstils auch an die ursprüngliche Auffassung der naturnahen Pflanzenverwendung Willy Langes, der über Karl Foerster schließlich auch Richard Hansen prägte, heranreicht. Als Verwender des "New German Style" interviewt Schacht in ihrem Buch "Gartengestaltung mit Stauden" (2012) Cassian Schmidt, der über seine Präriepflanzungen berichtet; Petra Pelz, die Blockpflanzungen ähnlich der amerikanischen Planer Oehme und Van Sweden anlegt¹²) und Stefan Körner, der auf standortgerechte Pflanzungen und ein Zulassen von Dynamik setzt.
Die Auslegung des "New German Styles" lässt also in Fachkreisen durchaus Spiel für Interpretationen. Auch in den populären Medien, also in Laienkreisen, ist der Begriff "New German Style" inzwischen angekommen. Dort herrscht zwar überwiegend Einigkeit darüber, dass er standortgerechte Staudenverwendung umschreibt, doch werden auch hier sehr unterschiedliche Interpretationen verbreitet: Der Gartendesigner Peter Berg verbindet laut ARD-Ratgeber Haus + Garten vom 04.11.2012 den "New German Style" mit einem Zusammenklang von Architektur und Pflanzung: "Der heutige sogenannte 'New German Style' ist für Berg die Kombination der Bauhaus-Architektur mit der Pflanzen- und Standortkenntnis berühmter Gartenpioniere wie etwa Karl Foerster" (Philippen 2012).
Im Kölner Stadtanzeiger wird der "New German Style" generell mit der Pflanzensichtung, besonders des Schau- und Sichtungsgartens Hermannshof, gleichgesetzt: "Die Pflanzungen in Weinheim werden wissenschaftlich begleitet. ,Wir studieren die natürlichen Beziehungen und Konkurrenzverhältnisse der Pflanzen', sagt [Cassian] Schmidt, der im sechsköpfigen Team arbeitet. Über Jahre hinweg wird beobachtet, wie sich eine Gemeinschaft entwickelt, welche Dynamik darin entsteht. So kann der Garten stets ein bisschen anders aussehen. In Fachkreisen ist diese Art des Gärtnerns längst als 'New German Style' bekannt" (Sperl 2002). Auch in der Zeitung "Die Zeit" spricht Gabriella Pape, eine Gartengestalterin, über den "New German Style". In einem mit ihr zu diesem Thema geführten Interview sagt sie: "Neuerdings [...] schauen sogar Engländer, diese Meister der grünen Künste, interessiert hinüber auf das feuchte Land der Teutonen" (Rauterberg 2012: 43). Sie benennt den "New German Style" und beschreibt die "Verwunderung" der Engländer, erklärt aber nicht, was diesen eigentlich ausmacht.
Selbst Staudenmischungen, für eine standardisierte Anwendung und auch für fachfremde Verwender gedacht, werden als "New German Style" vermarktet (vgl. durchgeblüht.de 2012). Ob dies ist, worauf sich die Bewunderung der Briten bezieht, wenn es heißt "In England ist es mittlerweile sehr chic, eine Staudenpflanzung nach deutschem oder holländischen Vorbild anzulegen" (Fischer 2001: 38), bleibt jedoch fraglich ...
German Style Planting?
Die Vielseitigkeit der Begriffsverwendung "New German Style" lässt vermuten, dass in Deutschland mittlerweile eine gewisse "Werbekraft" dieses Slogans angenommen wird. Gerade die Bezeichnung "new" ist aus deutscher Sicht zweifelhaft - standortgerechte, pflegeextensive und ökologisch begründete Staudenverwendung ist hier schon lange nichts Neues mehr. Aus englischer Sicht hingegen beschreibt das "new" den Kontrast zu den bis dahin vorrangig praktizierten "Border-Pflanzungen", der eine zu diesem Zeitpunkt für die Briten neue Art der Staudenverwendung angestoßen hat.
In England wird als "Vater" der Bewegung bei der Mehrzahl der Autoren der Staudenzüchter Karl Foerster genannt (vgl. bspw. Lacey 2002; Billington/Gent 1994: 9; Buxton 2011; Bradley-Hole 2001: 34), der Hansen in seiner Arbeit prägte und als Pionier der Verwendung von Gräsern im Garten erkannt wird: "Karl Foerster (1874-1970) is considered the father of the new German garden style. He pioneered the use of grasses in perennial plantings, as well as the development of improved perennial selections" (Northwest Horticultural Society 2013). Noch weitaus häufiger fällt der Verweis auf Richard Hansen und seine Theorie der Lebensbereiche, was neben der Realisierung in den Pflanzungen von Weisse und Walser auch mit der Veröffentlichung von "Die Stauden" in England zu begründen ist (vgl. auch von Schoenaich 1993/1994). Auch die ältere Naturgartenbewegung, zum Beispiel mit Willy Lange, aber auch William Robinson, findet Erwähnung (Lacey 2002).
Geht man also als Basis des "New German Styles" von den Prinzipien Foersters und Hansens aus, so wird verständlich, warum unter diesem Begriff so weit gefächerte Interpretationen möglich sind. Denn Präriepflanzung wie Staudenmischung werden zumeist standortgerecht und pflegeextensiv angelegt.¹³) Auch Pflanzungen nach dem Vorbild der Steppenheide, viel zitiertes Beispiel für die aktuelle extensive Pflanzenverwendung und Lebensbereich nach Hansen & Stahl, können also dem "New German Style" zugeordnet werden. So gesehen könnte also jede standortgerechte Pflanzung als "New German Style" beschrieben werden.
Dies beantwortet die Frage nach dem eigenen "neuen" Stil in Deutschland: Es ist hinfällig, eine Pflanzung mit dem Schlagwort "New German Style" zu bewerben, wenn man bedenkt, dass diese Art der Staudenverwendung in Deutschland die Grundlage der modernen Pflanzenverwendung beschreibt. Seit mehr als 100 Jahren wird dieser Stil in Deutschland praktiziert; seit Willy Lange erste Versuche naturnahen Gärtnerns im Hausgarten betrieb. Der Reimport des englischen "New German Styles" sorgt in Deutschland also eher für begriffliche Verwirrung als etwas wirklich Neues zu beschreiben. Dennoch bleibt zu vermuten, dass neben einer Werbewirksamkeit auch ein neuer "Trend zur Pflanze" deutsche Planer vom "New German Style" schwärmen lässt. Die Neuentdeckung dieser Pflanzrichtung entlarvt eine Entfremdung der Landschaftsarchitektur von ihrem ureigensten Gegenstand: den Pflanzen. In aktuellen Projekten häufig nur als Dekoration verwendet und nur von wenigen Planern mit Verständnis des reichen deutschen Erbes der Pflanzenverwendung eingesetzt, wird Hansen & Stahl über das britische Verständnis rezipiert als "New German Style" wieder "neu" und beeindruckend. Nur so lässt sich verstehen, dass ein so gängiger und im Grunde allseits bekannter Planungsansatz, die Pflanzung nach Lebensbereichen, unter neuem Namen Furore macht.
Auch in England ist in der Staudenverwendung jedoch die Zeit nicht stehen geblieben, so dass heute vielmehr eine Integration des deutschen Gartenstils mit niederländischen Einflüssen und britischer Umsetzung vereint wird. Der deutsche Stil wird dabei als Ursprung gesehen, als "base" auf der ein Staudengarten "strictly on ecological rather than on aesthetic principles" funktionieren soll: "In other words, try to imitate nature"¹4) (Northwest Horticultural Society 2013). Dies, so erklärt in britischen Veröffentlichungen, wird dann von der "Dutch Wave" weiterentwickelt: "What met us was a more freestyle artistry than in Germany. Gardens were still centred around grasses and the wilder perennials, with much German inspiration, but they were more of a personal evocation of nature than being fuelled by strict ecology" (Lacey: 2010, vgl. auch Buxton 2011). Dahingegen Schacht (2011: 171): "Der 'New German Garden Style' ist somit vor allem Ergebnis und Ausdruck eines internationalen Zeitgeists, der in Deutschland ein öffentliches Forum fand." Dabei bezieht sie sich auf britische Einflüsse (z.B. Chatto) und das niederländische "New Wave Planting" Oudolfs und Co. sowie die deutsche Sichtungsarbeit seit Hansen. All diese Erfahrungen, so behauptet sie, seien in den "New German Style" mit eingeflossen. Dies wiederum erkennt man in Großbritannien nun als den nächsten Trend, der also alle Vorgänger in sich vereint: Der "New European Garden". Ein Symposium dazu im März dieses Jahres behandelt - so der Titel - "Principles and Gardening Practices that make Sense for Everyone's Garden" (vgl. Northwest Horticultural Society 2013). Cassian Schmidt ist als Redner wieder dabei.
Literatur
Anmerkungen
¹) Ob dabei Schönaichs deutsche Herkunft eine Rolle spielte, ist nicht überliefert, ließe sich aber annehmen. Da sie ihr Erststudium in Deutschland absolvierte, könnte das Reiseziel kein zufälliges gewesen sein.
²) "Die Stauden und ihre Lebensbereiche" von Hansen & Stahl erschien im selben Jahr in der englischsprachigen Erstausgabe: "Perennials and Their Garden Habitats".
³) Die Zeitschrift Landscape Design ist das Organ des Landscape Institute, des britischen Äquivalents zum deutschen BDLA.
4) Die Rolle der deutschen Gartenschauen wurde zu diesem Zeitpunkt in England anerkannt als "bringing such schemes into the repertoire of public landscaping" (Billington/Gent 1994: 10). Um dies zu verstehen, muss man bedenken, dass britische Gartenschauen nur aus temporären Themengärten bestehen - da die Gartenschauen jedes Jahr am gleichen Ort stattfinden, wird nach Ablauf der Ausstellungsfrist alles zurückgebaut. Die Strategie deutscher Gartenschauen, verschiedene Orte aufzuwerten und Teile der Gartenschaugestaltung für die spätere Nutzung zu hinterlassen, war zu der Zeit in Großbritannien scheinbar weitgehend unbekannt.
5) Die Chelsea Flower Show ist dabei nicht mit den Gartenschauen in Deutschland zu vergleichen: "Jedes Jahr im Mai öffnet die Show der Royal Horticultural Society fünf Tage lang ihre Pforten. [...] sie [findet] im Herzen Londons an der Themse statt und zieht jährlich 157.000 Besucher an. Die Tickets sind jedes Jahr im Nu ausverkauft, für mehr Besucher ist einfach kein Platz" (Zaschke 2012).
6) vgl. dazu auch Körner 2009.
7) Hier wäre in deutscher Tradition vor allem auch Willy. Lange zu nennen (vgl. Körner 2010:13), der in Deutschland in etwa zeitgleich zum Engländer William Robinson begann über naturnahe Gärten zu schreiben.
8) Dass auch vor den 80er Jahren schon Naturgärten existierten, wird an dieser Stelle von den Autoren galant ignoriert.
9) Prof. Dr. Stefan Körner (Universität Kassel, FG Landschaftsbau, Landschaftsmanagement und Vegetationsentwicklung) hat 2009/2010 den Staudengarten in Kooperation mit der Gesellschaft der Staudenfreunde und der Insel Mainau entworfen und realisiert. Da die Erprobung dieser Pflanzung noch nicht abgeschlossen ist, lassen sich jedoch noch keine Ergebnisse festhalten, die Aussagen über den genauen Pflegeaufwand oder Ähnliches zulassen.
¹0) Der Lebensbereich "Beet" basiert auf keinem konkreten natürlichen Vorbild, beschreibt offene und sonnige Flächen, die sich vom Lebensbereich "Freifläche" lediglich durch einen vermehrten Pflegeaufwand unterscheiden.
¹¹) Dies erscheint nicht nur dem eingeweihten Experten verwunderlich: Eine Internet-Rezension zu diesem Buch auf amazon.de erklärt: ",New German Garden Style'", was immer das sei, die Autoren scheinen auch nicht genau zu wissen was sie damit meinen" (2011). Die Verfasserin dieses Kommentares sieht das Buch weiter als "Eigenwerbung" für die Insel Mainau und merkt an, sie befinde sich offenbar in einem "anderen Marktsegment" (ebd.).
¹²) Petra Pelz gibt dabei im Interview an, ihre Kollegen zu "penibel" zu finden, die sich bei der Pflanzenauswahl zu eng an Hansen halten (vgl. Schacht 2012: 185 f.).
¹³) Zumindest berufen sich beide Konzepte darauf - inwieweit in der Umsetzung tatsächlich darauf geachtet wird, hängt vom jeweiligen Planer und dessen Verständnis der Theorie der Lebensbereiche ab.
14) Dass dies ein Missverständnis der Theorie der Lebensbereich ist, sei hier nur am Rande erwähnt.
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[Zugriff: 22.01.2013].
Die Auslegung des "New German Styles" lässt also in Fachkreisen durchaus Spiel für Interpretationen. Auch in den populären Medien, also in Laienkreisen, ist der Begriff "New German Style" inzwischen angekommen. Dort herrscht zwar überwiegend Einigkeit darüber, dass er standortgerechte Staudenverwendung umschreibt, doch werden auch hier sehr unterschiedliche Interpretationen verbreitet: Der Gartendesigner Peter Berg verbindet laut ARD-Ratgeber Haus + Garten vom 04.11.2012 den "New German Style" mit einem Zusammenklang von Architektur und Pflanzung: "Der heutige sogenannte 'New German Style' ist für Berg die Kombination der Bauhaus-Architektur mit der Pflanzen- und Standortkenntnis berühmter Gartenpioniere wie etwa Karl Foerster" (Philippen 2012). Im Kölner Stadtanzeiger wird der "New German Style" generell mit der Pflanzensichtung, besonders des Schau- und Sichtungsgartens Hermannshof, gleichgesetzt: "Die Pflanzungen in Weinheim werden wissenschaftlich begleitet. ,Wir studieren die natürlichen Beziehungen und Konkurrenzverhältnisse der Pflanzen', sagt [Cassian] Schmidt, der im sechsköpfigen Team arbeitet. Über Jahre hinweg wird beobachtet, wie sich eine Gemeinschaft entwickelt, welche Dynamik darin entsteht. So kann der Garten stets ein bisschen anders aussehen. In Fachkreisen ist diese Art des Gärtnerns längst als 'New German Style' bekannt" (Sperl 2002). Auch in der Zeitung "Die Zeit" spricht Gabriella Pape, eine Gartengestalterin, über den "New German Style". In einem mit ihr zu diesem Thema geführten Interview sagt sie: "Neuerdings [...] schauen sogar Engländer, diese Meister der grünen Künste, interessiert hinüber auf das feuchte Land der Teutonen" (Rauterberg 2012: 43). Sie benennt den "New German Style" und beschreibt die "Verwunderung" der Engländer, erklärt aber nicht, was diesen eigentlich ausmacht.
Selbst Staudenmischungen, für eine standardisierte Anwendung und auch für fachfremde Verwender gedacht, werden als "New German Style" vermarktet (vgl. durchgeblüht.de 2012). Ob dies ist, worauf sich die Bewunderung der Briten bezieht, wenn es heißt "In England ist es mittlerweile sehr chic, eine Staudenpflanzung nach deutschem oder holländischen Vorbild anzulegen" (Fischer 2001: 38), bleibt jedoch fraglich ...
German Style Planting?
Die Vielseitigkeit der Begriffsverwendung "New German Style" lässt vermuten, dass in Deutschland mittlerweile eine gewisse "Werbekraft" dieses Slogans angenommen wird. Gerade die Bezeichnung "new" ist aus deutscher Sicht zweifelhaft - standortgerechte, pflegeextensive und ökologisch begründete Staudenverwendung ist hier schon lange nichts Neues mehr. Aus englischer Sicht hingegen beschreibt das "new" den Kontrast zu den bis dahin vorrangig praktizierten "Border-Pflanzungen", der eine zu diesem Zeitpunkt für die Briten neue Art der Staudenverwendung angestoßen hat.
In England wird als "Vater" der Bewegung bei der Mehrzahl der Autoren der Staudenzüchter Karl Foerster genannt (vgl. bspw. Lacey 2002; Billington/Gent 1994: 9; Buxton 2011; Bradley-Hole 2001: 34), der Hansen in seiner Arbeit prägte und als Pionier der Verwendung von Gräsern im Garten erkannt wird: "Karl Foerster (1874-1970) is considered the father of the new German garden style. He pioneered the use of grasses in perennial plantings, as well as the development of improved perennial selections" (Northwest Horticultural Society 2013). Noch weitaus häufiger fällt der Verweis auf Richard Hansen und seine Theorie der Lebensbereiche, was neben der Realisierung in den Pflanzungen von Weisse und Walser auch mit der Veröffentlichung von "Die Stauden" in England zu begründen ist (vgl. auch von Schoenaich 1993/1994). Auch die ältere Naturgartenbewegung, zum Beispiel mit Willy Lange, aber auch William Robinson, findet Erwähnung (Lacey 2002).
Geht man also als Basis des "New German Styles" von den Prinzipien Foersters und Hansens aus, so wird verständlich, warum unter diesem Begriff so weit gefächerte Interpretationen möglich sind. Denn Präriepflanzung wie Staudenmischung werden zumeist standortgerecht und pflegeextensiv angelegt.¹³) Auch Pflanzungen nach dem Vorbild der Steppenheide, viel zitiertes Beispiel für die aktuelle extensive Pflanzenverwendung und Lebensbereich nach Hansen & Stahl, können also dem "New German Style" zugeordnet werden. So gesehen könnte also jede standortgerechte Pflanzung als "New German Style" beschrieben werden.
Dies beantwortet die Frage nach dem eigenen "neuen" Stil in Deutschland: Es ist hinfällig, eine Pflanzung mit dem Schlagwort "New German Style" zu bewerben, wenn man bedenkt, dass diese Art der Staudenverwendung in Deutschland die Grundlage der modernen Pflanzenverwendung beschreibt. Seit mehr als 100 Jahren wird dieser Stil in Deutschland praktiziert; seit Willy Lange erste Versuche naturnahen Gärtnerns im Hausgarten betrieb. Der Reimport des englischen "New German Styles" sorgt in Deutschland also eher für begriffliche Verwirrung als etwas wirklich Neues zu beschreiben. Dennoch bleibt zu vermuten, dass neben einer Werbewirksamkeit auch ein neuer "Trend zur Pflanze" deutsche Planer vom "New German Style" schwärmen lässt. Die Neuentdeckung dieser Pflanzrichtung entlarvt eine Entfremdung der Landschaftsarchitektur von ihrem ureigensten Gegenstand: den Pflanzen. In aktuellen Projekten häufig nur als Dekoration verwendet und nur von wenigen Planern mit Verständnis des reichen deutschen Erbes der Pflanzenverwendung eingesetzt, wird Hansen & Stahl über das britische Verständnis rezipiert als "New German Style" wieder "neu" und beeindruckend. Nur so lässt sich verstehen, dass ein so gängiger und im Grunde allseits bekannter Planungsansatz, die Pflanzung nach Lebensbereichen, unter neuem Namen Furore macht.
Auch in England ist in der Staudenverwendung jedoch die Zeit nicht stehen geblieben, so dass heute vielmehr eine Integration des deutschen Gartenstils mit niederländischen Einflüssen und britischer Umsetzung vereint wird. Der deutsche Stil wird dabei als Ursprung gesehen, als "base" auf der ein Staudengarten "strictly on ecological rather than on aesthetic principles" funktionieren soll: "In other words, try to imitate nature"14) (Northwest Horticultural Society 2013). Dies, so erklärt in britischen Veröffentlichungen, wird dann von der "Dutch Wave" weiterentwickelt: "What met us was a more freestyle artistry than in Germany. Gardens were still centred around grasses and the wilder perennials, with much German inspiration, but they were more of a personal evocation of nature than being fuelled by strict ecology" (Lacey: 2010, vgl. auch Buxton 2011). Dahingegen Schacht (2011: 171): "Der 'New German Garden Style' ist somit vor allem Ergebnis und Ausdruck eines internationalen Zeitgeists, der in Deutschland ein öffentliches Forum fand." Dabei bezieht sie sich auf britische Einflüsse (z.B. Chatto) und das niederländische "New Wave Planting" Oudolfs und Co. sowie die deutsche Sichtungsarbeit seit Hansen. All diese Erfahrungen, so behauptet sie, seien in den "New German Style" mit eingeflossen. Dies wiederum erkennt man in Großbritannien nun als den nächsten Trend, der also alle Vorgänger in sich vereint: Der "New European Garden". Ein Symposium dazu im März dieses Jahres behandelt - so der Titel - "Principles and Gardening Practices that make Sense for Everyone's Garden" (vgl. Northwest Horticultural Society 2013). Cassian Schmidt ist als Redner wieder dabei.
Anmerkungen
¹) Ob dabei Schönaichs deutsche Herkunft eine Rolle spielte, ist nicht überliefert, ließe sich aber annehmen. Da sie ihr Erststudium in Deutschland absolvierte, könnte das Reiseziel kein zufälliges gewesen sein.
²) "Die Stauden und ihre Lebensbereiche" von Hansen & Stahl erschien im selben Jahr in der englischsprachigen Erstausgabe: "Perennials and Their Garden Habitats".
³) Die Zeitschrift Landscape Design ist das Organ des Landscape Institute, des britischen Äquivalents zum deutschen BDLA.
4) Die Rolle der deutschen Gartenschauen wurde zu diesem Zeitpunkt in England anerkannt als "bringing such schemes into the repertoire of public landscaping" (Billington/Gent 1994: 10). Um dies zu verstehen, muss man bedenken, dass britische Gartenschauen nur aus temporären Themengärten bestehen - da die Gartenschauen jedes Jahr am gleichen Ort stattfinden, wird nach Ablauf der Ausstellungsfrist alles zurückgebaut. Die Strategie deutscher Gartenschauen, verschiedene Orte aufzuwerten und Teile der Gartenschaugestaltung für die spätere Nutzung zu hinterlassen, war zu der Zeit in Großbritannien scheinbar weitgehend unbekannt.
5) Die Chelsea Flower Show ist dabei nicht mit den Gartenschauen in Deutschland zu vergleichen: "Jedes Jahr im Mai öffnet die Show der Royal Horticultural Society fünf Tage lang ihre Pforten. [...] sie [findet] im Herzen Londons an der Themse statt und zieht jährlich 157.000 Besucher an. Die Tickets sind jedes Jahr im Nu ausverkauft, für mehr Besucher ist einfach kein Platz" (Zaschke 2012).
6) vgl. dazu auch Körner 2009.
7) Hier wäre in deutscher Tradition vor allem auch Willy. Lange zu nennen (vgl. Körner 2010:13), der in Deutschland in etwa zeitgleich zum Engländer William Robinson begann über naturnahe Gärten zu schreiben.
8) Dass auch vor den 80er Jahren schon Naturgärten existierten, wird an dieser Stelle von den Autoren galant ignoriert.
9) Prof. Dr. Stefan Körner (Universität Kassel, FG Landschaftsbau, Landschaftsmanagement und Vegetationsentwicklung) hat 2009/2010 den Staudengarten in Kooperation mit der Gesellschaft der Staudenfreunde und der Insel Mainau entworfen und realisiert. Da die Erprobung dieser Pflanzung noch nicht abgeschlossen ist, lassen sich jedoch noch keine Ergebnisse festhalten, die Aussagen über den genauen Pflegeaufwand oder Ähnliches zulassen.
10) Der Lebensbereich "Beet" basiert auf keinem konkreten natürlichen Vorbild, beschreibt offene und sonnige Flächen, die sich vom Lebensbereich "Freifläche" lediglich durch einen vermehrten Pflegeaufwand unterscheiden.
11) Dies erscheint nicht nur dem eingeweihten Experten verwunderlich: Eine Internet-Rezension zu diesem Buch auf amazon.de erklärt: ",New German Garden Style'", was immer das sei, die Autoren scheinen auch nicht genau zu wissen was sie damit meinen" (2011). Die Verfasserin dieses Kommentares sieht das Buch weiter als "Eigenwerbung" für die Insel Mainau und merkt an, sie befinde sich offenbar in einem "anderen Marktsegment" (ebd.).
12) Petra Pelz gibt dabei im Interview an, ihre Kollegen zu "penibel" zu finden, die sich bei der Pflanzenauswahl zu eng an Hansen halten (vgl. Schacht 2012: 185 f.).
13) Zumindest berufen sich beide Konzepte darauf - inwieweit in der Umsetzung tatsächlich darauf geachtet wird, hängt vom jeweiligen Planer und dessen Verständnis der Theorie der Lebensbereiche ab.
14) Dass dies ein Missverständnis der Theorie der Lebensbereich ist, sei hier nur am Rande erwähnt.
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