Im Jahr 1995 gewann er den Deutschen Landschaftsarchitekturpreis
Der Heilbronner Ziegeleipark
von: Dipl.-Ing. Hans-Peter BarzDer Park entstand in den Jahren 1992-1995 auf dem Gelände einer Ziegelei. Durch den Abbau von Lößlehm ist hier ein künstlicher Landschaftsraum entstanden, der nach dem Konkurs der Ziegelei die einmalige Chance bot aus einem ehemaligen Industriebetrieb einen Bürgerpark zu machen. Ein bundesweit richtungsweisendes Projekt, welches im Jahr 1995 durch die Verleihung des Deutschen Landschaftsarchitekturpreises gewürdigt wurde. Der knapp 15 Hektar große Park ist wichtiger Bestandteil des Heilbronner Grüngürtels.
Ein Spaziergang durch den Park
Wer heute durch den Ziegeleipark bummelt, wird sich kaum noch an die Bauschuttdeponie und die leeren Produktionsgebäude erinnern, welche einst das Bild prägten. Und doch befinden sich all die Gebäudereste und Abbruchmaterialien noch vor Ort - als Recyclingschotter auf den Wegen oder eingebaut in die Parklandschaft.
SUG-Stellenmarkt
Erholung rund um den See
Im östlichen Teilbereich des Geländes wurden in besonderem Maße bürgernahe Freizeiteinrichtungen geschaffen. Allerdings war es nie das Ziel, Besucher aus dem Umland anzulocken. Der Park ist in erster Linie für das Erholungsbedürfnis der Böckinger Bevölkerung selbst gedacht. Das Zentrum der publikumsintensiven Bereiche bildet ein rund 1,2 Hektar großer See mit seiner abwechslungsreichen Ufergestaltung: grasbewachsene Ufer an der Spielwiese, Kies und Sandstrand am Wasserspielplatz, stark bewachsene Ufer mit Sumpf- und Wasserpflanzen auf der kleinen Halbinsel und im Übergang zum Feuchtbereich. Der See wird über ein Quellbecken gespeist, welches sich oberhalb des Wasserspielplatzes auf einem kleinen Hügel befindet. Von dort aus fließt Wasser in vielen Windungen durch den Wasserspielplatz in den See.
Kreative Spielbereiche
Die Spielbereiche bieten den Kindern keine fertige abgeschlossene Welt, sondern sie regen durch die unfertige Gestaltung an, hier selbst kreativ tätig zu werden. Rundhölzer sowie Mauern aus Ziegelresten laden zum Klettern ein. Durch Spiralen und Wasserräder kann der Wasserfluss durch eigene Kraft verändert werden.
Ein bestehender Hügel am See ist genutzt worden, um auf ihm eine schiffsburgähnliche Aussichtsplattform anzulegen. Von hier aus hat der Besucher einen sehr guten Einblick in die verschiedenen Bereiche des Parks.
Schutzzonen für Tiere und Pflanzen
Besonders markante Blickpunkte stellen die bis zu 15 Meter hohen Steilwände aus Lößlehm dar, die den östlichen Abschluss des Parks bilden. Sie wurden in vollem Umfang erhalten und vom Publikumsverkehr freigehalten, weil sie ein besonders wertvoller Lebensraum sind für eine Vielzahl von Insektenarten. Eine unmittelbar davor angelegte, circa 250 Meter lange und bis zu 50 Meter breite Schutzzone mit entsprechend natürlicher und ursprünglicher Vegetation soll die vorhandene Artenvielfalt auch auf Dauer sicherstellen. Durch eine unterschiedlich hohe Trockenmauer aus Schutt und Gebäuderesten wurde dieses Schutzgebiet deutlich vom übrigen Park abgegrenzt.
Am nordöstlichen Seeufer gibt es ein Café mit Biergarten direkt am Wasser.
Expeditionen durch unberührte Natur
Die Gestaltung des gesamten westlichen Bereiches erhält die ursprüngliche vegetations- und Geländestruktur weitgehend. Die Wege orientieren sich danach und erschließen so ohne große Eingriffe wichtige "Beobachtungspunkte" und "Sichtachsen".
Damit hebt sich das Wegesystem deutlich von dem des östlichen Parks ab: Während sich dessen Gestaltung dort aus der notwendigen Führung zu den Freizeiteinrichtungen ableitet, hat hier der Schutz der Natur Priorität. Von einigen punktuellen Nutzungsangeboten abgesehen, sollen Naturbetrachtung und Naturerlebnis im Vordergrund stehen. Hier sind wahre Expeditionen durch die heimische Stauden-, Kraut- und Strauchvegetation möglich. Und wer sich die Zeit und Ruhe gönnt, wird in der Stadt selten gewordenen Vögeln, Insekten, Schmetterlingen und mit etwas Glück sogar Fuchs, Hase oder gar dem Eisvogel begegnen.
Aufmerksame Beobachter werden an einigen Stellen Überbleibsel und Anspielungen auf die ehemalige Nutzung des Geländes finden. Eine Pappelrotunde auf dem südlichen Plateau symbolisiert einen Abraumhügel, der erschlossen wird von einem Schienenband, auf dem einst Loren den Abraum transportierten. Ein Aussichtsplateau am westlichen Rand des Parks ermöglicht den Blick in die angrenzende Ackerlandschaft bis zur markanten Heuchelberger Warte.
In einer Blickachse zum Wasserturm liegen zum Teil eingesunkene Ziegelquader, die den Bezug zur Alten Ziegelei herstellen. Gerade durch diese "Merkzeichen" ist der Eingriff des Menschen in die einstige Naturlandschaft fühl- und erlebbar gemacht worden.