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Grüne Messen - Vergnügen oder Fortbildung?

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Mit der Vorlage des Weißbuches "Grün in der Stadt - für eine lebenswerte Zukunft" sieht der Bund auch großen Fortbildungsbedarf in der Verwendung von und im Umgang mit der Pflanze im urbanen Umfeld. Dies ist vorrangig der Erkenntnis geschuldet, dass die grünen Gewerke immer komplexer werden, sektorales Denken schmalspuriges Handeln verstärkt und in der Ausbildung immer weniger Zeit für die Wissensvermittlung verbleibt. Wie also heute "grünes Wissen" attraktiv vermitteln?

Zu Saisonbeginn bieten Messen wie die IPM Essen, die GrünBau Berlin oder später die GaLaBau Nürnberg alljährlich das Neuste unter anderem zu Pflanzensortimenten, Maschinen und Geräte zur Grünflächenpflege, Software zur Datenverwaltung, Produkte zur Bodenverbesserung oder Materialien zur Gestaltung urbaner Räume an. Verstanden als Branchentreff will kein Aussteller den Termin verpassen, investiert erhebliche Finanzsummen in den Messeauftritt und preist nach neuestem Design seine Produkte an. Der Erfolg wird dabei an den Besucherzahlen gemessen, die ökonomischen Vorteile im Sinne von Umsatz sind nur schwer zu erfassen.

Und der Besucher? Auch der möchte ja nichts verpassen und wandelt meist unvorbereitet durch die Ausstellungen. Man will ja nicht fehlen und findet sich gern als Geschäftspartner von Messeausstellern zum Bier ein. Durch optische Werbung geleitet informiert er sich zu Produkten, meist ohne den Mehrwert für seine Tätigkeiten zu hinterfragen oder nach durch neutrale Institutionen bestätigte Produktwirkungen zu fragen. Wie leichtgläubig ist doch der Markt geworden, wie leichtsinnig verlassen sich Akteure auf blendende Werbeaussagen und geben dabei selbst ihrem Kunden die vom Markt geforderten Garantien. Wo ist das Ertragsdenken in der Pflanzenverwendung geblieben? Da ist es schon gewinnbringend, dass gezielt für Wenige zugängig Workshops oder Seminare zu speziellen Themen auf Messen angeboten werden. Dem neutralen Betrachter bleibt nicht verborgen, dass dies meist der Produktwerbung dient und attraktiv angekündigte Themen zu häufig an Tiefe vermissen lassen. Dennoch beleben diese Veranstaltungen die Szene und wecken zumindest das Interesse an tiefergehenden Informationen.

Was ist also zu tun? Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass fachkompetente Behörden diese Disziplinen nur wenig fachlich begleiten. Während Landwirtschaft, Produktionsgartenbau und Forstwirtschaft auf Ertrag getrimmt sind und sich auch in der Öffentlichkeit hinterfragen lassen müssen, lebt der GaLaBau in einer rel. Komfortzone. Die Pflanze "Nice to have" ist aber zu wenig, um auf Dauer am Markt zu überleben und den Zukunftsproblemen gewachsen zu sein. Ein Paradigmenwechsel ist mehr als nötig. Fangen wir doch bei den Messen an. Ihr Prof. Dr. Hartmut Balder

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Prof. Dr. habil. Hartmut Balder
Autor

Leiter Institut für Stadtgrün, Falkensee

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